Ich (männl., 50 J.) habe gerade einen Artikel gelesen, dass sich immer mehr langjährige Ehen trennen. Das Thema berührt mich, da ich immer häufiger von Ehen in unserem Bekanntenkreis höre, die mehr aus Routine oder Vernunft zusammen bleiben und sich Anfang des Jahres mein bester Freund, dessen Ehe lange Zeit für mich immer vorbildlich schien, nach fast 30 Jahren und wie er sagt zahlreichen s.losen Jahren von seiner Frau getrennt hat und heute wieder mit einer anderen Partnerin im 7. Himmel schwebt. Auch meine nunmehr fast 20 -jährige Ehe ist inzwischen mehr eine Vernunftehe.
Wie kommt es dazu? Zum einen gebe ich mir eine gehörige Portion Schuld. Ich bin sehr konservativ erzogen und habe gelernt, dass der Mainstream eine Familie mit Kindern ist.. Bereits meine 1. Freundin, die ich mit 16 kennen lernte, wurde überall als zukünftige Schwiegertochter vorgestellt und mit zunehmender Beziehungszeit wurde mir jedoch klar, dass ich sie niemals heiraten werde und trennte mich nach 6 Beziehungsjahren von ihr. Mein Umfeld war erschüttert von mir. Ich lernte jedoch schnell eine neue Frau kennen, die ich sehr liebte und gern geheiratet hätte, was in meiner Familie wieder alle erwarteten. Sie machte mir jedoch immer wieder klar, dass sie das nicht will, ging mind. 3 x fremd und unternahm noch andere beziehungsschädliche Dinge, so dass wir gemeinsam nach 5 J. die Reißleine zogen (mußten), was seinerzeit (1991) für mich sehr schmerzhaft war. In meiner Familie war ich wieder der Blöde....
Einige Monate nach der 2. Trennung lernte ich Anfang 1992 meine heutige Frau kennen. Fast vom 1. Moment an wußte ich, dass sie immer an meiner Seite bleiben würde, so lange ich das wollte. Wahrscheinlich habe ich mir instinktiv eine solche Frau gesucht, um meiner Familie gerecht zu werden und ich wollte auch nicht mehr verletzt werden. Umgekehrt war ihr klar, dass ich sie gut durchs Leben bringen würde, da ich gut verdiene. Unsere Beziehung entwickelte sich peu a peu ohne dass ich eine tiefe Verliebheitsphase spürte. Ich habe anfangs sogar immer wieder über ein Trennung nachgedacht, aber die Beziehung entwickelte sich doch recht harmonisch und ich wollte nicht ein 3. Mal scheitern und bei unserer Heirat 1994 dachte ich, doch alles richtig zu machen und hoffte, dass wir gemeinsam alt werden. So führen wir seit je her eine grundsätzlich funktionierende Beziehung, haben inzwischen ein Haus und 2 Kinder, die fast schon erwachsen sind. Wir sind gute Eltern, den Kindern fehlt es an nichts, aber unsere Ehe vegetiert vor sich hin. Nach der Geburt der Kinder konzentrierte sich meine Frau vor allem darauf die Kinder und das Haus zu hüten und ich auf meinen Job, um als jahrelangen Alleinverdiener alle gut versorgen zu können. Jeder hat seine Freiräume, es gibt wenig Streit, aber es fehlt einfach etwas...
Über die Jahre wurden jedoch gemeinsame Aktivitäten von uns als Paar und auch der S. immer weniger und aus dieser Tretmühle kommen wir nicht mehr raus. Seit Jahren versuche ich wieder etwas mehr Schwung in die Ehe reinzubekommen. Vielleicht packe ich es auch falsch an. Vor allem der fast eingeschlafene S. bringt mich zur Verzweiflung und verstehe gar nicht wie ein Mensch darauf freiwillig verzichten kann. Ich habe auch aus meiner Sicht alles versucht. Mehr zu Hause unterstützt, Abstand genommen und nicht gedrängelt, das Thema angesprochen, nicht angesprochen etc. Es ist ein Machtinstrument meiner Frau geworden, obwohl es ihr m.E. gefällt, wenn wir S. haben. Aber auch die Qualität ist stark verbesserungsbedürftig. Wir haben 2013 auch wegen der Vielzahl der aufgestauten Probleme sogar eine Paartherapie gemacht. Die Therapeutin sagte zum Thema S., dass meine Frau halt zu viel mit Halbtagsjob, 2 Kindern, Haus etc. um die Ohren hat und ich dann Verständnis haben muss, dass sie nicht will und das akzeptieren müsste. Nein, ich kann es nicht akzeptieren, da m.E. S. zum Leben bzw. einer Beziehung gehört.
Aus o.g. Gründen (Haus, Kinder) ist für mich eine Trennung unmöglich. Ich will meine Frau und Kinder nicht im Stich lassen. Außerdem befürchte ich, dass das Thema in einer weiteren Beziehung ggfls. auch wieder auftreten könnte.
Wie gehe ich damit um? Viel SB, aber das befriedigt kaum dauerhaft. Seit einigen Wochen habe ich nunmehr eine Affäre mit einer Frau die bereits 2 x geschieden ist und noch mit einem 3. Partner zusammen lebte. Es passierte einfach ohne dass ich groß gesucht habe. Quantität und Qualität stimmen und die gibt mir genau das, was mir zu Hause fehlt. Ich fühle mich so wohl bei ihr, wie über viele, viele Jahre nicht mehr mit meiner Frau. Nach 3 gescheiterten Beziehungen reichen ihr jedoch unsere Treffen und da ist neben S. auch eine gute Freundschaft entstanden, so dass wir uns auch einfach mal nur zum Essen oder spazieren gehen treffen und nur quatschen. Wir sind teilweise Seelenverwandte im Geist.
Bitte nunmehr nicht über mich herfallen. Ja, ich betrüge meine Frau. Ja, das ist schlimm, sehr schlimm sogar, aber ich habe keine andere Lösung. Ich will mir ihn nicht abschneiden und liebe ja auch meine Familie, so dass ich sie nicht verlassen möchte.
01.08.2014 15:11 •
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