Vermeidender Bindungsstil - das Haar in der Suppe suchen

@Charly38 doch, ich hatte Beziehungen.
Die längste war 5 Jahre.
Ist aber schon was her.

Irgendwann waren es für mich dann aber nur dates, die nicht zu Beziehungen führten, oder Situationships, f+ oder eine Affäre

@mitBauchweh klingt gut!

Zitat von Aline_8:

So Aussagen finde ich immer schwierig. Weil es ja irgendwie ziemlich pauschal ist und kann man den Leidensdruck daran messen, wer einen Therapeuten aufsucht? Wer entscheidet, wer den größeren Leidensdruck hat? Wer Sagt, dass die vermeidenden nicht auch unter ihrer Situation und der Dynamik leiden? Es gibt Literatur, ...

Kennst du zufällig den DateDoktor Emanuel? Der spricht in diesem Zusammenhang von Pinguinen und Süßwasserfischen

Und behandelt die unsicheren Bindungsstile weniger als etwas Problematisches, sondern lenkt sein Augenmerk auf eine typgerechte Kommunikation. Feinfühlig und Hoffnung machend, dass auch solche Beziehungen gelingen können.

@Funkenline nein, kenne ich nicht.
Aber hört sich an, als würde dadurch etwas die Schwere rausgenommem

Und Pinguine und Fische, weil der eine, das andere Tier frisst? Oder weil sie einfach grundverschieden sind?

So wie: ein Fisch versucht ja auch nicht auf einem Ast zu sitzen und davon zu fliegen

Zitat von Aline_8:

Magst du das näher erläutern, was für Handlungen und Aussagen hier gemeint sind? Etwas, was gegen deine Werte und Prinzipien spricht, oder diffuser?

Puhh das Ganze Repertoire jetzt hier auf zu zählen, würde eindeutig den Rahmen Sprengen und ich wäre morgen Früh noch nicht fertig. Ich habe da 2 extreme Beziehungen gehabt, die an mir großen Schaden angerichtet haben, und mich zu einem übervorsichtigen Mann machten.

Aber um ein Paar Beispiele zu nennen:
Mangelndes weltumfassendes Wissen, Intelligenz und Soziakompetenz. Oder wenn ich da schonwieder eine erwischt habe, die in mir den Vaterersatz suchte, magelnde geistige Reife aufwies.
Aussehen war meist zweitrangig, was hinter der Kulisse sich verbarg, war viel entscheidender. Wenn der Vorhang viel, ich dann Dinge vermittelt bekam, die ich nicht mit meiner Definition einer Beziehung zwischen Mann und Frau in Einklang bringen konnte, war es ganz schnell aus. Ich zog mich zurück, und wurde ablehnend für vermeintliche erneute Kontaktaufnahmen oder gar Treffen.

Hat mein Gegenüber in nur einem Punkt versagt, war´s aus. Was gut anfing, wurde von mir sehr schnell im Keime erstickt, sobald ich nur ansatzweise Verdacht schöpfte das mir Dinge vermittelt wurden, die nicht der Wahrheit entsprachen.

Du hast keine Ahnung wie sehr ich Dich um Dein Problem beneide...hätte ich meinen Schutzwall vor 8 Monaten noch besessen, wäre meine Beziehung vor ein Paar Tagen nicht kläglich gescheitert. Denn dann hätte ich schon direkt am Anfang kurzen Prozess gemacht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich sehe bei Dir eher weniger ein Problem, viel mehr eine Art 6. Sinn der Dich vor den Falschen und vor Schaden/Enttäuschungen und Verletzungen schützt. Sei froh das Du Dich gegen die Falschen dieser Welt so gut abschirmen kannst.

Zitat von Aline_8:

Und Pinguine und Fische, weil der eine, das andere Tier frisst? Oder weil sie einfach grundverschieden sind? So wie: ein Fisch versucht ja auch nicht auf einem Ast zu sitzen und davon zu fliegen

Nee, der Pinguin fühlt sich in einer kühleren Umgebung wohler. Der Süßwasserfisch mag es warm.

Zitat von Funkenline:

Nee, der Pinguin fühlt sich in einer kälteren Umgebung wohler. Der Süßwasserfisch mag es warm.

Ok, hätte man drauf kommen können

Zitat von mitBauchweh:

Nachdem ich seit über zwei Jahren eine Beziehung mit einem Vermeider führe, hab ich viel darüber gelesen und tu es noch. Ich kann sagen, es hat mir vor allem in der Kommunikation mit ihm sehr geholfen.

Zitat von mitBauchweh:

Er sagt ab und an: wir haben keine Beziehung. Ich sag dann: natürlich nicht. Dann ist das Thema auch schon wieder vom Tisch und es geht normal harmonisch weiter.

Und das ist völlig in Ordnung für dich?

Immer wieder darauf hindeuten, dass man keine Beziehung führt, impliziert schließlich, dass man sich auch anderweitig vergnügt und am Ende kannst du ihm nicht mal etwas vorwerfen, da du mit diesem Deal d‘accord gehst.

Um mich bspw. überhaupt binden zu wollen, muss ich spüren, dass der Mann seinen Wert kennt und mir eine Grenze vor Augen hält, die ich nur ungern wagen würde zu überschreiten, weil ich wüsste, dass ich mit Konsequenzen rechnen müsste. Das ist zumindest mein Hauptfaktor für S. Chemie.

Ich glaube nicht, dass Männer da großartig anders ticken, wenn sie sich langfristig binden wollen.

Zitat von Aline_8:

@Funkenline nein, kenne ich nicht. Aber hört sich an, als würde dadurch etwas die Schwere rausgenommem

Genau so ist. Ich kann diese Podcasts sehr empfehlen. Auch wenn ich dadurch nicht unbedingt neue Erkenntnisse gewonnen habe, bin ich doch mit dem Gefühl rausgegangen, dass Hopfen und Malz noch nicht verloren sind.

Zitat von Funkenline:

Kennst du zufällig den DateDoktor Emanuel? Der spricht in diesem Zusammenhang von Pinguinen und Süßwasserfischen Und behandelt die unsicheren Bindungsstile weniger als etwas Problematisches, sondern lenkt sein Augenmerk auf eine typgerechte Kommunikation. Feinfühlig und Hoffnung machend, dass ...

Ich muss mich korrigieren: es war der Südseefisch. Na ja, ist auch schon ein bisschen spät.

Zitat von Funkenline:

Aber: wenn man sich sehnlichst eine Beziehung wünscht, sich dabei aber immer wieder selbst sabotiert, kann ein großer Leidensdruck entstehen. Und der kann auf Dauer krank machen - einsam, depressiv, abhängig etc.
Bindung ist nun mal ein menschliches Grundbedürfnis. Von daher kann eine Therapie schon sinnvoll sein.

Klar kann der Leidensdruck entstehen.
Ich für meinen Teil würde mich aber hinterfragen, warum wünsche ich mir denn so sehnlichst eine Beziehung.
Früher ging es mir auch so, da war es praktisch der Mittelpunkt meines Lebens. Heute sieht es ganz anders aus.
Es wäre schön wenn jemand kommt, aber ich arbeite gar nicht darauf hin.
Das Thema Partnerschaft und Dating raubt einem viel zu viel Energie, selbst wenn man nur darüber nachdenkt. Von daher lasse ich es für mich, einfach auf mich zu kommen.

Zitat von mitBauchweh:

Die Bindungstheorie geht bis in die 1940er Jahre zurück. Ich habe auch schon gelesen, dass auch vergangene Beziehungen den Bindungsstil prägen bzw, ändern können, nachdem der Mensch in der heutigen Zeit weit mehr Bindungen im Erwachsenenalter eingeht als früher.

Ja, hab ich gelesen. Und von daher ist mir das ganze auch einfach zu schwammig.
Die Arten der Beziehungen ändern sich. Heute ist Exklusivität und lange Partnerschaften nicht mehr so wichtig wie früher.
Man hat mehr Auswahl durchs Onlinedating. Man muss sich halt nicht mehr so zurück nehmen, wie es vielleicht mal war.

Zitat von mitBauchweh:

Absolut! Es heisst, dass die meisten Vermeider Deaktivierungsstrategien anwenden, das sogenannte Haar in der Suppe suchen, und sich dann sagen, er/sie ist es einfach nicht und fertig. Das wird vermutlich nicht ein Leben lang so bleiben und irgendwann leidet dann auch der Vermeider.

Aber wieso kann er es denn nicht auch einfach nicht sein?
Wieso muss denn unbedingt mehr dahinter stecken? Weil es Psychologen so gesagt haben?
Das man darunter leidet wenn man keinen Partner findet, sehe ich ein.
Das Problem haben aber nicht nur bindungsgestörte.

Zitat von Aline_8:

Irgendwann waren es für mich dann aber nur dates, die nicht zu Beziehungen führten, oder Situationships, f+ oder eine Affäre

Vllt ist das auch einfach für die im Moment die angenehmste Bindungsform.
Du schriebst doch, dass ein Partner für dich nicht die höchste Priorität hat. Also gibt es Dinge die für dich wichtiger sind, und um die du dich mehr kümmern möchtest. Und das ist doch auch gut so.
Der passende Partner wird schon irgendwann kommen.

Ich kann nur wieder aus meinem Leben schreiben. Beruflich läufts für mich ziemlich gut, und demnächst fange ich mit der Meisterschule an. Alleine aus diesem Grund, kann ich mir momentan keine feste Beziehung vorstellen.
Wenn ich jemanden in der Nähe der Schule kennenlernen würde, dann würde ich da auch gerne was anfangen. Aber eben nichts festes.
Ein zweiter ganz wichtiger Punkt ist meine persönliche Freiheit. Nach meiner letzten Beziehung, habe ich gemerkt wie wichtig mir die, und das regelmäßige allein sein geworden ist.

Ich kann die Beziehungsform die @Charly38 hat, daher gut nachempfinden. Das wäre auch etwas für mich.
Unter anderem, wegen des nicht zusammen wohnens.
Ich glaube aber auch, das es schwierig sein könnte, den passenden Partner zu finden, der damit einverstanden ist.

Zitat von mitBauchweh:

Absolut! Es heisst, dass die meisten Vermeider Deaktivierungsstrategien anwenden, das sogenannte Haar in der Suppe suchen, und sich dann sagen, er/sie ist es einfach nicht und fertig. Das wird vermutlich nicht ein Leben lang so bleiben und irgendwann leidet dann auch der Vermeider.

Um den Punkt nochmal aufzugreifen. Ja das stimmt, so war es zumindest bei mir immer wieder mal in ein paar kurzweiligen Beziehungen. Da wacht man plötzlich auf fragt sich, ob das linke Nasenloch beim Gegenüber eigentlich immer schon so groß war und bekommt das dann nicht mehr aus dem Kopf…leicht übertrieben gesagt.

Das was man allerdings nicht vergessen sollte, ist, dass derjenige der das Programm fährt, denkt sich nicht uh jetzt kickt vermutlich meine Bindungsangst. Es fühlt nämlich an wie: Du bist es nicht, ich stehe einfach nicht auf dich.

Viele Menschen reden sich das irgendwie romantisch ein, dass der arme Bindungsvermeider ja nichts dafür kann, vermutlich hat ihn/sie Mutti zu heiß gebadet (was ich bei mir definitiv ausschließen kann) und wenn man ihm/ihr entgegenkommt, das schon irgendwie wird. Aber denkste, denn der Vermeider weiß nämlich sehr wohl, dass er die andere Person in der Hand hat und nur pfeifen müsste.

Bei mir waren die Phasen in meinen Zwanzigern und ich muss leider sagen, dass es eher ein Schutzmechanismus von mir war, die Gefühle des Gegenübers zu ignorieren. In meinen Augen war es die alleinige Verantwortung dieser Männer, wenn sie immer wieder auf den Zug Richtung ihrer persönlichen Hölle aufspringen. Ich weiß nicht wie ich heute darauf reagieren würde, da ich 1. damals rückblickend innerlich tot war und mich vermutlich
von der Aufmerksamkeit dieser Männer wie ein Zombie ernährt habe 2. ich für mich persönlich ein Level in meinem Innenleben erreicht habe, dass ich solche Männer erst gar nicht mehr anziehend finde. Denn man darf nicht vergessen, dass jeder Partner irgendetwas bei sich selbst ausgleicht und man daher sehr viel aus Beziehungen lernen kann, sofern man auch gewillt ist.