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Das Meer der Traurigkeit

F
Vielleicht kennt ihr das. Manchmal ist einem danach etwas loszuwerden. Und zu teilen. Ich hoffe so etwas ist ok hier. Musste heute einfach einen Kanal finden und meine Gedanken aufschreiben. Und mitteilen. Seht es mir nach

Das Meer der Traurigkeit

Zuerst schwammen wir gemeinsam. Reiteten lachend und vereint auf den Wellen dieser Welt. Egal wo, bei uns waren die schönsten, größten und einmaligsten Wellen aller Meere. Der Himmel auf Erden folgte uns. Wo du warst, da war die Sonne, das Lachen und das Glück.

Doch die Wellen wurden kleiner. Anfangs kaum zu bemerken. Und irgendwann, da war sie da. Eine Strömung. Erst ganz leicht doch irgendwann immer stärker. Sie hat dich unaufhörlich von mir weggetrieben. Ich bin hinterher geschwommen. Immer und immer wieder. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, du bist immer weiter weggetrieben. Irgendetwas zog dich von mir weg. Warum konnte ich nur nicht schneller sein? Hätte ich mehr tun sollen, noch mehr? Mehr geben, mehr sagen?

Zwischendurch merkte ich wie mir die Kraft schwindete, wie ich immer und immer wieder Wasser schlucken musste. Ich musste mir Mühe geben um nicht unterzugehen.

Doch immer wieder sammelte ich meine Kräfte und versuchte erneut dir hinterher zu schwimmen. Manchmal hast du mir zugewinkt. Gelächelt. Und gerufen Komm zu mir, ich wünsche es mir ja auch. Doch habe ich es richtig verstanden? War es vielleicht nur der Wind? Oder hat der Wind einfach deine Worte verändert. Wolltest du mir vielleicht sagen Lass mich gehen, gib auf und lass mich los.

Ich erlebte Nächte ohne dich noch sehen zu können. Allein in diesem Meer der Traurigkeit. Dunkelheit ringsum, nur das leichte Plätschern der Wellen. Ich rief nach dir, schrie. Voller Verzweiflung und Sehnsucht. Manchmal glaubte ich eine Antwort zu hören Ja, ich bin immernoch hier und ich bin froh dass du noch zu mir willst. Doch träumte ich? Hörte ich überhaupt richtig zu?

Die Tage, Wochen und Monate vergingen. Ich hörte nie auf weiterzuschwimmen. Ich schwamm an Inseln vorbei. Inseln voller Leben. Voller Freude. Doch blieben Sie mir verborgen. Ich kannte nur ein Ziel. Immer weiterschwimmen. Zu dir.

Nun schwimme ich immernoch. Oder ich versuche es. Doch du bist weit weg. Nie ganz weg, doch weit entfernt wieder auf deinem Schiff angekommen. Deiner Heimat, deiner Insel. Und dort ist kein Platz für mich. Dein Herz verschlossen und dennoch nichts vergessen.

Um mich herum sind die Inseln. Noch sind sie da. Rettende Inseln. Doch ich sehe sie einfach nicht und will sie nicht sehen. Eine Insel ohne dich ist auch nur das Meer. Ich schwimm weiter....immer weiter um dich noch zu finden.

Ich kann nur hoffen, dass ich die Inseln noch rechtzeitig entdecke. Ich weiß dass sie da sind. Aber der Weg ist mir verborgen. Vielleicht kann jemand einem bei den letzten Zügen helfen, doch die Richtung muss man selbst einschlagen. Oder für immer im Meer der Traurigkeit schwimmen und irgendwann für immer untergehen.....

01.04.2016 11:25 • x 16 #1


Allanea
ich schwimme auch und am liebsten würde ich untergehen, aber das darf ich nicht. ich sehe auch keine rettenden inseln bzw nur welche, auf denen leute fröhlich sind und irgendwie passe ich dann nicht dorthin. nichts fühlt sich so richtig an wie es sich angefühlt hat, als wir zusammen geschwommen sind.

01.04.2016 11:48 • #2


A


Das Meer der Traurigkeit

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H
Sehr schön geschrieben!

So geht es sehr vielen mit der Liebe. Mir genau so.

Erstmal ist es wichtig zu einer Insel zu schwimmen. Trauerarbeit zu leisten. Loslassen. Sich die Zeit nehmen, die man braucht. Sich den anderen Menschen zuwenden. Können sie mir helfen? Wollen sie mir helfen? Kann ich mich hier wohlfühlen? Möchte ich meinem Leben eine neue Wendung geben und mir hier mein neues Glück (unabhängig von Partnerschaft) suchen?

01.04.2016 11:51 • x 4 #3


E
Sehr schön. Auch du erreichst das rettende Ufer.
Schwimm einfach weiter..

01.04.2016 12:11 • #4


F
Hallo Freischwimmer,

du hast deine Situation in sehr schönen Sprachbildern beschrieben. Das ist gut, denn so hilfst du dir selbst, deine Rolle in diesem Spiel einzuordnen und zu verstehen.
Sie ist davongeschwommen, abgetrieben? Du hast ihr nicht folgen können?
Es stellt sich für mich so dar, als wollte sie eigentlich fort , aber schaffte es nur zögerlich, dich loszulassen. Für dich ein Hoffnungsschimmer, sie noch wieder einzuholen. ..vergeblich. ..

Aber letztendlich hat sie es doch geschafft und ihre neue Insel gefunden.

Du nennst dich Freischwimmer. Dieser Name beinhaltet die Hoffnung, nicht zu ertrinken. Schwimme dich frei, schwimme auch du zu einer Insel. ...

01.04.2016 12:17 • x 1 #5


F
Mit meinen Inseln kann ich die Trauerarbeit nicht leisten. Das würde noch mehr zerstören. Wahrscheinlich schwimme ich deswegen weiter und weiter. Weil ich keine Möglichkeit sehe.

@ Fensal, ja das trifft etwas zu. Sie wollte fort und doch wieder nicht. Ihr Weg führte sie zurück. In das Leben das sie vorher hatte. Bin ich zwischendurch auf die Insel, kam sie auf mich zugeschwommen. Rief mir zu....wie eine Sirene lockte mich ihr ganzes Wesen erneut. Und auch heute weiß ich, dass sie innerlich selbst nicht entgültig abgeschlossen hat. Und doch lebt sie ihr Leben. Vielleicht nicht so vollständig wie es sein sollte (nach meiner Auffassung), aber dennoch völlig befreit und glücklich.

Leider schwimmen wir noch viel zu oft im gleichen Meer. Und dies zu ändern, tja das scheint so schwer wie für den Fisch das Laufen zu lernen.

Und so schwimmt man halt erstmal weiter. Die Tage verfliegen wie in Zeitraffer. Sonnenaufgang, Glitzern auf den Wellen, Sonnenuntergang, Dunkelheit. Es raubt einem Lebenszeit, man weiß es und ist machtlos.

01.04.2016 14:16 • x 2 #6


H
Zitat von freischwimmer:
Mit meinen Inseln kann ich die Trauerarbeit nicht leisten. Das würde noch mehr zerstören. Wahrscheinlich schwimme ich deswegen weiter und weiter. Weil ich keine Möglichkeit sehe.

Das ist doch schon mal eine Erkenntnis. Du weißt, welche Inseln dir nicht helfen können. Also brauchst du auch nicht da hin zu schwimmen. Von welcher Insel schreibst du denn gerade? Beim Schwimmen kann man schlecht schreiben. Es gibt auch einsame Inseln, wo man erstmal hinschwimmen kann.

Zitat von freischwimmer:
Leider schwimmen wir noch viel zu oft im gleichen Meer. Und dies zu ändern, tja das scheint so schwer wie für den Fisch das Laufen zu lernen.

Siehst du sie noch regelmäßig im Meer umherschwimmen?

Zitat von freischwimmer:
Und so schwimmt man halt erstmal weiter. Die Tage verfliegen wie in Zeitraffer. Sonnenaufgang, Glitzern auf den Wellen, Sonnenuntergang, Dunkelheit. Es raubt einem Lebenszeit, man weiß es und ist machtlos.

Die Frage ist, wo schwimmst du gerade? Schwimmst du im Kreis? Bleibst du noch im selben Meer? Auch das Schwimmen ist wertvolle Lebenszeit. Du bleibst in Bewegung.

01.04.2016 14:46 • x 1 #7


F
Mit den Inseln meine ich erstmal die Familie, Freunde und Bekannte. Menschen. Eine einsame Insel kann ich nicht besuchen. Nicht lange genug. Ok ich könnte, denn die Freiheit haben wir zum Glück in gewisser Weise, aber dadurch entsteht noch sehr viel mehr Leid. Andere Inseln an denen ich mich festhalten könnte, finde ich gerade nicht.

Ohja ich sehe sie regelmäßig umherschwimmen. Im selben Meer. Und wirklich alle dort sehen aus wie Sardinen. Oder Thunfische. Doch schwimmt sie vorbei, sieht mein Herz nur einen strahlenden, bunten und leuchtenden Zierfisch

Ich schwimme im Kreis. Außer wenn ich sie sehe, dann schwimme ich zu ihr. Das Herz tut es zumindest, der Kopf und Verstand hat darüber einfach keine Macht.

01.04.2016 15:21 • x 2 #8


H
Das ist sehr schön geschrieben...

Wieso kannst Du mit Deinen Inseln keine Trauerarbeit leisten? Das sind doch Inseln, die Dich auffangen könnten...?

Zitat von freischwimmer:
Mit den Inseln meine ich erstmal die Familie, Freunde und Bekannte. Menschen. Eine einsame Insel kann ich nicht besuchen. Nicht lange genug. Ok ich könnte, denn die Freiheit haben wir zum Glück in gewisser Weise, aber dadurch entsteht noch sehr viel mehr Leid. Andere Inseln an denen ich mich festhalten könnte, finde ich gerade nicht.


Wieso würde noch mehr Leid entstehen, wenn Du eine einsame Insel besuchen würdest?

Welche Insel würdest Du gern besuchen?

01.04.2016 18:30 • #9


bleistift
@freischwimmer,

Du schreibst wunderbar!

01.04.2016 18:35 • #10


F
Vielen Dank. Ich schreibe manchmal gern. Das hilft schon.

es wäre vielleicht leichter wenn ich das an anderer Stelle mal zusammenfasse. Es hat mit der Konstellation zu tun. Ehefrau, Affäre und ich. Unglücklich verliebt in die Affäre, gleichzeitig die Arbeitskollegin. Über 1 Jahr, aber gefühlt 2x intensiver als viele viele Jahre Partnerschaft und Ehe.

Der Versuch meine Familie zu erhalten und der Frau und meinem Kind Kummer zu ersparen ist. Eine einsame Insel würde eben das Gehen nach sich ziehen. Und einen anderen Menschen in tiefen Kummer stürzen. Ich kann mich nicht zurückziehen und alleine sein. Im Moment versuche ich wirklich loszulassen und ebenfalls zurück zu meiner Insel zu finden.

01.04.2016 20:15 • x 1 #11


S
Freischwimmer ist Deine Affäre auch verheiratet?

01.04.2016 20:21 • #12


H
Habe mir fast gedacht, dass es eine solche Konstellation ist..

So wie ich annehme ist die Affäre gegangen? Vielleicht konnte sie nicht mehr...

Ich hoffe Du findest Deine Insel....

01.04.2016 20:31 • #13


T
Zitat:
Ich kann mich nicht zurückziehen und alleine sein.


weil Du für Deine Familie da sein willst?
Oder weil Du nicht alleine sein kannst?

01.04.2016 20:37 • x 1 #14


F
Ja, die Affäre ist auch verheiratet. Sie hat sich zurückgezogen, weil sie nicht mehr konnte. Aber eben nie gänzlich zurückgezogen. Und niemals konnte sie mir sagen, dass ich nicht mehr zu ihr schwimmen soll. Vielleicht muss ich sagen dass deswegen leider die Hoffnung Nahung erhält. Ein leider dass ich aber gerne beiseite schiebe.

@thunfisch ja weil ich für meine Familie da sein will. Vor allem auch für mein Kind. Ich kann schon ganz gut alleine sein. Zumindest eine Zeit lang. Über eine längere Zeit habe ich das noch nicht erlebt. Die Frage was wäre wenn... stelle ich mir dennoch sehr oft.

01.04.2016 21:36 • #15


A


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