755

Vermeidender Bindungsstil - das Haar in der Suppe suchen

Vienne
Zitat von Aline_8:
Nein, das dachte ich nicht. Ich dachte, dass ich einfach (und das macht mir schon mehr als genug zu schaffen und fühle mich miserabel) einen kontraproduktiven Bindungsstil habe. Vermeidend, ängstlich in manchen Konstellationen auch das Gegenteil verlustängstlich. Muss alles einen negativ behafteten und ...

Liebe Aline...
Ich habe das ein wenig befürchtet und gespürt, dass du so reagieren könntest.

Vorab ...ich möchte dir auf keinen Fall einen Diagnosestempel aufdrücken.
Ich schrieb nur...dass es nach Borderline klingt...

Was du nicht weißt, jemand aus dem Forum hat mich auf deinen Thread aufmerksam gemacht und gemeint, dass sich die Verhaltensweisen sehr ähneln. Und ich meine , da auch Parallelen zu sehen. Das muss aber deswegen nicht automatisch implizieren, dass es Borderline wäre.

Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, dass dich allein der Gedanke geschockt hat.
Ja, mein Ex Freund ist diagnostizierter Borderliner.

Ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen... wirklich nicht...

29.04.2024 23:16 • x 2 #46


Aline_8
Zitat von Ozean_:
@Aline_8 und wieso passt es für dich mit diesem Mann angeblich nicht?


Habe wahrscheinlich wieder nach Haaren und Fehlern gesucht

30.04.2024 09:47 • x 1 #47


A


Vermeidender Bindungsstil - das Haar in der Suppe suchen

x 3


Klio
Hallo liebe Aline

Zitat von Aline_8:
Ich möchte eine Bindung eingehen, zb im Datingkontext (merke aber, dass es auch andere Bereiche in meinem Leben gibt, wo dieses Verhalten zum Teil auch auftritt) aber oft kommt es mir vor, als suche ich irgendwie nach Gründen, warum das alles doch nicht passt

Warum könntest du auch in anderen Bereichen vermeidend sein?
Würdest du, egal in welchen Bereich, einen Schritt weiter gehen, würde es eine Veränderung bringen.
Eine neue unbekannte Situation.
Was lässt dich ab und an eher hadern?

Wie würdest du dein Vertrauen zu dir selbst, zum Leben einschätzen?
Wie sicher fühlst du dich mit dir selbst?

Welche Kompensationstrategien hast du erlernt?
Tun sie dir wirklich gut?
Schadest du dir mit ihnen selbst?
Was würde passieren, wenn du diese loslässt?

Eventuelle Fragen für dich selbst.

Zitat von Aline_8:
Das was ich mir wünsche, mache ich mir oft durch mein eigenes Verhalten kaputt.
Ich weiß das. Ich weiß aber nicht, warum ich mir diese Bestätigung zum scheitern immer wieder abhole.

Wie ist deine innere Überzeugung?
Hast du es verdient zufrieden zu sein?
Manchmal fühlen wir uns in alten Glaubenssätzen wohl.
Welche sind deine?
Wie fühlt es sich an diese wohlwollend für dich umzuformulieren?

Hast du Angst vor deiner eigenen Stärke?

Zitat von Aline_8:
aber habe dann das Gefühl immer mehr Gas geben und den anderen von mir überzeugen zu müssen.

Ich denke einiges wirst du für dich schon durchschaut, hinterfragt haben.
Hier vielleicht die innere Überzeugung, man sei von sich aus nicht liebenswert.
Nur wenn ich gebe und leiste, dann genüge ich.
Und das wird am Ende unterbewusst als passend, wohl vertraut empfunden.
Waren die Eltern, ein Elternteil emotional verfügbar?
Wurde dir das Gefühl vermittelt, du bist gut so wie du bist.
Auch wenn du nichts leistet; mal trotzig, traurig, wütend bist.
Habe ich für mich genügend Aufmerksamkeit erhalten?
Hatte ich das Gefühl darum kämpfen zu müssen?

Durfte ich Gefühle ausleben?

Zitat von Aline_8:
wann man sich wieder sieht, dass es aber schon wenig ist und es stimmt ja auch.
Nur fasse ich das als Vorwurf und Kritik auf obwohl ich eigentlich selbst weiß, dass er recht hat.

Manchmal, wenn wir uns so eingehend hinterfragen, kramen wir gerne nur die Erfahrungen heraus, die gerade auch jetzt das Schema bedienen.

Und ich finde du bist mit dir selbst reflektierend.

Wie fühlt sich für dich die Formulierung an? - ich würde mich freuen, wenn wir uns häufiger sehen würden. Wie findest du das?

Zitat von Aline_8:
Dann muss ich jedes Mal in mich rein horchen, ob mich das Stresst

Du übst dich darin achtsam mit dir und anderen umzugehen.
Lese ich daraus.

Zitat von Aline_8:
und für ihn weil ich ihm nicht das Gefühl geben möchte, dass ich ihn irgendwo in der Woche noch dazwischen schiebe.

Du versuchst einen möglichen Blickwinkel des anderen anzunehmen.
Machen einige nicht.

Hast du so viel zu tun, dass es zeitlich tatsächlich für dich schwierig ist?

Wie fühlst du dich sonst in deinem Alltag?
Findest du Ruhe?
Kannst du mit dir selbst in Ruhe sein?
Wie fühlt sich das an?

Zitat von Aline_8:
extrem selbstbewusst und kühl wirke und dass man sich bei mir gar nicht vorstellen kann, dass ich kuschelnd auf dem Sofa liegen kann.

Empfinde ich als grenzüberschreitend.
Nach welchem Zeitraum wird so etwas gesagt?
Ich empfinde es als generell unangenehm und fragwürdig, wenn man nach ein paar wenigen Treffen meint zu wissen wie ich sei oder sein könnte.
Ich versuche auch vorurteilsfrei zu sein, wenn gerade nicht ein Punkt getroffen wird, wo die Alarmglocken für mich selbst läuten.


Ich würde dir gerne noch mehr schreiben.
Dir auch gerne etwas den Druck nehmen.
Eine kleine Leichtigkeit generell zum Leben schenken.
Nur muss ich jetzt los.

Ich habe mir noch ein paar Zitate gespeichert und versuche morgen oder so noch etwas eingängigere Worte zu finden.

Nicht das Köpfchen hängen lassen

30.04.2024 12:57 • x 9 #48


Aline_8
@Klio wow, du hast dir aber viel Mühe gegeben
Vielen Dank!
Das sind viele Fragen
Viele gute, berechtigte und auch extrem persönliche. Das möchte ich mir in Ruhe heute Abend durchlesen und nicht on the go beantworten.

Wahnsinn

30.04.2024 13:54 • x 2 #49


Aline_8
Liebe @Klio du hast dir so viel Mühe mir deinem Post gemacht und ich möchte dir natürlich darauf antworten.
Nur sind da schon ein paar echt tiefgründige, emotionale Fragen drin.
Da habe ich schon eine kleine Hemmschwelle und Blockade muss ich ehrlich zugeben

01.05.2024 21:20 • x 2 #50


Klio
Zitat von Aline_8:
Da habe ich schon eine kleine Hemmschwelle und Blockade muss ich ehrlich zugeben

Die Fragen und Gedankenanstöße sind für dich
Du entscheidest auf was du vielleicht noch einmal hier eingehen magst oder nicht.

Hast du Freunde mit denen du dich darüber unterhalten könntest?
Traust du dich, dich verletzlich zu zeigen?

Zitat von Aline_8:
du hast dir so viel Mühe mir deinem Post gemacht

Dafür ist das Forum ja auch
Und manchmal hat jemand ein Thema, in dem man sich hier und da wieder erkennt.
Bereits einige Gedanken gedacht und gewandelt worden.
Aber ist man ja vielleicht immer wieder mit einem noch einmal Nachfühlen beschäftigt.
Einiges nicht gelöst.
Aber gelassener.


Ein paar Worte, die ich noch hatte.

Zitat von Aline_8:
in der frühen Kennenlernphase echt Überwindung. Das versuche ich auch, wenn ich merke, dass der vibe zwischen uns prinzipiell gut ist, auch vorsichtig zu erklären. Dass ich länger brauche, um mich richtig zu öffnen, dass so Übernachtungen und we Trips, die weit im voraus geplant sind für mich echt ne kleine Herausforderung sind.

Nach welchem Zeitraum wollen denn Wochenendausflüge geplant werden?

Wenn ich jemanden erst ein paar Mal getroffen habe, würde ich auch nicht unbedingt einen Trip in 2, 3 Monaten fest planen wollen.
Finde ich völlig okay.
Genauso wie es okay sein kann, wenn jemand nach 4, 5 Treffen bereits einen Zukunftsausflug planen mag : )

Zitat von Aline_8:
Dass ich beziehungsunfähig bin und das der Mann jemand weniger anstrengendes Verdient hat und ich ihm die Möglichkeit mit wem anderes dazu nicht nehmen möchte.

Wenn du verliebt bist, und gerne die Kennenlernphase vertiefen wollen würdest; wie wäre es, wenn du die Entscheidung deinem Gegenüber überlässt?
Für mich klingt es so, als würdest du die Verantwortung für euch beide im Gesamten übernehmen.

Zitat von Aline_8:
Da habe ich keine Angst, mich verbiegen zu müssen

Würdest du gerne jemanden kennen lernen wollen, der sich gibt wie er ist oder der sich aus Sorge verbiegt?

Wahrscheinlich würdest du dich freuen, wenn jemand bei dir sein kann, wie er eben ist.
Und ich glaube, dass würde der, den du kennen lernst ähnlich empfinden.
Und magst du wahrscheinlich als die gemocht werden, die du bist?
In wen würde er sich sonst eventuell verlieben?

Zitat von Aline_8:
den ich Sonntag mit Kuss und den Worten dass es schön war, verabschiedet habe und ihm Dienstag schreibe, dass ich glaube, das passt alles irgendwie nicht, max verwirrend und er reagiert sauer

Ich denke es gibt einige, die einen gemeinsamen schönen Abend hatten, euphorisch sind, sich eigentlich wieder sehen wollen und dann kommt es irgendwie doch anders.

Aber - bekommst du dann Druck, dass es beim nächsten Treffen genauso oder noch besser, mehr laufen müsste?
Bist du dann zu sehr bei dem anderen und hast Sorge ihn vielleicht doch irgendwann einmal enttäuschen, verletzen zu müssen?
Übernimmst also wieder Verantwortung/Kontrolle für euch beide?

Wie gut kannst du damit umgehen, wenn jemand sauer/wütend auf dich ist mit dem du eine engere Beziehung hast?
Fühlt sich das für dich bedrohlich an?

01.05.2024 21:46 • x 3 #51


Aline_8
Ich versuche es/mich mal zu erklären

Zitat von Klio:
Nach welchem Zeitraum wollen denn Wochenendausflüge geplant werden?


Im Dating, wenn man sich erst zwei, drei mal getroffen hat ist mir das zu früh.
Ich kenne die Person dann ja noch überhaupt nicht und das Gefühl, man fährt zusammen für 3 Tage irgendwo hin und kann nicht aus der Situation (geht schon, klar aber das ist ja nicht das Ziel und würde evtl Diskussionen bedeuten fühlt sich nach Druck an.
Wenn man sich ein paar Monate gedatet hat und man weiß, dass alles gut ist, finde ich es deutlich stressfreien.


Zitat von Klio:
Wenn du verliebt bist, und gerne die Kennenlernphase vertiefen wollen würdest; wie wäre es, wenn du die Entscheidung deinem Gegenüber überlässt?
Für mich klingt es so, als würdest du die Verantwortung für euch beide im Gesamten übernehmen.


Verlieben kommt ja erst irgendwann. Vertiefen im Sinne von häufiger treffen, mit zu Freunden nehmen längerfristige Planungen, das kommt ja eigentlich nie von mir sondern von den Männern. Es ist ja auch nicht so, dass ich mir das prinzipiell nicht vorstellen und auch gut finden würde, aber ich muss nicht sofort seinen Freundeskreis kennenlernen oder mich 4 mal die Woche treffen.
Mir reicht das ein bis zweimal die Woche, ich habe ja auch noch privat Sachen zu tun und am we ist es doch auch insgesamt entspannter.
Wenn ich ihm solche Entscheidungen überlassen würde, dann wäre mir das meistens too much.

Zitat von Klio:
Würdest du gerne jemanden kennen lernen wollen, der sich gibt wie er ist oder der sich aus Sorge verbiegt?

Wahrscheinlich würdest du dich freuen, wenn jemand bei dir sein kann, wie er eben ist.
Und ich glaube, dass würde der, den du kennen lernst ähnlich empfinden.
Und magst du wahrscheinlich als die gemocht werden, die du bist?
In wen würde er sich sonst eventuell verlieben?


Ja, das ist natürlich richtig.
Aber mich schrecken einige Dinge recht schnell ab, wenn es aus meiner Sicht uu früh zu viel ist.
Klar, das ist immer recht subjektiv zu sehen, was jetzt früh und viel ist.
Aber ich habe zuletzt einige Männer gedatet, die wohl das komplette Gegenteil von mir waren.
Vielleicht einen Touch verlustängstlich.
Wobei ich mich manchmal frage, ob das nicht normal ist (was ist schon bitte normal, evtl gesellschaftlich gewünscht ist vielleicht besser formuliert) und ich diejenige bin, die nicht normal tickt.
Mich enttäuscht und ärgert es immer, wenn eine andere Ansicht als DIE eine RICHTIGE Ansicht gesehen wird und nur so ist es richtig.
Ich finde meine Haltung für mich eigentlich auch ok, aber je mehr solche Erfahrungen ich mache, umso mehr Zweifel ich an mir und was jetzt erwartet wird.
Ich möchte mir selbst treu bleiben, aber stehe mir mit meiner Art im Weg und stoße sämtliche (vermutlich gute) Menschen von mir weg und habe den Stempel anstrengend und nicht anpassungsfähig

Am Anfang finden es die meisten Männer total toll und ich selbst ändere mich nicht und irgendwann finden es die gleichen total kompliziert und kacke von mir und ich werde dargestellt als würde ich spielchen spielen oder leute verarschen.

Zitat von Klio:
Aber - bekommst du dann Druck, dass es beim nächsten Treffen genauso oder noch besser, mehr laufen müsste?
Bist du dann zu sehr bei dem anderen und hast Sorge ihn vielleicht doch irgendwann einmal enttäuschen, verletzen zu müssen?


Ich habe Zeiten da date ich mehr und mal weniger. Aber es erschöpft mich, weil bei mir ankommt, dass ich mich zusammenreißen muss, dass ich mehr zulassen und offener sein muss sonst ist es wieder eine Enttäuschung.


Zitat von Klio:
Wie gut kannst du damit umgehen, wenn jemand sauer/wütend auf dich ist mit dem du eine engere Beziehung hast?
Fühlt sich das für dich bedrohlich an?


Ganz ganz schlimm ist das.
Kann ich richtig schlecht aushalten.
Und dennoch passiert es ständig.
Es verletzt mich ja auch selbst, auch wenn es nach außen hin nicht so wirkt

01.05.2024 23:03 • x 4 #52


Aline_8
Ich bin ja in Therapie und seit ein paar Monaten kommt dieses Thema auch immer wieder zur Sprache.
Ich habe wegen einer anderen Sache ursprünglich ein übungsblatt von meiner Therapeutin bekommen, wo div Emotionen drauf stehen und eine Auswahl an dazu entsprechenden Verhaltensmöglichkeiten.
Die Herangehensweise war, dass man je Emotion sich das aktuelle Verhalten ansieht also der erste Impuls, der hochkommt dabei.
Und im nächsten Schritt, zum einen was wäre das Gegenteil von der sonst gewohnten Verhaltensweise und welche wäre je Emotion am förderlichsten für sich und die Situation.

Da waren mehrere Beispiele, wo ich aus dem Impuls heraus so handel, dass es für mich nicht förderlich ist.
Das fand ich interessant aber ich schaffe es nicht, das in die Praxis umzusetzen

01.05.2024 23:14 • x 2 #53


Klio
Zitat von Aline_8:
Das fand ich interessant aber ich schaffe es nicht, das in die Praxis umzusetzen

Ich würde sagen, du schaffst es - noch - nicht.

Vielleicht ist es vergleichbar mit dem Erlernen eins Instruments oder einer Sprache.
Man beginnt zu lernen und wäre am liebsten schon ein Gitarrenrockstar : )
Wird vielleicht sogar ärgerlich auf sich, wird mutlos, weil der Weg ein ausdauernder, in wiederholender Übung ist.
Aber irgendwann dann werden doch Erfolge nach und nach sichtbar


Ich schreibe wann anders noch mal
Einen guten Tag dir

02.05.2024 10:01 • x 2 #54


S
Zitat von Aline_8:
Menschen, die nicht wirklich erreichbar sein können oder wollen - aus den unterschiedlichsten Gründen - da kam es ein, zweimal vor, dass ich mich eher klammernd und verlustängstlich gefühlt und verhalten habe.


Zitat von Funkenline:
Hilfreich in der Beziehungsanbahnung könnte eine längere Kennenlernphase und das frühe Einweihen des Partners sein. Darüber hinaus würde ich auf das Nähebedürfnis deines (potentiellen) Partners achten. Braucht/wünscht er sich viel Nähe, hättet ihr vermutlich keine gute Prognose. Wichtig ist auch, die aufkommenden Gefühle und negativen Glaubenssätze immer wieder zu hinterfragen und Situationen ggf. neu zu bewerten.


Zitat von Aline_8:
Da bin ich generell offener, er setzt mich ja nicht unter druck oder fordert etwas von mir (was natürlich keiner tut, aber so kommt es mir in meiner Wahrnehmung vor)

Zitat von paul258:
Die Frage die sich hier die ganze Zeit stellt ist: Warum misst du dem eigentlich soviel Gewichtung bei im Leben?
Also ist es so, dass du eine Beziehung willst, oder eher so Wäre nett zu haben. Weil man MUSS ja nicht auf biegen und brechen in einer Partnerschaft sein. Man darf auch alleine glücklich sein

Liebe Aline_8,

ich verstehe Dich sehr gut. Alle Deine Gedankengänge waren (sind?) bei mir ähnlich. Aktuell habe ich dieses Problem nicht, weil ich in einer Beziehung bin. Ich war auch schon verheiratet. Aber als Single ging es mir immer genau wie Dir. Ich war zwischen meiner ersten, ernsten Beziehung und meinem Ex-Mann sechs Jahre Single. Und es lief ab, wie bei Dir. OD gab es da noch nicht so richtig. Aber ich habe jede Menge Männer kennengelernt, interessant, witzig und gutaussehend. Wenn sie interessiert waren, habe ich mich einer Erwartungshaltung ausgesetzt gefühlt. Manche hatte die tatsächlich, manche nicht. Ich verstehe Vollgas auch immer nicht so richtig. Man muss sich kennenlernen, es muss sich entwickeln. Nach dem ersten Kuss, nach der ersten Nacht muss man nicht den Eltern oder besten Freunden vorgestellt werden.
Zu schnell und zack ich war weg. Ich wirke auch eher kühl und habe dadurch natürlich auch andere enttäuscht. Ich habe es auch immer als Nähe-Distanz-Problem betitelt, weil ich mich auch mal ordentlich verlustängstlich zeigte, als ich einen Typen kennenlernte, der mir sofort eröffnete, dass er bindungsunfähig sei. Ansonsten auch am liebsten allein im Bett zuhause, nie zu schnell zuviel, aber nicht auf S. bezogen.

Wenn man dann irgendwann in einer gewohnten Beziehung lebt, wie ich mit meinem Ex-Mann, läuft das alles seinen Gang. Die ersten Monate sind schwierig bis man sich eingegroovt hat. Da braucht man Geduld und Ausdauer, die er hatte, aber auch den eigenen Willen es durchzuziehen.

Mein jetziger Partner habe ich lieben gelernt, weil ich an mich und ihn keine Erwartungen hatte und auch bei ihm davon ausging, dass es ihm genauso geht. Diese Annahme hatte auch gute Gründe. Ich wollte was lockeres. Er hat nie gedrängelt, im Gegenteil. Er ließ mich an einer sehr langen Leine, was ich aber auch ziemlich irritierend fand. Aber nie so weit, dass ich verlustängstlich wurde. Und damit fühlte ich mich nur noch mehr zu ihm hingezogen. Ich habe ihm dann relativ früh auch offen gesagt, dass ich keine ernsthafte Beziehung suche, da ich gerade aus einer Ehe kam. Das hat sich dann so schleichend erledigt. Wir waren aber jederzeit offen und ehrlich zueinander, und auch exklusiv.
Dann machte es mir aber immer wieder Angst und ich habe immer versucht eine gewisse Distanz zu wahren. Natürlich hatte ich auch ein schlechtes Gewissen und tief in mir drin, wollte ich das gar nicht. Aber auch nicht mich so richtig drauf einlassen. Und so habe ich ihm relativ früh offen erzählt, wie es in mir drin aussieht und dass er das nicht persönlich nehmen darf. Manchmal fühlte ich mich, als wolle ich die beste Beziehung, die ich je hatte, sabotieren. Es hat lange gedauert bis ich mich fallenlassen konnte. Das war es wert. Der Mann, der diese Zeit gibt, braucht aber einen gesunden Selbstwert.

Manchmal frage ich mich, ob es einfach immer daran lag, dass ich in die meisten einfach nicht annähernd verliebt war, Haar in der Suppe hin oder her.
Dass die offensichtlich erst mal positiven Merkmale einfach rein rationaler Natur sind und somit diese Person nie Prio haben könnte?! Weil man vielleicht gar kein echtes Problem hat Single zu sein und sich von anderen Dingen (oder von der Überzeugung anderer) leiten lässt, was gar nicht funktionieren kann. Nur zwei- oder dreimal in meinem Leben hat mich eine unglaubliche Anziehung erfasst. Und dann habe ich dem auch Priorität eingeräumt. Vielleicht ihm nicht gleich auf einer Lechtreklame gezeigt, aber es getan. Und die Haare in der Suppe waren auch völlig egal.

Warum man erst mal auf Abstand geht, hat schon was mit Angst zu tun. Angst vor Verletzung, vor Verlust, vor Zurückweisung oder vor einem Kontrollverlust. Und natürlich kommt das irgendwo her. Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob mit mir was nicht stimmt. Wenn ich aber andere sehe, die ständig scheinbar verliebt sind, alles rosarot und oft auch schnell wieder vorbei...verliebt in die Liebe quasi, bis man merkt, dass der Gegenüber auch nur ein Normalo mit Fehlern ist, bin ich lieber so, wie ich bin. Und wenn ich dann kuschelnd auf der Couch liege, dann mit völliger Überzeugung und mit mir im Reinen.

Vielleicht dauert es einfach noch etwas, bis einer kommt, der Dich dermaßen anzieht...!

Viel Glück!

02.05.2024 12:07 • x 6 #55


A
Zitat von Aline_8:
Gibt es hier Leute, die das nachvollziehen können und sich ggf ähnlich verhalten?

Jop, ist bei mir auch so. Hat sich aber erst mit der Zeit so entwickelt, nachdem ich mich mal mehr mit mir selbst auseinander gesetzt habe.
Anfangs dachte ich auch, dass es nicht normal wäre. Mittlerweile bin ich anderer Meinung. Ich finds sogar gut.
Ich habe die Zeit alleine für mich sehr zu schätzen gelernt. Seitdem bin ich auch deutlich wählerischer geworden. Einfach aus dem Grund, dass ich für mich nichts haben möchte, was mich am Ende mehr Energie kostet, als es mir bringt. Eine Partnerschaft soll ja etwas leichtes und ein Mehrgewinn sein.

Zitat von Aline_8:
Mit dem Begriff bindungsvermeidend/bindungsängstlich versuche ich für mich selbst dieses Verhalten zu erklären.

Das würde ich an deiner Stelle schnell vergessen. Du bist wie du eben bist. Nur weil man selber vielleicht nicht wie andere tickt, ist man nicht gleich krank. Ich finde eh, das viel zu schnell mit Empfehlungen von Psychologen um sich geschmissen wird.

Zitat von Aline_8:
Aber vielleicht bin ich in manchen Punkten zu ängstlich, kritisch, idealistisch, nicht Kompromissbereit oder es triggern mich Aussagen oder Verhaltensweisen des anderen, so dass ich recht schnell dicht mache, Zweifel hochkommen und ich mich distanziere.

Gut so! Wenn du das Gefühl hast es passt nicht, dann lass es.
Der Empfehlung sich trotzdem drauf einzulassen, würde ich persönlich niemals annehmen.
Selbst wenns nur ein kleiner Grund ist den andere nicht nachvollziehen können, für dich ist er dann eben ausschlaggebend genug.
Ich zb habe einen Haufen Kleinigkeiten die mich auf dauer extrem nerven würden.


Zitat von Aline_8:
Oder es gibt kein Haar und ich suche dann unbewusst nach Gründen, warum das alles nicht passen könnte.

Ich behaupte mal, du weißt schon, vielleicht unbewusst, warum du die Gründe suchst.

Zitat von Aline_8:
Und genau damit tue ich mich so schwer. Es ist nicht so, dass ich keine Lust auf Treffen und gemeinsame zeit habe. Aber irgendwann merke ich, dass ich dem ganzen vielleicht nicht die oberste Priorität einräume. Muss ich vielleicht auch nicht, aber irgendwann kommt von den Männern selbstverständlich die Frage, wann man sich wieder sieht, dass es aber schon wenig ist und es stimmt ja auch.

Nicht die oberste Priorität. Da bin ich auch wieder voll bei dir.
Momentan hätte eine neue Bekanntschaft bei mir auch nicht die oberste Priorität. Damit müsste sie dann halt klarkommen. Wenn sie das nicht kann, kann sie mich nicht akzeptieren wie ich bin. Also passt es scheinbar nícht.


Zitat von Aline_8:
Ich kann S. haben, aber bei dem Mann zu übernachten kostet mich in der frühen Kennenlernphase echt Überwindung.

Verstehe ich auch. Ich übernachte auch nicht gerne woanders. Und ich würde auch nicht gerne einen Übernachtungsgast bei mir haben wollen. Das bringt meinen ganzen Tagesablauf durcheinander, was mich dann wieder stresst.


Zitat von Aline_8:
Ich kann S. haben, aber bei dem Mann zu übernachten kostet mich in der frühen Kennenlernphase echt Überwindung. Das versuche ich auch, wenn ich merke, dass der vibe zwischen uns prinzipiell gut ist, auch vorsichtig zu erklären. Dass ich länger brauche, um mich richtig zu öffnen, dass so Übernachtungen und we Trips, die weit im voraus geplant sind für mich echt ne kleine Herausforderung sind.
Und das so zu erklären finde ich richtig schlimm und schwer.

Auch das kann ich sehr gut verstehen. Und auch da sehe ich nichts schlimmes dran.
Das zu erklären mag nicht einfach sein, aber wenns der andere nicht versteht und nicht akzeptiert, würde ich halt wieder die Passt nicht- Keule rausholen.

Ich bin da mittlerweile sehr pragmatisch geworden, wie man vielleicht merkt. Liegt halt einfach daran, dass ich eine Beziehung nicht mehr als die oberste Priorität sehe.
Für mich wäre derzeit eine Art F+ eigentlich das entspannteste. Oder eine Art Wochenendbeziehung.

Ich denke allerdings auch, wenn der ultimative Partner um die Ecke kommt, wird alles anders sein. Dann wird es von selbst laufen und man macht sich nicht mehr die Gedanken.
Auch wenn ich sehr pragmatisch bin, glaube ich dennoch an Liebe auf den ersten Blick und Romantik. Allerdings nur, wenns eben zwischeneinander passt.

Das war die Kurzversion, hab leider gerade nicht viel Zeit. Sonst wäre es noch etwas ausführlicher geworden.
Bei Mc Donalds gibts leuchtende Gläser, die will ich haben

02.05.2024 16:22 • x 3 #56


Aline_8
@SoWhat und @Alex-ander danke, dass ihr das geschrieben habt.
Ich finde mich in euren Beschreibungen total wieder.

Ich bin kein unglücklicher Single.
Ich mag mein Leben, dennoch würde ich gern wen kennenlernen, wo es passt. Aber dieser Gedanke ist nicht mein lebensmittelpunkt und ich will es nicht auf biegen und brechen.

Ich mag meine Werte und ich bin kein Mitläufer und ja-und-amen-sager.
Aber dennoch fühle ich mich oft schlecht, weil ich dieses nach Fehlern und Unpassenden suchen wie ein Automatismus ist.
Ich habe eine recht schlechte Impulskontrolle, obwohl es schon viel besser geworden ist.

Entweder bin ich schnell überfordert- Rückzug
Oder verschreckt - Rückzug
Oder habe ein Druckgefühl oder das Gefühl, nicht kontrollieren zu können, was passiert - Rückzug
Ich sehe manchmal Mini Fortschritte und dann reicht es aber am Ende trotzdem nicht.

Zweimal Hab ich auf der anderen Seite gestanden und kann mich auch in die verlustängstliche Seite hinein versetzen. Genau deshalb ziehe ich mich ja meist zurück (nicht mit Vorsatz aber unterbewusst passiert das) weil ich den anderen nicht verletzen will.
Die andere Seite kann sich meist aber nicht in den vermeidenden Part hineinversetzen und es kommt Druck, beleidigt sein oder man Wird beleidigt. Oder wenn nix mehr geht, ist man halt bindungsgestört, Narzisst oder BL
Immer der einfachste Weg, wenn Man nicht weiter weiß.

02.05.2024 16:45 • x 2 #57


O
Ich glaube die eine echte tiefe Verliebtheit ist ne gute Pille. Also die Sorte wo man kein Haar in der Suppe findet.

02.05.2024 19:30 • x 3 #58


A
Zitat von Aline_8:
Aber dennoch fühle ich mich oft schlecht, weil ich dieses nach Fehlern und Unpassenden suchen wie ein Automatismus ist.
Ich habe eine recht schlechte Impulskontrolle, obwohl es schon viel besser geworden ist.

Aber wieso fühlst du dich denn da schlecht?
Weil du nicht bist wie andere?
Weil du dir Gedanken machst, was andere deshalb von dir halten?
Wenn es automatisch passiert, ist das vielleicht einfach ein Teil von dir. vielleicht bist du einfach mehr Kopf als Herzmensch.
Es ist doch völlig ok, wenn man die Situation analysiert, um das für sich Beste daraus zu finden. So macht man es doch in anderen Bereichen, die jetzt nicht direkt Beziehungen betreffen, ja auch.

Zitat von Aline_8:
Entweder bin ich schnell überfordert- Rückzug

Nachvollziehbar. Nichts schlimmes dran. Wieso solltest du dich einer Situation aussetzen, die dir nicht gut tut?

Zitat von Aline_8:
Oder verschreckt - Rückzug

Nachvollziehbar. Nichts schlimmes dran. Begründung siehe oben.

Zitat von Aline_8:
Oder habe ein Druckgefühl oder das Gefühl, nicht kontrollieren zu können, was passiert - Rückzug

Auch das nachvollziehbar. Ich finde es auch schwer das Zepter aus der Hand zu geben, besonders wenn ich kein Vertrauen habe. Finde ich ganz normal.

Zitat von Aline_8:
Ich sehe manchmal Mini Fortschritte und dann reicht es aber am Ende trotzdem nicht.

Das klingt so, als wenn du von dir selber denkst, dass du etwas falsch machst. Aber das tust du, nach meiner Einschätzung, nicht.

Zitat von Aline_8:
Genau deshalb ziehe ich mich ja meist zurück (nicht mit Vorsatz aber unterbewusst passiert das) weil ich den anderen nicht verletzen will.

Verständlich. Das ist ein Problem welches ich auch habe, und nicht wirklich weiß, wie ich damit umgehen soll.
Ich bin ein sehr direkter und ehrlicher Mensch, und sage eigentlich gerne gerade heraus was ich denke.
Viele können damit aber nicht um. Gerade wenns um negative Dinge geht, von denen ich weiß das sie verletzend sind, spreche ich das auch nicht gerne an. Aus dem gleichen Grund wie du, man will ja jemanden nicht verletzen.
Aber eigentlich ist das ja Quatsch. Nicht zu wissen wieso der andere sich zurückzieht, verletzt ja noch mehr.
Aber auch mit dem Wissen, spreche ich sowas oftmals nicht an.
Vllt sucht man gerade in solchen Situationen nach dem Haar in der Suppe. Um es sich selbst einfacher zu machen, und dem anderen direkt etwas benennen zu können, warum es nicht passt.

Zitat von Aline_8:
Die andere Seite kann sich meist aber nicht in den vermeidenden Part hineinversetzen und es kommt Druck, beleidigt sein oder man Wird beleidigt.

Gut wenn man sowas gleich bemerkt, dann kann man wenigstens froh sein, dass es nicht geklappt hat.
Drüber stehen und weitermachen.

Zitat von Aline_8:
Oder wenn nix mehr geht, ist man halt bindungsgestört, Narzisst oder BL
Immer der einfachste Weg, wenn Man nicht weiter weiß.

Genau.
Und deshalb ist es mir auch zu einfach, wie hier im Forum oft geschieht, per Ferndiagnose iwelche Ängste und Phobien zu unterstellen.

Und wie vorhin schon geschrieben, wenn der passende Mann dabei ist, wird das auch alles kein Problem mehr sein.

02.05.2024 19:39 • #59


I
@Aline_8

Hi Aline

Ich würde Dich gerne fragen, welche der vorausgegangen Beziehungen diese Ängste bei Dir entstehen lassen haben. Ich habe bis hier zwar die Auswirkungen gelesen und Deinen Umgang damit, aber woher dieser starke Haarwuchs kommt, erschließt sich mir bei Dir nicht. Es muss ja einen Grund für all Deine Schilderungen geben.

Also, welche Deiner Beziehungen ist so ausgeufert, das Du statt Shampoo Teppichreiniger einsetzen musstest? Warst Du damals Diejenige die die Haare in die Suppe streute?

02.05.2024 20:24 • #60


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag