@Survivor_
Diese Frage, ob man zu schnell pathologisiert habe ich mir auch schon oft gestellt. Schnell fällt mal der Begriff Narzisst oder Borderline, dabei umfasst das in dem Moment mehr Verhaltenstendenzen, die mich als Gegenüber auch erst betreffen. Trotzdem denke ich (für mich), dass es bei potenz. Partnern sehr wichtig ist genau hinzuschauen und da helfen auch Tendenzen zu erkennen. Ich meine narzisstisch geprägte Verhaltensweisen, die übrigens jeder mal an den Tag legen kann, wenn ich von narzisstisch spreche. Das ist vielleicht etwas, wo ich zukünftig genauer formulieren darf.
Warum sind mir solche Begriffe wichtig?
Da muss ich ein bisschen ausholen. Für all die keine Lust auf viel lesen haben:
Zusammenfassung: Der Begriff hilft mir auf meinem Standpunkt zu beharren und dabei bei mir zu bleiben ohne mich ausführlich rechtfertigen/erklären zu müssen. ich bin noch nicht soweit, dass ich ihn nicht mehr bräuchte, denn leider scheinen Partner mit narzisstisch geprägten Verhaltenstendenzen mich noch mehr zu interessieren als andere.
Statement zu Corona und Kindern mit narzisstisch-geprägten Verhaltenstendenzen ganz unten. Jemand mit einem diagnostizierten Narzissmus würde ich nicht daten - ich glaube, die gibt es auch nur sehr selten.
Langform:
Ich komme aus einer Familie, die Leistung über alles stellt und viele narzisstische Verhaltenstendenzen aufweist. Ich bin da mit 19 Jahren weggezogen und ich möchte eher sterben als dahin zurück zu kehren. Ich habe nach Therapien Ende der 20er über 4 Jahre System. Aufstellungen alle 2 Wochen gemacht, damit ich ins Fühlen komme und dem was ich fühle auch traue. Sobald ich was fühlte, rannten nämlich die Gedanken los.....wenn dann noch ein Partner mir was sagt, war ich noch verwirrter. Mir wurde in meiner Kindheit meine Gefühle abgesprochen und auch gesagt ich sei ein Mimöschen, Sensibelchen - ich erfuhr von Kindesbeinen psychische Gewalt von beiden Elternteilen, die im Krieg miteinander waren, sich aber nicht trennen wollten/konnten und mich als Waffe gegeneinander benutzten. (Das ist, wo ich herkomme.) Ich hatte dann mehrere und dann einen Partner, der hat sich krass narzisstisch verhalten (habe ich aber nicht kapiert). Und jetzt kommt der Aha-Moment für mich:
In einer dieser Aufstellung standen auf einmal meine Mutter und mein derzeitiger Freund (tlw. verdeckt aufgestellte Menschen als Stellvertreter, die dann Dinge von sich geben (die sie nicht wissen können) und Nähe zu anderen Stellvertretern fühlen, aus denen dann klar wird um wen es sich handelt oder wo nur die Aufstellungsleiterin weiß wer es ist. War für mich manchmal richtig spooky) und das Ergebnis war, ich reproduziere meine Kindheit in meiner Beziehung. Eine Stellvertreterin empfahl mir danach eine Website, in der es um Töchter narzisstischer Mütter geht. Der Begriff Narzissmus fiel da von anderen, nicht von mir. Vermutet hatte ich es, mir aber selbst nicht geglaubt. Auf der Website wurden 25 Eigenschaften aufgeführt inkl. Beispielen. Ich erkannte meine Kindheit in knapp 20 Eigenschaften tlw. mit exakt den gleichen Beispielen. Da habe ich das erste Mal verstanden, dass mein Problem wirklich groß IST und ich mich nicht nur so anstelle. Ihr seht schon, mein Selbstvertrauen/-wertgefühl war eher mäßig. Ich stellte fest, dass auch mein Ex sich in vielen Punkten so verhielt wie meine Mutter. ICH mich aber im Umgang mit beiden auch - Ohnmachtsgefühl, Trauer, Wut, Angst, Still sein, klein machen, seinen Gefühlen nicht trauen, Empathie geben und dabei eigene Grenzen übertreten etc.
Und ja, mir hat der Begriff narzisstisch sehr geholfen - und auch, dass ich ihn von anderen gehört habe. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich nicht getraut diesen Begriff zu verwenden, weil er jmd. in ein schlechtes Licht rückt und stigmatisiert. Aber mir hat er geholfen, denn..
...ich konnte mich im Internet darüber schlau machen
...mit meinen Gefühlen und Gedanken besser klar kommen
...mit anderen darüber reden, ohne mich groß erklären zu müssen (weil sie ähnliches erlebt haben)
...er gibt mir das Recht mein Normalmaß an Selbstschutz zu entwickeln, denn mir wurde Zeit meines Lebens meine Gefühle und Gedanken, Werte von Kindesbeinen an abgesprochen, so dass es mir schwer fällt da für mich einzustehen. Dem Narzisst ist es ja egal, ob ich ihn so bezeichne, aber mir hilft es, hier ihm ggü. standhaft zu bleiben und mir zu sagen Ja, deine Mutter hat hier xyz Verhaltensweisen, die dir nicht gut tun und du darfst den Kontakt ohne Scham/Schuldgefühle abbrechen und musst dich dafür nicht rechtfertigen. Scham und Schuld spielen da auch eine sehr große Rolle.
...hält mich auch an - so wie dich TE - zu hinterfragen, ob jetzt ein Ex solche Tendenzen hat oder ich evtl. auch meinen Teil dazu beitrage ihn so zu sehen. Und das ist ein ebenso wichtiger Punkt wie die 4 oben drüber.
Und sobald ich in einer neuen Beziehung bin, bin ich diese alten Muster auch nicht unbedingt los. Sie können sich einschleichen ohne das ich es merke. Die Partnerwahl spielt ebenfalls eine immens wichtige Rolle - das hatte ich lange unterschätzt. Ein Leistung orientiertes, narzisstisch geprägtes und egoistisches Umfeld bestimmte meine Kindheit und auch da gab es hin und wieder schöne Momente mit diesen Menschen. Da fühlte ich mich Zuhause, irgendwie geborgen und sicher (und auch nicht), mit viel schlechtem Gewissen. Und dieses Zuhause-Gefühl entwickelte ich wohl eher bei unerreichbaren Partnern.
Also finde ich natürlich solche entsprechenden narzisstisch geprägten Partner auch interessant, die anderen langweilig. Genau deshalb sind für mich solche Begriffe extrem wichtig, wie so eine Flagge, die ich immer mal wieder sehen muss, um mich daran zu erinnern, dass die Wahrscheinlichkeit, dass mich ein anderer, sicherer Beziehungspartner überhaupt interessiert, eher gering ist - und er sich wohl auch nicht für mich. Und damit die Kennenlernphase mind. 3 Monate dauern muss, eher länger, bevor ich überhaupt feststellen kann, ob ich da meinem eigenen Muster auferlegen bin oder nicht und wie die Paardynamik überhaupt ist. Sich selber mehr zu trauen und die destruktiven Muster dabei zu erkennen ist für mich schon eine Mammutaufgabe.
Wenn mir der Begriff narzisstisch dabei hilft, dann gut. Ich weiß auch, dass wenn ich jmd. so bezeichne, dass es auch etwas über mich aussagt. Trotzdem gibt es die grandiosen, verdeckten etc. Narzissten, die wirklich das Leben anderer zur Hölle machen. Ich glaube aber, dass sehr viele Menschen diese erkennen und direkt als enge Freundschaft/Partner nicht in Betracht ziehen. Es geht mir hier beim Verwenden des Begriffs aber nicht um die offensichtlichen, sondern um die Paar-Konstellationen, die in ihrer Dynamik ungünstig sind und narzisstisch geprägtes Verhalten begünstigen. Ich vermute, dass es die viel häufiger gibt.
Und zu Corona: Ja, die Kinder haben darunter gelitten und leiden noch. Viele haben in den Schulalltag nicht zurück gefunden, haben Angst, Depression, Magersucht, Verlustangst, Suizidversuche hinter sich, wenig Interesse daran die Welt zu erkunden und rauszugehen, brauchen viel Aufmerksamkeit etc. Ist jetzt subjektiv aus meinem Arbeitsalltag heraus gesprochen. Ich frage mich bis heute wie die Regierung durch die Schließung der Schulen/KITAs, Masken etc ihren Nachwuchs wissentlich hat so traumatisieren können. Nicht nur, dass die Routine der Schule fehlt, sondern was glaubt ihr was bei schwierigen Familienkonstellationen zuhause so abgeht, wenn das Kind zuhause bleibt, und dann die Sozialkontrolle durch Schule/Kita fehlt. Kinderrechte können da ja wohl kaum gewahrt werden und ein Kind geht eher selten zum Jugendamt und sagt Ähm, ich habe auch Rechte. Ich habe da ein Problem. Davor wurde gewarnt, viel dazu gesagt. Diese Krankheiten, die diese Kinder nun haben, haben sie ein LEBEN LANG. Von den nicht diagnostizierten mal ganz abgesehen. Sie sind gezeichnet...
Inwiefern Corona ein narzisstisch-geprägtes Verhalten begünstigen, keine Ahnung. Als Selbstschutzstrategie ist dieses Verhalten sinnvoll und Anbetracht der Probleme, die Kinder im Alltag haben, sehr gut denkbar. Auch messe ich dem Medienumgang eine nicht unerhebliche Rolle bei. Hat da jemand Statistiken zu gefunden?
18.01.2024 13:56 •
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