Hallo liebes Forum,
ich habe aktuell ein relativ frustrierendes Datinerlebnis hinter mir und suche daher Rat und evtl. einen Erfahrungsaustausch. Ich (ü30) hatte in der Tat noch kein Dating-Erlebnis, was mich mit so vielen Fragezeichen zurückgelassen hat. Ich versuche es mal zusammenzufassen. (Schonmal Sorry für die Wall of Text )
Wir lernten uns vor ein paar Wochen über eine Online-Plattform kennen. Sie ist im gleichen Alter und schrieb mich an. Ein paar wenige Nachrichten hin und her, dann ein paar Tage später das erste Treffen vereinbart. Dies verlief sehr gut, sodass mit ein paar Tagen Abstand Date Nr. 2 und 3 zustandekamen. Die Treffen waren immer eine Mischung aus intensiven Themen und Blödsinn, um zusammen zu lachen. Schnell stellte sich eine gute Chemie ein. Sie machte mir beiläufig immer mal wieder Komplimente und erweckte einfach den Eindruck, dass wirklich nachhaltiges Interesse am gegenseitigen Kennenlernen vorhanden ist. Zwischen den Treffen fand eher weniger Austausch via Messenger statt. Hauptinhalt war die Absprache der Dates, nur ein bisschen Smalltalk. Keiner hat den anderen belagert. Genauso wie ich es mag.
Das 4. Treffen fand dann bei ihr zu Hause statt. Wir aßen zusammen und danach ging es auf die Couch. Sie initiierte es dann sehr schnell so, dass ich mich ankuscheln konnte, mehr ist dann nicht passiert. Alles in allem war es ein schöner Abend. Sie war mir jedoch irgendwie etwas zu passiv, ist nicht wirklich auf mich eingegangen. Ich hatte etwas das Gefühl, ich spiele den Alleinunterhalter. Fande ich etwas merkwürdig, aber ok.
Am nächsten morgen gleich eine Nachricht von ihr, wir hätten ja vergessen unsere weiteren Unternehmungen die Woche zu planen und ob ich heute denn schon wieder Lust auf ein Wiedersehen bei Glühwein hätte. Ich sagte zu. Es war ein toller Abend, sie nahm im Verlauf des langen Abends meine Hand, wir sind händchenhaltend durch die Stadt spaziert, haben gekuschelt und am Ende noch etwas geknutscht. Lt. eigener Aussage hatte sie bemerkt, dass ich am Vorabend wohl etwas enttäuscht war und hatte schon Angst, dass ich sie nicht mehr treffen will. Als Erklärung gab sie an, sie sei Nähe/Kuscheln nicht mehr gewohnt. Diese Bedenken waren nach dem Abend ja genommen. Kurzum, es fühlte sich alles sehr richtig an und ich war davon überzeugt, dass sich hier wirklich etwas mit Perspektive anbahnt. Ich wollte sie also weiter kennenlernen.
Ein paar Tage später sah ich, dass sie in einem sozialen Netzwerk plötzlich den Beziehungsstatus von nicht angezeigt zu Single änderte. Fande ich komisch, gerade in dieser Phase des Kennenlernens. Aber ok, ich hatte keine Lust auf Drama und ignorierte es. Das nächste Date wurde mit ein paar Tagen Luft gemeinsam geplant. Mitten in der Planung plötzlich keine Antwort mehr. Erst am nächsten Tag, wo das Treffen stattfinden sollte, eine kurze Nachricht. Sie hat noch einiges zu tun und ihr ginge es nicht gut, sie muss mir absagen. Der Klassiker. Ich war schon sehr überrascht über die Wendung, wünschte ihr gute Besserung und beließ es dabei.
Nach knapp 2 Tagen Funkstille eine Rückmeldung von ihr, ihr ginge es jetzt besser, sie wusste net was los war und wann wir unser Date nachholen können. Ich dachte ok, sehr nett geschrieben, vllt. war es ja wirklich keine Ausrede. Wir verabredeten uns also für ein paar Tage später, dazwischen ein bisschen Smalltalk via Chat. Auf meine Nachfrage hin am Tag des geplanten Dates sagte sie, dass sie tagsüber verplant sein und könne daher noch keine genaue Uhrzeit sagen kann, das es aber erst abends wird, was in Ordnung war.
Ich machte mich zum frühen Abend hin fertig und wartete auf eine Nachricht. Und wartete. Und wartete. Einiges später kam eine Nachricht, dass sie nicht wegkommt (Geburtstag). Ich war schon sauer und fühlte mich irgendwie auch gedemütigt. Da wartete ich nun fix und fertig, hatte mir nix anderes vorgenommen und sie sagt ihr eigens geplantes Date ab. Zum 2. Mal . .
Um nicht irgend nen Blödsinn aus der Emotion heraus zu schreiben, schrieb ich erstmal gar nichts zurück. Am nächsten Tag, als die Wogen für mich geglättet waren, schrieb ich ihr, dass ich die Absage sehr schade fande, ich hätte mich gefreut, dass wir uns mal wieder sehen (das letzte Date war ca. 2 Wochen her). Darauf kam von ihr keine Reaktion, 3 Tage lang nicht.
Ich war wieder enttäuscht und habe das ganze schon angefangen abzuhaken. Dieses Mal hatte ich die Emotionen nicht ganz im Griff und schrieb ihr eine doch sehr direkte Nachricht. Ich bemängelte den fehlenden Respekt und das Kindergartenverhalten, zu selbst geplanten Treffen erst nicht zu kommen und sich dann totzustellen, danach ein Alles Gute. Ich war nicht beleidigend, aber eben auch nicht sonderlich freundlich, sodass ich auch gar nicht mit einer Antwort gerechnet hab. Die ließ jedoch nicht lange auf sich warten, ich würde übertreiben und es war doch gar nicht so gemeint, sie hat Interesse, ich war stinkig, dass sie abgesagt hat und sie war stinkig, dass ich nicht reagiert habe. Wir hatten beide unseren Anteil (was auch irgendwo stimmte). Und sie hätte sehr wohl den Anstand, jemanden zu sagen, wenn sie ihn nicht wiedersehen wollen würde. Wir besprachen dann kurz mögliche Optionen. Entweder hier einen klaren Cut zu setzen, oder das ganze aus der Welt zu schaffen, bei einem persönlichen Treffen. Sie wollte unbedingt das Treffen und war da auch hinterher. Es fand statt, wir sprachen uns aus, sehr klar und respektvoll, auch mit einem Augenzwinkern. Das kannte ich so von den wenigsten Menschen und die Sache war für mich aus der Welt geschafft.
Die Tage darauf standen Geburtstagsfeiern an und sie hatte einiges vorzubereiten. Es war also, außer einer kurzen Geburtstagsnachricht meinerseits, erstmal Funkstille. Ein paar Tage später schlug ich vor, die Glühweinsaison nun gemeinsam ausklingen zu lassen. Ich wollte gern da weitermachen, wo das letzte schöne Date, mittlerweile über 3 Wochen her, aufgehört hat. Als Antwort bekam ich, dass es einen Todesfall in der Familie gab und sie das gerade nicht möchte, bis die Trauerfeier stattfindet. Ich bekundete mein Beileid, sie bedankte sich und das wars. Kein ich melde mich, wenn es mir besser geht oder ähnliches. Ob es diesen Todesfall wirklich gab, ich hab da so meine Zweifel.
Mittlerweile versuche ich, das ganze abzuhaken. Aber es hängt schon irgendwie nach. Ich hatte wirklich ein gutes Gefühl und bis zur ersten Absage ihrerseits ist rein gar nichts vorgefallen, es war einfach nur schön und entspannt. Kein Messenger-Spam, keine Herzchen-Smileys, keine Heiratsanträge, kein Guten Morgen/Gute Nacht bla bla. Ein ganz normales, erwachsenes Kennenlernen auf Augenhöhe und mit Austausch von Zärtlichkeiten.
Mir ist bewusst, dass es den meisten Menschen schwer über die Lippen kommt, ihr Desinteresse mitzuteilen. Sie selbst hat oft betont wie ehrlich und direkt sie ist und den Eindruck habe ich auch tatsächlich von ihr gewonnen. Und selbst wenn das nicht ging, dann wenigstens durch die Blume. Warum sie selbst noch Treffen plant, um zu diesen nicht zu Erscheinen und sich dann noch das Drama eines klärenden Gespräches antut (auch wenn es dann sehr entspannt und auch irgendwo witzig war), darauf auch wirklich bestanden hat und noch beteuert hat, das Interesse nach wie vor da ist, verstehe ich einfach nicht. Das Ganze hat ja auch sie Zeitinvest gekostet. Für mich ist das Verhalten äußerst ambivalent. Ich werde daraus net schlau.
Vllt. kann ich mit meinem Beitrag einen Erfahrungsaustausch anstoßen.
Wie seht ihr das? Mittlerweile Standard-Verhalten (gerade im Onlinedating)? Habt ihr sowas in dem Status des Kennenlernens auch schonmal erlebt? vielleicht selbst auch schonmal praktiziert und wenn ja, was waren die Gründe? Bzw. wie seid ihr damit umgegangen?
VG
25.01.2022 19:59 •
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