Liebe Mädels!
Ich hab lange überlegt, ob ich euch schreiben soll. Meine intensivste Narzissten-Erfahrung liegt 20 jahre zurück.
Und ich kann mich erst jetzt damit auseinandersetzen, weil immer so viel in meinem Leben passiert ist. Aber ich kann mich noch genau an das verlorene Gefühl erinnern, als der Kampf vorbei war.
Denn das war nicht Liebe, das war Krieg.
Und genauso müssen sich die Heimkehrer fühlen, jahrelang haben sie für eine größere Sache gekämpft, haben Unmenschliches erlebt, tagtäglich versucht zu überleben, mussten selbst unmenschlich sein, immer unter Stress.
Und jetzt?
Das System hat sich an all das gewöhnt, weil wir uns immer an alles anpassen, so sind wir konzipiert. Jetzt müssen wir wieder lernen in normalen Bahnen zu denken, aber in uns ist alles aufgewühlt, es hat uns in die Enge und an den Rand der Verzweiflung getrieben. Und unsere tiefsten Ängste aktiviert.
Der Krieg ist gewonnen, denn nichts anderes ist das Einstehen für sich selbst, entgegen aller Ängste.
Ich glaube langsam, daß Verlust des Vertrauens und der Verrat der ehrlichen Gefühle ganz tiefe, alte Ängste auslösen, die man nicht mehr mit dem Verstand begreifen kann. Deshalb will man sie auch nicht wahrhaben und kämpft so lange. Das Dumme ist, bei der Liebe stellen wir uns die Sinnfrage nicht, Liebe kann nur immer gut für uns sein. Genauso wie das Vaterland
Und die Normalität ist zu ruhig für unser kriegserprobtes Wesen, da fühlt man sich sinnlos und leer, und schwelgt in heroischen Erinnerungen. Durch die Anpassung fühlt man sich dort noch mehr zu Hause als hier im Frieden und muß sich neu anpassen. Man bemüht sich die friedliche Normalität zu lieben, man hat sich ja nichts mehr gewünscht als Frieden.
Aber es hat uns komplett ausgefüllt, und nun ist da ein Loch, das wir uns selbst gerissen haben im Kampf um uns selbst.
Und das muß gefüllt werden, und nur ehrliche Liebe kann es heilen, gibt uns das Vertrauen zurück.
Der Soldat muß nun seine Kraft dem Aufbau der Zerstörung widmen und weiß, wofür er gekämpft hat. Aber er betrachtet sich trotzdem noch so fremdbestimmt, er hat den Krieg ja nicht gewollt und ist nicht schuld an der Zerstörung. Und es gibt sehr viel zu betrauern.
Aber der Frieden ist unendlich besser als der Krieg, wir haben wieder Möglichkeiten, an die wir uns vorher nicht zu denken getrauten. Wir sind nicht mehr fremdbestimmt, und der eigene Wunsch und Wille sind nicht mehr verboten. Aber daran muß man sich erst gewöhnen Freedom tastes like reality.
Aber vergesst nicht, was es in euch angerührt hat, und widmet euch dem Schmerz, der zeigt euch, wo die Ängste herkamen, und warum ihr euch überhaupt in diesen Krieg begeben habt.
Ich wünsche euch viele Erkenntnisse
pferdediebin
Wenn man Liebe hat im Kampf,
so siegt man.
Wenn man sie hat bei der Verteidigung,
so ist man unüberwindlich.
Wen der Himmel retten will,
den schützt er durch Liebe.
10.06.2017 13:17 •
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