Vorwürfe wollte ich keine machen, aber trotzdem kam alles auf den Tisch, als wir über die Zeit redeten. Ich bin im Nachhinein froh, dass wir uns in der Zeit nicht gesehen haben, als er sich lösen mußte- das waren zwar harte 10 Monate, aber als wir uns dann schließlich wiedertrafen, hatte er seine Ehe tatsächlich beendet.
Und als ich schrieb, ich wolle mich aus der destruktiven Affäre befreien, hatte ich vielleicht noch genau diese Zeiten im Kopf.
Seitdem ich meine Zweifel hier aufgeschrieben habe, haben wir sooft es ging telefoniert und über so viele Unsicherheiten gesprochen, die wir in uns haben. Oder nur über Alltägliches. Oder wie sich unsere Beziehung entwickelt hat- aus einer ziemlich verrückten Brieffreundschaft mit Mails und whatsapp und mehr oder minder heimlichen Telefonaten und Treffen. Eine normale Beziehung hatten wir nie und beide kommen wir aus einer langjährigen Partnerschaft. Für uns beide ist das jetzt eine Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs. Wir haben festgestellt, dass wir im Moment ...wie kann man das sagen...irgendwie müde sind. Das waren fast drei Jahre fast ständiger Gefühlsstress- emotionsgeladene Mails und whatsapps oder Schweigen aus ehetechnischen Gründen auf seiner Seite, dann wieder Kontakt und noch mehr Emotionen. Dann Zusammensein, das einfach nur schön und friedlich war, dann wieder Trennung und Unsicherheit.
Wie hat er so schön gesagt- ich will einfach nur mit dir zusammensein, immer mit dir reden, wenn ich möchte, mit dir im Bett liegen, am nächsten Morgen frühstücken, Dinge planen- und nicht mehr dauernd unsicher sein, weil wir 1000 km entfernt wohnen. Er hat gemeint, er ist jetzt 61 und langsam geht es ihm bei aller Fitness auf`s Herz, wenn wir so weitermachen.
Zum Thema Kommunikation, Männer und Sichmelden...Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber so herrlich die verschiedenen Möglichkeiten der Kommunikation via mail, whatsapp und Telefon sind, wenn man heiß verliebt ist- so fürchterlich kann das auch alles stressen. Und Mißverständnisse kreieren.
Da wünsche ich mir oft die alten Zeiten in den 80igern herbei, in denen ich mich in meinen Mann verliebt habe, der 480 km entfernt wohnte. Wir haben nicht telefoniert, weil ich kein eigenes Telefon hatte und meine Vermieterin nicht zu Unzeiten mit Telefonaten nerven wollte, die ich in ihrem Flur hätte führen müssen. Handy gab es nicht, PC auch nicht. Es gab in guten Zeiten zwei Briefe die Woche, aber das mußten schon sehr gute Zeiten sein, ansonsten war es ein Brief die Woche und alle sechs Wochen oder so ein Wochenende zusammen. Okay, ich hab mein Tagebuch maltretiert mit unsäglich ktischigen Einträgen und meine Freunde genervt, aber wenn der Brief an ihn im Postkasten war, dann war erst mal für ein paar Tage Ruhe an der Front. Kein bimmelndes oder böse schweigendes Handy, keine blauen Häkchen auf whatsapp und dann doch keine Nachricht oh wei...das hat etwas entstresst, muss ich jetzt mal sagen.
Und keine nächtlichen Meditationen über die Gründe, warum eine Nachricht nicht beantwortet wurde oder wenn dann wie sie beantwortet wurde...ja, war alles bißchen schwerfälliger und langsamer, aber auch etwas weniger stressig.
Wir haben jetzt beschlossen, uns einfach furchtbar auf unser Treffen zu freuen Ende Dezember, immer dann zu telefonieren, wenn wir das möchten und unseren Kontakt ansonsten zu entschleunigen und zu entstressen. Wir haben beide so viel zu verarbeiten und so viel zu überdenken. Und haben uns so lieb. Vielleicht kann man ja daraus etwas machen? Ich weiß es nicht, aber ich würde es gerne rausfinden.
08.12.2016 01:22 •
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