Hallo an alle!
Natürlich, ich sage jetzt etwas, das schon soooo oft gesagt wurde, aber es tut wirklich unglaublich gut, all eure Beiträge hier zu lesen- warum auch immer man oft meint, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der solch einen Schmerz verspürt...
Ein mal kurz zu meiner Situation: Ich bin in dem Sinne neu hier, da dies mein erster Kommentar ist. Vorher habe ich mir dieses Forum schon länger immer mal wieder durchgelesen.
Mein Freund hat sich vor etwas mehr als drei Wochen von mir getrennt, wir waren knapp ein Jahr zusammen. Wenn man das so schreibt und mit anderen Situationen hier vergleicht, kommt man sich da leicht blöd vor, unter dem Motto was stellst du dich so an, schließlich wart ihr keine Ewigkeit zusammen und die Trennung ist noch total frisch, aber Gefühle kann man ja nun mal nicht ändern.
Es kriselte schon länger, zwei Wochen vor unserer Trennung meinte er schon ich weiß nicht, vielleicht ist eine Trennung besser, nachher ändert sich doch nichts an unserem Verhalten und wir müssen erkennen, dass wir das Unvermeidliche nur zeitlich hinausgezögert haben.... Da meinte ich noch, dass ich nicht das Gefühl gehabt hätte, alles versuht zu haben, uns zu retten. Und davon hat er sich dann überzeugen lassen- was ja, wie man nun sieht, nicht sehr lange anhielt.
Wir hatten verschiedene Probleme, ich kann es natürlich nur aus meiner Sichtweise darstellen. Zum einen ist er (23) ein ziemliches Muttersöhnchen, um es kurz zu fassen. Wir studieren beide, haben uns an der Uni kennengelernt. Unsere Wohnorte liegen ca. eine Stunde voneinander entfernt. Für ihn stand schon immer fest, dass er auf jeden Fall in seiner Heimat bleiben möchte, bei seiner Familie. Seine Mutter und die beiden Schwestern haben mich anfangs sehr lieb und nett und offen aufgenommen, aber ich merkte schnell, welch dominante Rolle der Mutter zukam. Alles, was die Familie sagte, tat oder bleiben lies fand er einfach aus Prinzip toll, äußerte niemals auch nur einen Hauch an Kritik. Er gab sehr viel auf die Meinung seiner Mutter, hörte eigentlich immer auf sie.
Na ja, wir haben uns dann immer häufiger gestritten, was natürlich auch seine Familie mitbekam, wenn ich dort war. Anfangs konnte ich mich noch an die Mutter wenden, natürlich habe ich nie auf meinem Ex herumgehackt, schließlich wollte ich eine konstruktive Lösung für unsere Probleme und Differenzen. Nur irgendwann, wie aus dem Nichts für mich, fing die Familie an, richtig auf mir herumzuhacken. Ich sage immer, wenn man Kritik an mir äußern möchte, dann bitte in einem vernünftigen Ton und persönlich. Ich habe das nur mitbekommen, als mein Ex mit seiner Mutter telefonierte und diese dann gegen mich wetterte. Ich konnte das mithören, weil er das Handy wohl relativ laut eingestellt hatte. Demnach bezeichnete sie mich als asozial, und meinte, dass der von ihr getrennt lebende Vater kommentiert hätte, man müsse meinem Ex den Kontakt zu mir verbieten... Ihr glaubt nicht, wie sehr das geschmerzt hat. Ich bin kein Engel und habe meine Ecken und Kanten, aber sowas hätten sich meine Eltern meinen Freund betreffend niemals herausgenommen.
Ich hatte das Gefühl, dass er mich überhaupt nicht, oder wenn nur sehr schwach, in Schutz genommen hat, eben weil er gegenüber seiner Familie nichts zu melden hat. Diese fehlende Loyalität schmerzte wirklich sehr.
Mir wurde vorgeworfen, dass ich ihn nicht akzeptieren würde, wie er sei, dass ich ständig etwas an ihm auszusetzen gehabt hätte, ihm nichts gönne etc.
Dabei finde ich natürlich, dass ich wirklich sehr zu ihm gehalten und ihm gezeigt habe, wie wichtig er mir ist und dass ich an seiner Seite stehe und bleibe.
Ich war seine erste Freundin, er hatte somit noch wenig Erfahrung in jeglicher Hinsicht.
Das drücke sich natürlich vor allem auch in unserem Liebesleben aus. Schnell bemerkte ich, dass etwas bei ihm nicht stimmt, er hatte eine Vorhautverengung. Ich habe ihm natürlich all meine Unterstützung bei der Bewältigung dieses Problems ausgesprochen, aber trotzdem hat er es über Monate nicht geschafft, einen Termin beim Urologen zu vereinbaren. Als er dann doch mal hin und wieder hinging (sehr auf mein Drängen), wurde irgendwann klar, dass eine OP unvermeidlich sei. Ich habe versucht, ihm Mut zu machen, habe gesagt, dass es auch unabhängig von S. mit mir das Beste für ihn sei, da er eben vorher mit ständigen Schmerzen leben musste und und und.
Schließlich hat er sich im Juli operieren lassen, alles ist gut verlaufen und irgendwann problemlos verheilt. Tja, und auch danach klappte es nicht, ihr versteht... Vorher hatten wir natürlich andere Wege gefunden, uns intime Momente zu bescheren, aber auch da war er recht untypisch für einen Mann, wenn ich das so sagen darf. Er hatte äußerst wenig Lust und allgemeines Interesse daran. Wenn ich in Unterwäsche da lag, konnte er gut und gerne auch weiterhin Fernsehen gucken, meist zumindest. Er meinte irgendwann tja, ich bin da wohl nicht so aktiv. Ein mal ist er sogar dabei eingeschlafen... Hatte vorher schon bemerkt, dass er nicht ganz bei der Sache war und gefragt, ob etwas nicht stimmt, was er aber verneinte. Ich meinte extra noch, dass es wirklich nicht schlimm sei, wenn er zu müde wäre oder so, aber er beharrte darauf, dass alles gut sei. Tja, und ein paar Minuten später war er eingeschlafen.
Es ist rückblickend so unglaublich verletzend für mich gewesen, mich das ganze Jahr über hinhalten zu können. Natürlich habe ich ihn geliebt (ich liebe ihn schließlich noch immer) und mir ging es bei weitem nicht nur um das Eine -sonst hätte ich auch schließlich nach zwei Monaten wieder Schluss machen können-, nur habe ich mich an seiner Seite eher wenig als Frau gefühlt. Ich fing irrationalerweise an, das Ganze auf mich zu beziehen, mein Selbstwertgefühl ist ihm Keller. Und auch in diese sehr private Angelegenheit mischte sich seine Mutter ein. Sie meinte am Ende mal sowas wie ist ja kein Wunder, dass er keine Lust hat, wenn nur Stress ist!.
Eine weitere größere Sache war die Geschichte mit seinem besten Freund. Ich kannte den lange nicht und ihm war es sehr wichtig, dass ich ihn kennenlerne und mich gut mit ihm verstehe. Also habe ich ihm den Gefallen getan und mal mit ihm geredet, mit dem Ergebnis, dass wir an die drei Stunden telefoniert hatten und uns super verstanden. Das passte meinem Ex dann doch wieder nicht und es gab Stress.
Sein bester Freund und ich, wir wollten uns mal persönlich treffen. So fragte ich dann meinen Ex, ob er ein Problem damit habe, ob er lieber dabei sein möchte, was er aber verneinte mit dem Zusatz, dass er uns voll und ganz vertraue. Tja, schließlich stellte sich heraus, dass das doch nicht so ganz der Fall war, und seine Familie hackte wieder auf mir und den Freund rum, wie wir sowas denn nur tun konnten.
Letztendlich hatte mich mein Ex an einem Samstag versetzt, er wollte lieber den Abend mit der Familie verbringen. Als ich dann vorschlug, ich könne doch zu ihm kommen als Kompromiss, wies er mich nur darauf hin, dass seine Mutter mich momentan nicht im Haus haben wolle und ich das doch bitte akzeptieren soll.
Habe dann den Abend nicht alleine rumsitzen wollen und somit seinen besten Freund gefragt, der wohl Zeit hatte. Hab denn wieder meinen Ex gefragt, ob das okay sei, und wieder meinte er ja, nur mache ich mir Sorgen, dass du so spät noch weit mit dem Auto fährst. Melde dich bitte kurz per sms, wenn du losfährst. Als ich das dann eine halbe Stunde später tat, kam nur ein das war ziemlich dumm von dir. Verarsche in Zukunft jemand anderes. Ich habe keine Lust mehr zurück. Habe ihn daraufhin angerufen, und er schrie nur rum und meinte dann, dass es vorbei sei.
Wie dem auch sei, ich mache mir noch immer große Vorwürfe, ob ich nicht hier oder da noch verständnisvoller hätte reagieren müssen usw.
1-2 Tage nach der Trennung habe ich noch den Kontakt zu ihm gesucht, aber er meinte, er wolle mich jetzt erstmal nicht sehen. Bislang kam nichts von ihm, mittlerweile zweifle ich schon sehr daran, dass er sich noch mal melden wird. Meine Freunde vermuten, dass die Familie ihm da sehr reingeredet hat, aer ich bin wie gesagt nur noch unsicher. Und dann muss man sich auch noch ständig in den Vorlesungen sehen...
Ist nun doch sehr sehr lange geworden, entschuldigt bitte. Aber es tat gut, sich noch mal alles von der Seele schreiben zu können. Vielleicht findet der ein oder andere ja die Motivation, das zu lesen
Liebe Grüße
Keks
19.11.2014 11:02 •
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