Mein Date mit einem netten Mann
Da kam er also gestern mit 10 minütiger Verspätung zum vereinbarten Treffpunkt.
Nachdem ich ihn nicht in der Mühle vorfand, ich bin immer pünktlich, ging ich nochmal zum Parkplatz,
um zu sehen, ob er gleich kommt.
Ich schlenderte da auf meinen hochhackigen Stiefeln so auf und ab, als ich bemerkte, wie mich ein sonnenbebrillter
Mann auf seinem Fahrrad beobachtete, er fuhr sogar zurück, um ich nochmal anzusehen.
Ja, die Sonne schien tatsächlich abends um sechs und es war herrlich mild.
Nein, ich bin keine Frau für eine Nacht, dachte ich und ich sehe auch nicht so aus, guck mal weg du Depp.
Vielleicht er gedacht, dass er bei mir einsteigen kann, wenn mein Date nicht kommt.
Daher ging ich dann wieder rein und setzte mich an einen wunderschön gedeckten Tisch, sehr romantisch, überhaupt ist
die ganze Einrichtung der Hammer.
Ich wurde gefragt, was ich trinken möchte und entschied mich für einen Sekt mit Beeren, köstlich.
Als ich das erste Mal daran nippte, kam er zur Tür herein und steuerte auf mich zu.
Wir hatten uns gleich erkannt, weil wir ja Bilder von uns hatten.
Ja, der kann sich sehen lassen, recht sympathisch.
Er bestellte eine Cola light, igitt...da er aber Diabetiker ist, was er mir später anvertraute, ist das nachvollziehbar.
Wir kamen gleich gut ins Gespräch, das Mühlenrestaurant war noch leer, so hatten wir Zeit für uns und keine
ungebetenen Zuhörer an den Nachbartischen.
Die Besitzerin und ihr Mann sind ganz tolle Leute, die betreiben das wirklich mit viel Herz.
Uns wurden drei Vorspeisen und drei Hauptspeisen empfohlen und wir entschieden uns ohne Speisekarte für Kürbissuppe
und als Hauptspeise bestellten wir Fisch.
Das Essen war perfekt, das Ambiente sowieso, mein Datemann auch recht angenehm, der Abend lief gut.
Als er dann seine 3. Lightcola getrunken hatte und ich mein Glas Wein, da überlegten wir, dass es noch zu früh sei, den netten Abend zu beenden.
So fuhren er mit seinem Auto hinter mir her und ich zeigte ihm meine kleine Stadt.
Er fröstelte aber ziemlich, hatte keinen Mantel an, nur ein Sakko, also gingen wir in eine süße kleine Kneipe, die frisch renoviert war,
ich wollte mal sehen, wie es dort jetzt aussieht.
Es sah alles wie vorher aus, nur die Farbe an den Decken war plötzlich orange
Die Getränkekarte klebte immer noch, die Gäste herzlich wie eh und je und wir konnten einen schnuckeligen Platz etwas abseits
des Trubels beziehen.
Auf dem Tisch stand eine grüne Flasche, in der eine Kerze stand, die mühsam versuchte, eine Tropfkerze aus den 70ern zu imitieren,
was kläglich scheiterte und uns einen Lachanfall bescherte.
Nun ging es ans Eingemachte.
Wir redeten und redeten, ich bekam andauernd Komplimente, meine schönen Beine erwähnte er, glaube ich, mindestens 6x.
Ich sei so hübsch und so nett und er könnte sich eine Zukunft mit mir vorstellen.
Er könne so schlecht alleine sein und sehne sich nach einer Frau, die abends in seinen Armen einschläft und morgens mit ihm
aufwacht usw.
Er hatte vorher im Gespräch aber schon herausgehört, dass ich nicht eine bin, die nicht alleine sein kann und es
auch nicht eilig hat, mit einem Mann zusammen zu ziehen.
Nö...nö...so habe er das ja nicht gemeint, so ein paar Monate könne er schon warten
Oh Mann, da war ich erstmal gefordert, ihm zu erklären, dass:
Wir uns gerade mal den ersten Tag kennenlernen.
Es doch wohl noch viel zu früh sei, jetzt schon zu sagen, ob es zwischen uns passt.
Wir uns gerne noch öfter treffen können, weil ich er mir auch sympathisch ist, um dann zu sehen, ob wir überhaupt ein
Paar werden können. Also, lange Rede kurzer Sinn, er ist mit seiner Trennung angeblich durch, kann nicht gut alleine sein und will so schnell
wie möglich eine neue Frau in seinem Heim haben. Ich hatte es doch vorher schon geahnt!
Dazu sei gesagt, dass er gerade mal seit ein paar Wochen alleine lebt, seit 3,5 Monaten insgesamt,
aber bis vor ein Wochen lebten sie noch zusammen im gemeinsamen Haus, getrennt von Tisch und Bett.
Den Zahn konnte ich ihm dann aber auf galante Art ganz schnell ziehen, dass ich mit ihm, falls es überhaupt passt,
so schnell einen gemeinsamen Haushalt gründen würde.
Seine Kinnlade klappte ab und zu etwas herunter.
Ich brachte ihm dann meine Sichtweise nahe, wie ich mir eine eventuelle, gemeinsame Zukunft vorstelle:
Wir können uns gerne weiterhin treffen, unsere Freizeit zusammen verbringen.
Er: Darf ich dann auch mal bei dir übernachten und du auch bei mir?
Ja... wenn wir uns näher kennen.
Die Kinnlade klappte wieder etwas nach unten, aber er war bereit, meinem Standpunkt weiter zu folgen,
das kriegte er hin, zwischendurch umwickelte er mich mit seinem Charme, wieder die schönen Beine, mein schönes
Outfit, ich sei so eine tolle Frau.....usw.
Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, mit einem Mann zusammen zu wohnen, man kann ja mal sehen, was
die Zukunft bringt, aber du solltest wissen, dass ich meine Selbstständigkeit so schnell nicht aufgeben werde.
Okay, er hatte es dann gefressen und ich merkte, dass es in seinem Kopf arbeitete, aber ich mag ihn irgendwie.
Er blieb stets sachlich, ist ein guter Zuhörer, wir tasteten uns heran, jeder legte seine Sichtweise dar.
Ist intelligent, auch wenn er zur Partnerschaft ganz anderer Ansicht ist, als ich.
Fazit: er ist der Mann, den ich gerne wiedersehen möchte, er gefällt mir optisch und menschlich, ist einer von der
Sorte, der grundehrlich ist und auch einstecken kann, er ist sehr ordentlich (erzählte er mir) und mag es nicht, wenn irgendwas herumliegt,
da müsste er jetzt mal bei mir gucken, habe noch nicht aufgeräumt. Erst suchte ich gestern meine Strumpfhosen, dann meine
braune Handtasche und die Zeit wurde dann knapp.
Mit ihm kann ich mich gut unterhalten, egal ob über Politik, Weltgeschehen, oder Diskussionen aller Art.
Wir gingen dann kurz nach 22 Uhr auseinander.
Er sagte mir, dass er mich toll findet und dankte mir für den wunderschönen Abend.
Er müsse erstmal alles sacken lassen...ja, das sollst du auch! und wir würden telefonieren.
Als ich dann zu Hause ankam, klingelte eine halbe Stunde später mein Telefon und wir redeten nochmal eine Stunde miteinander.
Ich bekam wieder massenhaft Komplimente, ja ist gut Junge, aber irgendwann ist auch mal gut.
Er hinterfragte noch einmal, warum ich so eingestellt sei, wollte es ganz genau wissen.
Ich erklärte ihm dann in einem angenehmen Gespräch, wie ich mir ein Annnähern vorstelle.
Sieh mal: Ich war 34 Jahre in einer Beziehung und die letzten 10 Jahre waren ziemlich furchtbar.
Nun bin ich endlich frei, habe meinen Weg gefunden, kann tun und lassen, was und wann ich es möchte.
Ich hätte vielleicht gerne eine Beziehung zu dir, aber nicht mal eben so schnell kennenlernen, nach 3 Monaten meinen Hausstand aufgeben, oder
dich zu mir nehmen und wieder einen Mann versorgen, wieder täglich kochen müssen und alles was dazu gehört.
Kannst du kochen ? Nein, nicht wirklich, ich kann aber Fenster putzen, und bügeln und ich helfe im Haushalt.
Wir können gerne zusammen unsere Freizeit gestalten, viel zusammen unternehmen. Wie bitte?
Jaha, ich werde dann, wenn es passt, auch mal bei dir übernachten.
Er wird darüber nachdenken, aber er findet mich toll, er findet, dass ich super aussehe, er mag meine Stimme,
meine selbstbewusste Art, meine Direktheit.
Ja Junge, dann warte doch erstmal ab (nur gedacht).
So, das ist so ein Kandidat, wie ich es befürchtet habe.
Drängeln, dumm einfach, wenn er nach dem ersten Date gleich den Himmel voller Geigen sieht.
Wir kennen uns doch noch gar nicht, haben gerade mal einen Abend zusammen verbracht, kannst du bitte Geduld haben?
Ja, er wird es sich durch den Kopf gehen lassen.Er sagte: Ich bin ganz ehrlich, ich suche eine Frau für den Rest meines Lebens und da es zwischen uns passt,
er kapiert es nicht.....möchte ich nicht ein bis zwei Jahre warten, bis wir uns eine gemeinsame Wohnung nehmen.
Okay, wir telefonieren am Montag und er sagt mir dann, ob er sich dazu überwinden kann, nur eine Freizeitpartnerin zu haben.
16.10.2016 10:59 •
x 1 #37