Ich stimme Sonnenliebe komplett zu. Eine räumliche Trennung stellt erst einmal jeden wieder auf die eigenen Füße. Das ungesunde Konstrukt von zuviel Nähe, zuwenig Unterstützung etc. löst sich für den Alltag auf. Das kann für beide ein Neubeginn sein. Entweder allein oder auch wieder gemeinsam.
Die Unterstützung, die er von dir bisher erhalten hat, die hat ihn auch daran gehindert, die Herausforderungen anzugehen. Wenn er eher der introvertierte und vielleicht sogar ängstliche Typ ist, dann ist die Beziehung für ihn ein kuscheliges Nest. Dazu kommt vielleicht noch kulturelle Aspekte, die ihn weniger selbstständig sein lassen wie Männer, die du in deinem Alter in Deutschland kennst. Das ist für dich natürlich bitter, weil du in eine Rolle gedrängt bist, die dir nicht entspricht.
Ich persönliche denke immer, dass in einer Partnerschaft eins und eins vier ergibt - nämlich vier feste Beine auf denen die Partnerschaft steht. Jeder so verantwortlich und selbstmotiviert, dass dem anderen durchaus etwas passieren kann, Krankheit, Jobverlust etc. ohne dass beide umgehend am emotionalen und existentiellen Abgrund stehen. Wenn einer sich dauerhaft an den anderen anlehnt, wächst nicht und lässt unter seiner Last den anderen sich immer weiter beugen und verbiegen.
Er hätte auch sein Leben selbstverantwortlich zu meistern, wenn es dich nicht gegeben hätte. Er hätte sich um seine Berufstätigkeit kümmern müssen, um Einkommen und Wohnung. Er erscheint hier jedocheher wie ein Gast. In deinem Leben und in Deutschland. Als Jurist hätte ihm schon vor dem Umzug klar sein müssen, dass sein Burufsfeld unter die Anerkennungsberufe fällt. Hier gäbe es jetzt die Möglichkeit, seinen Studienabschluss anerkennen zu lassen (was zugegebenerweise im juristischen Bereich extrem schwer ist, weil er deutsches Recht vorweisen müsste), oder aber wie ihr in meinen Augen sehr richtig vorgegangen seid, einen zusätzlichen Abschluss machen.
Deutsch lernen ist dazu aktuell leichter und preiswerter denn je, denn durch die Geflüchteten gibt es eine Aufstockung an Sprachkurse, er hat dazu als Student ohne Einkommen auch kostenvergünstigten Zugang. Dazu eine Fülle kostenfreier Lernapps und Plattformen im Netz. Es gibt also für seine geringen Sprachkenntnisse keine ausrechende Entschuldigung, außer fehlende Motivation es anzugehen. Als Jurastudent ist er zudem lerngewohnt und weiß zu recherchieren.
Ich würde deshalb einen Cut machen und die räumliche Trennung anstreben. Erkundige dich zuvor, ob sein Bleiberecht dadurch betroffen ist und suche dir Rechtsrat. Vielleicht ist es auch eine Lösung wenn er erst einmal zurück in seine Heimat geht und dort versucht, beruflich Fuß zu fassen. Durch die räumliche Trennung und seine forcierte Selbstständigkeit nähert ihr euch vielleicht sogar wieder an. Ich wünsche dir ganz viel Glück!
18.10.2019 13:59 •
x 1 #17