Zitat von Sandro P:Nun, aber das Thema Treue wird gerne mal, ich sage jetz idealisiert dargestellt!
Treue war früher ein gesellschaftliches Ideal und das hatte auch gute Gründe. Wer sich in diesem oder anderen Foren umschauet erkennt rasch, welche - falls einem nicht eh längst klar ist, daß Abtreibungen, Geschlechtskrankheiten, Psychotherapien, Kuraufenthalte und etliche weitere Arzt- und Beratungskosten (auch rechtliche)
unter anderem auch durch Untreue und deren Folgen verursacht werden.
Schon aus solchen Gründen ist Treue für viele - auch ich zähle mich dazu - bis heute ein
Ideal geblieben, das ihre gesellschaftlichen Normvorstellungen mitprägt. Und auch wenn viele es nicht schaffen, dieser Idealvorstellung nachzukommen, so ist das noch lange kein Grund, nun ins andere Extrem zu verfallen und der Untreue das Wort zu reden oder gar so zu tun, als sei es nun umgekehrt das Laster, an dem es sich zu
orientieren gelte.
Das ist Untreue nämlich nicht und selbst in polyamoren Beziehungen, wo Liebe - auch emotionale - von allen Beteiligten mit mehr als nur einem Partner ausgelebt wird, haben Menschen sich ein sehr feines Gespür für derlei Grenzen bewahrt. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, daß
gerade in 6uell offenen oder gar polyamoren Beziehungen
besonders intensiv darüber nachgedacht wird, da in solchen Konstellationen noch mehr Kommunikations- und Klärungsbedarf besteht als in monogamen. Wer sich dafür interessiert, dem sei das Buch The ethical slut empfohlen, dessen Autorin Dossie Easton sehr offene und deutliche Worte dazu findet.
Zitat:Schaue ich in die Vrgangenheit dann waren die Eltern auch keine Engel und das Thema Treue wurde damals nicht unbedingt ernster genommen als heute!
Früher wurde auch fremdgegangen, aber es wurde definitiv nicht so offen dazu animiert wie heute. Und nein, die Rede ist jetzt nicht davon, daß im Krieg ganze Kompanien geschlossen ins eigens für sie organisierte Bord. gingen, sondern vom damaligen Alltag im Zivilleben.
Ein Beispiel:
Früher hätte niemand gewagt, ihren KollegInnen in der Firma das neugeborene Baby zu präsentieren, um dann auf die Frage, wie es dem Vater gehe, kackfrech in die Runde zu sagen: Keine Ahnung, der arbeitet ja gerade noch an seiner Scheidung! (selbst erlebt, ist jetzt ca. 15 Jahre her)
Ein zweites Beispiel:
Früher hätte es für Betrüger Konsequenzen gehabt, wenn Ehemann, Ehefrau und heimliche Geliebte im gleichen Team arbeiten und die Geliebte schließlich schwanger und damit die Affaire offenbar wird. Inzwischen haben die Zeiten sich zumindest in manchen Institutionen dahingehend geändert, daß die Ehefrau sich vom Abteilungsleiter anhören mußte, er sehe keine Möglichkeit, ihren fremdgegangen Mann oder dessen Affaire wegzuversetzen.
Am Ende war sie (die Betrogene!) es, die - ihrer eigenen Gesundheit zuliebe - freiwillig in eine andere Abteilung wechselte, wo sie seither eine völlig andere Tätigkeit ausübt, die a) nicht wirklich ihrem ursprünglichen Berufsziel entspricht und b) erforderte, daß sie sich beförderungstechnisch erst mal wieder ganz hinten einreihen und komplett neue Qualifikationen erwerben mußte. Zwar ist ihr das zum Glück recht gut gelungen, aber ein schaler Beigeschmack bleibt. Zumal der mittlerweile von ihr geschiedene Göttergatte dann auch noch einen Karrieresprung in der alten Abteilung machen konnte, wo auch die Ex-Geliebte nach wie vor tätig ist, die sich wiederum mit einer Teilzeittätigkeit von daheim aus gut eingerichtet hat. Sie ist mittlerweile übrigens anderweitig verheiratet.
Zitat:Die Gründe warum man das früher nicht so offen kommuniziert hat liegen auf der Hand, Frau war von Mann meist abhängig...gesellschaftliche Ächtung...etc.
Ich hoffe, meine o.g. Beispiele zeigen, daß es noch andere Gründe gibt.
Zitat:Der Betrug ist so alt wie die Menschheitsgeschichte...ich will damit nicht sagen das es normal ist...aber es gehört wohl zum Leben dazu!
Mord gehört auch zum Leben dazu. Dennoch wird er gesetzlich verfolgt und was Ehebruch betrifft, so gibt es zwar gute Gründe, private Eheproblemen keine strafrechtliche Relevanz zu verleihen, aber immerhin war es bis vor wenigen Jahren gesellschaftlicher Konsens, ihm zumindest nicht auch noch das Wort zu reden.
Ich persönlich empfinde es auch als ausgesprochen lahm, so zu tun, als sei Ehebruch eine hinzunehmende Naturkatastrophe, mit deren Existenz man sich ebenso abzufinden habe, wie mit dem Kinderlärm in der Wohnung nebenan.
Zitat:Ich plädiere daher eher für einen ehrlichen und nicht ganz so über moralischen Umgang mit dem Thema!
Natürlich darf man offen über Fremdgang reden, immerhin wird rund jeder Zweite seiner Beziehung auf Dauer mindestens einmal untreu und es wäre verblendet, dies einfach negieren zu wollen. Dazu klatschen muß man aber nicht und wenn es nach mir ginge, wäre Werbung für Seitensprungportale ebenso verboten wie Zig.arettenreklame, denn sie verstößt zumindest gegen mein Verständnis von guten Sitten und offenbar stehe ich damit nicht völlig allein, wie die Umfrageergebnisse belegen.
Insofern: Kein Problem.