Hallo; das ist mein erster Beitrag und ich möchte euch die Vorgeschichte schildern, für ein möglichst großes Einfühlungsvermögen bei meiner Geschichte. Es fällt mir leider immer schwer, mich kurzzufassen. Aber wer möchte, kann es sich gerne durchlesen!
Mein momentan Ex und ich (beide Anfang 20) kennen uns seit 4 Jahren, er mochte mich schon seit über 2 Jahren mehr, ich ihn nicht und das wusste er. Zu dem Zeitpunkt war ich generell noch nicht an Beziehungen interessiert, er wusste wie ich dazu stand und hat nie Druck gemacht. Nur eben manchmal wenns passte erwähnt, dass er mich eben mag.
Ich war manchmal überfordert und wusste nicht, was oder wie ich da antworten sollte, da ich ihn nicht verletzen oder was falsches sagen wollte.
Seit letztem Jahr wohnt er zufälligerweise in meiner Nähe, vorher 4h entfernt. Wir haben uns nach 1,5 Jahren wiedergetroffen (davor erst einmal in echt getroffen) und ich habe mich von jetzt auf gleich so sehr verliebt wie noch nie. Ich war selbst überrascht, dass es gerade er war. aber ich habe ihn gesehen und wusste, wir gehören zusammen. Obwohl ich ja aktiv dem Thema Beziehung aus dem Weg ging und es mir ausreden wollte, waren die Gefühle stärker. Ich habe es ihm nach ein paar Tagen gesagt, aber dass ich mir nicht sicher bin, ob es nur ein wenig Geschwärme ist.
Er sagte, ich solle mir keinen Druck machen und es würde nichts kaputtgehen, egal was passiert. Und dass wir es ganz langsam angehen, falls ich möchte, und schauen, wie es sich für mich entwickelt. Er war sehr respektvoll und hatte so eine Geduld, die hätte ich nie gehabt.
Bei jedem Treffen habe ich mich mehr verliebt und er auch. Er war mein erster Freund, erstes Mal Händchen halten, Kuscheln, Küssen. Vor all dem hatte ich Angst, aber er hat mich aufgefangen und mir das Gefühl gegeben, dass alles gut ist. Es fragten bereits Leute, ob wir zusammen seien, was wir noch verneinten, aber nach ein paar Monaten war es dann offiziell.
Er hat durch ein damaliges Erlebnis ein Posttrauma und schwere Depressionen, weshalb er seit vielen Jahren in Therapie ist. Auch dachte er, dass er sich niemals nochmal verlieben könnte, da seine damalige Ex ihm mit seinem besten Freund fremdging und generell wurde er oft im Leben stehengelassen und enttäuscht. Durch seine Medikamente ist er oft recht verschlossen und kann oft nicht so über seine Gefühle sprechen. Allerdings waren er, sein Therapeut und weitere Personen, die ihn schon länger kennen fasziniert, wie sehr er seine Gefühle zu mir zeigen kann.
Nun, ein Jahr waren wir jetzt zusammen. Das erste halbe Jahr war alles zu perfekt. Anfang diesen Jahres habe ich angefangen für mein Abi zu lernen. Ich hatte schon immer immense Angst vor dem Schulende und vor dem, was danach kommt. Und als ich realisierte, dass es bald soweit ist, bekam ich Panik. Mir fehlte diese Konstante, die ich ja immer hatte. Alles stresste und überforderte mich. Ich merkte es erst Monate später, da es langsam passierte. Ich glaube, dass ich mich langsam unbewusst an ihn ,,klammerte‘‘ , damit ich noch eine Konstante habe und nicht aufgeschmissen bin.
Plötzlich war ich manchmal ,,getriggert‘‘ wenn er mal mit anderen Leuten geschrieben oder sich getroffen hat. Wobei er da immer wieder meinte, dass ich die einzige bin, mit der er was unternimmt und dass sich bei ihm kaum jemand meldet, nur wenn Leute Hilfe oder Rat brauchen kommen sie zu ihm. Das wusste ich auch. Diese Trigger kamen über Monate immer häufiger vor und auch nur, wenn wir uns nicht gesehen haben. Wenn wir uns getroffen haben, war alles perfekt. Wir haben dann immer lange auf Whatsapp geschrieben und das ist auf Dauer anstrengend. Für mich war es das und ich denke für ihn auch, ich meinte immer, dass ich Angst habe, dass ihn das auf Dauer belastet.
Ich hätte nie daran zweifeln müssen, dass ich nicht alles für ihn bin. Er hat mir oft gesagt, dass ich alles sei, wovon er immer geträumt hat, dass er noch nie so verliebt war, so glücklich sei, wie er es zuletzt mit 5 war (seine Familie ist quasi auseinandergebrochen, weshalb er bei seiner Oma aufgewachsen ist).
Manchmal hat er mir nachts wo er eigentlich schläft Texte geschrieben, dass er teilweise verdammt doof zu mir ist nur damit er funktioniert und dass er hofft, das bald in den Griff zu kriegen, da er nicht nochmal so verliebt sein würde. Dabei war er nie wirklich door zu mir. Er hat sich immer bemüht, mir zu zeigen dass er mich liebt und mir kleine Freuden gemacht, alles hat er getan. Nur durch meine Trigger habe ich manchmal gefragt, was wenn andere wichtiger sind? Dabei hatte er ja niemanden. Auf Dauer macht das was mit einem, wenn man sich so bemüht und der andere sowas immer sagt, da würde ihn jeder verstehen.
Ich wusste das alles auch, aber diese Trigger haben monatelang meinen Kopf gesteuert. Seit die Schule vorbei ist, sind die Trigger plötzlich fast weg. Anfang August waren wir kurz davor zu sagen, dass wir einen Schritt zurückgehen und wieder Freunde sind. Doch ich habe ihn schnell davon überzeugen können, dass wir es nochmal probieren. Er meinte, dass aber etwas passieren muss, bevor wir uns wieder wegen sowas zanken.
Davor hatten wir 2-3 Wochen wenig geschrieben, da wir beide Stress hatten und er hatte an einem Tag auf einem Geburtstag einen Nervenzusammenbruch. Seitdem ist er überfordert und es geht ihm immer schlechter. Als wir uns gesehen haben war aber alles wie damals als es so toll und perfekt war.
Meine Trigger waren zwar fast weg, aber 1-2 mal kamen sie im August ganz leicht noch vor. Er brauchte dann eine Woche Pause, aber nicht nur von mir. Isolation hilft ihm, wenn’s ihm schlecht geht.
Haben uns dann wieder getroffen und Anfang September wollten wir uns nochmal treffen. Am Abend vorher hatten wir wieder so geschrieben, ich hatte keinen Trigger, aber wir haben aneinander vorbeigeredet. Dann meinte er ich solle einen Tag später kommen, weil es seinem Kopf zu viel war.
Am nächsten Tag war er nicht am Handy und ich hatte das Gefühl, dass was schlimmes passiert ist (Oft wenn ich positives/negatives fühle trifft es auch ein)
Ich habe ihn angeschrieben und gefragt ob ich denn morgen kommen solle, er wollte morgen Bescheid sagen, da er sich mit seiner Mama gestritten hat, mit der er seit er 5 war keinen Kontakt hatte und dass es ihm sehr schlecht deswegen geht.
Am nächsten Morgen kam ein langer Text von ihm, der sehr durcheinander war. Er meinte, dass eine Beziehung in seinem aktuellen Zustand nicht geht und sich vieles so entwickelt hat, dass es uns beiden gerade nicht gut tut. Er konnte es selbst nicht erklären und es tat ihm auch weh, aber er müsse das jetzt tun, weil er sonst immer sich selbst weh tut, damit andere glücklich sind. Ihm ginge es psychisch wieder so wie vor zwei Jahren wo es ihm sehr schlecht ging. Er hatte lange Angst diesen Schritt zu gehen, da er mich nicht aus seinem Leben verlieren möchte und hatte Angst, es mir persönlich zu sagen, nicht dass ich mir dann auf der Rückfahrt was tue (Fahre immer Bahn). Und dass man wenn es ihm mal besser geht gucken kann, ob es dann besser funktioniert, er es aber nicht versprechen kann, da er gerade gefühlslos ist. Zwei Tage vorher meinte er noch, dass er mich liebt und sich sehr freut, mich bald wiederzusehen.
Ich fasse mich schon viel zu lang…
Hab 5 Tage geheult, wollte alles aufgeben. Dann hab ich mir gesagt, wenn ich das tue und verelende, wird das nie wieder was. Er hat mir lange geraten mal in Therapie zu gehen (Wir dachten beide ich hätte Depressionen) aber ich wollte nie. Das habe ich dann getan und war zwei Tage nach dem Anruf das erste Mal da.
Hab dort alles erzählt, ich hätte eine Anpassungsstörung gehabt sagt sie. Das habe ich selbst schon bemerkt, da ich seit dem Gespräch Anfang August extrem reflektiert habe. Und mein Verhalten war eine depressive Reaktion auf das Schulende und die Überforderung damit. Das erklärt auch, wieso ich plötzlich kaum noch Trigger habe.
Das alles ist jetzt 4 Wochen her. Er sagte zu mir, er meldet sich wenn er möchte, damit ich mir keinen Kopf machen brauche. Nach über 2 Wochen fragte er, ob wir mal telefonieren wollen und dass es ihm nicht besser geht, es aber ganz ohne mich doof sei. Wir redeten ein paar Tage später recht lang und er erzählte viel.
Dass sein Job ihn momentan sehr psychisch belastet und ein paar andere Dinge, er schläft auch wieder extrem schlecht. Er sagte ihm ginge es noch schlechter als vorher. Ansonsten haben wir uns sehr gut verstanden und lachten auch viel beim Reden. Es wurde spät und er wollte mich nicht abwimmeln, weshalb er meinte wir können die Tage nochmal reden, aber er müsse versuchen sich ins Bett zu legen, auch wenn Schlafen nicht so gut klappt. Vor dem Auflegen wollte ich vorsichtig fragen, wie es denn gerade mit Beziehung sei, aber traute mich nicht. Er meinte, dass alles gut ist und ich fragen könnte, dann hat er gefragt ob es um Beziehung geht. Das bejahte ich und fragte, ob er denkt, dass es vielleicht wieder gehen kann, wenn’s ihm besser geht.
Ich weiß, diese Frage jemandem zu stellen, der in einer akuten Depressionsphase steckt und keine positiven Gefühle spüren kann, ist dumm. Er meinte, dass er es mir nicht versprechen mag, wenn es ihm zB in ein paar Monaten besser geht, dass es dann wieder klappt.
Aber dass er hofft, dass dadurch dass wir weiterhin Kontakt haben und Dinge unternehmen, die Gefühle vielleicht zurückkommen.
Als ich meinte, dass ich viel geweint habe und danach eine Therapie anfing, meinte er, dass er nicht geweint hat, weil er nichts fühlt. Aber er war extrem stolz auf mich, dass ich den Schritt mit der Therapie gewagt habe.
Das habe ich größtenteils wegen ihm gemacht, da ich hoffe, dass er sich dann langsam nicht mehr mit mir unter Druck setzt, dass er es verantworten muss, falls vielleicht was passiert. Aber das Verhalten war ja nur meine Reaktion auf die Anpssungsstörung, was ich jetzt weiß.
Er meinte, wenn er jetzt eine Identitätskrise hätte und keine Depression, dass er dann denken würde, er sei aromantisch, weil er einfach nichts fühlt. Aber er weiß, dass das nicht so ist und ich auch.
Er hat mich sehr stark geliebt, während der Beziehung, das haben auch Außenstehende bemerkt.
Und er meinte, ich solle nicht denken, dass er mich hasst. Dann meinte ich, dass er mir seit 3 Wochen nicht geschrieben hat und er meinte, dass er momentan mit niemandem wirklich redet.
Gestern habe ich gefragt, ob er nochmal reden wollte oder ich mich vertan habe, da ich mir auch nicht mehr sicher war. Sonst habe ich ihm nicht auf Whatsapp von selbst geschrieben, nur gestern. Er meinte, wir können gerne die Tage reden wann es mir passt, aber dass er unter der Woche nach der Arbeit sehr kaputt war.
Das war‘s bis hier hin. Vielen Dank, falls sich jemand die Zeit nahm, sich das alles durchzulesen.
Jetzt meine Frage, ganz allgemein, was soll ich tun?
Ist es gut, wenn wir in gewisser Weise in Kontakt bleiben oder merkt er dann nicht, dass ich weg bin? So soll es wohl bei typischen Trennungen sein.
Doch hier frage ich mich, ist es gut so, wenn ich nicht abweisend aber auch nicht zu anhänglich bin, wenn wir reden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine starken Gefühle nicht wiederkommen, nur dass sie durch die Depression schlummern, wie auch alle anderen positiven Gefühle bei ihm.
Und ich habe ja gesagt, ich spüre manchmal positive/negative Dinge. Normalerweise gehe ich oft eher vom Schlechten aus, aber ich habe nie daran gezweifelt; dass es nicht wieder funktioniert, wenn es ihm besser geht. Uns wurde immer gesagt, dass unsere Beziehung so schön wie im Film wirkt.
Danke an jeden, der hierzu etwas beitragen möchte!
02.10.2022 14:37 •
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