oder die dunkle Triade bei der Arbeit.
Es war einmal ein König in wunderschöner Gestalt, der sich seinem Volk in edlem Gemüt zeigte, ohne eitel zu sein. Er hatte auf eine zurückhaltende, charmante Art so etwas vertrauenserweckendes an sich, dass ihm sogar die scheusten Tiere zu Füßen lagen.
Doch als Figur auf dem Schachbrett war er in Wahrheit ein Nichts.
Schutzlos, ganz klein, lebensunfähig, ein Wurm. Eine Schachfigur, die gerade mal ein Feld in jede Richtung gehen konnte.
Deshalb brauchte er die Gunst von Dame, Springer, Bauer und Co. um ihn in seinem grenzenlosen Verlangen zu nähren und um ihn zu schützen.
Doch seine Figuren hatten einen Makel und wähnten sich nicht als Schachfiguren die sich hingeben für den König. Sie wollten auch etwas wert sein, indem sie alleine an seiner Seite stehen oder aber selber das Recht haben zu entscheiden, ob sie das Schachbrett verlassen.
Doch eine Figur alleine konnte seinen grenzenlosen Ansprüchen nicht gerecht werden. Und was würde passieren wenn er diese auch verliert? Dann wäre er schutzlos ausgeliefert so klein und winzig wie er war.
Der König brauchte darum so viele Figuren wie möglich.
Doch wie sollte das gehen wenn die Figuren das nicht hinnehmen wollen? Wenn sie ihm die Gunst entziehen und sich verweigern, ihm das zu geben, was er wolle und brauche ?
Um das zu verhindern war ihm jedes Mittel recht.
Also ersann der König eine List. Eine List in der er im Laufe seines Daseins ein wahrlich großer Meister wurde.
Er blendete seine Figuren mit einem Trank, so dass sie dachten, sie wären die Einzigen neben ihm.
Doch hin und wieder ließ die Wirkung des Trankes nach und einzelne Figuren konnten schemenhaft im Nebel die anderen erkennen.
Wenn das passierte, erzählte er ihnen beruhigende Märchen, auf das sie schläfrig wurden.
Wollte der Schlaf nicht recht gelingen schwurbelte er Worte, so dass den Figuren schwindelig wurde und sie nicht mehr wussten wo sie waren.
Gewannen sie die Orientierung wieder, zeigte er vielerlei Bildchen die beweisen sollten, dass ihm zu trauen sei und sie nur einem bösen Bann unterliegen.
Er versteckte und verdeckte auch jedes Zeugnis, über die Existenz des Trankes selbst.
Doch auch diese List wurde irgendwann durchschaut.
So das er anhob zu jammern. Er jammerte erbärmlich.
Er jammerte, dass die Figur ihm nicht die Treue halten will.
Er jammerte dass er der ärmste König überhaupt wäre.
Er jammerte, dass er sich bereits Schach-Matt wähnt.
Die Spielfiguren vernahmen auch eine innere, ganz leise Stimme. Es sei gefährlich den König zu zürnen indem sie versuchen den Nebel zu durchbrechen und die anderen Figuren zu erreichen. Wie weit der Zorn reichen würde, konnten sie im Nebel nicht erkennen. Würde er sie nur vom Schachbrett jagen oder würde er sie für ihren Frevel verfolgen.
Die Dame in seinem Spiel hatte es bereits einmal gewagt ihn zu enttarnen. Ihr zürnte er kurz und schwor ihr aber sodann auf Knien ewige Treue. Die Dame beschloss (dumm! dumm! dumm!) ihm eine weitere Chance zu geben, da er sich geläutert zeigte und sie mit seiner Gunst so sehr überschüttete. So spielten sie in relativer Ruhe eine Zeit miteinander.
Doch der König konnte sein Spiel nicht lassen und die Dame war auf der Hut. Die grenzenlose Heimtücke des Spiels durchschaute sie jedoch auch nicht.
Des Königs Einsatz bei seinen Figuren richtete sich nach der Menge der Überzeugungsarbeit, die er einsetzen musste.
Es gab die Bauern, die tief schliefen, freiwillig den Trank trunken und froh waren vor ihm im Dreck liegen zu dürfen. Und so waren sie auch dem König nicht viel wert und er mühte sich nicht mit ihnen ab.
Jedoch waren sie auch formbar, verursachten nicht viel Arbeit und hechelten jederzeit an, wenn es ihm danach dürstete.
Darum waren sie auch auf ihre Weise wertvoll für den König.
Wenn es aber das Maß überspann und er aufzufliegen drohte, jagte er sie weg - um sie dann wieder in sein Spiel zu holen, froh vom König gesehen zu werden und in der verzweifelten Hoffnung nun endlich von ihm erhoben zu werden.
Die Dame bemerkte diese Speichellecker durchaus. Wähnte sie jedoch am Spielfeldrand. Lechzend nach jedem Krümel der ihnen hingeworfen wird und wunderte sich über diese Kreaturen.
Es gab Läufer und Springer, sie kosteten mehr Einsatz, waren aber immer wieder mit etwas Mühe in Reihe zu bringen und mit ihren Fähigkeiten wertvoller.
Und es gab eben die Dame.
Er bemühte sich sehr um sie und im Gegensatz zu den Bauern bewachte er sie wie seinen Augapfel, auf das sie nicht abhanden kommt.
Vorgewarnt durchschaute die Dame seine List zunehmend. Als ein Springer als Schatten erschien wehrte sie sich vehement gegen die Einnahme des Trankes. Ein Machtkampf entbrann an dessen Ende die Dame das Spiel verließ.
Doch damit endete es nicht. Der König unternahm alles um sie wieder ins Spiel zu holen. Zu zeigen, dass es nur noch ihn und sie, die Dame, gibt.
Beim Anblick des Königs - der immer wieder zitternd und schlotternd vor ihr stand - absolut einsam und geläutert, wie er versicherte- erweichte sich zeitweise wieder das Herz der Dame und in stiller Stunde fragte sie sich, ob sie wirklich richtig gesehen hatte und ob ihr Herz es ertragen könnte, wenn der König deshalb Schach-Matt gehen würde.
Doch sollte der König sie wieder im Spiel haben wollen, so müsse er erstens beweisen, sie nie wieder blind machen zu wollen und zweitens die Würde zeigen, seine schändliche Gabe des Trankes vor den andern Figuren zuzugeben. Bis dahin könne sie ihm nicht vertrauen und würde ihm als Gegner gegenüberstehen.
Der König wand und wand sich, worauf sich die Dame immer wieder abwendete und sich weigerte das Spielbrett zu betreten. Zwei Sommer vergingen in denen der König nicht locker ließ, so sehr sie ihm auch zürnte oder die kalte Schulter zeigte. Er flehte, bettelte und weinte. Er versprach Besserung und keine weitere Figur zum spielen zu besitzen.
Und ganz, ganz leise fürchtete sich die Dame auch etwas, ob der König nicht großen Zorn in sich trägt, der sich gegen sie wendet wenn sie das Ausmaß an Härte überschreitet um ihn abzuschütteln.
Und so trug es sich zu, dass er eines Tages - in seinem Eifer um die Dame - vergaß, einem Bauer rechtzeitig den Trank zu geben. Der Bauer erwachte etwas aus seinem Schlaf und brach die Spielregeln. So sah er die Dame von der doch der König versicherte, dass sie weg und in seiner Verbannung sei.
Ob des Bruches der Regeln wurde der König sehr, sehr böse. Es entbrannte ein kurzer und harter Kampf zwischen König und Bauer auf das die Dame ihn nicht sehen würde.
Doch es half alles nichts. Die Dame war endgültig weg.
Daraufhin verjagte der König den Bauer und zeigte ihm, dass er nur Dreck an seinem Stiefel ist. Wie konnte er es wagen sich nicht an die Spielregeln zu halten und zu kuschen. Wie konnte der Bauer es wagen seine Dame zu verjagen.
Der Dame jedoch lichtete sich über dieses Schauspiel der letzte Nebel den der König verstreut hatte und alle abenteuerlichen Zweifel über den König bestätigten sich und zeigten sich in ihrer vollen Größe und zweifelsbefreiten Wahrheit: Der König lässt alle tanzen. JEDE Figur ist nichts weiter als sein Werkzeug zu seinen Gunsten. Sie existieren nur in dem Ausmaß wie sie ihn nähren können.
Die Dame wusste, dass sie durch dieses Geschehnis endlich frei sein würde, weil dem König klar war, dass er die Dame endgültig verloren hatte. Er konnte nichts mehr leugnen, er war endgültig enttarnt.
Die Moral von der Geschichte:
Es gibt Menschen da draußen, die kein Gewissen, keine Scham und kein Mitgefühl besitzen. Als (ein)fühlender Mensch ist dies kaum vorstellbar. Und sie sind verdammt gut. Sie begehen ihre Verbrechen nicht offensichtlich aber mit viel krimineller Energie und Kaltblütigkeit. Passt auf euch auf !
01.10.2021 12:16 •
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