106

Depression, Partner trennt sich

M
Hallo ihr Lieben,

ich bin leider momentan ratlos und hoffe dass mir jemand in meiner Situation einen Tipp geben kann.

Vor 1,5 Jahren habe ich meinen Freund im Internet kennengelernt. Wir haben uns von Anfang an super verstanden und konnten über alles miteinander sprechen.
Er sagte mir damals er könne aktuell keine Beziehung führen und er wisse auch nicht ob das je möglich sei. Ich wartete trotzdem geduldig. Sein Papa ist verstorben als er noch sehr jung war (11) und er hat viele Sorgen, unter anderem Geldprobleme, seiner Mutter geht es gesundheitlich auch nicht gut usw.
Er hat mir erzählt, dass er seine Exfreundin betrogen hat und sich damals all seine Freunde von ihm abgewandt haben und es ihm nicht gut ging und er AD nahm.
Die letzten 1,5 Jahre sind vergangen und natürlich hatten wir auch mal Streit aber im ganzen und ganzem war ich sehr glücklich.
An Weihnachten kam er sogar mit um meine Familie kennenzulernen und es war sehr harmonisch.
Jetzt hat er sich plötzlich und abrupt getrennt. Er hat viel geweint und gesagt er wolle mich nicht so kaputt machen wie seine Exfreundin und es täte ihm alles Leid aber er könne nicht mehr mit anschauen wie schlecht es mir geht. Er hat mir erzählt dass er auch öfter Suizidgedanken habe und damals auch unangeschnallt Auto gefahren ist dann aber doch gebremst wenn es gefährlich geworden wäre.
Eine Depression wurde bis dato nicht diagnostiziert weil er nicht beim Arzt war. Ich habe ihn gebeten sich Hilfe zu holen und die Krankheit anzugehen. Er blieb dann über Nacht, ich konnte ihn in diesem Zustand nicht allein lassen. Die ganze Nacht hat er mich im Armen gehalten, geweint und gesagt es tue ihm so Leid, er wisse momentan nicht was richtig und falsch wäre und er habe so Angst dass es der größte Fehler ist mich jetzt wegzuschicken aber er würde es nicht ertragen mich kaputt zu machen. Ich musste morgens zur Arbeit und wir haben uns unter Tränen verabschiedet. Als ich nach Hause kam hatte er mir einen Brief geschrieben wie Leid es ihm tue aber ich hätte verdient glücklich zu sein und sein Tshirt hat er auf meinem Bett gelassen.
Ich weiß einfach nicht weiter, ich möchte diesen Weg mit ihm gehen, ihn unterstützen und helfen aber weiß nicht wie. Ich habe auch schreckliche Angst dass er wieder Suizidgedanken hat.
Ich möchte ihn aber auch nicht zusätzlich belasten mit mir und den Gedanken mich kaputt zu machen. Auf meine letzte Nachricht dass ich seinen Brief gelesen und ihn gerne weiterhin unterstützen möchte hat er nicht mehr geantwortet.

25.01.2022 11:33 • #1


B
Liebe TE,

das klingt alles sehr traurig und belastend - fühl dich an dieser Stelle mal gedrückt! Erstmal hast du ja bis hierhin nichts falsch gemacht - im Gegenteil - du hast deine Hilfe angeboten und warst für ihn in dieser schwierigen Situation da, auch, wenn es für dich selbst nicht einfach gewesen ist.

Das Problem ist leider, dass man niemanden mit Depressionen zwingen kann, sich Hilfe zu suchen. Nur in ganz akuten Fällen, aber damit kenne ich mich nicht gut genug aus; Hast du Kontakt zu irgendwelchen noch vorhandenen Freunden, seiner Familie? Vielleicht kann man darüber nochmal versuchen, an deinen (ich nehme an) Ex ranzukommen. Wie sieht sein Leben sonst aus, hat er ein Arbeitsverhältnis o.ä.? Ich fürchte, dass dir ein Stück weit die Hände gebunden sind. Meine damalige beste Freundin hatte auch mit schweren Depressionen zu kämpfen, hat mir tagelang nicht auf Nachrichten geantwortet. Ich konnte nur vorbeifahren und gucken, ob alles okay ist oder im Zweifel einen Notdienst vorbeischicken (habe ich damals nicht gemacht und weiß leider auch nicht, ob und wie das genau funktioniert).

Wichtig ist, dass du dabei auf dich selbst und dein Wohlbefinden Acht gibst - natürlich darf man andere unterstützen, aber nur solange, wie es deine eigenen Ressourcen erlauben!

25.01.2022 11:57 • x 1 #2


A


Depression, Partner trennt sich

x 3


M
Vielen Dank für deine liebe Nachricht!
Er hat einen festen Job, ist aber dort schon länger mehr als unzufrieden und es belastet ihn sehr. Wegen der Geldprobleme geht er auch noch einem Nebenjob nach und ich hab das Gefühl ihm wird alles zu viel.
Ich kenne von seinen Freunden nicht viele, habe auch so keinen Kontakt zu Ihnen. Ich könnte sie bestimmt über Facebook etc finden und anschreiben aber er hat mir des öfteren gesagt, dass er ihnen nie erzählt hat wie schlecht es ihm geht

25.01.2022 12:04 • x 1 #3


B
Verstehe, dann scheint es ja auch konkrete Dinge zu geben, die sein Leben belasten - hast du ihn mal gefragt, ob er sich einen Klinikaufenthalt vorstellen kann? Mit sowas muss man natürlich behutsam umgehen, aber möglicherweise überlegt er es sich ja trotzdem. Offensichtlich hat er den starken Drang funktionieren zu müssen und sich selbst dabei zu vernachlässigen.

Ich glaube, dass es wahrscheinlich übergriffig wäre, in diesem Fall seine Freunde zu kontaktieren.. zumindest würdest du damit stark in seine Privatsphäre eindringen und das wiederum könnte deine Hilfe zunichte machen.

Schau doch mal im Internet nach Seiten, die speziell Hilfestellungen für Angehörige und Freunde von Depressivkranken anbieten - davon sollte es einige geben, vielleicht sowas wie die deutsche Depressionshilfe etc. Ich bin sicher, dass du dort kompetente Ratschläge und ggf. Telefonnummern findest, die dir weiterhelfen.

Wie gesagt: Schau, dass du dich selbst nicht aus den Augen verlierst und in dem Moment Abstand nimmst, in dem es dir selbst zu viel wird; ich musste damals auch meiner besten Freundin sagen, dass ich das nicht mehr mittragen kann - auch, wenn es unglaublich geschmerzt hat, zumal ich selbst mit Depressionen zu kämpfen habe. Aber niemandem ist damit geholfen, wenn du dich selbst verausgabst.

25.01.2022 12:13 • x 2 #4


Unterwegs
Du wusstest was für eine schwierige Vergangenheit er hat und hast dich trotzdem darauf eingelassen.

Wenn jemand schon sagt, dass er nicht bereit ist für eine Beziehung, die Ex betrogen hat, Dro. genommen hat, Geldprobleme und Suizidgedanken hat, wieso läuft man da nicht weg?

Vor allem da das alles in der Kennenlernphase war. Du willst doch eine gesunde, ehrliche, treue Beziehung. Wieso suchst du dann nicht nach einem Mann, der dir das bieten kann und dafür bereit ist? Davon gibt es noch genug.

So viel Selbstwert sollte man schon haben, dass man sich auf sowas gar nicht erst einlässt. Das klingt sehr nach Bedürftigkeit.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Mann dich verletzt. Er hat so viele Baustellen, dass er echt mal alleine sein sollte um diese zu klären.

Und dir würde ich raten für die Zukunft konsequenter zu sein. Du kannst niemanden retten. Und zu hoffen das alles besser wird ist leider ein Trugschluss. Liebe allein reicht nicht. Auch alles andere sollte passen, sonst steht man am Ende allein da (wie du ja jetzt siehst).

25.01.2022 12:18 • x 3 #5


L
Zitat von Maus92:
Ich weiß einfach nicht weiter, ich möchte diesen Weg mit ihm gehen, ihn unterstützen und helfen aber weiß nicht wie. Ich habe auch schreckliche Angst dass er wieder Suizidgedanken hat.

Ich verstehe Dich sehr gut. Wirklich.

Aber den Weg muss er allein gehen WOLLEN. Aktuell redet er nur rum und zieht dich in der Tat mit runter.

Wenn er wirklich was ändern möchte, dann kann das geschehen. Du kannst da gar nichts machen und AUF IHN HÖREN und Dich zurückziehen. Tust Du das nicht, geht es immer so weiter und am Ende bist Du auch kaputt. Sowas ist toxisch, ehrllich wahr

25.01.2022 12:21 • x 3 #6


M
Zitat von Unterwegs:
Du wusstest was für eine schwierige Vergangenheit er hat und hast dich trotzdem darauf eingelassen. Wenn jemand schon sagt, dass er nicht bereit ist ...

Danke für deine Antwort.
Dro. hat er nie genommen, ich habe von Anti Depressiva gesprochen.

25.01.2022 13:20 • #7


J
Zitat von Lumba:
Aktuell redet er nur rum und zieht dich in der Tat mit runter.

Nicht nur das. Durch die Äußerungen von Suizidgedanken hast Du Dich in eine weitere Verantwortung begeben, welche du aber nicht managen kannst und solltest.

Wie schon beschrieben, er muss sich Hilfe holen, er muss es wollen.
Das ganze Lamento der Dinge, welche nicht funktionieren ändern nichts, wenn er nicht bereit ist, etwas in die Tat umzusetzen.
Egal wie liebevoll Du Dich um ihn bemühst, du wirst nichts bewirken ausser für den Moment tröstend zu sein. Er muss aktiv werden.

Unabhängig von allem, dir zu sagen, er fährt unangeschnallt aufgrund suizidaler Absichten mit dem Auto finde ich mega aggressiv.

25.01.2022 16:07 • x 1 #8


ElGatoRojo
Zitat von Johanna15:
er fährt unangeschnallt aufgrund suizidaler Absichten mit dem Auto finde ich mega aggressiv.

vor allem mit der Absicht ein anderes Auto zu rammen. Ein Arbeitskollege war davon betroffen - er schwer verletzt, seine Frau tot und die Selbstmörderin überlebte (natürlich auch schwer verletzt). Völlig verantwortungslos!

25.01.2022 16:29 • x 1 #9


C
Zitat von Maus92:
es ihm nicht gut ging und er AD nahm.


Zitat von Maus92:
Eine Depression wurde bis dato nicht diagnostiziert weil er nicht beim Arzt war.


Die AD hat er sich selbst verschrieben oder wie soll das gehen?

Was genau findest an einem Menschen, der leidenschaftlich sich selbst bemitleidet? Helfen wirst du ihm auch nicht können, denn offensichtlich geht’s ihm damit ganz gut, zu gut zumindest, um etwas daran zu ändern.

25.01.2022 16:44 • #10


Hola15
Eine ganz ernstgemeinte Frage: Wieso stehst du auf Drama, lässt dich davon anziehen anstatt dich davon (also von ihm, von Anfang an) zu distanzieren?

25.01.2022 16:59 • x 1 #11


F
Aus eigener Erfahrungen mit depressiven Partnern (hatte leider nicht nur eine) kann ich sagen und raten. Pass dabei sehr auf dich auf. Du kannst deine Hilfe und Unterstützung nur anbieten. Aber sie müssen diese auch annehmen. Helfen kann man in dem Sinne eh nicht, nur unterstützen.
Und man muss wirklich gut auf sich aufpassen. Man lässt sich auch schnell selbst mit ziehen und landet in einer Depression. Ähnlich wie Co abhängig bei der Sucht.

25.01.2022 17:03 • x 2 #12


E
AD sind ja verschreibungspflichtig. Wie kommt er dann da dran ohne Arzt?

25.01.2022 17:06 • #13


F
Also entweder sind es Medikamente aus dem Ausland, keine richtigen AD sondern Stimmungsaufheller, oder doch beim Arzt gewesen oder er nimmt es eigentlich gar nicht.
Man kann wohl nur darüber spekulieren. Die Wahrheit wird nur er wissen.

25.01.2022 17:09 • #14


Myskin
Über halblegale Online-Apotheken bekommt man heutzutage m.E. fast alles.

Schweres Thema. Einerseits ist es natürlich so, dass es die Depression verstärkt, wenn sich alle nüchtern abwenden, weil man mit solchen Leuten keine Beziehung eingehen sollte - das ist bei den Raten in der Bevölkerung natürlich generell keine Lösung. Letztlich kann mittlerweile vermutlich fast jeder aus dem privaten Umfeld mindestens eine Person benennen, die darunter leidet, das Stigma würde ich daher entfernen wollen. Gleichzeitig: Der Prozess der Heilung geht nur, wenn man selbst bereit ist, durch die Hölle zu gehen - da kannst du am Ausgang gerne auf ihn warten, aber die Schritte muss er selber machen. Ich in offen gestanden auch kein Freund von ADs - im Notfall, aber letztlich hält man damit nur einen Deckel auf dem Traumata und konserviert den notwendigen Prozess.

Was ich aber ganz interessant fand: Du schreibst, dass du alles in allem sehr glücklich warst, er hat wiederum Angst, dass er dich unglücklich macht. Letzteres, die Schuldfrage, ist bei Depressionen ja sehr typisch, aber wie passt das zusammen?

25.01.2022 17:18 • #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag