Der Moralische und die UnmoralischeÜber irgendeinen Chat lernte ich jemanden aus der Nähe meiner Stadt kennen. Wir schrieben eine zeitlang. Dann wollten wir uns treffen. Doch jeden Treffpunkt, den ich nannte, kannte er nicht und machte ein Riesenproblem aus der Frage, wo er parken sollte. Ommmmmmmmmmmmmm.
Eigentlich hätte ich da schon sagen sollen, dass ich verzichte, aber ich war früher noch gutmütiger als heute und stand immer zu einem einmal gegeben Wort. Man hätte mich auch eine dumme Gans nennen können , denn ich glaubte immer an das Beste im Menschen und jeder bekam eine zweite und dritte und x-te Chance, wenn sie oder er mir wichtig war. Egal. Ich schweife ab.
Also gab ich ihm meine Adresse (ja, Kinners, nicht nachmachen!), da mir irgendwann nichts anderes mehr einfiel und es bei mir immer Parkplätze gab. So konnte er in Ruhe suchen.
Am verabredeten Tag wollten wir essen gehen. Als er bei mir klingelte, hatte ich schon meine Jacke an, um Missverständnissen vorzubeugen, da es nicht mein Ziel war, ihn in die Wohnung zu bitten.
Wir aßen also in irgendeinem Restaurant, wo er mir u.a. in verschwörerischem Flüsterton erklärte, er würde bei einer großen Bank arbeiten und wäre Geheimnisträger, weswegen er mir nicht sagen könne, welche Bank das wäre.
Äh, ja, nee, is´ klar.
Dabei wurde er zudem touchy, was mir gar nicht gefiel und ich eindeutig zurückwies. Da sein Geschnacke mir aber auf die Nüsse ging und ich wissen wollte, was der Wichtigtuer denn in der Bank für Aufaben wahrnahm, kitzelte ich es in Anerkennung seiner vermeintlich bedeutenden Rolle aus ihm heraus.
Achtung, die Spannung steigt, der Spot geht an, Trommelwirbel uuuuund ....................
.... er war für das Austauschen der Tonerkartuschen in den Druckern verantwortlich.
Sonst nix. Nur das! Er fuhr von Filiale zu Fililale und tauschte bei Bedarf die Tonerkartuschen. Vertrauensstellung ist klar! Wahrscheinlich hatten die damals noch sehr staubigen und giftigen Dinger weite Areale seines Hirns beeinträchtigt. ... und seine Fähigkeit, einen Parkplatz zu finden.
Nichts gegen den Job, aber gegen die Wichtigmacherei. Ich beendete den Abend relativ schnell, hatte aber noch das Problem, dass er ja vor meiner Wohnung parkte. Dort streckte ich ihm am langen Arm meine Hand entgegen, um mich zu verabschieden. Diese Gelegenheit nutzte er, um mich an sich heranzuziehen und mir seine dicke wulstige Zunge in den Mund zu schieben. Ich schubste ihn weg und drehte mich um, um heim zu gehen, was dazu führte, dass er mir noch ein blöde Schl***e hinterher schickte.
Am nächsten Tag im Chat posaunte er, ich wäre eine Schl***e , die ihn gleich zu sich nach Hause eingeladen hätte, weil sie ihn ins Bett bekommen wollte, aber das sei mir natürlich nicht gelungen, denn er wäre viel zu schade für mich.
Diese Verdrehung der Tatsachen aus gekränkter Eitelkeit fand ich irgendwie witzig, wenn mich auch nervte, dass ich meine Zeit an so einen geistigen Tiefflieger verschwendet hatte.
Wäre ich eine moralischeres Mädchen gewesen, könnte ich jetzt vielleicht die Frau eines Tonerkartuschenaustauschers sein und auf dem Land leben, wo er viel Platz zum Parken hat.