Hallo kummerstier, besser und andere,
ich hab den ganzen Nachrichtenstrang gelesen und es hat mir sehr gut getan. Wollte auch mal meine Geschichte teilen.
Hatte mich zum Ende meines Studiums in einen Mann verliebt. Ich weiß noch, dass ich nicht glauben konnte, so glücklich zu sein. Dazu muss man sagen dass ich ziemlich offen und aktiv bin, und in meiner Freizeit quasi jeden Tag neue Leute kennengelernt hatte, auch tolle Männer, die sich für mich interessiert hatten, aber ich hatte mich einfach drei Jahre lang nie verliebt, obwohl ich mir zeitgleich nichts mehr gewünscht hätte als eine Beziehung.
Nun stellte sich nach einiger Zeit später heraus (ärztlich bestätigt) dass der Typ starke Depressionen hatte, ich weiß inzwischen, dass es davon unzählige verschiedene Arten gibt und man die eine Art von Depression nicht mit einer anderen vergleichen darf. Na auf jeden Fall gab es auch verbundene Probleme, Spielsucht. Das führte dann soweit dass er seinen Teil der Miete nicht bezahlen konnte, den ich aber selbst nicht auch noch mit übernehmen konnte etc, unheimlich viel Aggressivität (verbal) mir gegenüber, Unzuverlässigkeit, Demütigung, auch in der Öffentlichkeit. Ich hab das 2 Jahre mitgemacht, einfach weil ich dachte, ich könnte ihm helfen (da raushelfen, und ich würde danach mit einer tollen Beziehung belohnt werden (denk ich jetzt)). Hab natürlich auch total verrückte Sachen gemacht, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Und dann immer dieses auf und ab und diese Lichtblicke/ Hoffnungsschimmer, es würde endlich besser werden. Nachdem er mir von Selbstmordgedanken erzählte, war dann Schluss, und er hat die Stadt Richtung seine Heimatstadt verlassen.
Wenn ich eine Sache daraus mitgenommen hab, dann dass ich ich jetzt verstehen kann, dass es einfach so passiert, dass sich gesunde, taffe Frauen in eine Situation bringen lassen von der sie vorher wohl gesagt hätten, man sei verrückt, sich so was gefallen zu lassen.
Ein Jahr später hab ich mich nochmal verliebt, nie in meinem Leben war ich so verliebt. Alles fing toll an, um es kurz zu machen, er hat mich von einem Tag auf den anderen verlassen. Es war super hart für mich, ich hab drei Monate nicht geschlafen, dreimal am Tag Sport gemacht, morgens vor der Arbeit, abends Joggen und dann noch was anderes, um mich wenigstens ein bisschen müde zu kriegen, konnte mich auf der Arbeit schlecht konzentrieren, jedes Wochenende Freunde außerhalb besucht, Urlaub, neuen Sport, etc. Dann kam er nochmal an, wollte wieder mit mir zusammen sein, hat mir versprochen, mich nicht wieder aus dem Nichts zu verlassen. Alles war wieder super schön. Und dann hat er es doch getan. Mich aus dem Nichts wieder verlassen, aber am Tag vorher noch den perfekt Verliebten gespielt. Danach haben wir uns noch ein paar Mal gesehen, und ich sage mal, er hat meine noch vorhandenen Gefühle ausgenutzt. Dass dies seine Heimatstadt ist und er in unserem gemeinsamen Freundeskreis viel fester etabliert ist, macht die Sache nicht grad einfacher. Seine letzten zwei Nachrichten hab ich nicht mehr gelesen und ich will ihn einfach nie wieder sehen. Die Verzweiflungs-, nicht-wahrhaben Phase ging von vorne los..
Ich habe die folgenden Sachen probiert, um mir zu helfen, vielleicht habt ihr ja noch andere Ideen:
versucht, mich so oft wie möglich mit Freunden zu verabreden (Zeit zum heulen bleibt ja immer noch genug)
habe glaub ich alle Filme auf diesem Planeten gesehen, Liebesfilme vermeide ich.
viel auf dem Friedhof spazieren gegangen, da kann man Tränen in den Augen haben und andere Menschen finden das ok, weil Sie denken, es ist wegen eines Verstorbenen. Außerdem ist man damit konfrontiert, dass es wirklich viel schlimmere Sachen gibt, wie dass einem ein geliebter Mensch verstirbt. Und ein bisschen trägt man ja seine alte Beziehung zu Grabe auch.
Eine Liste mit Pro und Contra über ihn zu schreiben, aber das hab ich erst gemacht, nachdem er mich noch einmal in vollem Bewußtsein, dass er mich verletzen würde, etwas gemacht hat, von dem ich ihn bat, es nicht zu tun. Ich weiß, die Liste hätte grad nach der Trennung anders ausgesehen. Jetzt sah die Nachteilseite aber ganz schön lang aus
Habe mir auch aufgeschrieben, was alles erfüllt sein müsste, wie er sich ändern müsste, damit ich wieder in einer Beziehung mit ihm sein könnte. Die Liste wurde so lang und schwer, dass die Utopie mir da entgegengelächelt hat. Hat mir auch extrem geholfen.
ganz viel im Internet gelesen. Hier schreib ich zum ersten Mal was. Hoffe, es hilft auch;-)
Habe im Internet nach Treffen mit anderen in der gleichen Lage gesucht, leider erfolglos. Ich dachte da an Treffen, in denen jeder ellenlang seine Geschichte erzählen kann, und man hockt nicht allein zu Hause, und hat keine Schuldgefühle bei Freunden, dass man immer noch nicht 'lustig' sein kann. Mir hat letztens eine Kollegin erzählt, wie sie von ihrem Freund nach 5 Jahren verlassen wurde. Es klingt total schäbig, aber in dem Moment hat es mir gutgetan zu wissen, dass es anderen Menschen genauso schlecht geht;-)
Habe mir Zettel an die Wand geklebt, die mich mit seinen Aussagen und der Situation konfrontieren, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein will, dass ich Schwierigkeiten haben werde mit dem Freundeskreis etc. Da sie einmal da hängen, muss ich sie nicht mehr durch meinen Kopf jagen. Wenn ich sie verinnerlicht habe, kommen die Zettel ab.
hätte gern professionelle Hilfe in Anspruch genommen, kann ich mir aber nicht leisten. Dafür habe ich ein Buch gefunden, ein wahrer Schatz: Jorge Bucay: Komm, erzähl mir eine Geschichte. Man lernt unglaublich viel über sich selbst.
versuche es glaub ich mal mit Meditation..
Jeder hat ja seine eigenen Wirren, mit so einer Situation umzugehen. Mir fällt es zum Beispiel grad unheimlich schwer, meine Wohnung gut in Schuss zu halten. Weitere Etappenziele sind: zu schlafen, wieder eine ehrlich fröhliche Gesellschaft für Freunde und Familie zu sein, darauf warten, dass ich meine Energie,die in Wut- und Trauer verschwendet wird, auch wieder produktiv nutzen kann.
05.01.2014 11:28 •
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