Ich finde Deine Geschichte sehr traurig, denn niemand kann ermessen, WAS jetzt genau der wahre Grund für seinen Rückzug ist. Es wird wohl eine bunte Mischung sein, eine echte Depression ist leider schwer zu packen und zu behandeln.
Vor langer Zeit hatte ich auch mal einen sehr depressiven Pflegefall, ich habe jedes Bauchgefühl überhört, weil ich seine Melancholie sehr anziehend fand, ich interpretierte da leider Nachdenklichkeit und Tiefe rein, was vielleicht sogar stimmen mochte.
Schlussendlich verkam die gemeinsame Wohnung zu einer totenstillen Gruft, wenn er, um Ruhe bittend, monatelang im abgedunkelten Schlafzimmer lag und litt.
Hilfe lehnte er kategorisch (und erstaunlich energisch!) ab.
Das war eine düstere Zeit, es gab zwar einen Partner, der aber nur theoretisch existierte, da ich ständig alleine unterwegs war (Feste, Partys, Familienbesuche, Urlaube, Kino und Ausgehen, selbst Alltag und Einkauf musste ich alleine stemmen).
Als ich es satt hatte, für ihn und für mich für die Aussenwelt zu lügen, ich sogar bei seinem Chef vorstellig werden musste, weil er einfach ohne Krankschrift wochenlang fehlte, zog ich die Reissleine.
Ich erzähle Dir das deshalb, weil Liebe zwar wunderschön ist, aber nicht allmächtig.
Eventuell bleibt Dir gerade auch viel Kummer erspart.
Denn wenn man drin hängt, wird es unglaublich schwer, den Absprung zu schaffen. Dann vermischt sich die ursprüngliche Liebe mit einer enormen Verantwortung. In einer langjährigen Beziehung mag man sehr lange Durststrecken überstehen, aber meine Beziehung war jung und frisch.
Und trotzdem war der Absprung nach drei Jahren unglaublich hart, schwer, sehr schmerzhaft und belastet von tiefen Schuldgefühlen.