Hallo miteinander, es ist schon Wahnsinn wie die Zeit verfliegt, wenn man im Chaos lebt....Leider haben mich die knapp vier Wochen nicht wesentlich weiter gebracht (jedenfalls nicht in Richtung einer positiven Lösung). Trotzdem möchte ich hier fortfahren und natürlich auf ein paar Themen/Fragen aus den bisherigen Beiträgen eingehen (Achtung, ich konnte heute ein wenig Energie und Konzentration zusammenkratzen und es wird wieder etwas länger... ). Also, am besten der Reihe nach:
@Gorch_Fock: Als ich die Kinder kennengelernt habe, war Anton 2 und Berta 5. In diesem Alter war es (zumindest für mich) kaum möglich, aktuelle oder zukünftige Auswirkungen des Verlustes festzustellen. Beide waren naturgemäß traurig und haben den Vater vermisst, alle waren aber auch fast 1 Jahr in professioneller Trauerbegleitung, so dass ich darauf vertrauen konnte/musste, dass insoweit alles getan wurde, was notwendig und möglich war. Allerdings hätte ich mir seinerzeit auch nicht anmaßen wollen, mich in dieses Thema einzumischen - Trauerverarbeitung ist ja eine höchst individuelle Angelegenheit. Was es rückblickend wohl schwerer gemacht hat (und es bis heute tut), war der Umstand, dass L's Exmann bis zu dem Unfall kaum präsent gewesen ist, weil er als Projektingenieur ständig und langfristig um die Welt gejettet ist - 6 Monate Brasilien hier, 5 Monate Südafrika da, 4 Monate Japan dort. Das war zwar der Deal mit L und daher (auch finanziell) ok, aber die Kinder konnten dadurch wenig Erinnerungen an ihren Papa aufbauen. Hinzu kommt, dass die Ehe schon seit Berta's Geburt nicht glücklich war und L daher nur ganz wenige happy family-Fotos oder andere Erinnerungsstücke präsent hat. Als weißer Ritter habe ich mich jdf. zu keiner Zeit betrachtet und wir haben uns auch keine unserer Entscheidungen leicht gemacht. Ende 2016 waren wir sogar für knapp 1/2 Jahr (mit völliger Funkstille) getrennt, weil alles zu viel wurde. L hatte in dieser Zeit zudem jemand anderen kennengelernt, was aber nur von kurzer Dauer war. Ab Mitte 2017 hat sich dann wieder ein Kontakt ergeben und wir haben es relativ langsam angehen lassen, heißt, unsere beziehungs-weisen Pläne und Vorstellungen in vielen und langen Gesprächen ausgiebig abgewogen - genauso wie später die Umzugsentscheidung. Im Nachhinein muss ich mir allerdings traurigerweise eingestehen, dass sich die Kinder mit den Veränderungen viel schwerer getan haben als von uns/mir erwartet - ein Jahr coronafrei war dafür - zusammen mit den anderen Themen im Hintergrund - viel zu knapp. Außerdem hat die Realität inzwischen die Vorstellung/Erwartung, dass zusammen alles einfacher werden würde, leider komplett widerlegt.
Was das Bauprojekt angeht, hatten wir eigentlich eine solide Basis - L und ihr Mann hatten sich in 2014 für n' Appel und n' Ei ein größeres (historisches) Objekt gekauft, komplett saniert und in 4 Wohneinheiten aufgeteilt (also eigentlich L alleine zusammen mit einer Schar Handwerker, der Mann war ja selten da). 2016 war der Umbau in der Endphase und ich habe noch kräftig mit angepackt, um das Projekt über die Ziellinie zu schubsen - Wandheizung verlegen, Fußböden aufbauen, Trockenbauarbeiten, Lehmputz in Fachwerkbereichen auftragen... Aus dem Verkauf haben wir dann einen Großteil des Eigenkapitals für unser jetziges Haus generiert. Und ja, handwerklich sind wir beide sehr gut unterwegs und wollten darum das Erfolgsmodell an unserem neuen Wohnort kopieren - hätte mit Sicherheit auch geklappt, wenn uns das Sch* Virus nicht dazwischen gekommen wäre. Natürlich haben wir uns auch bemüht, dass neben dem Bau auch noch Zeit für die Kids blieb - darüber haben sie sich zumindest nie beschwert.
Ob wir jetzt verkaufen werden/müssen, wird sich wohl in den nächsten Monaten zeigen. Die Idee betr. Mitverkauf der Finanzierung ist sicher eine gute, auch wenn wir leider nur mit 1,... finanzieren konnten - danke jdf. für den Tip.
Ansonsten ist es leider einfacher gesagt als getan - Probleme abbauen, Projekt verkaufen, finanzielle Punkte klären, nicht heiraten... Da hängen leider ganz viel Herzblut und Emotionen dran; ganz so digital funktioniert das also leider in meiner Realität nicht.
@Einfachatmen: Auch dir herzlichen Dank für die guten Wünsche und Empfehlungen - Es trifft (leider) alles zu, was du schreibst - wir sind mittlerweile jenseits unserer Grenzen. Für die Kinder gibt es eine therapeutische Einbindung sowohl vom Jugendamt (dort ist sogar eine systemische Familientherapeutin eingebunden) als auch extern; leider gestaltet es sich bei Berta immer wieder schwierig, weil sie sehr verschlossen ist und abwehrend reagiert. Seit dem Vorfall aus 2023 gab es aber zum Glück von ihr keine weiteren kritischen Warnschüsse mehr. Trotzdem liest sich der neuerdings vorliegende Hilfeplanbericht im Hinblick auf die Kinder unglaublich traurig und trostlos - leider auch mit Blick auf die Mutter-Kind-Beziehung. Es gibt hier zwei ganz schwermütige und verhärmte Kinderseelen, denen es an Warmherzigkeit, Nachsichtigkeit und emotionaler Zuwendung fehlt - nur leider kann ihnen L genau das im Moment nicht geben (und war darin ehrlich betrachtet noch nie richtig gut), so dass beide Kinder im Grunde eigentlich von hier/ihr wegwollen.
Ansonsten: Teufelskreis, Abwärtsspirale - genau. Wie eine Lösung aussieht? Ich weiß es nicht. L fehlt die Kraft dafür, mir gehen die Einflussmöglichkeiten aus. Eine Zeitlang habe ich immer wieder versucht, behutsam zu intervenieren, wenn L sich wegen ihrer konfrontativen und Druck erzeugenden Erziehungsmethoden mit den Kindern verkämpft hat. In der Regel hat das mit einem wütenden mach es doch besser geendet, und natürlich hatte und habe ich auch nicht immer zielführende und erfolgreiche Alternativen parat - wenn ein pubertierender Teenie im Rundum-Anti-Modus ist, gibt es halt auch keinen wirklichen Pack-An... Erschwerend kommt dazu, dass L sich mittlerweile zu der Aussage hat hinreißen lassen, dass ich nichts mehr zu bestimmen hätte. Ihr dürft dreimal raten, was ich mir von den Kindern anhören darf, wenn es um die Einhaltung von Regeln oder die Erledigung von Aufgaben geht.
Wirklich helfen könnte vermutlich ein längerfristiger stationärer Klinikaufenthalt von L und den Kindern zusammen - auch, um die schwer belasteten Beziehungen und die Kommunikation untereinander unter Beobachtung zu stellen und unter Anleitung gemeinsam aufzuarbeiten. Das wurde auch vom Jugendamt einmal angeregt, aber dagegen rebellieren die Kinder vehement - speziell Berta. Damit wird diese Lösung nicht zum Tragen kommen. Zumindest nimmt aber Berta ihre Therapeutentermine wieder regelmäßig wahr, das ist immerhin etwas.
Zum Vorschlag Paartherapeut - da wäre ein guter verfügbar, leider lehnt L das Stand heute generell ab (mir fehlt die Kraft für noch eine Baustelle) - also gehe ich seit einigen Wochen alleine hin, was natürlich nur begrenzt wirksam ist. Er meint allerdings auch, in L's momentanem Zustand wäre eine Paartherapie schwierig.
Was ich als erstes verändern würde: Dass die Beziehung zwischen Mutter und Kindern liebevoll, achtsam und wertschätzend wird...
@tlell:Ja - die Kinder leben bei uns. Das Jugendamt ist bislang wöchentlich 1x bei uns für Gespräche - mal gemeinsam, mal einzeln. Anton hat außerdem noch eine Einzelbetreuerin, die mit ihm regelmäßig Aktivitäten unternimmt. Manchmal ist Berta auch dabei.
Haushaltshilfe gibt es Stand heute keine (mehr). Ich hatte mal eine Putzhilfe, aber die war nach L's Maßstab nicht ordentlich genug (mir hat sie knapp 10 Jahre gereicht) und hat uns nach wiederholten Querelen mit L verlassen. Seither packe ich so gut es geht mit an (Waschen und Bügeln kann ich selber) und da ich im Übrigen ein begeisterter Hobbykoch bin, gibt es in dem Bereich zumindest keine kritischen Defizite.
Fertigstellung des Hauses: 80+% - Um einzuziehen fehlen Oberböden (Dielenböden, Fliesen in den Bädern), Sanitärinstallationen, Innentüren, eine Innentreppe und hie und da etwas Trockenbaukleinkram. Und natürlich eine Küche...
@ Caecilia:Danke für's virtuelle Drücken - davon kriege ich seit einiger Zeit definitiv zu wenig. O-Ton Jugendamt nach dem Gespräch letzter Woche: Sie müssten auch mal dringend von jemand in den Arm genommen werden - ich konnte nix sagen, mir sind nur die Tränen gekommen...
Ansonsten ist mir das mit der fehlenden Empathie schon seit längerem schmerzlich bewusst - da hat die Depression die Situation noch schwieriger gemacht. Einen Vorwurf kann man L dazu nicht machen - sie war sehr früh auf sich alleine gestellt und hat selber eine harte Erziehung durch ihren damals sehr herrischen Vater erdulden müssen. Die Eltern waren 10 Jahre getrennt und sie lebte bei ihm, ihre zwei Brüder bei der Mutter. Später hat sich zwar einiges geändert und alle sind seit langem wieder friedlich vereint, aber Gefühle und Bedürfnisse waren in der Kindheit kein Thema - das hat deutliche Spuren hinterlassen. Leider ist das aber auch nur einer von mehreren schmerzhaften Druckpunkten, s. oben und mein Eingangs-Posting - viel schwieriger ist unsere kaum noch konfliktfreie Kommunikation und die ständigen Vorhaltungen von L, weil aus ihrer Sicht nichts richtig läuft (ihr Standardsatz: Ich bin alleinerziehend). Und da ich mittlerweile selbst völlig drüber bin, kommt es eben öfter vor, dass ich gelegentlich Dinge vergesse. Beispiel: Anton beim Schlafengehen daran erinnern, seine Schmutzwäsche wegzusortieren. Konsequenz: L meint zu mir, ich hätte bewiesen, dass ich mich nicht kümmern würde und teilt Anton mit, dass sie ihn zukünftig nur noch selber ins Bett bringt. Ähnlich wird auch bei den Kindern verfahren - wenn es einmal nicht klappt, gibt es keine weitere Chance - ganz und sofort oder gar nicht ist da das Prinzip. Zusammen mit teils unklaren bzw. missverständlichen Anweisungen ist das teilweise die Hölle und führt mittlerweile dazu, dass ich mich aus vielen Sachen immer mehr zurückziehe - weil ich weiß, dass es ohnehin nur schiefgehen kann. Auch hier: Teufelskreis und Abwärtsspirale...
Immerhin, unsere Wohnsituation ist von außen betrachtet sicherlich gut. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus auf rund 160 qm mit 6 Zimmern. Die Kinder haben ihre eigenen Zimmer und es gibt auch noch Raum für meinen großen Bengel, wenn der mal zu Besuch kommt. Trotzdem hat L sich nie recht wohl gefühlt - das Haus ist ein Altbau von um die 1900 und es fehlt durch den Schnitt und die Lage der Zimmer doch an einigen Ecken an Stellfläche und Stauraum. Sie hat auch kaum Möbel mitgebracht und viele ihrer persönlichen Dinge haben die Umzugskiste nicht verlassen - insoweit kann ich sie verstehen, es ist halt vieles nicht ihres. Auch mit den Nachbarn ist es etwas kompliziert; wir teilen uns mit dem auf 2 Häuser verteilten Nachbarsclan (9 Personen inkl. Vermieterin) einen riesigen Garten, in dem es zwar eigene Abschnitte, aber keine Abtrennungen (Hecken, Zäune o.ä.) und dadurch recht viel Kontakt gibt. Nun sind einige Clanmitglieder mitunter wenig dezent im Auftreten, auch Anton und Berta gegenüber, was über die Zeit zu einigen Dissonanzen geführt hat und sich insgesamt auf das Unwohlsein aufaddiert.
@Elfe11:Ein Selfcare-Tagebuch ist sicher eine schöne Sache, aber zeitlich für mich nicht machbar. Meine Jobtage haben im Schnitt 10-12 Stunden und in meiner Bürowoche pendle ich rund 1 1/4 Stunden pro Strecke per ICE und ÖPNV ins Büro (i.d.R. mit Laptop und arbeitender Weise). Da bin ich froh, wenn noch 2x die Woche Fitness-Studio und 1x Laufen mit meinem Bestie (den ich seit fast 30 Jahren kenne), drin sind - das ist dann mein Self-Care-Programm. Leider hat L hier vor Ort keine Freunde und hat sich bislang auch nicht darum bemüht, auch so ein Thema. Immerhin kommt sie sehr gut mit allen in meinem - überschaubaren - Freundeskreis aus, das hilft ein wenig. Oma/Opa wohnen am Niederrhein, jetzt in 45 Minuten erreichbar. Aber nichts um mal eben über die Straße zu gehen. Meine Eltern wohnen im Schwabenländle und fallen schon deshalb komplett aus. Außerdem habe ich dorthin seit gut 5 Jahren keinerlei Kontakt mehr - eigene Story.
Helferlein beim Hausbau gibt es einige, aber die jetzt noch anstehenden Arbeiten (s. o.) verlangen doch etwas weitergehende Expertise. Momentan verlegen wir noch den Holzdielenboden, für die sonst noch offenen Gewerke gibt es im Freundes-/Bekanntenkreis leider keinen geeigneten Generalisten oder Spezialisten. Falls hier also unter den Mitlesenden Handwerker mit passender Erfahrung und Zeit aus dem Großraum E/BO/DO unterwegs sind, gerne melden...
Urlaub gegen Hand klingt interessant (bin allerdings nicht auf FB aktiv und musste das googeln), auch wenn ich da (Anwaltskrankheit) bei bestimmten Sachen skeptisch wäre (Heizung, E-Installation) - gibt es dazu Erfahrungen? Natürlich müsste man auch jemand finden, der im Ruhrpott Urlaub machen möchte (auch wenn es bei uns ringsherum wirklich schön grün ist)...
So - das hätte ich für den Moment zu sagen - Alle, die ich nicht direkt erwähnt haben, finden hoffentlich die Antworten auf ihre Fragen im Beitrag - sollte ich etwas übersehen/vergessen haben, gerne nochmals nachhaken. Für heute liebe, aber traurige Grüße in die Runde und einen schönen (Feier-)Abend!