Hallo an alle,
ich wurde am Donnerstag von meinem Partner verlassen. Wir wären im Dezember 4 Jahre zusammen gewesen. Er ist 21, ich 26. Ja, er war jünger. Und depressiv. Solange wir zusammen wohnten (immerhin 3 Jahre), war alles gut, wir sprachen über Hochzeit, Kinder, er schaute sogar nach Immobilienpreisen. Im Februar musste ich wegen des Referendariats zurück zu meinen Eltern, er hielt die Wohnung zunächst allein. Aber in dem Moment brach alles zusammen. Er hatte seine ganze Welt auf mich ausgerichtet. Ich stand auf einem Podest und natürlich genoss ich es, war dabei aber auch sehr egoistisch. Ich dachte, dass wir so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen sollten, hab ihm daher emotional erpresst, wenn er eine Sprache lernen wollte oder einer Partei beitreten wollte. Ich selbst habe mir aber alle Freiheiten herausgenommen. Diese Dinge werfe ich mir wirklich vor. Er selbst meint, dass ich nichts hätte dagegen machen können, dass er mich auf ein Podest stellte, das hätte sonst nicht seiner Persönlichkeit entsprochen. Und das mag stimmen. Da gebe ich mir auch keine Schuld. Ich war seine erste richtige Freundin, ich habe es bei meinem ersten Partner damals nicht anders gemacht. Aber die letzten Monate waren ein reiner Kampf. Die Wochenenden waren von Streit geprägt, ich hatte viel Stress auf Arbeit und im Mai eröffnete er mir, er habe das Gefühl, mich nicht mehr glücklich machen zu können. Außerdem sei er erneut an Depressionen erkrankt. (Letzte Erkrankung mit 16) Die Welt brach zusammen. In seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen und ihn anschließend sagen zu hören, dass er nichts fühle. Das war hart. Es war nicht mehr die Rede von Kindern, Hochzeit, Haus. Alles dahin. Wir schleppten uns durch die Monate, bis er mir im August mitteilte, dass er ins Studentenwohnheim gehen wolle und die Wohnung aufgebe. Vielleicht fällt es schwer, zu verstehen, was er mir damit antat. Die Wohnung war mein Rückzugsort, sie stellte meine Unabhängigkeit dar und ich liebte sie, weil wir darin so glücklich waren. Plötzlich war sie weg. Dennoch kämpfte ich wie eine Löwin um die Beziehung, obwohl er mir schon damals sagte, dass er keine Hoffnung mehr für uns habe und er mich nicht auch kaputt machen wolle. Aber genau das geschah: Ich wurde co-depressiv. Ich war nicht glücklich, er war nicht glücklich. Er berührte mich kaum, schlief nicht mehr mit mir, sagte mir zunehmend nicht mehr, dass er mich liebe. Er ist und war in Therapie und scheinbar hilft sie ihm ein wenig. Aber er sagt, er hätte keine Kraft für eine Paartherapie. Ich hätte es versucht. Aber er meinte, er will nicht mit 30 sagen müssen, dass er mind. 3 Therapien hatte und sich immer anpassen musste. Ich kann das auch verstehen. Ich weiß, dass er seine Jugend nie richtig ausleben konnte und nun hat er vermutlich Angst, etwas zu verpassen und im gewissen Maße hat er sich ja oft auch einfach angepasst, aber nicht an sich selbst gedacht. Und nun am Donnerstag hat er den endgültigen Schlussstrich gezogen. Wir haben vorher 5 Tage nur sehr sporadisch Kontakt gehabt, weil ich mit einer guten Freundin im Ausland war. Da merkte er, dass es ihm besser ohne mich ging. Und ich kann es ihm nicht verübeln. Ich war seit dem Ausbruch im Mai der totale Kontrollfreak. Wir hatten täglich Kontakt und haben jeden Abend telefoniert. Dabei habe ich ihn komplett ausgefragt. Aber ja, weil ich kein Vertrauen mehr so richtig hatte. Ich habe selbst in den letzten Monaten immer wieder über Trennung nachgedacht. Nun ist es also passiert, ich musste seine Entscheidung akzeptieren, weil er mir sehr viel bedeutet und ich will, dass es ihm gut geht. Ihr merkt vielleicht, dass ich vieles reflektiert habe. Ich weiß, wir haben beide Fehler gemacht. Er hat mich ganz bewusst aus allen Therapieangelegenheiten herausgehalten, was bei mir den Eindruck erweckte, dass er nichts gegen seine Krankheit tue. Er wollte sich vor mir aber nicht rechtfertigen. Ich denke, dass die Situation eine andere wäre, wenn ich nicht hätte gehen müssen, aber dann wäre vermutlich später die Welt zusammengebrochen, schlimmst möglich schon in einer Ehe mit Kindern. Ich wollte jetzt einfach irgendwann ankommen, wollte Sicherheit und Stabilität, er konnte mir dies aus verständlichen Gründen nicht bieten. Nun mussten noch die letzten Formalitäten wegen der Wohnung geklärt werden, deswegen haben wir heute kurz telefonieren müssen. Es war schwer, aber ich habe mich leidlich gut gehalten. Ich darf den Teil meiner Möbel, die bei seiner Mutter eingelagert sind, bis zum Ende des Schuljahres (Ende des Refs) dort lassen, dann muss ich eh sehen, wie und wo es weitergeht. Aber dementsprechend klappt der Kontaktabbruch noch nicht so gut. Es tut alles furchtbar weh. Mein Herz ist ein großes Loch. Ich mache mir verschiedene Gedanken: 1. Von täglichem Kontakt zu Kontaktabbruch ist es ein krasser Schritt. Wir sind beide im gleichen Orchester, die Weihnachtskonzerte stehen an, ihn aber dort, vermutlich fröhlich zu sehen, geht momentan in meinem Kopf überhaupt nicht. Sollte ich austreten oder einfach pausieren? Aber was ist mit all den gemeinsamen Freunden? 2. Er war in einigen Punkten mein Traummann. Finde ich erneut jemanden, der so gut zu mir passt? 3. Wenn ich jemanden finden würde, hätte ich dann wirklich Lust darauf, wieder alles neu zu entdecken? Und wie viel Zeit könnte ich uns geben? Ich will endlich ankommen, ich will etwas Stabiles und endlich das Gefühl haben, angekommen zu sein. 4. Was fehlt mir eigentlich? Wirklich er oder eher die Gewohnheit und die verlorene Zukunftsperspektive? Vermutlich eher letzteres. Ich bin nicht gut darin, allein zu sein. Mir graut vor dieser Nacht. In den letzten Tagen war immer jemand bei mir, heute muss ich allein schlafen.
Hat jemand einen Rat für mich? Und mag generell jemand etwas dazu sagen? Ich heiße jeden Austausch sehr willkommen.
Liebe Grüße
Trauerweide
01.11.2015 18:31 •
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