Das nächste gebrochene Herz - und ich brauche Rat

D
... Ich weiß gar nicht, wie und wo ich beginnen soll... Vielleicht erst einmal mit Hallo?!... und schön, wenn irgendjemand mir einmal seinen Rat geben könnte....


Vor gut sechs Wochen zerbrach die Beziehung zu meinem Lebensgefährten und obgleich die Ratio und diverse gute Freunde samt Familie mir stets versichern, dass dem kein großer Verlust gegenüberstehen würde, komme ich nicht wirklich darüber hinweg.
Wir haben uns vor gut einem Jahr über das Internet kennengelernt und fanden sofort einen Draht zueinander. Die Mails flogen hin und her, irgendwann wurden dann die Telefonnummern getauscht und es erfolgte ein Anfall extremer spätpubertärer Anwandlung mit Telefonaten bis weit in die Morgenstunden etc. pp..
Irgendwann beschlossen wir uns persönlich - vis a vis - begegnen zu wollen und vereinbarten ein Wochenende gemeinsam - aber mit getrennten Zimmern (meine Bedingung) - in Köln zu verbringen.
Wir hatten zu diesem Zeitpunkt beide eine gescheiterte Ehe hinter uns, wobei seine Töchter mit 18 und 19 schon deutlich erwachsener waren denn meine eigene Tochter mit sechs Jahren und ich muss gestehen, dass ich trotz einer sehr deutlichen Verliebtheit meinerseits versuchte das Ganze mit Ruhe und Bedacht anzugehen - insbesondere auch wegen der Kinder.
Unser WE platzte ... aufgrund einer gekränkten Eitelkeit seinerseits, da ich etwas erschrocken über seine Hotelwahl gewesen war: direkt an der Autobahn, irgendwo im Nirgendwo und definitiv mit meinen romantischen Vorstellungen Händchen haltend am Rhein spazieren zu gehen, nicht konform lief. Im Nachhinein hatte ich mir oftmals überlegt, ob es nicht sinniger gewesen wäre einfach den Mund zu halten und in irgendeiner Kölner Kaschemme abzusteigen und sich für spätere Zeiten einfach das Amt als Verkehrsminister unter den Nagel zu reißen. Offensichtlich kam er sich auf den Schlips getreten und blamiert vor da er nicht allzu oft reist obgleich ich ihm versicherte, dass Kölner Plattenbau auch seinen Charme hat und das ganze endete im Eklat.
Kontaktabbruch bzw. wenn Nachrichten kamen dann eher sehr verletzend, sehr scharf und sehr endgültig und zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihm nicht wirklich viel entgegenzusetzen.
Ich würde mich definitiv eher als schlagfertigen Menschen bezeichnen - solange ich nicht verliebt bin. Ab diesem Augenblick bin ich absolut verletzlich, habe die emotionalen Schutzschilde definitiv gesenkt und genau dieser Umstand kam ihm definitiv zugute.
Dieser erste Break machte mir ziemlich zu schaffen und schob verschwollene Augen auf nicht vorhandene Pollenallergien bis wieder die nächste Nachricht kam und wir uns dann in Koblenz trafen.
Es war ein wunderschönes WE, sehr harmonisch und statt tanzender Ameisen hatte ich eher den Eindruck, als ob wir seit 20 Jahren miteinander verheiratet wären: alles sehr vertraut, sehr innig und harmonisch... Sehr ähnliche Vorstellungen vom Leben, der Bedeutung von Familie - bis es eben zum Abschied kam und er mir mehr oder minder signalisierte bzw. verbal ansprach, dass er am liebsten jetzt mit mir zusammenziehen wolle... und zwar am besten bei mir, in meinem Heimatort (gut 600 km Entfernung). Er sei bereit dafür die Arbeit und seine Heimat hinter sich zu lassen und nochmals zugegebenermaßen trieb mir dieses Bekenntnis damals ziemlich den Schweiß auf die Stirn. Ich fand ihn charmant, liebevoll und wunderbar - aber keinesfalls wollte ich nach einer einmaligen Begegnung sofort mit einem Mann zusammenziehen und dessen finanzielle Versorgung gleichfalls noch mit übernehmen (inkl. seiner Kinder).
Es kam wie es kommen musste: der nächste Break aufgrund meiner Weigerung mit ihm zusammenzuziehen, was er mir als mangelnde Liebesfähigkeit und einer unbotmäßigen Zurückhaltung auslegte und wieder vergingen Wochen bis die nächste Nachricht seinerseits mich erreichte.
Ich zeigte mich eher ablehnend, sehr zurückhaltend und wir schrieben uns lediglich den einen oder anderen Gruß ohne einen tieferen Sinn ... bis eben der alte Zauber auf mich zu wirken begann.
Er ist ein sehr origineller Mensch, künstlerisch begabt und kreativ, kann wunderbar schreiben und sich ausdrücken und strahlt dabei sehr viel Warmherzigkeit und Witz aus... und genau diese Kombination trifft bei mir unglückseligerweise absolut einen Nerv.
Zwischen Weihnachten und Neujahr beschlossen wir dann, dass ganze halbwegs vernünftig aufzuziehen und eine Fernbeziehung zu wagen. Nach nur einer realen Begegnung und ungezählten Telefonaten und Nachrichten... und ich war für ihn lichterloh entbrannt. Ich sah wirklich eine gemeinsame Zukunft, irgendwann die Option auf ein gemeinsames Zusammenleben mit allen Kindern .... unter der Voraussetzung es wirklich gemäßigt anzugehen.
Unsere Begegnungen verliefen absolut harmonisch, liebevoll und es brach einem fast das Herz sich trennen zu müssen und als elendiglicher Kopfmensch wollte ich die erste Begegnung mit meiner Tochter so lange hinauszögern als bis dass wir uns absolut sicher waren, dass wir beide dieselben Gefühle füreinander hegten.
Seine Töchter waren mir schon vorgestellt worden und entgegengesetzt aller Unkenrufe schien sich ein sehr herzliches Miteinander zu entwickeln. Ich mochte und schätzte die Mädchen sehr und es freute mich, wenn diese sich einfach mal so telefonisch bei mir meldeten. Vielleicht alles zu schön um wahr zu sein?
Nach gut fünf Monaten der absoluten Harmonie kam wieder das Thema des Zusammenziehens auf - doch statt Süddeutschland sollte ich nun nach Norddeutschland ziehen inklusive eines anvisierten Hauskaufs, keiner beruflichen Optionen für mich geschweige denn das meine Tochter ihn bis dato kennengelernt hatte. Die erste Begegnung der beiden sollte dann völlig unspektakulär bei einem Grillabend bei mir erfolgen was jedoch durch einen Krankenhausaufenthalt meinerseits verhindert wurde. Es ging mir gesundheitlich relativ schlecht zu diesem Zeitpunkt und meine Schwester nutzte dann seinen Aufenthalt in ihrem Haus dazu um ihn mal hinsichtlich des geplanten Hauskaufs etwas auf den Zahn zu fühlen.
Das ganze endete dann damit, dass er vorzeitig abreiste und mir offen ließ sofort mit ihm in den Norden zu kommen oder die Beziehung als beendet zu betrachten. Ich entschied mich für letzteres und bekomme ihn trotzdem nicht aus meinen Gedanken gestrichen.
Mittlerweile habe ich durch Dritte erfahren, dass er offensichtlich eine andere Frau kennengelernt hat die wohl deutlich entscheidungsfreudiger denn ich gewesen bin und wohl wenige Tage nach dem Kennenlernen bereits bei ihm eingezogen ist- sehr zum Unwillen zumindest einer Tochter.
Und ja: ich bin verletzt, ich bin traurig, ich vermisse ihn und ich bin eifersüchtig auf diese neue Liebe.
Und ja: natürlich erhalte ich seitens Freunde und Familie Zuspruch... aber... es wird nicht besser...

Delphina

23.07.2016 16:42 • #1


L
Liebe Delphina,

es tut mir sehr leid, dass Du diesen Liebeskummer durchmachst.

Ich bin schon älter und habe erst spät begriffen, dass ich nur selber sein kann und nicht durch Anpassung ich selbst bleiben kann.

Du hast die Persönlichkeit, nein zu ihm zu sagen.
Doch aus meiner Sicht, so war es jedenfalls bei mir,
verliebt man sich in das zu dick Aufgetragene, das es im wirklichen
Leben nicht gibt, und man entwickelt das Bewunderte nicht bei sich selbst,
sondern vermisst, dass man es von
ihm nicht mehr hat.

In Wirklichkeit ist jedes Leben interessant. Und es ist um so
persönlicher, je mehr EIGENE Wünsche und Entscheidungen es gib, statt Anpassung.

Du schreibst, er wäre kreativ und
originell. Könnte sein, dass Du in dieser Richtung Wünsche hast und bisher zu wenige eigene Entscheidungen.

Ich habe bei meinem Exfreund das Tanzen bewundert. Heute bin ich in einer Musikgruppe, die mir viel Freude macht und bringt.

Wenn ich nur mit ihm getanzt hätte, wäre ich wieder in der frustrierenden Anpassung stecken geblieben.

Dein Exfreund ist sehr vereinnahmend: Anpassung oder Trennung.
Du hast die Stärke dazu Nein zu
sagen, für Deine Tochter, schreibst Du, und für Dich selbst.

Mir hat auch geholfen, meiner
Tochter ein Vorbild zu sein. Ich habe ihre Wünsche und Entscheidungen ernst genommen. Sie wollte nicht Musik machen, sondern reiten.

Dein Exfreund trägt Wertschätzung dick auf, um Dich zu gewinnen. Statt spontan zu sein ist er sprunghaft.
Und mit dem billigen Autobahnhotel als ersten Treffpunkt zeigt er seine Wertschätzung im wirklichen Leben.

Sprunghaftes Zusammenziehen bedeutet Anpassung an einen sprunghaften Menschen.
Das nimmt man nur dann in Kauf, wenn man mehr bewundert als selber tut.

Ich denke, wenn Du das zu dick Aufgetragene von ihm als Übertreibung siehst, die es dauerhaft im wirklichen Leben nicht
gibt, kannst Du den Trennungsschmerz überwinden und selber in Wünschen und Entscheidungen weiterwachsen.

Nicht zuletzt für Deine Tochter,
und für einen an Deinem wirklichen Leben interessierten Mann.

VLG lucky

24.07.2016 06:55 • #2


L
... ich bin seit Weihnachten wieder mit meinem Mann und Vater meiner erwachsenen Tochter zusammen. Es geht holprig, aber persönlicher als vor den Jahren der Trennung.
Wie stehst Du zum Vater Deiner Tochter ? Was waren die Gründe zur TrennungScheidung ?

24.07.2016 07:19 • #3




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