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Depressive Partnerin, Patchworkprobleme und mehr

K
Liebe Lesende,
nach einigen Jahren als stiller Zuschauer in diesem Forum möchte ich jetzt meine Geschichte aufschreiben - in meiner aktuellen Beziehung laufen die Dinge nach ein paar glücklichen Jahren leider seit einiger Zeit ziemlich aus dem Ruder und alles entwickelt sich so komplex, schwierig und belastend, dass ich mich völlig festgefahren fühle. Vielleicht finde ich hier ja ebenso oder ähnlich Betroffene, vielleicht auch etwas Unterstützung, hilfreiche Anregungen, jedenfalls aber einen Austausch - ich würde mich freuen und wäre dafür dankbar. Vorab bitte ich schon einmal um Nachsicht, dass es recht viel zu Lesen geben wird, um die Hintergründe so weit wie nötig auszuleuchten. Also:

Mitte 2015 habe ich meine Partnerin (ich nenne sie hier L für Liebste) kennengelernt. L hatte sich kurz vorher von ihrem Mann getrennt, lebte aber noch im gemeinsamen Haus mit ihm und zwei Kindern (nennen wir sie hier Anton, damals 2, und Berta, damals 5), die von der Trennung noch nichts wussten. Darum und weil wir beide zu der Zeit nicht unbedingt nach Verbindlichkeit gesucht haben (wir haben uns über eine Website gedatet), hielten L und ich unsere Treffen einvernehmlich inkognito. Ende 2015 schlug das Schicksal hart zu - der Ehemann verunglückte auf einer Geschäftsreise im Ausland tödlich und es herrschte plötzlich Chaos. Trotzdem wollten L und ich an unseren Treffen festhalten, auch wenn wir alles Körperliche natürlich erstmal komplett ausgeblendet haben. Stattdessen habe ich meine beruflichen Kontakte und Kenntnisse genutzt, um die drei in der Folgezeit nach Kräften bei der Bewältigung der vielen Aufgaben zu unterstützen, die in so einer Situation anfallen. Es mag verrückt klingen, aber irgendwo in diesem Durcheinander haben L und ich uns verliebt und beschlossen, zusammenzubleiben - auch wenn alles sehr schwierig war, trotz zahlreicher liebevoller und auch professioneller Unterstützung von außen. U. a. hatte der kleine Anton große Probleme im Alltag, weil er - vermutlich bedingt durch den Verlust seines Vaters - zu dieser Zeit eine Enkopresis/Enuresis entwickelte (an der er bis heute noch arbeitet). Trotzdem haben L und ich es so gut durch diese harte Zeit geschafft, dass sie 2017 mit den Kindern aus OWL zu mir in den Ruhrpott gezogen ist - auch um sich beruflich neu zu orientieren und näher bei ihren Eltern zu sein, die am Niederrhein leben.
2018 haben wir uns verlobt und ein Haus zusammen gekauft, das wir gemeinsam umbauen und renovieren wollten. Leider wurden wir ab 2020 dann voll erwischt von den Corona-bedingten Auswirkungen im Bausektor (drastische Materialpreiserhöhungen, mangelnde Verfügbarkeit von Baustoffen und Handwerkern etc.) und wir gerieten trotz konservativer Planung zeitlich und finanziell ziemlich in Schieflage. In den Folgejahren haben wir unsere kompletten zeitlichen (Wochenenden plus Jahresurlaub) und auch große Teile der finanziellen Ressourcen in den Bau gesteckt; einziehen konnten wir bis heute leider trotzdem nicht. Spätestens seit 2022 hat sich der dadurch zusätzlich entstehende Stress auch auf unsere Beziehung ausgewirkt - es gab zunehmend häufig Diskussionen oder Streit und L wurde immer unzufriedener. Schulische Probleme der Kinder im Covid-Chaos haben sich noch obendrauf addiert. Seit Herbst 2022 zeigten sich bei L dann akute starke Stress- und Erschöpfungssymptome, so dass ihr für Anfang 2023 (seither ist sie auch dauerhaft krankgeschrieben) mit den Kindern eine Mutter/Kind-Kur verordnet wurde. Dort kam es dann zum großen Knall, als Berta nach der ersten Woche in der Klinik auf einem Balkon stand und drohte, zu springen. Zum Glück hat sich das nicht umgesetzt, aber die Kur musste abgebrochen werden und Berta verbrachte 4 Wochen wg. Suizidgefahr auf der geschlossenen Station einer Kinder- und Jugendpsychiatrie.
L hat das alles leider völlig aus der Bahn geworfen - bei ihr wurde im Frühjahr 23 eine (mittelgradige) Depression diagnostiziert und sie kämpft seitdem mit allen möglichen Ausfallerscheinungen, u. a. bei Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration. Zwischenzeitlich hat sie zwar einen Therapieplatz, kommt aber nur sehr langsam voran, weil sie zu allem Unglück auch noch an einer Autoimmunerkrankung der Leber (PSC) leidet, die eine medikamentöse Unterstützung so gut wie unmöglich macht. Aufgrund der Schwierigkeiten mit den Kindern und sich verschärfender Erziehungsprobleme werden wir seit Mitte 2022 von einem Team des Jugendamts betreut und sind dort als hoch belastete Familie eingestuft.

Die Beziehung mit L hat unter alledem mittlerweile heftig gelitten und hat sich spätestens seit Herbst 2023 drastisch verschlechtert. Die emotionale Gemengelage aus fast täglichen, teils heftig eskalierenden familiären und Beziehungskonflikten, den Belastungen aus dem unfertigen Haus(um)bau und der physischen und psychischen Krankheitssymptome von L haben uns zermürbt. Mich belastet zunehmend ihr stark kontrollierender, funktionsorientierter und empathie-armer Erziehungsstil und ihre oft konfrontative und wenig wertschätzende Art der Kommunikation den Kindern und mir gegenüber. L hält mir vor, sie alleine zu lassen, obwohl ich zu Hause überall mit anpacke, alle 2 Wochen komplett im Homeoffice arbeiten kann und in dieser Zeit auch versuche, sie mit den Kindern zu unterstützen. Einfach ist das allerdings bei der Vorgeschichte und mit zwei mittlerweile auch pubertätsgeschüttelten Youngstern nicht, zumal ich beruflich auch so stark eingebunden bin, dass mir häufig Zeit, Möglichkeit und Energie für ein umfassendes und tiefgehendes Engagement bei der Erziehung fehlen. Die Lösung unserer Probleme wird dadurch durchgängig erschwert und immer öfter unmöglich; zielführende und konstruktive Konfliktgespräche können wir kaum führen - häufig endet es mit Angriffen und Vorwürfen gegen mich. Von Gottman's fünf apokalyptischen Reitern galoppieren drei fast täglich durch unsere Gespräche (bei Verachtung und Machtdemonstrationen sind wir zum Glück noch nicht). Versuche, Gehör für meine Bedürfnisse zu finden, stoßen bei L auf schroffe Ablehnung bzw. Abwehr/Gegenangriffe. Unser einmal sehr erfülltes und intensives Liebesleben ist völlig eingeschlafen - früher gab es täglich viele zärtliche, intime Berührungen und liebevolle Nettigkeiten, jetzt sind Anfassen und Küssen aus unserem Leben verschwunden.

Ich bin mit der Situation mittlerweile völlig überlastet und überfordert, fühle mich einsam und kaputt, bin todtraurig und sehe kaum noch Lösungsmöglichkeiten für die Art und Vielzahl unserer Probleme. Mit einer zeitnahen Fertigstellung der Baustelle ist nicht zu rechnen - ich sehe allerdings auch nicht, dass sich allein dadurch die bestehenden Probleme in unserer Kommunikation und Paarbeziehung auflösen würden. Über eine Trennung denke ich seit geraumer Zeit nach, habe aber nicht vergessen, dass L eigentlich eine wunderbare Frau ist/war und möchte sie nicht verlieren. Zusätzlich habe ich zugegebener Maßen auch Skrupel, sie und die Kinder mit den ganzen Problemen im Stich zu lassen. L hat vor einiger Zeit gesagt, sie möchte lieber mit mir als ohne mich, davon kommt allerdings nichts bei mir an. Die Beziehung kostet mich seit geraumer Zeit unglaublich viel Kraft und Energie, ohne dass daraus irgendetwas an mich zurückfließt. An meinen Vorstellungen von einer liebevollen, erfüllten und zufriedenen Paarbeziehung lebe ich seit gut einem Jahr komplett vorbei. Inzwischen habe ich mir externe Unterstützung geholt und mich intensiv über Depressionen und deren Auswirkungen informiert - leider lässt sich damit nur meine Seite der Thematik bearbeiten. L ist zudem nicht bereit (und manchmal sicher auch nicht fähig), sich zu beteiligen - sie könne nicht noch eine Baustelle bearbeiten, sagt sie.
So stehe ich also da und drehe mich im Kreis - so wie jetzt will ich es nicht mehr haben, ob es je noch einmal anders werden wird, kann aber niemand sagen und ich frage mich, wie lange ich noch aushalten kann/muss - vielleicht finde ich hier ja Antworten oder Lösungsansätze.

04.02.2024 12:47 • x 1 #1


Saule1980
Oje, das hört sich sehr düster an.

Ich habe leider (noch) keine Idee, wie man in so einer komplizierten und extrem komplexen Situation
eine Lösung findet.

Ich hoffe, mein Mitgefühl kommt bei Dir an. Ich wünsche Dir auch viel Kraft bei der Lösungsfindung und Umsetzung. So kann es nicht weitergehen. Sonst wird man irgendwann krank.

04.02.2024 13:26 • x 1 #2


A


Depressive Partnerin, Patchworkprobleme und mehr

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Gorch_Fock
Hi Kummer, ganz schön viel passiert in den 9 Jahren.
Beim Lesen fällt sehr stark der Zeitstrahl auf. Eine Familie verliert den Mann und Vater, 2 Kinder vermutlich tief zerstört dadurch. Dann kommst Du als weißer Ritter vorbei und schon lässt die liebe L alles hinter sich. Hier gäbe es z.B. Mütter, die insb. den Kindern Erinnerungen und das gewohnte Umfeld erhalten wollen würden. Macht sie nicht. Zelte abbrechen und los zu Dir. Haben die Kinder den Verlust des Vaters in Ruhe verarbeiten können? Ich schätze eher nein.
Dann scheint ihr Euch ein Schnäppchenhaus gekauft zu haben, was faktisch kernsaniert werden musste. Baustellen bringen viele Paare auseinander. Warum man sowas mit zwei kleinen Kindern macht, erschließt sich mir auch nicht. Entweder bist Du super Handwerker, hast 10 Freunde aus allen Gewerken am Start, oder sowas wird richtig teuer.
Fehler passieren und Corona hat vieles erschwert. Ab Ende 2021 lief aber eigentlich alles wieder ganz gut und die Preise waren erst im Aufwuchs.
Wenn ihr so festgefahren seid, dann triff Rntscheidungen. Dann muss das Haus / Baustelle verkauft werden. Ihr werdet 2020 noch für 0,x finanziert haben. Ggf. kann der Kredit mitverkauft werden.

Es wirkt insg. so, dass Du für L. ein praktischer Ersatz bist. Du hast viele der typischen Familienprojekte (Haus kaufen) angeschoben. Der Suizidversuch der Tochter deutet ja auch schon auf schwere Probleme hin, die vermutlich durch das nahtlose Partnerwechseln hin zu Dir miverantwortlich sein könnten.
Ich sehe nicht, dass sich mal irgendjemand Zeit bei Euch für einen Schritt genommen hat.

Versuch die Probleme abzubauen. Bauprojekt verkaufen, finanzielle Punkte klären. Ihr seid nicht verheiratet? Dann lass es bitte auch dabei.

04.02.2024 13:29 • x 3 #3


Einfachatmen
Ihr seid alle (und ich meine auch die Kinder) an eurer Grenze. Das in dem Zustand weder Liebe noch Empathie oder ein wertschätzender Umgang untereinander möglich ist, ist nicht verwunderlich.

Sind die Kinder auch therapeutisch angeschlossen? Berta hat ihren Warnschuss gegeben, nehmt ihn bitte ernst. 4 Wochen in der KJP ist keine Heilung nur Aufbewahrung, die eigentliche Arbeit fängt anschließend an.

L hat keine Energie und Kraft mehr, auch nicht für dich und dir fehlt die positive Energie aus eurer Liebe. Ein Teufelskreis.

Was wäre eine Lösung?

Hausbaustelle abgeben?
Eine Familienkur?
Paartherapie?

Wenn du eine Wunsch frei hättest, was würdest du als erstes verändern wollen?

04.02.2024 20:08 • x 4 #4


Einfachatmen
Eure Probleme lassen sich nicht losgelöst voneinander klären, eines hängt mit dem anderen zusammen.
Wichtig ist, eure Baustellen zu verringern und da Lösungen zu finden und dann vielleicht durch eine systemische Beratung weiterzusehen.
Wenn es den Kindern besser geht, geht es auch der Mutter besser. Geht es der Mutter besser, wirkt sich das auf eure Partnerschaft aus... Etc. Etc..

04.02.2024 20:13 • x 4 #5


Islantilla
Zitat von Einfachatmen:
Wichtig ist, eure Baustellen zu verringern und da Lösungen zu finden und dann vielleicht durch eine systemische Beratung weiterzusehen.

Sehe ich auch so.

Du sagst, du hast dir externe Unterstützung geholt ? Wie sieht die denn aus ?
Lebensberatung bei Caritas oder Diakonie ? Wäre sinnvoll.
Außerdem gibt es noch den sozialpsychiatrischen Dienst vom Gesundheitsamt.
Beides kostenlos und empfehlenswert. Da wird dir garantiert weiter geholfen.
Wobei ich den sozialpsychiatrischen Dienst bevorzuge, weil man da viel schneller an einen Termin kommt, wenn man in einer akuten Krise steckt... Alles Liebe und Gute für dich.

04.02.2024 20:33 • x 3 #6


tlell
Ich habe ein paar Fragen an dich.

Leben die Kinder bei euch im Haushalt?
Wie sieht die Unterstüzung durchs Jugendamt genau aus?
Welche Hilfe im Haushalt hat deine Partnerin?
WIe weit von der Fertigstellung des Hauses seid ihr entfernt?

Hast du dir therapeutische Hilfe geholt?

04.02.2024 20:38 • x 3 #7


C
Das klingt furchtbar. Fühl Dich mal gedrückt.

Wie @Einfachatmen bin ich auch sicher, dass Deine Partnerin in ihrer derzeitigen Verfassung anderen (Dir!) gegenüber keinerlei Empathie und Zuneigung zeigen kann - und zwar unabhängig davon, ob tief in ihr drin Liebe für Dich vorhanden ist oder nicht - sie würde diese gar nicht mehr spüren können.

Wie sieht denn Eure derzeitige Wohnsituation aus? Welche Unterstützung haben die Kinder? In welcher Verfassung sind sie gerade?

04.02.2024 21:20 • x 3 #8


Elfe11
Ich würde dir zu einem Selfcare Tagebuch raten im ersten Schritt.

Habt Ihr einen Babysitter oder eine Oma, liebe Nachbarn?

Wer könnte mit dem Hausbau unterstützen?

Nehmt auf alle Fälle den Fuss vom Gas und macht mal langsam.

Es gibt auf Facebook Gruppen Urlaub gegen Hand. Vielleicht findet Ihr da handwerkliche Unterstützung.

04.02.2024 21:33 • x 1 #9


K
Hallo zusammen und ein herzliches Dankeschön für die Anteilnahme, die unterschiedlichen Sichtweisen, Ideen und Anregungen an alle, die sich die Zeit zum Schreiben genommen haben. Vorab noch der Hinweis, dass ich leider nicht immer sofort werde antworten können - ich habe beruflich immer viel am Bach und ausreichend Zeit ist eher Mangelware. Die private Situation entschärft das nicht unbedingt - also bitte net bös sein, falls es mal etwas dauert. Die jetzt vorliegenden Antworten würde ich gerne noch ein wenig sacken lassen bzw. durchdenken - vieles ist hilfreich, so viel kann ich sagen, aber ich stelle fest dass es mich durchaus anstrengt, weil auf meinem Gedankenkarussell dadurch noch ein paar Pferdchen mehr mitfahren... Ich muss jetzt mal den Wochenstart organisieren, am WE und heute Morgen gab es leider wieder unschöne Szenen mit unserer Großen, die es notwendig machen, sich kurzfristig darum zu kümmern. Wenn ich Luft habe, melde ich mich wieder. Liebe Grüße!

05.02.2024 09:25 • x 4 #10


Einfachatmen
Nur kurz, es gibt gute Kliniken speziell mit Abteilungen für Jugendliche junge Erwachsene.

Berta ist mitten in der Pupertät, da steht das Leben schon ohne Probleme Kopf. Vielleicht würde ihr eine stationäre Unterstützung gut tun (ich weiß wovon ich rede).

Auch hier gibt es Wartezeiten von bis zu einem Jahr, auf die Warteliste setzen lassen ist erst mal nicht schlimm!

05.02.2024 09:49 • x 1 #11


Islantilla
Zitat von Kummerknubbel:
Vorab noch der Hinweis, dass ich leider nicht immer sofort werde antworten können -

Dazu der Hinweis:
Du MUSST hier gar nix. Du kannst dir Zeit lassen soviel wie DU willst.
Wir sind dir nicht böse. Im Gegenteil, wir freuen uns, wenn wir hin und wieder etwas von dir lesen dürfen.
Also bitte: nicht zu sehr unter Druck setzen.

05.02.2024 09:56 • x 2 #12


Notperfect
Guten Morgen,

das ist ingesamt eine Reise, die ihr da schon hinter euch gebracht habt. Dass das an die Substanz geht, kann ich quasi nachfühlen. Es ist sicher einfach viel passiert und vielleicht die Verarbeitung von allem etwas auf der Strecke geblieben. Ihre Depression kann sich natürlich daraus entwickelt haben.

Und da sehe ich jetzt vor allem diese zwei Baustellen. Sie ist krank und hat sich zum Glück Hilfe geholt, aber bis sie gesund ist, braucht ihr beide einen langen Atem und müsst natürlich trotzdem funktionieren für die Kinder und für alle Begleitumstände.

Ich kann nachvollziehen, dass du oft an Trennung denkst, ich erkenne aber auch den Willen, es gemeinsam mit ihr zu schaffen. Und da solltest du dann ansetzen! Gibt es eine Möglichkeit, dich beruflich etwas raus zu nehmen? Du musst dich selbst stark machen, um das durchstehen zu können. Und egal, was dir gerade in der Beziehung fehlt, bzw. was von der Beziehung noch übrig ist, dir ganz klar machen, dass das nichts mit dir als Person oder deinem Wert zu tun hat, sondern dass da einfach die Depression die Zügel in der Hand hält.

Wie sieht es mit eurem sozialen Umfeld aus? Gibt es Freunde/ Familie, die irgendwie unterstützen können? Und natürlich reden, reden, reden. Das hilft meist schon mal eine Menge.

05.02.2024 10:03 • x 2 #13


K
Hallo miteinander, es ist schon Wahnsinn wie die Zeit verfliegt, wenn man im Chaos lebt....Leider haben mich die knapp vier Wochen nicht wesentlich weiter gebracht (jedenfalls nicht in Richtung einer positiven Lösung). Trotzdem möchte ich hier fortfahren und natürlich auf ein paar Themen/Fragen aus den bisherigen Beiträgen eingehen (Achtung, ich konnte heute ein wenig Energie und Konzentration zusammenkratzen und es wird wieder etwas länger... ). Also, am besten der Reihe nach:
@Gorch_Fock:
Als ich die Kinder kennengelernt habe, war Anton 2 und Berta 5. In diesem Alter war es (zumindest für mich) kaum möglich, aktuelle oder zukünftige Auswirkungen des Verlustes festzustellen. Beide waren naturgemäß traurig und haben den Vater vermisst, alle waren aber auch fast 1 Jahr in professioneller Trauerbegleitung, so dass ich darauf vertrauen konnte/musste, dass insoweit alles getan wurde, was notwendig und möglich war. Allerdings hätte ich mir seinerzeit auch nicht anmaßen wollen, mich in dieses Thema einzumischen - Trauerverarbeitung ist ja eine höchst individuelle Angelegenheit. Was es rückblickend wohl schwerer gemacht hat (und es bis heute tut), war der Umstand, dass L's Exmann bis zu dem Unfall kaum präsent gewesen ist, weil er als Projektingenieur ständig und langfristig um die Welt gejettet ist - 6 Monate Brasilien hier, 5 Monate Südafrika da, 4 Monate Japan dort. Das war zwar der Deal mit L und daher (auch finanziell) ok, aber die Kinder konnten dadurch wenig Erinnerungen an ihren Papa aufbauen. Hinzu kommt, dass die Ehe schon seit Berta's Geburt nicht glücklich war und L daher nur ganz wenige happy family-Fotos oder andere Erinnerungsstücke präsent hat. Als weißer Ritter habe ich mich jdf. zu keiner Zeit betrachtet und wir haben uns auch keine unserer Entscheidungen leicht gemacht. Ende 2016 waren wir sogar für knapp 1/2 Jahr (mit völliger Funkstille) getrennt, weil alles zu viel wurde. L hatte in dieser Zeit zudem jemand anderen kennengelernt, was aber nur von kurzer Dauer war. Ab Mitte 2017 hat sich dann wieder ein Kontakt ergeben und wir haben es relativ langsam angehen lassen, heißt, unsere beziehungs-weisen Pläne und Vorstellungen in vielen und langen Gesprächen ausgiebig abgewogen - genauso wie später die Umzugsentscheidung. Im Nachhinein muss ich mir allerdings traurigerweise eingestehen, dass sich die Kinder mit den Veränderungen viel schwerer getan haben als von uns/mir erwartet - ein Jahr coronafrei war dafür - zusammen mit den anderen Themen im Hintergrund - viel zu knapp. Außerdem hat die Realität inzwischen die Vorstellung/Erwartung, dass zusammen alles einfacher werden würde, leider komplett widerlegt.
Was das Bauprojekt angeht, hatten wir eigentlich eine solide Basis - L und ihr Mann hatten sich in 2014 für n' Appel und n' Ei ein größeres (historisches) Objekt gekauft, komplett saniert und in 4 Wohneinheiten aufgeteilt (also eigentlich L alleine zusammen mit einer Schar Handwerker, der Mann war ja selten da). 2016 war der Umbau in der Endphase und ich habe noch kräftig mit angepackt, um das Projekt über die Ziellinie zu schubsen - Wandheizung verlegen, Fußböden aufbauen, Trockenbauarbeiten, Lehmputz in Fachwerkbereichen auftragen... Aus dem Verkauf haben wir dann einen Großteil des Eigenkapitals für unser jetziges Haus generiert. Und ja, handwerklich sind wir beide sehr gut unterwegs und wollten darum das Erfolgsmodell an unserem neuen Wohnort kopieren - hätte mit Sicherheit auch geklappt, wenn uns das Sch* Virus nicht dazwischen gekommen wäre. Natürlich haben wir uns auch bemüht, dass neben dem Bau auch noch Zeit für die Kids blieb - darüber haben sie sich zumindest nie beschwert.
Ob wir jetzt verkaufen werden/müssen, wird sich wohl in den nächsten Monaten zeigen. Die Idee betr. Mitverkauf der Finanzierung ist sicher eine gute, auch wenn wir leider nur mit 1,... finanzieren konnten - danke jdf. für den Tip.
Ansonsten ist es leider einfacher gesagt als getan - Probleme abbauen, Projekt verkaufen, finanzielle Punkte klären, nicht heiraten... Da hängen leider ganz viel Herzblut und Emotionen dran; ganz so digital funktioniert das also leider in meiner Realität nicht.
@Einfachatmen:
Auch dir herzlichen Dank für die guten Wünsche und Empfehlungen - Es trifft (leider) alles zu, was du schreibst - wir sind mittlerweile jenseits unserer Grenzen. Für die Kinder gibt es eine therapeutische Einbindung sowohl vom Jugendamt (dort ist sogar eine systemische Familientherapeutin eingebunden) als auch extern; leider gestaltet es sich bei Berta immer wieder schwierig, weil sie sehr verschlossen ist und abwehrend reagiert. Seit dem Vorfall aus 2023 gab es aber zum Glück von ihr keine weiteren kritischen Warnschüsse mehr. Trotzdem liest sich der neuerdings vorliegende Hilfeplanbericht im Hinblick auf die Kinder unglaublich traurig und trostlos - leider auch mit Blick auf die Mutter-Kind-Beziehung. Es gibt hier zwei ganz schwermütige und verhärmte Kinderseelen, denen es an Warmherzigkeit, Nachsichtigkeit und emotionaler Zuwendung fehlt - nur leider kann ihnen L genau das im Moment nicht geben (und war darin ehrlich betrachtet noch nie richtig gut), so dass beide Kinder im Grunde eigentlich von hier/ihr wegwollen.
Ansonsten: Teufelskreis, Abwärtsspirale - genau. Wie eine Lösung aussieht? Ich weiß es nicht. L fehlt die Kraft dafür, mir gehen die Einflussmöglichkeiten aus. Eine Zeitlang habe ich immer wieder versucht, behutsam zu intervenieren, wenn L sich wegen ihrer konfrontativen und Druck erzeugenden Erziehungsmethoden mit den Kindern verkämpft hat. In der Regel hat das mit einem wütenden mach es doch besser geendet, und natürlich hatte und habe ich auch nicht immer zielführende und erfolgreiche Alternativen parat - wenn ein pubertierender Teenie im Rundum-Anti-Modus ist, gibt es halt auch keinen wirklichen Pack-An... Erschwerend kommt dazu, dass L sich mittlerweile zu der Aussage hat hinreißen lassen, dass ich nichts mehr zu bestimmen hätte. Ihr dürft dreimal raten, was ich mir von den Kindern anhören darf, wenn es um die Einhaltung von Regeln oder die Erledigung von Aufgaben geht.
Wirklich helfen könnte vermutlich ein längerfristiger stationärer Klinikaufenthalt von L und den Kindern zusammen - auch, um die schwer belasteten Beziehungen und die Kommunikation untereinander unter Beobachtung zu stellen und unter Anleitung gemeinsam aufzuarbeiten. Das wurde auch vom Jugendamt einmal angeregt, aber dagegen rebellieren die Kinder vehement - speziell Berta. Damit wird diese Lösung nicht zum Tragen kommen. Zumindest nimmt aber Berta ihre Therapeutentermine wieder regelmäßig wahr, das ist immerhin etwas.

Zum Vorschlag Paartherapeut - da wäre ein guter verfügbar, leider lehnt L das Stand heute generell ab (mir fehlt die Kraft für noch eine Baustelle) - also gehe ich seit einigen Wochen alleine hin, was natürlich nur begrenzt wirksam ist. Er meint allerdings auch, in L's momentanem Zustand wäre eine Paartherapie schwierig.

Was ich als erstes verändern würde: Dass die Beziehung zwischen Mutter und Kindern liebevoll, achtsam und wertschätzend wird...
@tlell:
Ja - die Kinder leben bei uns. Das Jugendamt ist bislang wöchentlich 1x bei uns für Gespräche - mal gemeinsam, mal einzeln. Anton hat außerdem noch eine Einzelbetreuerin, die mit ihm regelmäßig Aktivitäten unternimmt. Manchmal ist Berta auch dabei.
Haushaltshilfe gibt es Stand heute keine (mehr). Ich hatte mal eine Putzhilfe, aber die war nach L's Maßstab nicht ordentlich genug (mir hat sie knapp 10 Jahre gereicht) und hat uns nach wiederholten Querelen mit L verlassen. Seither packe ich so gut es geht mit an (Waschen und Bügeln kann ich selber) und da ich im Übrigen ein begeisterter Hobbykoch bin, gibt es in dem Bereich zumindest keine kritischen Defizite.
Fertigstellung des Hauses: 80+% - Um einzuziehen fehlen Oberböden (Dielenböden, Fliesen in den Bädern), Sanitärinstallationen, Innentüren, eine Innentreppe und hie und da etwas Trockenbaukleinkram. Und natürlich eine Küche...
@ Caecilia:
Danke für's virtuelle Drücken - davon kriege ich seit einiger Zeit definitiv zu wenig. O-Ton Jugendamt nach dem Gespräch letzter Woche: Sie müssten auch mal dringend von jemand in den Arm genommen werden - ich konnte nix sagen, mir sind nur die Tränen gekommen...
Ansonsten ist mir das mit der fehlenden Empathie schon seit längerem schmerzlich bewusst - da hat die Depression die Situation noch schwieriger gemacht. Einen Vorwurf kann man L dazu nicht machen - sie war sehr früh auf sich alleine gestellt und hat selber eine harte Erziehung durch ihren damals sehr herrischen Vater erdulden müssen. Die Eltern waren 10 Jahre getrennt und sie lebte bei ihm, ihre zwei Brüder bei der Mutter. Später hat sich zwar einiges geändert und alle sind seit langem wieder friedlich vereint, aber Gefühle und Bedürfnisse waren in der Kindheit kein Thema - das hat deutliche Spuren hinterlassen. Leider ist das aber auch nur einer von mehreren schmerzhaften Druckpunkten, s. oben und mein Eingangs-Posting - viel schwieriger ist unsere kaum noch konfliktfreie Kommunikation und die ständigen Vorhaltungen von L, weil aus ihrer Sicht nichts richtig läuft (ihr Standardsatz: Ich bin alleinerziehend). Und da ich mittlerweile selbst völlig drüber bin, kommt es eben öfter vor, dass ich gelegentlich Dinge vergesse. Beispiel: Anton beim Schlafengehen daran erinnern, seine Schmutzwäsche wegzusortieren. Konsequenz: L meint zu mir, ich hätte bewiesen, dass ich mich nicht kümmern würde und teilt Anton mit, dass sie ihn zukünftig nur noch selber ins Bett bringt. Ähnlich wird auch bei den Kindern verfahren - wenn es einmal nicht klappt, gibt es keine weitere Chance - ganz und sofort oder gar nicht ist da das Prinzip. Zusammen mit teils unklaren bzw. missverständlichen Anweisungen ist das teilweise die Hölle und führt mittlerweile dazu, dass ich mich aus vielen Sachen immer mehr zurückziehe - weil ich weiß, dass es ohnehin nur schiefgehen kann. Auch hier: Teufelskreis und Abwärtsspirale...
Immerhin, unsere Wohnsituation ist von außen betrachtet sicherlich gut. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus auf rund 160 qm mit 6 Zimmern. Die Kinder haben ihre eigenen Zimmer und es gibt auch noch Raum für meinen großen Bengel, wenn der mal zu Besuch kommt. Trotzdem hat L sich nie recht wohl gefühlt - das Haus ist ein Altbau von um die 1900 und es fehlt durch den Schnitt und die Lage der Zimmer doch an einigen Ecken an Stellfläche und Stauraum. Sie hat auch kaum Möbel mitgebracht und viele ihrer persönlichen Dinge haben die Umzugskiste nicht verlassen - insoweit kann ich sie verstehen, es ist halt vieles nicht ihres. Auch mit den Nachbarn ist es etwas kompliziert; wir teilen uns mit dem auf 2 Häuser verteilten Nachbarsclan (9 Personen inkl. Vermieterin) einen riesigen Garten, in dem es zwar eigene Abschnitte, aber keine Abtrennungen (Hecken, Zäune o.ä.) und dadurch recht viel Kontakt gibt. Nun sind einige Clanmitglieder mitunter wenig dezent im Auftreten, auch Anton und Berta gegenüber, was über die Zeit zu einigen Dissonanzen geführt hat und sich insgesamt auf das Unwohlsein aufaddiert.
@Elfe11:
Ein Selfcare-Tagebuch ist sicher eine schöne Sache, aber zeitlich für mich nicht machbar. Meine Jobtage haben im Schnitt 10-12 Stunden und in meiner Bürowoche pendle ich rund 1 1/4 Stunden pro Strecke per ICE und ÖPNV ins Büro (i.d.R. mit Laptop und arbeitender Weise). Da bin ich froh, wenn noch 2x die Woche Fitness-Studio und 1x Laufen mit meinem Bestie (den ich seit fast 30 Jahren kenne), drin sind - das ist dann mein Self-Care-Programm. Leider hat L hier vor Ort keine Freunde und hat sich bislang auch nicht darum bemüht, auch so ein Thema. Immerhin kommt sie sehr gut mit allen in meinem - überschaubaren - Freundeskreis aus, das hilft ein wenig. Oma/Opa wohnen am Niederrhein, jetzt in 45 Minuten erreichbar. Aber nichts um mal eben über die Straße zu gehen. Meine Eltern wohnen im Schwabenländle und fallen schon deshalb komplett aus. Außerdem habe ich dorthin seit gut 5 Jahren keinerlei Kontakt mehr - eigene Story.
Helferlein beim Hausbau gibt es einige, aber die jetzt noch anstehenden Arbeiten (s. o.) verlangen doch etwas weitergehende Expertise. Momentan verlegen wir noch den Holzdielenboden, für die sonst noch offenen Gewerke gibt es im Freundes-/Bekanntenkreis leider keinen geeigneten Generalisten oder Spezialisten. Falls hier also unter den Mitlesenden Handwerker mit passender Erfahrung und Zeit aus dem Großraum E/BO/DO unterwegs sind, gerne melden...
Urlaub gegen Hand klingt interessant (bin allerdings nicht auf FB aktiv und musste das googeln), auch wenn ich da (Anwaltskrankheit) bei bestimmten Sachen skeptisch wäre (Heizung, E-Installation) - gibt es dazu Erfahrungen? Natürlich müsste man auch jemand finden, der im Ruhrpott Urlaub machen möchte (auch wenn es bei uns ringsherum wirklich schön grün ist)...

So - das hätte ich für den Moment zu sagen - Alle, die ich nicht direkt erwähnt haben, finden hoffentlich die Antworten auf ihre Fragen im Beitrag - sollte ich etwas übersehen/vergessen haben, gerne nochmals nachhaken. Für heute liebe, aber traurige Grüße in die Runde und einen schönen (Feier-)Abend!

27.02.2024 18:27 • x 1 #14


K
PS: Das mit dem Zitieren hab ich hier noch nicht raus, soweit es um Auszüge geht - ich seh immer nur den ganzen Beitrag... Also sorry, wenn meine Methode etwas umständlich ist; ich hoffe meine Antwort erreicht euch trotzdem!

27.02.2024 18:31 • x 2 #15


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