Liebe Ralitsa,
liebe alle,
ich habe mich am Anfang der Trennung sehr viel mit diesem Thema beschäftigt, Sachbücher und Google waren dahingehend meine ständigen Begleiter. Was mir dabei allerdings nie gefallen hat, geschweige denn in irgendeiner Form geholfen hat, sind Aussagen wie z.B. die o.a. zitierte (irreparabel, kaputt, kein Leben danach, etc.). Es ist löst einen extra fahlen Beigeschmack aus, ist sehr negativ behaftet und nimmt dem Leidenden zusätzlich noch die Hoffnung jemals wieder ein normales Leben führen zu können. Zumindest erging es mir anfangs so.
Ich mied also Beiträge dieser Art indem ich Erfahrungsberichte von denjenigen googelte, die´s GESCHAFFT haben. Und an genau diesen positiven Berichten blieb ich hängen, da sie mich bestärkten, dass alles wieder gut werden
wird, anstatt mich noch mehr herunterzuziehen.
Ich stieß dann 2 Monate nach meiner Trennung, auf das von Dir eröffnete Thema suche Ex-Partner von..... Hier gab es den Austausch mit Gleichgesinnten, in einer Form, die ich in keinem anderen Forum fand. Hier wurde nicht
nur gelitten, sondern auch Zuversicht von Usern, die wirklich froh sind, ihr EXemplar los zu sein, gestreut. Und DAS hielt mich fest. Es ist immer noch so, dass ab und zu mal einige alte User vorbeischauen und so viel positive Energie und vor Allem Hoffnung mit ihren Beiträgen eines neuen schönen und sogar besseren Lebens einbringen. Es ist für mich auch schön zu sehen/lesen, wie sich User, die noch aktiv dabei sind (ich zähle mich dazu) aus der Trauerschleife, der Wut und dem emotionsgeballten WirrWarr über das Unfassbare herausgezogen haben.
Nun, hier sind meine Antworten:
Zitat:Wie sind wir zurück ins Leben gekommen?
-Unendliche Gespräche mit guten Freunden und meiner Mutter
-Therapie, die ich kurz vor der Trennung (ohne PS Wissen) beantragte und bis heute 1x monatl. in Anspruch nehme
-Sachbücher (Wenn Frauen zu sehr lieben, Masken der Niedertracht, Ich stehe nicht mehr zur Verfügung, Ab heute kränkt mich niemand mehr),
-Forum,
-Internetseiten zum Thema (em-life Forum, re-empowerment, Hypthesis too simple, Lisa E. Scott - it´s all about him)
-heulen, heulen, heulen
-verstehen wollen (geht nicht)
-A-Loch Buch eröffnet und alle Abwertungen und Mißbräuche reingeschrieben. IMMER und sofort, wenn mir etwas einfiel (räumt das Gehirn auf). Kamen Gedanken wie z.B. er kann aber auch so lieb sein und wir hatten doch auch so schöne Zeiten, immer wieder ins Buch geschaut.
-erstmal funktionieren. Mir Zeit zur Verarbeitung geben. Egal wie lange es dauert.
-täglich 5 positiv am Tag erlebte Dinge notiert (selbst die kleinsten)
-Rückfälle nicht mehr als negativ gedeutet und angenommen
-MEINE Anteile erkannt (WARUM bin ich geblieben, WARUM hab ich mir so Vieles gefallen lassen)
-EINGESTEHEN (sehr schwer), dass ich nach der Verliebtheitsphase in eine Abhängigkeit rutschte. 1. subtile Abwertung begann nach 4 Monaten, die anderen ließen nicht lange auf sich warten, Abstände wurden immer kürzer, Liebe konnte dadurch nicht entstehen.
-AKZEPTANZ, dass
ich es war, die ihn gewähren ließ
-Fokus immer mehr von ihm und seinem Drecksverhalten weg und auf mich gelegt
-Meine Vergangenheit beleuchtet und mich intensiv damit beschäftigt
-Meine Geschichte auf ein Word Dok. geschrieben (schreiben hilft unglaublich)
-AUFGEHÖRT ihn verstehen zu wollen und sein Verhalten und seine Trinksucht mit aber er hatte doch so eine schlechte Kindheit für mich zu rechtfertigen/zu entschuldigen/zu begründen.
Zitat:Wie sieht unser Leben heute aus?
Nach 9 Monaten bin ich sehr zufrieden und habe sehr oft Glücksgefühle, die ich
so noch nicht bei und in mir kannte. Denn ich habe mein Lebtag mein Wohlbefinden von anderen abhängig gemacht. Jetzt mache ich es von MIR abhängig. Ich gestalte mein Leben und lasse es nicht mehr fremdbestimmen.
Zitat:Was haben wir aus den Erlebnissen gelernt?
-Ich setzte für mich Grenzen, und wäge ab inwieweit ich eine eventuelle Überschreitung zulassen kann, ohne, dass für mich Schaden ensteht oder Unwohlsein auslöst.
-Ich lasse mir meine Wahrnehmungen und Gefühle nicht mehr absprechen. Heißt, ich WEISS, was ich fühle und lasse mich nicht mehr dahingehend manipulieren, dass es falsch, übertrieben oder Blödsinn sei, was ich fühle.
- IMMER auf meine Wahrnehmung und mein Bauchgefühl zu hören. Es nicht mehr zu ignorieren. Wenn sich für mich etwas falsch anfühlt, dann IST es FÜR MICH falsch.
-Nicht das permanent ungute Gefühl und Unwohlsein in einer Beziehung/Freundschaft beiseite zu legen und mich nur an Gutem festzukrallen/zu hoffen, und somit das Schlechte für ein paar Liebeskrumen hinzunehmen, zu tolerieren.
-Komplimente und Kritik annehmen, ohne meinen Wert davon abhängig zu machen oder in Frage zu stellen
-Der Gedanke, wer bin ich denn, um Liebe betteln zu müssen
-Nicht mehr gefallen zu wollen. Mich nicht zu fragen und dahingehend zu verhalten könnte ich ihm gefallen. Was kann ich tun, um mich für ihn interessanter zu machen, noch lieber zu sein, wenn Distanzspielchen zur Macht und Kontrolle benutzt werden. Wichtig ist, könnte ER MIR gefallen, oder gefällt er mir (hier geht es nicht um oben gelassene Klodeckel, oder sonstige kleine Macken mit denen ich sehr gut bei einem Mann leben kann)
-Keine Energie und Zeit mehr in Fässer ohne Boden zu investieren
-Mir die alleinige Beziehungs/Freundschafts/Vertrauensarbeit überhelfen zu lassen und mich als Retterin und Therapeuthin benutzen und dabei meine Bedürfnisse außer Acht zu lassen
-Konsequenzen aus mir gegenüber respektlosem Verhalten zu ziehen
Zitat:Wie haben wir uns seitdem verändert? (Positiv und Negativ)
Ich bin noch dabei zu lernen und gewisse Dinge nicht nur vorzuhaben, sondern diese auch umzusetzen. Das klappt bis jetzt sehr gut. Es geht nicht darum in geballter Ladung den Trotzkopf zu spielen und jedem vor den Kopf zu stoßen, der mir nicht paßt, sondern in kleinen Schritten und Übungen im alltäglichen Leben dafür zu sorgen, dass meine Bedürfnisse nicht mehr untergehen.
Nun, die, die ich davor/dabei einmal war, die möchte ich nicht mehr sein. Ich spüre dahingehend eine deutliche Veränderung, die mich sehr zufrieden stellt und auch positiv überrascht.
Ich hinterfrage Schuldgefühle und schlechtes Gewissen, wenn es aufkommt und weiß viel besser damit umzugehen, sehe oft wie unbegründet diese Gefühle sind.
Ich verurteile mich nicht mehr für meine selbsternannten Fehler, meine Vergangenheit, mein ausharren in destruktiven Beziehungen sondern lerne daraus. ENDLICH !
Ich schätze mehr denn je, alles Gute und die schönen Beziehungen, die ich führte, und reflektiere, dass ich mir selbst manches Mal sehr viel verbaut und vorgemacht habe.
Ich sehe und vergebe mir, dass auch ich manches Mal sehr verletzt habe oder Dinge tat, die nicht besonders fein anderen Menschen gegenüber waren.
Ich kann nach der destruktiven Beziehungserfahrung wieder normale Gespräche mit Männern führen, ohne dabei gleich eine PS zu wittern oder abzuscannen, zu analysieren ob sich eine Solche hinter Gesagtem verbergen könnte. Es gibt auch Menschen, die einfach nur manchmal unbedacht oder in gewissen Dingen taktlos sind. Da muß sich nicht gleich eine PS hinter verbirgen. Ich allein kann entscheiden, wie ich damit umgehe und verfahre.
Ich habe meine Mauern selbst eingerissen und laufe nicht mehr mit einem Schutzschild oder voller Mißtrauen durch die Gegend. Ich bin nicht dagegen gefeit nochmal auf so einen Menschen zu treffen, denn sie kommen ja in vielen Masken, doch gibt es viele feine und grobe rote Flaggen, auf die ich sehr achten werde.
Ich sage klar und deutlich, wenn, dass mich, oder WAS mich verletzt hat, und erkläre den Hintergrund. Wird sich dafür entschuldigt und kommt nicht wieder vor, und trotzdem wird kurz danach genau DAS GLEICHE wieder gemacht, hat die Entschuldigung für mich ihren Wert verloren. Ich rechtfertige es nicht mehr als unbedachte Aktion oder versuche die Gründe für dieses Verhalten zu erforschen, sondern ich ziehe ohne weitere Erklärungen daraus meine Konsequenzen (kürzlich passiert).
Mein Humor ist wieder da!
Ich kann wieder inbrünstig lachen, ohne dass ich es mir vermiesen lasse.
Ich kann mich wieder auf Ereignisse freuen, ohne das Gefühl vermittelt zu bekommen, ich dürfe meine Freude und Glück nicht mitteilen, weil der andere sich in ständig hausgemachten neuen Problemen und selbst auferlegten Baustellen suhlt.
Es ist mir egal ob ich 10kg mehr oder weniger wiege.
Die Menschen, die ich an meiner Seite habe scheren sich ebenfalls einen Dreck darum, weil sie mich für das schätzen, was und wie ich bin und nicht wie ich aussehe, oder mich als (Vorzeige)objekt sehen und verwenden.
Ich kann wieder über mich lachen, mich selbst auf den Arm nehmen, ohne dass daran angeknüpft wird um mich abzuwerten.
Ich habe tolle Menschen kennengelernt und hoffe sehr, dass sich daraus Freundschaften entwickeln.
Ich habe Menschen, die mir nicht guttun, die meine Veränderung nicht akzeptieren konnten, weil ich deren für mich vorgesehene Rolle nicht mehr erfüllte, ihren Erwartungen nicht mehr entsprach, gehen lassen.
Der Felsbrocken, der mein Herz so lang beschwerte löst sich Stück für Stück.
Mein schon immer vorhandener Lebenswille, der Glaube an das, was mich Schönes erwartet, ließ mich nie aufgeben, egal wie beschissen es mir nach der Trennung ging. Aber ehrlich, mir ging´s wesentlich dreckiger in der Beziehung. Mein Selbstschutz, meine noch vorhandene Würde und das bißchen übrig gebliebener Stolz ließen mich aus der Asche steigen, endlich aufwachen und einen Cut (mit ALLEM drum und dran) machen, den ich bis heute nicht ein einziges Mal bereut habe.
Ich habe 3 x on/off mit ihm gehabt, genauso wollte ich es, bzw. ließ es zu oder brauchte das, um der endgültigen Überzeugung zu sein DAS WAR´S ENDGÜLTIG.
Mein Beitrag ist lang geworden, doch ich hoffe, er gibt Zuversicht.
Alles Liebe,
Phoenix
P.S. Offen für neue Beziehung/Männer?
Denke ich nicht drüber nach.
Alles kommt, wie es kommen soll.