Hallo,
ich habe vor einigen Monaten ein Thema eröffnet, wo ich (30) die Trennung von meiner Freundin (31) nach 5 1/2 Jahren beschrieben habe.
Mittlerweile habe ich ein umfassenderes und klareres Bild von der gesamten Beziehung und würde gerne Meinung hören. Eine Zusammenfassung:
Wir waren seit Mai 2011 ein Paar. Sie hatte seit einigen Monaten ein Auge auf mich geworfen, ein gemeinsamer Freund hat uns bekannt gemacht. Wir haben uns verabredet und es begann etwas Lockeres. Ich bin für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen. Irgendwie haben wir es geschafft über Skype eine Beziehung zueinander aufzubauen. Als ich wiederkam, entschieden wir uns für eine Beziehung, weil wir uns sehr mochten und hatten viel gemeinsam unternommen. Beide haben studiert. Sie erzählte mir, dass sie in der Vergangenheit Depressionen hatte und sich vor einiger Zeit hauptsächlich wegen ihrem Problem mit zu viel Nähe von ihrem langjährigen Freund getrennt hatte.
Sie war daher froh, dass wir es locker angingen. Ich wusste, worauf ich mich da einlasse und habe sie nicht bedrängt. Meine vorherige Beziehung war mit einer Borderline-Frau, die SVV zeigte. Daher ahnte ich, was mich erwarten könnte. Ich gab meiner neuen Freundin viel Freiraum, sie war in Therapie und wollte uns eine Chance geben.
Die ersten Probleme schlichen sich nach etwa einem Jahr ein, wo ihre Grundstimmung immer schlechter wurde. Sie suchte einen Psychiater auf, ihr wurde ein AD verschrieben und es folgte eine Gesprächstherapie. Die AD nahm sie 1 1/2 Jahre und schlich sie in Absprache mit dem Psychiater aus.
Sie beendete ihr Studium zu selben Zeit und begann ein Praktikum, während ich für ein halbes Jahr ein studienbegleitetes Praktikum in einer anderen Stadt absolviert habe. Wegen des Prüfungsstress in der Uni litt ich unter Panik- und Angststörung. Meine Freundin und ihre Familie waren liebevoll für mich da und haben sich um mich gesorgt. Zwischenzeitlich haben wir uns besucht. Die Beziehung hielt dem auch stand und es ging weiter.
Seit dem Beginn ihrer Arbeit hatte ich aber immer mehr das Problem, dass ich sie kaum noch sah. Sie verließ um 7 Uhr morgens das Haus und kam erst um 20 Uhr wieder. Daneben pflegte sie immer mehr Hobbies, war 2 bis 3 Mal die Woche Abends weg. Jedes 2. Wochenende war sie ehrenamtlich eingespannt und musste gelegentlich auf die Tiere im Elternhaus 100 km weiter weg aufpassen.
Die restlichen Abende war sie müde und nicht mehr unternehmungslustig. Sie pflegte keine privaten Kontakte zu meinen Freunden, verließ Parties immer als erste. Ich entwickelte eine starke Abneigung gegen ihre Arbeit, weil sie ihre Probleme mit nachhause brachte und es fast ausschließlich um ihre Kollegen und Arbeit ging. Ihre Arbeitskollegen luden sie und mich als Anhang häufiger zu Parties ein, aber ich hatte kein Interesse, weil ich nicht von morgens bis Abends nur die leidigen Arbeitsthemen hören wollte (Marketing, Social Media, Excel)
Sie errichtete immer mehr eine emotionale Mauer, begann noch häufiger als sonst zu weinen, wenn ich über gemeinsame Freizeitgestaltung oder überhaupt über uns sprechen wollte. Sie war auch überhaupt nicht bereit von ihrer Einstellung zu Arbeit oder ihren sonstigen Tätigkeiten abzurücken. Sie machte einfach Überstunden. Ein Paar-Therapeut erkannte schnell, dass die Zeitplanung ein großes Thema ist. Sie hat das Thema aber nicht ernst genommen. Wir waren einmal da. Ich wollte dort nicht mehr hin, weil ich den Therapeuten persönlich nicht mochte und es einfach für mich zu teuer war (140 pro Sitzung, ich war Student!)
Gemeinsame Urlaube jagten ihr Schrecken ein, sie heulte dann fast täglich. Mit ihrer Freundin konnte sie aber wochenlang weite Reisen auf anderen Kontinenten unternehmen. Ein Nahurlaub 50 km mit mir war aber beängstigend. )Jetzt fliegt sie wieder mit der gleichen Freundin weg )
In unserem gemeinsamen Freundeskreis waren mittlerweile alle vergeben und ihre beste Freundin hat sie zur Trauzeugin für die Hochzeit im April 2017 auserkoren. Sie hatte sich sehr gefreut, war mit der Vorbereitung aber sehr stark überfordert. Neben ihrem beruflichen Stress, den sie aber verleugnete (Die Arbeit ist nicht stressig!), hatte sie sehr große organisatorische Schwierigkeiten mit der Hochzeit und Ängste per Email Konflikte auszutragen. Sie heulte sich stattdessen stundenlang aus, bevor sie eine Entscheidung treffen konnte. Es ging z.B. darum, wer wann eine Rede halten soll, weil sich die Leute nicht einig waren. Sie war nicht fähig zu vermitteln, das musste jemand anders übernehmen. Ich habe sie natürlich dabei unterstützt, indem ich gefragt habe, ob und wo ich helfen kann! Habe dann so eine Art Plan erstellt, an dem sie sich orientieren kann, damit die Probleme nicht so übermächtig erschienen.
Auf der Hochzeit erlitt meine Freundin einen Nervenzusammenbruch. Kotzen, Durchfall, Panikattacken, alles dabei Was seitdem auch nicht besser wurde, leider.
Klar, dass ich sie in den Monaten vor der Hochzeit praktisch überhaupt nicht mehr als Partnerin für mich hatte. Job, Hobbies, Hochzeit und Beziehung, das waren ihre Prioritäten.
Als die Hochzeit zu Ende war, fiel sie in ein sehr, sehr tiefes Loch.
Ich bin kurz davor ins Berufsleben einzusteigen, wollte mit ihr endlich eine gemeinsame Wohnung suchen.
Habe ihr gesagt, dass ich mich auf unsere Zukunft freue, da ich auch bald endlich arbeiten werde!
Aber leider kam es nicht mehr dazu. Sie distanzierte sich rapide, sie wollte nur noch allein sein, 2 Wochen Kontaktsperre, sie rief mich nach 5 1/2 Jahren Beziehung auf meinem Handy an und machte Schluss. In drei Sätzen: Sie habe keine Gefühle mehr. Ich habe etwas besseres verdient, sie kann nicht mehr Ende, Kontaktsperre
Ich war schockiert. Ich, meine Eltern, ihre Eltern, gemeinsame Freunde, alle waren fassungslos. Ich erfuhr, dass sie wieder schwere Depressionen hat und AD nimmt.
Ich beteuerte nach Wochen meine Liebe per Mail und schrieb, dass ich für sie da bin und an sie glaube.
Nach 5 Wochen weitere Kontaktsperre hat sie sich gemeldet und wollte vage in Zukunft ein Treffen vorschlagen. Ich habe es erst mal hingenommen, wollte sie nicht von mir weg treiben, und sie kommen lassen, aber es wurde nichts konkretes draus. Es beschränkte sich auf die Themen Therapie und Selbsthilfegruppen. Ich mich nach ihrer Therapie erkundigt, die sie ursprünglich anfangen wollte, noch bevor sie sich getrennt hatte. Sie sucht noch. Ich habe ihr Empfehlungen gemacht, sie war sich aber unsicher. Ich drängte auf ein Treffen, weil ich eine Standortbestimmung brauchte. Sie wollte dann plötzlich noch am selben Abend ein Treffen, weil sie merkte ich habe dringenden Gesprächsbedarf (irgendwie logisch, oder?!)
Sie will jedenfalls nur noch Freundschaft, weil sie nicht mehr für mich fühlt. Sie kann nicht erklären wieso. Sie mag ihre Arbeit gerne. Ich habe meine Liebe beteuert, gesagt, ohne Risiko kommen keine Gefühle! Sie solle ihrer Angst endlich ins Auge sehen. Aber sie ließ sich nicht umstimmen. Seit über 10 Jahren plagen sie die Probleme und sie weiß, dass sie hausgemacht sind. Ich habe ihr klar gemacht, ich will keine Freundschaft. Entweder weiter eine Beziehung, oder Pause und dann wieder Beziehung, aber reine Freundschaft tue ich mir nicht an! Nicht mit dem Problem was sie hat, um mich bei Bedarf emotional abschieben zu können. Diese Probleme lassen sich nur in einer Partnerschaft UND professioneller Hilfe lösen.
Das ist eine ganz harte Nummer für mich. Mir ist klar, dass sie eine ganz massive Bindungsangst hat. Ich hatte noch einmal Kontakt mit ihrer Mutter. Meiner Ex tut es unglaublich weh mich zu verletzen. Außerdem habe ich erfahren, dass ihr Opa nun im Sterben liegt. Unser gemeinsamer Freundeskreis nimmt die Geschichte auch ziemlich mit. Es wird über die Trennung gemauschelt und alle wollen ihren Senf dazu geben, was zu tun sei. Ich vertraue mich wenigen Person an, sie sollen etwas nicht weitersagen. Die Nachrichten machen die runde, schlimmer als bei stiller Post. Es macht mich fertig, dass alle nun beliebig ankommen und mich aus der Bahn werfen. Es muss jetzt geguckt werden, wer sich wann in welcher Konstellation treffen kann, um Konflikte zu vermeiden. Es werden Entscheidungen im Zusammenhang mit unserem Sozialleben getroffen, ohne mich vorher zu fragen. Total sch. alles.
Ich bin selber total im Ar.. Beginne eine Therapie, besuche eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker, mache Meditation, schreibe ausführlich Tagebuch, male, mache Musik. Alles, um das Trauma zu verarbeiten. Ihre Eltern wünschen sich mich so sehr als Schwiegersohn, alle haben gesagt, wie gut wir zusammenpassen. Ich liebe sie auch wirklich aufrichtig von ganzem Herzen, auch mit ihren Macken.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich würde einfach gerne eure Meinung zu der Geschichte hören.
14.07.2017 18:39 •
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