Ich finds ja eigentlich immer sehr interessant, dass dieser und ähnliche Threads davon handeln, was der andere tun und leisten müsste, damit es einem selber besser geht. Da man sich meistens in irgendeiner Hinsicht in eine Abhängigkeit von jemand begeben hat und den anderen für sein Lebensglück, Gedeih oder Verderb die Verantwortung umhängt. In dem Fall auch noch einem Depressiven. Und wenn der dann sagt, ich kann das Gewicht und die Verantwortung für dich einfach nicht mehr tragen, sonst breche ich total zusammen, wird mit totalem Unverständnis und Wut reagiert. Und wehe, man sieht, dass der dann doch noch nicht total zusammengebrochen ist und sich wieder etwas errappelt, dann bricht der Hass erst richtig los, denn dann hätte er ja das Glück und die Verantwortung für den anderen doch wohl auch noch schupfen können.
Soviel zur Frage, warum sich jemand - gerade mit Depressionen - zurückziehen muss, weil die Abhängigkeit und die permanente Erfüllung der Bedürfnisse des Gegenübers einfach zu schwer für ihn werden - und im Normalfall auch bleiben. Zumindest sehr lange.
Also wenn du tatsächlich wieder mit ihm zusammenkommen willst, und das stabil, dann musst du jegliche Abhängigkeit von ihm aufgeben und ihn auch in Liebe loslassen können. Und vermutlich immer wieder mal. Für Wochen und Monate ohne jeglichen Kontakt. Sonst bricht er immer unter der Last deiner Bedürfnisse zusammen. Die musst und kannst du dann übrigens eben auch selber tragen.
Das geht im Übrigen schon gesunden Menschen oft so. Dass die Abhängigkeit des einen zur immer schwerer werdenden Bürde des anderen wird, die er irgendwann nicht mehr stemmen will und kann. Aber bei einem depressiven Menschen ist das natürlich schon noch eine andere Nummer, da musst du jederzeit dazu fähig sein, dich ohne ihn gut um dich selbst zu kümmern und zu fühlen, was anderes auch gar nicht von ihm zu verlangen, damit du keine Belastung für ihn wirst.
Das schaffen zwar nur wenige. Aber machbar ist es. Wenn du soweit bist, dass du ohne Diskussion und Tränen, sondern absolut entspannt bist, wenn du nach Absprache 5 Monate von ihm gar nichts hörst und manchmal auch nur 3 Wochen, und er sich sicher sein kann, dass du auch ohne ihn zu brauchen ein eigenständiges glückliches Leben lebst, damit er zur Ruhe und wieder in seine Mitte kommen kann, ohne unter der Last der Verantwortung für dich zusammenzubrechen, und ohne deinen Forderungen, anders sein und anders handeln zu sollen, sondern auch ihn einfach um sich selber kümmern lässt, dann bist du soweit geheilt von allen möglichen Ängsten und Abhängigkeiten, die er eben nicht für dich lösen kann, dass du vielleicht die Richtige für ihn bist. Und er auch für dich.
Bis dahin macht er dich fertig - und du ihn, solang nicht einer der beiden die Reißleine zieht. Was meistens eben der ist, der die Verantwortung für den anderen nicht mehr tragen kann, um sich selber zu schützen - und ja, auch dich.
Er hat das bereits begriffen, er sagte es dir ja auch deutlich. Du aber willst es (noch) nicht hören. Und stellst weiterhin Erwartungen an ihn, damit es dir besser geht, was er aber nicht leisten kann, weshalb er sich zurückzieht, weshalb du ihm dann noch mehr die Verantwortung für dein Glück und dein Leiden gibst und bei Nichterfüllung mit Wut, Vorwürfen und Tränen reagierst, was ihn wieder zu sehr belastet, weshalb er sich und dich vor dem Teufelskreis schützen will, und sich zurückzieht etc pp.. Wo es aber eben auch deine Aufgabe wäre, deine Erwartungen total zu stoppen, wenn du ihm wirklich helfen willst. Und auch dir. Aber selbst da übernimmt er die Verantwortung für euch beide, damit er und du nicht untergehen.
Also übernimm bitte selber die Verantwortung für dein Lebensglück, lass ihn los, du kannst auch ohne ihn ein glückliches Leben führen. Und wenn du das kannst, bewiesen hast und durchhältst, dann kommt er vielleicht langfristig auch zu dir zurück. Aber ein leichter Weg wird das für dich nicht. Total bei sich selbst sein und bleiben, und nicht selber instabil zu werden, wenn der andere die Schotten total dichtmachen muss oder es dann gar nicht mehr muss, das ist schon Königsdisziplin. Ich hätte es mir unter diesen Voraussetzungen und gerade in deinem Alter nicht zugetraut. Aber wenn deine Liebe zu ihm soo groß ist, dass du selber bereit bist, dich selbst stark und teilweise auch unter Schmerzen zu verändern, im Idealfall mit Hilfe einer Therapie - und das nicht nur von ihm zu erwarten, dann ist es möglich. Dauert aber. Also wenn er tatsächlich deine einzig wahre Liebe ist, dann streng dich an, selbst total in deine Mitte zu kommen, um ihn nicht zu brauchen.
Oder geh den sonnigeren Weg mit weit weniger Anstrengungen, Schmerzen, inneren Kämpfen und Verzweiflung in den nächsten Jahren.
So oder so, deine Entscheidung, deine Verantwortung, dein Leben. Wähle weise