Hallo Springer,
ich habe nicht alle aber sehr viele Deiner Beiträge gelesen und mir ist etwas aufgefallen. Ich möchte Dir meinen Eindruck von Deinem Konflikt schildern.
Im Grunde scheint mir, möchtest Du zweierlei vereinbaren: so gut als möglich die gesellschaftlichen Verpflichtungen erfüllen,- dazu gehört u.A. bei Deiner Familie zu bleiben und sich nicht
ein drittes Mal zu trennen. Man liest deutlich heraus, dass Du ein drittes Mal als persönliches Scheitern betrachten würdest. Das sind offenbar tief eingeimpfte Ansprüche an Dich selbst, die auch Dein Umfeld und im besonderen Deine Frau vertritt. Andererseits möchtest Du Dich leben.
Zitat:Einige Monate nach der 2. Trennung lernte ich Anfang 1992 meine heutige Frau kennen. Fast vom 1. Moment an wußte ich, dass sie immer an meiner Seite bleiben würde, so lange ich das wollte. Wahrscheinlich habe ich mir instinktiv eine solche Frau gesucht, um meiner Familie gerecht zu werden und ich wollte auch nicht mehr verletzt werden. Umgekehrt war ihr klar, dass ich sie gut durchs Leben bringen würde, da ich gut verdiene.
Deine Frau ist meinem Eindruck nach regelrecht eine Stellvertreterin Deiner inneren Ansprüche an Dich, eine Deiner Prägung und darum hast Du sie offenbar ausgewählt. Du hast Dich von der ersten Minute an für die Verpflichtungen entschieden.
Zitat:Unsere Beziehung entwickelte sich peu a peu ohne dass ich eine tiefe Verliebheitsphase spürte. Ich habe anfangs sogar immer wieder über ein Trennung nachgedacht, aber die Beziehung entwickelte sich doch recht harmonisch und ich wollte nicht ein 3. Mal scheitern und bei unserer Heirat 1994 dachte ich, doch alles richtig zu machen und hoffte, dass wir gemeinsam alt werden.
Für Dich bedeutet eine Trennung, Dich für Deine eigenen Bedürfnisse zu entscheiden, ein Scheitern und für Deine Frau ebenso.
Das, was eure Beziehung von Anfang an nicht hergab (Ero*tik, wirkliche menschliche Intimität etc.), willst Du nun nach 20. Ehejahren herbeizaubern (z.B. mal ein gemeinsames, romantisches Wochenende). Das wird kaum funktionieren. Es ist so, als würdest Du Deine Moral- und gesellschaftlichen Vorstellungen geheiratet haben und nun gerade da versuchen, die Legitimation für ein Leben zu finden, das mehr ist als Pflichterfüllung (persönliche Erfüllung).
Verstehe mich nicht falsch. Ich sehe weder in Dir, noch in Deiner Frau einen Schuldigen, ich denke eher, dass ihr beide aus haargenau den gleichen Beweggründen zueinander gefunden habt. Nun aber stehst Du an dem Punkt, etwas ändern zu wollen, im Gegensatz zu Deiner Frau. Noch immer aber kannst Du Dich nicht unabhängig von Deiner Frau für Deine Bedürfnisse einsetzen; Du willst die gesellschaftliche Legitimation und weil Du sie nicht erhälst, erfüllst Du Deine Bedürfnisse im Geheimen.
Es sind vergebliche Mühen, Deine Frau von Deinen Vorstellungen zu überzeugen. Wenn Du Dich wirklich mehr leben willst, musst Du an Deinen Schuldgefühlen, ein drittes Mal gescheitert zu sein arbeiten. Ich denke, das ist die einzige Option für Dich (oder so weiter machen). Denn das Korsett in dem Du eingeschnürrt bist, das steckt im Grunde tief in Deinem Kopf und Du hast Dir u.A. in Deiner Frau/Deinem Umfeld die Repräsentanten für Deine Vorstellungen gesucht. Du glaubst nur, ein gelungenes Leben zu haben, ein verantwortungsvoller Ehemann und Vater zu sein, wenn Du diesem Bild entsprichst.
Es erinnert mich ein bisschen an junge Menschen, die z.B. gerne Kunst studieren wollen, aber tiefe Ablehnung von ihren Eltern ernten weil diese beispielsweise ein Jurastudium für ihr Kind vorgesehen haben. Und anstatt dass sie ertragen, kein Verständnis zu bekommen und in den Augen der Eltern versagt zu haben weil sie ihrem Herzen folgen, kämpfen sie vergeblich um Verständnis/Legitimation der Eltern.
Das scheinst Du mir bei Deiner Frau zu tun und das kann nicht funktionieren denn sie scheint- nach allem, was ich hier gelesen habe- immer noch an ihrer Vorstellung einer Beziehung festzuhalten (Verpflichtung, Ehe bis zum Lebensende, ...wegen der Kinder..., was sollen die Leute denken...). Und genau das gleiche tust Du auch mit dem kleinen Unterschied, dass Du Dir 2 Mal die Woche Urlaub gönnst. Den Mut, Deine Vorstellungen aufrichtig zu leben, hast Du wie Deine Frau nicht. Sie zieht ihr Bild konsequent durch, Du nicht. Eure Geisteshaltungen sind aber weitesgehend die gleichen.
Zitat:So führen wir seit je her eine grundsätzlich funktionierende Beziehung, haben inzwischen ein Haus und 2 Kinder, die fast schon erwachsen sind. Wir sind gute Eltern, den Kindern fehlt es an nichts, aber unsere Ehe vegetiert vor sich hin. Nach der Geburt der Kinder konzentrierte sich meine Frau vor allem darauf die Kinder und das Haus zu hüten und ich auf meinen Job, um als jahrelangen Alleinverdiener alle gut versorgen zu können. Jeder hat seine Freiräume, es gibt wenig Streit, aber es fehlt einfach etwas...
Ja und das ist an sich nicht schlecht. Das IST eure Beziehung. Genau darin besteht sie. Nun versuchst Du, etwas in sie hineinzutragen, was sie aber seit jeher nicht hergibt. Du schreibst von Deinen vergeblichen Versuchen, eure Beziehung zu beleben aber sie war von Anfang an in bestimmten Bereichen unbelebt.Und Deine Frau scheint es genau so fortführen zu wollen. So bleibt nur, so weiter zu machen, oder Dich zu trennen und an Deinen Schuldgefühlen zu arbeiten. Vielleicht musst Du lernen, anzuerkennen dass Du auch wenn Du Dich trennst, ein guter, verantwortungsvoller Partner und Vater gewesen bist.Und das unabhängig von dem Urteil anderer.
Ich glaube, im Grunde willst Du Deiner Frau nicht neu/anders/er+otischer begegnen, sondern Du willst Dich von Deinen Schuldgefühlen frei wissen.
Zitat:Wenn ich ehrlich zu mir bin und auf all die Jahre zurück blicke, führen meine Frau und ich fast von Anfang an eine Wohn- und Zweckgemeinschaft. Vieles paßt und funktioniert und wir führen auch mit Haus und Kinder das Leben, was wir führen wollten, aber die tiefe Liebe, die Seelenverwandschaft etc. fehlte schon immer.
Zitat:Ja, die Liebe ist sicherlich gewachsen und wenn ich die Zeit auf Hochzeit, Hausbau, Geburt 1. Kind zurück blicke, erinnere ich mich, dass das unsere glücklichste Zeit war. Von da an ging es aber nur bergab. Aus der Sicherheit heraus, haben wir zu wenig für unsere Ehe getan und unser Glück in den gemeinsamen Kindern gesucht. Ich habe mich auf meinen Beruf und Hobbies konzentriert und meine Frau auf die Kinder, womit sie auch nicht glücklich wurde und sich aus ihrem Unglück heraus teilweise gehen lies. Daraus sind 20 kg Übergewicht entstanden, die ihr selbst nicht gefallen und mir natürlich auch nicht. Meine Frau fühlt sich nicht mehr begehrt und ich begehre sie kaum noch, ein Teufelskreis ist entstanden.
Ihr habt beide eine gewisse Zufriedenheit in euren Rollen gefunden aber euch beiden fehlt etwas. Sie ist nicht glücklich, Du bist nicht glücklich.
Du begehrst sie nicht und das fühlt sie. Wenn Du nun versuchst, dem ganzen mit Deinem Willen etwas Würze zuzufügen, dann kann das keine Wirkung tun weil es nicht gefühlt ist und vielleicht schmettert sie Deine Annäherungsversuche ab weil sie spürt, dass das ein mechnischer, verzweifelter Versuch ist. So entsteht keine Ero*tik. Im Gegenteil, es ist eine Kränkung für Deine Frau.
Zitat:Meine Frau versteckt sich weiterhin, hinter der glücklichen Familie, die wir nach außen vorgeben zu sein und will dies lieber so weiter leben, ohne selbst zufrieden zu sein,
Ich meine es nicht böse aber genau das Gleiche tust Du auch, nur hast Du Deine heimlichen Ausflüchte.
Zitat:als irgend etwas zu ändern. Trennung oder offene Beziehung kommen nicht in Frage, da dieses Familienglück nach außen zerbrechen würde.
Und auch Dir ist es extrem wichtig, dieses Bild nach außen aufrecht zu erhalten.
Zitat: Da ich auch hinter dieser Fassade lebe, geht es mir ähnlich und daraus ist nunmehr meine Affäre entstanden. Warum ich gerade diese Frau kennen gelernt, kann ich auch erklären. Sie wirkt trotz 3 Kinder mit ihren Mitte 40 wie Mitte 30 und vög. mir das Gehirn weg. So einen S. hatte ich mit meiner Frau noch nie.
Das ist verständlich aber bedenke: auch wenn Du es heimlich tust, ALLES, auch das was wir verheimlichen, wird in Beziehungen mitkommuniziert. Auch wenn Du rational versuchst, Deiner Frau sinnlicher zu begegnen Wow! Tolle Bluse..heiß!, so weiß sie intuitiv (auch wenn sie vielleicht nicht drüber nachdenkt), dass Du so einen S noch nie mit ihr hattest. Salopp gesagt: Man kann Gefühle nicht besche*issen.
Zitat:Was mir jedoch auch zu schaffen macht ist, dass meine Frau bereits die 3. langjährige Partnerin ist und ich zum 3. Mal das Gefühl habe, dass es nicht mehr paßt, wobei die Gründe jedes Mal anders lagen. 2 Mal bin ich bereits gegangen, weil ich so nicht weiter leben wollte. Ich ärgere mich über mich selbst -ich habe es eingangs geschrieben- mich trotz Bedenken auf meine Frau eingelassen habe und damals nicht meinen Gefühlen gefolgt bin. Damals habe ich mich auch von außen beeinflussen lassen, da alle meine Frau als so tollen Mensch bezeichnet haben (ja der ist sie sogar), aber bei mir nicht so richtig die Liebe eingestellt hat. Die Vernunft hat damals gesiegt und in der Zeit der Hochzeit, Hausbau, 1. Kind glaubte ich auch meine Frau sehr lieb gewonnen zu haben und war froh mich für sie entschieden zu haben. Nach Kind 2 ging es jedoch wieder bergab. Meine Frau lies sich gehen und ich fühle mich unwohl neben ihr. Das spürt sie, das drückt auf unsere gemeinsame Aktivitäten, auf S. etc.
Und, entschulige meine Offenheit- woher soll jetzt diese Liebe plötzlich herkommen? Du hast diese Frau aus ganz bestimmten Gründen gewählt und nun willst Du aus ihr eine andere Frau machen, eine die sie nicht ist. Du willst quasi die hei*ße Geliebte, die Seelenverwandte, die sie nie war, in Deiner Frau finden, um bei ihr bleiben zu können und damit Deinem Schuldgefühl aus dem Weg gehen zu können. Two in One Das tust Du aber wahrscheinlich nicht, weil Dich im Tiefen interessiert, was noch in Deiner Frau steckt, sondern weil Du unbedingt dem Bild des erfolgreichen Familienvaters gerecht werden möchtest. Und ich sage Dir, eine Frau spürt das Da sind so viele, unsichtbare Psychodynamiken am Werk...Wenn Du Deiner Frau wirklich auf einer neuen Ebene begegnen möchtest, ihre Seele, ihre Wildheit entdecken willst, Dich wirklich für sie interessierst, dann wird sie das spüren Und erst dann, wenn überhaupt, wird sich auch etwas bei ihr bewegen. Aber vielleicht hast auch Du eigentlich nicht wirklich den Mut/das Interesse daran und so flüchtest Du Dich in eine Affäre weil es erstmal einfacher scheint. Das kannst Du tun. Ich appeliere nicht an die Moral aber ich denke nicht, dass Du Deine inneren Konflikte damit bewältigst und Dich entwickelst.
Zitat:Auf die Frage, wenn ich so viel ändern muss, ich ihr also nicht mehr recht bin, warum sie dann noch bei mir ist, antwortet sie, dass ich ja kein schlechter Mann bin. Aha. Wegen der guten Dinge (Haus, Kinder, finanzielle Absicherung, tolles Auto vor der Tür etc.) bleibt sie, aber ich muss alles ändern.... Die Waffen einer Frau...
Reden hilft selten. Es fehlt an der von mir beschriebenen emotionalen Kommunikation, an einer tiefen zwischenmenschlcihen Begegnung und auf beiden Seiten an der Bewusstwerdung von Pflicht,-und Schuldgefühl.
Zitat:Warum trenne ich mich nicht alleine? Siehe Eingang. Ich lebe das Leben, was ich leben will. Ich habe auch eine Verantwortung meinen Kinder und meiner Frau gegenüber und letztlich hoffe ich, dass meine Frau und ich wieder besser zusammen finden.
Hoffen allein genügt nicht. Es bedeutet für euch beide oder für Dich alleine harte innere Arbeit. Wie immer gilt: wenn man den Partner nicht überzeugen kann, muss man sich unabhängig vom anderen entwickeln. Und das überzeugt viel mehr als ewige Diskussionen. Nur müsstest Du bereit sein, Disharmonie, Ablehnung, Vorwürfe zu ertragen und Dich selbst innerlich davon frei zu machen. Und wer weiß...vielleicht bewegt sich dann auch bei Deiner Frau etwas...
Zitat:Dann packt sie die Vorwurfsgießkanne aus und schüttet diese über mich aus.
Und bedient Dein Schuldgefühl....Und Du willst unbedingt gerade von ihr die Legitimation/das Verständnis für Dein Tun....Teufelskreislauf.
Zitat:Wenn ich dann sage, dass es dann doch besser wäre, wenn wir eine saubere und faire Trennung vollziehen, fängt sie zu heulen an und wirft mir vor -in Anspielung auf Trennung 1 und 2-, dass ich wieder flüchten würde und ich sie mit den Kindern allein lassen wolle.
Mama will nicht dass Du Kunst studierst...Du kannst nicht aufhören, ihr Ok haben zu wollen...Schuldgefühle...
Und so drehen wir uns imKreise wie mein Hündlein hier
Du versuchst zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits möchtest Du Dich leben (Intimität, echtes Interesse statt das bloße Funktionieren und S), andererseits suchst Du das Einverständnis der Gesellschaft/Deines Umfelds, was Deine Frau für Dich symbolisiert.
Alles Gute für euch