herz über kopf
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Grace_99
Traurig1964
Grace_99
dabei123
Hinrich
BeinHart
Zitat von Hinrich:Ich finde es schade, dass in dem Zusammenhang immer gleich von Problem geredet wird, wenn in einer Partnerschaft ein Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz herrscht. Das liegt sicher an dem romantischen Ideal, was uns immer noch in den Köpfen herumschwirrt und das wahrscheinlich auch dafür verantwortlich ist, dass immer mehr Beziehungen mit der Zeit den Bach heruntergehen. Liebe setzen viele immer noch mit Nähe gleich. Und das halte ich persönlich für einen grandiosen Trugschluss.
Letztens bin ich über eine Internetseite gestolpert, auf der Beziehungstipps für die Generation 50+ gegeben werden. Also für Menschen mit Beziehungserfahrung und einem eigenen Lebensweg. Und da wird gesagt, dass eine wirklich gesunde Beziehung davon lebt, dass es eben diesen Wechsel von Nähe und Distanz gibt. Und ich sehe das genau so.
Leider streben immer noch viele Menschen genau das Gegenteil an. Sie fordern Nähe, erdrücken den Partner mit Anwesenheit und Geschenken, nur um möglichst viel Zeit gemeinsam zu verbringen und Liebe einzufordern. Für mich sind das sehr infantile Verhaltensweisen. „Ich kann ohne dich nicht leben, ich brauche dich!“, steht als große Losung dahinter. Und das ist genau das, was man als Klammern bezeichnet und was dazu führt, dass sich der Geklammerte irgendwann immer mehr zurückzieht. Wer vermissen will, muss sich auch erst einmal voneinander entfernen.
Ich finde generell, dass Menschen nicht dafür gemacht sind, sich emotional und räumlich immer nur um einen anderen zu drehen. Man muss nur mal nachdenken, wie man mit seinen Freunden umgeht. Will man die jeden Tag sehen? Würde man die mit Geschenken dazu zwingen, eine Gegenleistung zu erbringen? Geht man sich nicht irgendwann auf die Nerven, wenn man zuviel gemeinsam erlebt? Warum soll das bei einem geliebten Menschen denn plötzlich anders sein?
Ich zitiere mal: Ich brachte Ihr jeden 3 Tag Blumen mit schenkte Ihr kleine Aufmerksamkeiten überraschte Sie mit Ausflügen alles schien perfekt. Materielle Güter gegen Liebe? Belohnung für Liebe?
Wenn ich jeden dritten Tag Blumen geschenkt bekäme, würde diese Geste irgendwann ihre Bedeutung verlieren und zu einer eintönigen Routine werden. Zudem würde ich mich unter Druck gesetzt fühlen, eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Das engt ein. Und Enge bzw. Zwang ist das, was Beziehungen in jedem Falle zerbrechen lässt. Auf der einen Seite steht die Forderung des klammernden Partners, auf der anderen nur noch die Reaktion des anderen. Zur Aktion kommt er kaum mehr.
Wir leben heute nicht mehr in einer Welt, in der es zum Dasein gehört, dass man von einem Partner abhängig ist. Weder materiell noch emotional. Und das ist schön so. Trotzdem hängen immer noch ganz viele am unfreien Ideal der romantischen Liebe, wie sie uns medial suggeriert wird. Aber Liebe soll doch ein Kind der Freiheit sein, oder?
Wir sind, so wir wirklich erwachsen sind, Menschen mit eigenen Leben und Inhalten im Leben, die gelebt werden wollen. Und das muss eben nicht zwingend mit dem Partner geschehen. Wer die symbiotische Beziehung mit einem anderen Menschen fordert, befindet sich letztlich emotional auf der Stufe eines Kindes, das immer bespaßt und unterhalten werden will, weil es mit sich allein nichts anzufangen weiß und letztlich noch keine Autonomie entwickelt hat. Aber persönliche Entwicklung ist meines Erachtens nach nur dann möglich, wenn man Zeit mit sich selbst verbringen will und kann, ohne eine innere Leere zu spüren.
Der Rückzug ist essentiell für den Menschen und heißt nicht, dass man die Beziehung in Frage gestellt wird. Aber viele empfinden genau das, wenn der Partner mal seiner Wege geht. Sie fühlen sich verlassen, grübeln herum und werden schlimmstenfalls eifersüchtig. Aber das hat für mich alles nichts mit wirklich erwachsener Liebe zu tun, die aus zwei Individuen besteht und auch so erlebt und gelebt wird.
Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem immer mehr Beziehungen zerbrechen und jede zweite Ehe scheitert. Das sollte uns zum Nachdenken bringen, ob wir wirklich die richtige Form der Liebe leben. Aber leider entwickelt sich die Gesellschaft immer mehr in Richtung Infantilisierung. Menschen nabeln sich nicht mehr gesund von ihren Eltern ab, werden dadurch nicht erwachsen und schleppen diese Beziehungserfahrung dann mit in ihre Partnerschaften. Gerade bei Männern scheint das ja mittlerweile ein riesen Problem zu sein, aber die Frauen ziehen kräftig nach. Sinnbildlich gesprochen liegen diese Menschen noch in der Wiege und schreien lauthals nach Aufmerksamkeit, Bestätigung und Liebe, die sie aus sich selbst heraus nicht generieren können.
Beste Grüße!
Hinrich
Feuer
Hinrich
Zitat von Feuer:Und nun werde ich wieder aufpassenm sollte ich mal wieder eine Beziehung eingehen, damit ich nicht verletzt werde und mich zu früh öffne.
ironflat
Zitat von Feuer:Hallo Herz über Kopf,
Ich muss Hinrich auch recht geben vieles trifft davon zu.
Bei meiner letzten Beziehung, war ich derjenige, welcher immer wieder Distanz aufbaute und das dann auch mal über Wochen. Es war ein hin und her warum meine Ex sich dann den nächstbesten aus meinem Bekanntenkreis schnappte ohne mit mir vorher darüber geredet hatte, dass Sie sich die Beziehung anders vorgestellt hat oder ich etwas ändern muss.
Warum begann ich damit. Nun ja zunächst als ich Sie kennenlernte hatte ich meine vorherige Bezihung noch nicht ganz verarbeitet. War deswegen auch in Therapie was meine jetzt Ex auch wusste. Sie schenkte mir soviel, bemutterte mich und meine Ex war Ex war eher der Mensch der Distanz brauchte. Auf einer Seite war es schön was meine Ex machte und auf der anderen Seite machte es mir ein wenig Angst. DAzu kam, dass ich Angst hatte wieder so verletzt zu werden wie in der vorherigen Beziehung, deshalb konnte ich mich nicht so auf die Beziehung einlassen, wie ich es in der Vergangenheit getan habe.
Ich wollte Ihr aber nie etwas böses. Ich wollte eben nur eine gewisse Distanz, damit die Verletzung nicht so groß ist wenn ich wieder enttäuscht werde, Gerade weil Sie meine Nachbarin ist und wir im selben HAus wohnen. Dennoch wollte ich doch eigentlich eine richtige Beziehung und auch sagen Ïchliebe Dich¨ nur konnte ich das nicht und nachdem Sie nie sagte, dass passt Ihr nicht habe ich mein Verhalten auch nicht geändert. Dazu kamen bei mir noch KRankheiten und Stress auf Arbeit dazu.
Also im Prinzip waren es zwei Gründe, welche Hinrich aufgeführt hat.
Aber der wichtigste Punkt ist wohl die Verlustangst hatte mich gehemmt, was nicht aus Kindheitsdefizite zurück zu führen ist, viel mehr darauf, dass ich in meinem Liebesleben zu oft verletzt wurde. Letztendlich war das alles falsch, denn so wie jetzt wurde ich noch nie verletzt.
Und warum, weil wir beide niocht offen über unsere Probleme sprachen und Sie den leichten Weg gewählt hat und zu meinem Kumpel gerannt ist. Und diesmal juss ich alles noch mitanschauen, da wir immer noch Nachbarn sind und ich immer mitbekomme wie Sie zu ihm geht oder er bei Ihr ist. Und ich weiss durch dieses Nähe-Distanz Ding ich große Mitschuld daran trage. Dennoch hätte Sie Ihren Mund aufgemacht und hätten wir geredet, dann wäre dies nie passiert.
Und nun werde ich wieder aufpassenm sollte ich mal wieder eine Beziehung eingehen, damit ich nicht verletzt werde und mich zu früh öffne. Denn diesmal muss ich sogar ausziehen, damit ich zu meiner Ex Distanz aufbaue.
Also ich kann dir nur empfehlen, wenn bei Dir Nähe und Distanz auftritt, es Dir weh tut, dann rede mit Deinem Partner offen darüber, denn Gründe gibt es einige so wie es Hinrich auch aufgeführt hatte. Es ist besser als einfach jemanden wegzuwerfen und Du gibst ihm die Chance sich zu ändern oder Dir seine Gründe zu nennen!
VIele Grüße!
abigail14