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Vermeidender Bindungsstil - das Haar in der Suppe suchen

Aline_8
@Scheol ich antworte dir nachher in Ruhe darauf

21.11.2024 14:51 • x 1 #331


Aline_8
Habe es auch im Sprüche thread gepostet, aber irgendwie beschreibt es auch meine Situation und mein Empfinden ganz gut.

Arthur Schopenhauer
Die Stachelschweine

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.

Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.

22.11.2024 12:37 • x 3 #332


A


Vermeidender Bindungsstil - das Haar in der Suppe suchen

x 3


Aline_8
Zitat von Scheol:
Das fokussiert sehen. Von Cindy Crafort das Muttermal wird plötzlich zum Muttermal auf zwei Beinen. Das minimale schlechte wird so aufgeblasen das das gute nicht mehr gesehen wird.


Ja, häufig ist das so bei mir.
Ich konzentriere mich auf fehler und defizite des anderen. Suche Gründe und gewichte die Unterschiede sehr stark auf.
Meistens empfinde ich dann wirklich so und bin von meiner Ansicht überzeugt, dann gibt es aber auch Momente, wo ich selbst zu mir sagen muss Aline, alles klar...jetzt suchst du aber auch wirklich nach Problemen, ist doch albern


Zitat von Scheol:
Gab es hier mal einen schweren Verlust , eine schwere Trennung ?


Ja, aber ich möchte mich nicht an ein oder zwei Ereignissen aufhängen, die dann immer als Begründung für mein Denken und Handeln herhalten müssen.
Ich verstehe deinen Punkt und da ist auch mit Sicherheit etwas dran und das habe ich im Rahmen meiner Therapie mit einfließen lassen.

Ich weiß nicht, ob du nur den Eingangspost gelesen hast, oder ob du auch die nachfolgenden Seiten durchgeschaut hast?
Ich hab hier ja immer mal wieder kleine Impulse notiert.
Ebenso entstand mein zweiter thread auch durch Arbeiten innerhalb meiner Therapie (identifizieren und konkretisierte Benennung meiner Gefühle).

Aktuell beschäftige ich mich immer mal wieder mit dem Thema Entwicklungstrauma. Dami Charf zb habe ich die Tage für mich neu entdeckt.
Stefanie Stahl, Verena König etc sind nicht so mein Fall.
Aber das geht zur Zeit auch nur echt wohldosiert.
Wilde Zeiten gerade im gesundheitlichen Sinne bei mir, die nochmal die volle Palette der Gefühle und meines Verhaltens derzeit Hochwirbeln.

22.11.2024 12:49 • #333


S
@Aline_8

Guten Abend! Wie versprochen, habe ich mir dein Thema durchgelesen und natürlich sind bei mir (wieder) viele Fragen im Kopf entstanden. Auch meine Denkweise, wie schwierig das Thema eigentlich ist und sein kann, wenn man als Außenstehender mit in diese Situation kommt.

Aber erstmal ganz zu Anfang: Vielen Dank, dass du dich so öffnen kannst und auch dazu stehst, dass du mit einer der verschiedenen Bindungsängste zu kämpfen hast. Aus Erfahrung schaffen das die wenigsten, da sie lieber verdrängen, anstatt das Problem anzugehen. Großen Respekt von meiner Seite dafür.

Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich mit einem Menschen mit Bindungsangst zu tun hatte. Genauer gesagt sogar mit zweien in Reihenfolge. Die beiden haben es nicht geschafft zu erkennen, dass irgendwas beim Thema mir Bindung bei ihnen nicht richtig läuft. Vielleicht aber auch doch, nur haben sie es sich nicht eingestanden.

Daher sind mir einige Muster sehr bekannt und auch, wie ich sie als Betroffener erleben und fühlen musste. Im Nachgang ist es aber deutlich einfacher zu verstehen, auch wenn es viele Nerven, Geduld und auch Emotionen gekostet hat, als es endete.

Da du ja in dem anderen Thema mitbekommen hast, wie ich selber aufgestellt bin und für mich diese Bindungsstörung in meinem Kopf nicht plausibel ist, möchte ich da natürlich ein wenig weitermachen, wo ich aufhören musste.

Als jemand, der wirklich alles in eine gesunde und gute Beziehung steckt, möchte ich da gerne wissen, wie sich das für dich anfühlt und vor allem, warum trotz eines guten Menschen an der Seite, der dir ggf. das Blaue vom Himmel holen möchte, warum das Haar in der Suppe gesucht wird? Klar, nicht falsch verstehen, ich weiß, dass du das nicht steuern kannst! Aber es muss ja einen Auslöser geben, der dich in dieses Gedankenkonstrukt bringt, obwohl es sich für dich doch auch super schön anfühlt, wenn man das Haar mal vergisst, oder?

Anders gefragt: Du hast von einem geschrieben, bei dem du dich geöffnet hast. Gab es davor und danach nicht noch jemanden, bei dem du eine spezielle und für dich richtige Verbindung gefühlt hast?

Auch die Frage (du musst sie nicht beantworten): Bist du vorab nur an Idioten geraten, sodass dein Vertrauenslevel sich selber ins Negative entwickelt hat?

Ob es ein Trauma in deinem Leben gab, möchte ich hier so offen nicht beantwortet haben, weil das wirklich gefühlt zu privat ist. Die Damen, die ich kennengelernt hatte, waren beide vorbelastet. Was auch zu ihrem eigenen Verhalten halt auch passte.

Auch ist in mir die Frage entstanden, ob du vielleicht für dich einen Vorteil erwirtschaften kannst, wenn dein Gegenüber direkt von deiner Bindungsangst weiß und dementsprechend auch reagieren und Merkmale bei dir besser verstehen und handeln kann? Würde dir das nicht auch helfen, wenn es einen reinen Tisch gibt?

Ich frage deshalb, da ich mich frage, ob du dann nicht noch schneller entscheiden und fühlen kannst, wie der neue Mensch in dein Leben passt. Salopp gesagt: Der, der sich durch diese Erkenntnis verabschiedet hat, war eh nicht würdig, mit dir in eine Beziehung zu gehen. Derjenige, der das akzeptiert und dir nicht nur sagt, sondern dich das auch spüren lässt, dass er was dafür tun möchte, dass dein Vertrauen und Ängste bei ihm nicht vorhanden sein müssen und er wirklich mit dir in eine enge Beziehung starten will. Der auch versteht, wenn du dich mal zurückziehen möchtest, da du gerade in einer bestimmten Phase steckst. Wäre das für dich nicht ein Stück Erleichterung oder anders geschrieben: ein kleiner Anker? Oder ist da dennoch die Angst vor Verlust und Enttäuschung so stark?

Wie du in meinem Kommentar von heute Morgen gelesen hast, ist es für mich ganz einfach jemanden so zu akzeptieren, wie er gerade ist. Ich möchte nicht mit Vorurteilen in eine Beziehung starten, da ich mir immer sage, dass ich ebenso dafür verantwortlich bin, die Beziehung nicht nur zu einer zu machen, wie sie sein sollte, sondern auch dafür sorgen kann, dass es nicht nur mir, sondern auch meiner Partnerin gut geht.

Also habe ich persönlich den Mut, mich auf das einzulassen, was auf mich zukommen wird und nehme gerne jede Macke erstmal mit. Man wächst ja schließlich zusammen. Ich denke nur immer, dass viele das gar nicht probieren möchten und vielleicht an etwas Wundervollem vorbeilaufen. Aus meiner Sicht halt: Ich weiß, was ich bereit bin zu investieren und weiß auch, wie schön ich es einem anderen Menschen machen kann, wenn er es in mein Herz geschafft hat. Und damit übertreibe ich jetzt wirklich nicht, denn in meinen vergangenen Beziehungen habe ich das deutlich bewiesen. Es ist mit dieser Einstellung schwer zu verstehen, wenn man wirklich alles richtig machen möchte, es aber gefühlt nicht gut genug ist oder es trotzdem einen Haken gibt, den man selber niemals finden kann. Das frisst wirklich viel in einem auf. Du weißt sicherlich, was ich damit meine.

26.11.2024 20:44 • x 2 #334


Aline_8
@Schmuddelwetter

Dankeschön für deinen langen Text.
Ich möchte nicht zwischen Tür und Angel antworten und werde mich morgen in Ruhe dazu melden.
Ich kann deine Fragen auch nicht spontan beantworten, sondern muss da etwas in mich gehen und nachdenken

26.11.2024 21:48 • #335


S
@Aline_8

Gerne, wenn dir der lange Text nicht zu viel ist?
Ja, bloß keinen Stress. Nimm dir da die Zeit, die du brauchst. Und wenn es bis übernächste Woche Montag dauert. Ich hab Zeit.

26.11.2024 21:55 • x 1 #336


Scheol
Zitat von Aline_8:
Mit dem Begriff bindungsvermeidend/bindungsängstlich versuche ich für mich selbst dieses Verhalten zu erklären. Was es genau ist, da bin ich gerade selbst dabei, zu forschen. Wenn etwas sehr offensichtlich nicht für mich passt (persönliche Werte) dann ist es für mich vollkommen ok und ich hinterfrage es nicht. ...

Ich glaube Verena König sagte in einem Vortrag , das wir nach traumatischer , negativer Erfahrung , unsere Vorstellungen an einem Partner so hoch setzen das diese niemals erfüllt werden können.

der unbewusste Gedanke ,es KÖNNTE JA WIEDER , der falsche sein , lässt uns Dinge auf die Goldwaage legen , die eher unbedeutend sind.

26.11.2024 23:38 • x 1 #337


Scheol
Zitat von Aline_8:
...Oder es gibt kein Haar und ich suche dann unbewusst nach Gründen, warum das alles nicht passen könnte.
Der Mann muss gar nichts wirklich falsch machen
Innerlich boykottiere und sabotiere ich wohl

Die selbstsabotage von Beziehungen, steht z.b. unter Traumafolgestörungen.

26.11.2024 23:40 • x 1 #338


Scheol
Zitat von Aline_8:
Menschen, die nicht wirklich erreichbar sein können oder wollen - aus den unterschiedlichsten Gründen - da kam es ein, zweimal vor, dass ich mich eher klammernd und verlustängstlich gefühlt und verhalten habe.

Die schreibst was von Entwicklungstrauma , gab es in der Kindheit ein Nichtverfügbaren Elternteil / ein Verlust ?

26.11.2024 23:42 • x 1 #339


Scheol
Zitat von Aline_8:
Selbsterfüllende Prophezeiung, ja absolut. Das ist ja mein Problem. Das was ich mir wünsche, mache ich mir oft durch mein eigenes Verhalten kaputt. Ich weiß das. Ich weiß aber nicht, warum ich mir diese Bestätigung zum scheitern immer wieder abhole.

Und auch das steht unter Traumafolgestörungen. Die selbsterfüllende Prophezeiung.

26.11.2024 23:47 • x 1 #340


Aline_8
Zitat von Schmuddelwetter:
Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich mit einem Menschen mit Bindungsangst zu tun hatte. Genauer gesagt sogar mit zweien in Reihenfolge. Die beiden haben es nicht geschafft zu erkennen, dass irgendwas beim Thema mir Bindung bei ihnen nicht richtig läuft. Vielleicht aber auch doch, nur haben sie es sich nicht eingestanden.


Ist einer dieser Menschen die Frau, die Du in Deinem Thread beschreibst? (Habe noch nicht zuende gelesen)

27.11.2024 17:13 • #341


S
Zitat von Aline_8:
Ist einer dieser Menschen die Frau, die Du in Deinem Thread beschreibst? (Habe noch nicht zuende gelesen)

Das eine von meinen beiden Themen, meinst du? Nee, die war es nicht. Mit der war ich ja jahrelang zusammen und da war die Trennung ein anderer Mann und unser Auseinanderleben.

Die beiden Damen, die ich danach kennenlernen durfte, konnte ich diese Erfahrungen sammeln. Von der zweiten habe ich mal was in einem Kommentar geschrieben. Müsste ich mal raussuchen

27.11.2024 17:23 • #342


Aline_8
@Schmuddelwetter Ich wollte Dir auf Deine Nachricht noch antworten.
Sage aber direkt dazu, dass ich glaube, dass Du das Ganze vermutlich aus ner sehr rationalen, rein logischen Brille betrachtest (zumindest kommt es mir so vor) und wie Du ja weißt, ist es mit Gefühlen ja nun mal so ne Sache. Da ist die Ratio oft fern ab.
Ich bin ein Kopfmensch, der aber viel fühlt und viel Gefühl in sich trägt. Aber ich für mich aktuell noch lerne, Gefühle richtig zu benennen und zuzuordnen. Daher auch mein anderer Thread.

Zitat:
Als jemand, der wirklich alles in eine gesunde und gute Beziehung steckt, möchte ich da gerne wissen, wie sich das für dich anfühlt und vor allem, warum trotz eines guten Menschen an der Seite, der dir ggf. das Blaue vom Himmel holen möchte, warum das Haar in der Suppe gesucht wird? Klar, nicht falsch verstehen, ich weiß, dass du das nicht steuern kannst! Aber es muss ja einen Auslöser geben, der dich in dieses Gedankenkonstrukt bringt, obwohl es sich für dich doch auch super schön anfühlt, wenn man das Haar mal vergisst, oder?


Ich möchte überhaupt nicht, dass mir jemand das Blaue vom Himmel herunter holt.
Ich bin sehr autonom und möchte das gern auch bleiben.
Ich habe häufig nur Beziehungsanbahnungen und da empfinde ich häufig das Gefühl, dass mein Gegenüber für meinen Geschmack zu viel Gas gibt.
Ob das jetzt das Bindungsmuster ist, das in dem Moment kickt, oder ob die MÄnner für mich zu needy und zu übermotiviert sind, das fällt mir oft schwer zu unterscheiden.
Ich empfinde vieles - was sehr wahrscheinlich gut gemeint ist - als too much und erdrückend.
Ich brauch da einfach mehr Zeit und möchte mir das ganze Spiel erstmal in Ruhe angucken.
Und das ist häufig schon der erste Punkt, der dann nicht kompatibel ist. Wenn ich das Gefühl bekomme, dass jemand mich braucht, fordert und mich häufiger sehen will, als dass ich ihn sehen will, dann gehe ich automatisch auf Abstand. Ich kommuniziere aber mittlerweile deutlich mehr und besser, was das angeht und entweder ist das von Vornherein ein Problem, dann ist es schnell geklärt, oder man einigt sich gemeinsam auf Kompromisslösungen und kleinere Schritte. Wenn ich das Gefühl bekomme, dass es in der Datingphase noch in Richtung Erwartungshaltung geht, dann spüre ich erstmal Widerstand. Und inzwischen weiß ich, dass das vollkommen okay ist und dass ich eben so bin. Das ist kein Problem, keine Macke, keine Störung, unnormal oder was weiß ich, was die Gegenseite mir vermitteln will. Ich bin halt so und er ist eben anders. Punkt.
Ab da - wenn ich es schätzen müsste - kommen auch die Haare der Suppe irgendwann ins Spiel.

Zitat:
Anders gefragt: Du hast von einem geschrieben, bei dem du dich geöffnet hast. Gab es davor und danach nicht noch jemanden, bei dem du eine spezielle und für dich richtige Verbindung gefühlt hast?


In der Retrospektive muss ich sagen, nein. Gab es nicht. Meine längste Beziehung ging 7 Jahre. Wir waren verlobt. Ich dachte, dass es da der Fall wäre, aber im Nachhinein betrachtet war dem nicht so. Im Vergleich, den ich jetzt habe, wie ich bei dem letzten gefühlt habe und mich verhalten habe, da lagen Welten zwischen. Ich war noch jung damals und ich war auch verliebt in ihn, aber wenn ich ganz ehrlich bin, war viel Erwartung dabei. Von ihm, von mir, von seinen Eltern, von der Gesellschaft, von meiner Rolle als Frau usw.
Da habe ich kurz vor der Hochzeit sprichwörtlich kalte Füße bekommen und mich getrennt. Es gab aber auch noch andere Themen damals bei uns, die ebenfalls auch auf eine Trennung hinaus liefen, Lügen, übertriebene Eifersucht von ihm, Bedürftigkeit und Unselbstständigkeit. Es wurde für mich irgendwann immer unattraktiver je mehr er geklammert hat und je verzweifelter er sich gegeben hat.

Der Mann, wo ich das erste Mal für mich wirklcih sagen konnte, dass ich auch eine ambivalente und teilweise sogar in manchen Momenten ansatzweise sogar eine verlustängstliche Seite von mir kennengelernt habe, war nicht verfügbar.
Er war verheiratet, ich wusste aber lange nichts davon und mir hat das den Boden unter den Füßen weggezogen.
Aber ich kann - so schaize es auch alles gelaufen ist - sagen, dass ich nun auch für mich das erste Mal das Gefühl bekommen habe, wie es ist, wenn etwas ohne Druck, ohne Erwartungen und vor allem ohne das Gefühl meinerseits durchs Leben zu laufen, dass ich so wie ich bin vollkommen ok bin. Und nicht nur das, ich bin toll, eben weil ich so bin, wie ich bin. Das ist neu für mich und das hätte ich gern wieder. Aber aktuell ist das noch zu frisch und ich habe andere Themen im Kopf.
Nach ihm habe ich es wenige Male mit dem Dating probiert, aber es war - wie zu erwarten - zum Scheitern verurteilt. Was wahrscheinlich zum Großteil auch einfach an mir und meinem Zustand lag. Joa, war ne blöde Idee.


Zitat:
Auch die Frage (du musst sie nicht beantworten): Bist du vorab nur an Idioten geraten, sodass dein Vertrauenslevel sich selber ins Negative entwickelt hat?

Ob es ein Trauma in deinem Leben gab, möchte ich hier so offen nicht beantwortet haben, weil das wirklich gefühlt zu privat ist. Die Damen, die ich kennengelernt hatte, waren beide vorbelastet. Was auch zu ihrem eigenen Verhalten halt auch passte.


Ich bin nicht nur an Idioten geraten. Das wäre schlichtweg gelogen. Ja, es waren Idioten dabei, eine sehr kurze, aber dafür sehr toxische Kennenlernphase mit einem Mann (ja, ich hasse es selbst es zu sagen, weil es so inflationär ist, Narzisst, Borderliner, Toxisch..gähn schnarch, würg) da war ich in einer privaten Vollkatastrophe und wahrscheinlich einfach extrem bedürftig und habe sämtliche tiefrote Flaggen nicht gesehen/nicht sehen wollen.

Traumatische Situationen gab es, ja. In der Kindheit familiär und auch aus anderen Gründen. Zumindest habe ich mich im Rahmen meiner Therapie damit beschäftigt und beschäftige mich ab und zu, sehr wohldosiert, mit entsprechender Literatur.
Aber es ist halt eben nur ein Puzzelstück von mehreren.



Zitat:
Auch ist in mir die Frage entstanden, ob du vielleicht für dich einen Vorteil erwirtschaften kannst, wenn dein Gegenüber direkt von deiner Bindungsangst weiß und dementsprechend auch reagieren und Merkmale bei dir besser verstehen und handeln kann? Würde dir das nicht auch helfen, wenn es einen reinen Tisch gibt?


Wenn Du von einem reinen Tisch in dem Kontext sprichst, impliziert mir Deine Frage, dass Du im Prinzip meinst, der Tisch sei sonst unrein also quasi würde ich lügen, oder nicht mit offenen Karten spielen, wenn ich nicht mit meiner Bindungsvermeidung hausieren gehe?

Ich denke, es wird keinen richtigen oder falschen Weg geben, weil immer unterschiedliche Konstellationen von Menschen aufeinander treffen. Das, was Person A gut findet von der Vorgehensweise wird Person B völlig daneben finden.
Ich denke auch, dass es einen Unterschied macht, ob man gerade ein, zwei oder drei Dates hat und sich erst wenige Wochen kennt, oder ob es schon einige Monate läuft. Dann erlebt man sich anders, es entsteht ein anderes Miteinander und man hat selbst schon ein Gefühl dafür bekommen, wie das Gegenüber so tickt.
Ich bin offen meinem Datingpartner gegenüber, als dass ich sage, dass ich ein sehr ambivalentes Bindungsmuster habe, dass ich viel Freiraum brauche, dass ich sehr autonom bin und dass ich keinen Mann brauche. Dass ich es schön fände, wenn man gut miteinander harmoniert und dass ich auch gern ankommen möchte, dass Kompromisse dazu gehören, aber eben nicht um jeden Preis.
Oft ist das für die Männer auch alles gar kein PRoblem, so wie sie sagen. Ja, toll, Autonomie ja ja...voll gut, voll wichtig, Freiraum ja klar, aber wenn ich es dann authentisch lebe, gibts doch wieder lange Gesichter.
Und letztlich finde ich GENAU DAS dann tatsächlich nicht authentisch. Vorher sagen, wie gut man das alles findet, um dann hinterher zu sagen ja ne so isses kacke...Ja Mensch so ist das Leben, hm?



Zitat:
Der, der sich durch diese Erkenntnis verabschiedet hat, war eh nicht würdig, mit dir in eine Beziehung zu gehen. Derjenige, der das akzeptiert und dir nicht nur sagt, sondern dich das auch spüren lässt, dass er was dafür tun möchte, dass dein Vertrauen und Ängste bei ihm nicht vorhanden sein müssen und er wirklich mit dir in eine enge Beziehung starten will. Der auch versteht, wenn du dich mal zurückziehen möchtest, da du gerade in einer bestimmten Phase steckst. Wäre das für dich nicht ein Stück Erleichterung oder anders geschrieben: ein kleiner Anker? Oder ist da dennoch die Angst vor Verlust und Enttäuschung so stark?


Ich löse immer die Verbindungen auf. Immer. Manche schneller, manchmal später, aber immer bin ich es, die sich aus unterschiedlichen Gründen dazu entschließt, eine Beziehung zu beenden, oder eben die Kennenlernphase. Oder die eben keine weiteren Dates möchte.
Ich möchte authentisch sein. Und ich sein. Ich möchte nichts versprechen, was ich nicht halten kann und das erwarte ich auch von meinem Gegenüber.
Ich habe aber immer wieder das Gefühl, dass ich diejenige bin, die enttäuscht. Mein Gegenüber, meine Freunde, meine Dates und mich selbst.
Ich bin ja nicht aus Stein, mich setzen solche Situationen enorm unter Druck und ich gehe gewiss nicht leichtfertig mit den Gefühlen anderer Menschen um. Sondern ganz im Gegenteil.



Zitat:
Also habe ich persönlich den Mut, mich auf das einzulassen, was auf mich zukommen wird und nehme gerne jede Macke erstmal mit.


Prinzipiell würde ich nicht sagen, dass ich nicht mutig bin.
Ich habe Mut. Wie könnte ich nicht, wenn ich dennoch immer wieder bei mir und anderen die Knöpfe der Enttäuschung drücke. Unfreiwillig. Das tun keine Feiglinge.
Feiglinge sind für mich eher die, die eigentlich nicht glücklich sind in ihren Beziehungen aber darin verweilen, weil sie nicht allein sein können, weil sie nicht den Mut haben, allein zu sein, sondern weil sie jemanden brauchen.

Was mich halt aber auch einfach schon sehr früh geprägt hat. In Sachen persönliche Entwicklung. Ich hab mich immer auf mich selbst verlassen aus vielen unterschiedlichen Gründen. Menschen kommen und gehen, manche bleiben länger, manche gehen eher, aber was bleibt bin ja ich. Ich mit mir muss klarkommen.
Und daran arbeite ich. Dass ich milder mit mir bin und dass es Situationen gibt, in denen es in Ordnung ist, Nähe zu bekommen und auch auszuhalten.

28.11.2024 23:45 • x 3 #343


S
@Aline_8

Oh, vielen Dank für diese sehr aufklärende Nachricht! Du bekommst natürlich eine Antwort von mir, aber nicht mehr heute Abend, da mein Kopf eigentlich schon im Nachtschrank verweilt

Also melde ich mich morgen nochmal ausführlich, denn auch hier sind logischerweise wieder Fragen entstanden. Ebenso würde ich dir da gerne nochmal meine Denkweise schildern, die du dann auch gerne mit mir besprechen kannst. Mir ist klar, dass du anders und komplexer als ich denkst. Das ist ja absolut nicht verkehrt und auch gut! Mich interessiert dein Thema sehr! So viel sei schonmal gesagt

Bis morgen

28.11.2024 23:59 • x 1 #344


S
So, Arbeit ist erledigt, der Bauch ist gefüllt und der Kopf wieder voll verfügbar. So werde nun also mal auf dein Posting eingehen, um nicht nur Fragen und eventuell die passende Antwort zu bekommen, sondern auch meine Denkweise über Bildungsangst / Bindungsprobleme / Bindungsstörung oder wie man sie für den jeweiligen Menschen betiteln möchte. Bitte nimm einige Dinge nicht zu persönlich, wenn sie dir zu persönlich erscheinen sollten. Ich verallgemeinere sicherlich ein wenig, bin mir aber bewusst, dass jeder Mensch anders tickt.

Zitat von Aline_8:
Sage aber direkt dazu, dass ich glaube, dass Du das Ganze vermutlich aus ner sehr rationalen, rein logischen Brille betrachtest (zumindest kommt es mir so vor) und wie Du ja weißt, ist es mit Gefühlen ja nun mal so ne Sache. Da ist die Ratio oft fern ab.

Natürlich betrachte ich dies und auch bei meinen Erfahrungen rational. Wie soll es auch anders gehen, wenn zwei Menschen, die komplett in dieser Hinsicht, in eine Beziehung starten zu wollen, dennoch komplett anders aufgestellt sind und auch diese Art von Zusammenkunft unterschiedlich leben. Erst, wenn diese Erfahrung gemacht wurde und man darüber nachdenkt, was in der anderen Person vor sich geht, kann man das rationale zu einem bewusstem umstrukturieren. Machen nur einfach viele Menschen nicht, weil warum sollte man sich damit beschäftigen, wenn man auch einfach das Problem loslassen kann?

Du hast es aber da auch selber betitelt. Gefühle sind so eine Sache. Die einen leben sie sehr intensiv. Die anderen halt eben nicht. Da treffen Welten aufeinander. Problem daran ist, dass sich der mit den stärkeren und unkomplizierteren Gefühlen nicht verstanden fühlen wird. Du allerdings schon, da in deinem Kopf schon viele Szenarien in Bewegung gesetzt wurden. Da meine ich nicht nur diese, die schon dafür sorgen, dass es nichts werden kann, sondern auch was passiert, wenn ich doch Gefühle für ihn entwickel? Ich denke, du weißt, auf was ich hinausmöchte.

Zitat von Aline_8:
Ich bin ein Kopfmensch, der aber viel fühlt und viel Gefühl in sich trägt.

Ich möchte keinen Psychologen spielen. Habe ich nicht das Recht und auch nicht das Wissen darüber. Aber auch hier meldet sich meine Erfahrung wieder. Bei beiden Damen, die ich kennengelernt habe, habe ich gemerkt, dass sie extrem viel Liebe geben können. Wäre da nicht das aber. Ich weiß, was du meinst und habe es auch anfangs sehr stark spüren dürfen. Logisch ist dabei das Anfangs, denn Bindungsprobleme entstehen ja logischerweise erst, sobald es in Richtung Bindung läuft.

Zitat von Aline_8:
Aber ich für mich aktuell noch lerne, Gefühle richtig zu benennen und zuzuordnen.

Ich glaube, dass dies genau der richtige Weg ist. Ich bin ja eh schon begeistert, dass du so offen damit bist und auch über deine Eigentherapie und Erfolge schreibst. Da entsteht aber direkt die Frage, warum das für dich so schwer ist, während das für andere ganz einfach funktioniert. Die Liebe auf den ersten Blick gibt es wirklich!

Zitat von Aline_8:
Ich möchte überhaupt nicht, dass mir jemand das Blaue vom Himmel herunter holt.

So direkt war es auch eigentlich nicht gemeint. Eher, dass es jemanden gibt, der dir wirklich das gibt, was du brauchst. Kompromisslos. Ohne Gegenleistung oder Bedingung. Es gibt selbstlose Menschen auf dieser Erde, die auf ihre eigene Art besondere Gefühle ausdrücken. So auch mit Nettigkeiten, die niemals einen anderen Zweck erfüllen sollen, als dass derjenige sich wünscht, dass du dich darüber freust. Ebenso geht es dabei nicht darum, dass er dir Dinge nicht zutraut oder dich nicht weiterhin autonom leben lassen möchte.

Als Beispiel: Du hast den Tag voll, wolltest aber nach der langen Arbeit noch Einkaufen. Er meldet sich bei dir, fragt, ob er das nicht übernehmen könne und ob du noch was brauchst und erledigt das einfach, damit du es nicht mehr machen musst und du deinen stressigen Tag abschließen kannst.

Zitat von Aline_8:
Ich bin sehr autonom und möchte das gern auch bleiben.

Das meine ich ja damit. Das kannst du auch bleiben. Aber manchmal muss man halt nicht immer autonom sein. Nur durch ein paar Nettigkeiten verändert sich ja nicht dein Leben oder Tagesablauf grundlegend. Ebenso entsteht ja auch keine Abhängigkeit voneinander. Ich schreibe ganz zum Schluss, warum ich das alles so meine. Es gibt viele parallelen!

Zitat von Aline_8:
Ich habe häufig nur Beziehungsanbahnungen und da empfinde ich häufig das Gefühl, dass mein Gegenüber für meinen Geschmack zu viel Gas gibt.

Aber was hindert dich dann daran, das auch zu sagen. Ich denke, dass du dies auch tun wirst, so wie ich das einschätze. Das Problem wird aber, denke ich sein, dass du da schon einen bestimmten Punkt angelangt bist, wo Zweifel entstehen, oder? Also ohne vorab diese Dynamik zu entschleunigen.

Zitat von Aline_8:
Ich empfinde vieles - was sehr wahrscheinlich gut gemeint ist - als too much und erdrückend.
Ich brauch da einfach mehr Zeit und möchte mir das ganze Spiel erstmal in Ruhe angucken.

Auch dieses Ich brauche Zeit ist mir bewusst. Ebenso kenne ich die persönlich gestellte Frage: Wie geduldig bist du?. Die Zeit wirst du beim richtigen Kandidaten ja auch bekommen. Aber ich denke da immer: Denke auch an ihn. Er kommt dir mit dieser Geduld entgegen. Er spendiert dir seine Zeit. Für ihn fühlt es sich aber auf jeden Fall nach einer gewissen Zeit nach Hinhalten an.

Zitat von Aline_8:
Und das ist häufig schon der erste Punkt, der dann nicht kompatibel ist. Wenn ich das Gefühl bekomme, dass jemand mich braucht, fordert und mich häufiger sehen will, als dass ich ihn sehen will, dann gehe ich automatisch auf Abstand.

Auch das habe ich die 1:1 Kopie meiner letzten Begegnung vor Augen und lese sie. Es deckelt sich komplett mit den Aussagen, die ich gehört habe. Ich brauche eigentlich niemanden! - Ich bringe mir alles selber bei, damit ich niemanden fragen muss. - Sag mir bitte niemals, was ich tun und lassen soll! Das entscheide nur ich! Sonst wirds Ärger geben. U.s.w.. Ich habe noch viele dieser Aussagen im Kopf. Würde hier nur den Rahmen sprengen. Ist aber das Gleiche in Grün.

Das häufiger sehen, war ja bei mir ebenfalls ein großes Problem. Der Terminkalender von ihr wurde immer restlos vollgestopft und gefühlt hat sie die Wochenplanung für uns beide übernommen, wann es ihr passt, dass wir uns sehen können. Wenn ich dann mal nicht gefragt habe, kam gerne mal: Du fragst irgendwie ja auch nicht, wann wir uns sehen wollen, oder?. Wenn ich allerdings gefragt habe, merkte man ihr schon an, dass sie nicht zu 100% damit einverstanden ist, aber irgendwie eine Verpflichtung hat, damit ich nicht unglücklich werde. Danach ging es auch für sie auf Abstand.

Zitat von Aline_8:
Wenn ich das Gefühl bekomme, dass es in der Datingphase noch in Richtung Erwartungshaltung geht, dann spüre ich erstmal Widerstand.

Das ist ja das, was ich meinte mit zwei unterschiedlichen Menschen und Konzepten einer Gründung einer Beziehung in deren Köpfen. Erwartungshaltung hat jeder irgendwann. Egal, ob er dir 1 Monat Zeit lässt, damit du dich sortieren kannst oder 2 Jahre. Das ist unausweichlich. Gefühlt erwartest du aber diesen Punkt in einer Datingphase, oder? Also innerlich hast du dich schon längst vorbereitet, meine ich.

Zitat von Aline_8:
Und inzwischen weiß ich, dass das vollkommen okay ist und dass ich eben so bin. Das ist kein Problem, keine Macke, keine Störung, unnormal oder was weiß ich, was die Gegenseite mir vermitteln will. Ich bin halt so und er ist eben anders. Punkt.
Ab da - wenn ich es schätzen müsste - kommen auch die Haare der Suppe irgendwann ins Spiel.

Richtig! Aber! Genau so denkt der andere auch! Ich bin halt so. Ich lasse gerne schnell Gefühle zu. Wenn ich diese habe, möchte ich auch schnell mehr. Ich habe kein Problem, mich auf was Unbekanntes einzulassen. Der andere also dann ebenfalls: Ich bin halt so und sie eben anders. Punkt.

Aber genau da möchte ich meine Meinung zu äußern. Beide Parteien denken da gleich, was ja auch in Ordnung ist. Wer kann da nur als Gewinner oder Verlierer herausgehen? Du, die einen klaren Standpunkt vertritt und ohne ihn dann wieder in den normalen, für dich geordneten Alltag eintreten kann oder er, der die aufgebauten Gefühle erstmal verarbeiten muss? Ich meine... er hat es versucht und wird es ggf. weiterhin versuchen an dich heranzukommen. Allerdings während du noch auf der Suche nach dem Haar in der Suppe bist. Es kann so nur einen Verlierer geben, empfinde ich und es ist nicht derjenige, der was Schlechtes von dir wollte.

Zitat von Aline_8:
Da habe ich kurz vor der Hochzeit sprichwörtlich kalte Füße bekommen und mich getrennt. Es gab aber auch noch andere Themen damals bei uns, die ebenfalls auch auf eine Trennung hinaus liefen, Lügen, übertriebene Eifersucht von ihm, Bedürftigkeit und Unselbstständigkeit. Es wurde für mich irgendwann immer unattraktiver je mehr er geklammert hat und je verzweifelter er sich gegeben hat.

Hast du davon aber auch einige Sachen für dich mitgenommen im Sinne von Vertrauen, Loyalität, Eifersucht u.s.w.?

Zitat von Aline_8:
Der Mann, wo ich das erste Mal für mich wirklcih sagen konnte, dass ich auch eine ambivalente und teilweise sogar in manchen Momenten ansatzweise sogar eine verlustängstliche Seite von mir kennengelernt habe, war nicht verfügbar.

Auch, wenn du geschrieben hast, dass du es nicht gewusst hast. Ich habe das Gefühl, dass genau das Verbotene diese Menschen mit der Bindungsangst/Vermeidung, etc. anzieht. Weil: Es kann ja nichts daraus werden, weil es gar nicht möglich ist eine Bindung zu erschaffen, weil eben nicht verfügbar?

Zitat von Aline_8:
Aber ich kann - so schaize es auch alles gelaufen ist - sagen, dass ich nun auch für mich das erste Mal das Gefühl bekommen habe, wie es ist, wenn etwas ohne Druck, ohne Erwartungen und vor allem ohne das Gefühl meinerseits durchs Leben zu laufen, dass ich so wie ich bin vollkommen ok bin.

Auch hier möchte ich fragen, da auch hier wieder parallelen entstehen. Es wurde mir ebenso gesagt, dass niemand was von ihr erwarten solle, da sie selber entscheidet, wie, wo und was passiert. Und das auch garantiert nicht anders. Ebenso kam die Aussage, dass sie sich ok, bzw. selber auch toll findet.

Aber warum versuchst du dich dann zu ändern oder anzupassen, wenn doch alles ok ist? Du könntest ja auch so weiterleben und auf den einen zu 100% kompatiblen Menschen hoffen, oder? Aber dennoch möchtest du was dafür tun, dass du nicht auf diesen einen hoffen musst, sondern dich im besten Fall in einen verlieben kannst und beide eine glückliche Beziehung führen können. Never change a running system? (Bitte nicht persönlich nehmen!)

Zitat von Aline_8:
Und nicht nur das, ich bin toll, eben weil ich so bin, wie ich bin.

Jeder Mensch ist auf seine Art und Weise toll. Aber das möchte vielleicht auch jemand zeigen, dass er das ebenso empfindet. Nur leider machst du dann sicherlich schon zu und nimmst Abstand.

Zitat von Aline_8:
Nach ihm habe ich es wenige Male mit dem Dating probiert, aber es war - wie zu erwarten - zum Scheitern verurteilt. Was wahrscheinlich zum Großteil auch einfach an mir und meinem Zustand lag. Joa, war ne blöde Idee.

Bist du denn schon mit dem Gedanken deines Zustandes in das Dating gestartet? Was hast du dir denn erhofft? Also nicht falsch verstehen. Du alleine weißt am besten, wie es um dich steht und welche Gedanken in dir schlummern. Ich meine, man geht ja mit einer gewissen Grundeinstellung ins Dating, mit der man weiß, was man haben möchte. Ebenso gewappnet, dass es nicht gut laufen kann.

Zitat von Aline_8:
Traumatische Situationen gab es, ja. In der Kindheit familiär und auch aus anderen Gründen. Zumindest habe ich mich im Rahmen meiner Therapie damit beschäftigt und beschäftige mich ab und zu, sehr wohldosiert, mit entsprechender Literatur.
Aber es ist halt eben nur ein Puzzelstück von mehreren.

Ich habe eigentlich immer lesen dürfen, dass das alles einem Trauma entspringt. Bei meinen beiden Fällen konnte man da schnell erkennen, was dort eine Belastung ist und war. Ich frage mich, ob man sich dem auch bewusst sein kann, dass es ein Puzzleteil sein könnte. Es deckt sich in meinem Kopf nicht mit: Ich bin so wie ich bin toll - Ich habe keine Probleme, wenn es ja eine Zeit gab, die ggf. niemals verarbeitet wurde, aber für diesen Zustand mit Bindungen resultierte.

Zitat von Aline_8:
Wenn Du von einem reinen Tisch in dem Kontext sprichst, impliziert mir Deine Frage, dass Du im Prinzip meinst, der Tisch sei sonst unrein also quasi würde ich lügen, oder nicht mit offenen Karten spielen, wenn ich nicht mit meiner Bindungsvermeidung hausieren gehe?

Nein, so meinte ich das nicht. Ich meine es so, dass es ganz egal mit oder ohne Bindungsvermeidung bei jedem Kennenlernen den einen Punkt gibt, an dem man sich ein Stück weit sicherer sein wird, dass der Datingpartner vielleicht in das Leben des anderen eintreten darf und einen Platz bekommt.

Gerade ab diesem Zeitpunkt werden auch ernste Themen angesprochen, damit sie einer Beziehung nicht im Wege stehen können. Zum Beispiel: Ich muss dir was sagen. Ich kann keine Kinder bekommen - Ich muss dir was sagen. Ich bin vorbestraft, hoffe aber, dass du mich und nicht meine Vergangenheit siehst - Ich muss dir was sagen. Ich bin Shoppingsüchtig. U.s.w..

So halt eben auch in deinem Fall als Beispiel: Ich muss dir was sagen. Ich habe eine Bindungsvermeidung. Bitte sprich mit mir, damit du mich verstehen kannst, wenn es Dinge gibt, die du vielleicht nicht verstehen kannst. Ich erkläre sie dir!. Weißt du?

Zitat von Aline_8:
Ich denke, es wird keinen richtigen oder falschen Weg geben, weil immer unterschiedliche Konstellationen von Menschen aufeinander treffen. Das, was Person A gut findet von der Vorgehensweise wird Person B völlig daneben finden.

Das ist ja vollkommen normal, denn sonst wären wir nicht auf der Suche nach dem richtigen Partner, sondern könnten uns direkt für den ersten Entscheiden, der uns über den Weg läuft Dennoch bin ich persönlich ein Fan von Kompromissen. Ich kann genauso gut bestimmte Sachen hinnehmen und akzeptieren, wie ich meine eigenen Sachen auch versuchen kann abzustellen. Da es zwei Personen sind, können das auch beide. Frage ist da nur, ob eine von beiden Personen es einfach nicht so möchte, da es nur einen richtigen Weg gibt.

Zitat von Aline_8:
Ich denke auch, dass es einen Unterschied macht, ob man gerade ein, zwei oder drei Dates hat und sich erst wenige Wochen kennt, oder ob es schon einige Monate läuft.

In meinem Fall waren es ja etwas über 5 Monate mit Push Pull dynamik. Ich bin der Meinung, dass ich jedes Recht hatte, eine Entscheidung einzufordern.

Zitat von Aline_8:
Ich bin offen meinem Datingpartner gegenüber, als dass ich sage, dass ich ein sehr ambivalentes Bindungsmuster habe, dass ich viel Freiraum brauche, dass ich sehr autonom bin und dass ich keinen Mann brauche.

Zitat von Aline_8:
Dass ich es schön fände, wenn man gut miteinander harmoniert und dass ich auch gern ankommen möchte, dass Kompromisse dazu gehören, aber eben nicht um jeden Preis.

Ich bin mir mich sicher, aber ich habe immer das Gefühl, dass sich dieses Kompromisse eingehen sehr schnell in ein Nein, es bleibt alles so wie es ist! Gefühl umschwenken kann, oder? Gerade, wenn dann das Haar in der Suppe gesucht wird, wird es die Überlegung zu einem Kompromiss eingehen doch gar nicht mehr geben, oder?

Zitat von Aline_8:
Oft ist das für die Männer auch alles gar kein PRoblem, so wie sie sagen. Ja, toll, Autonomie ja ja...voll gut, voll wichtig, Freiraum ja klar, aber wenn ich es dann authentisch lebe, gibts doch wieder lange Gesichter.

Zitat von Aline_8:
Und letztlich finde ich GENAU DAS dann tatsächlich nicht authentisch. Vorher sagen, wie gut man das alles findet, um dann hinterher zu sagen ja ne so isses kacke...Ja Mensch so ist das Leben, hm?

Die Frage ist, wie du das dann auch lebst. Autonom, Frei und ohne Bedürftigkeit zu leben ist ja auch in Ordnung. Aber gibst du dann deinem eventuellen Partner dann noch die andere Seite, dass du ihn trotzdem magst? Bringst du das selber ins Gleichgewicht? Wenn nicht, liegt die Waagschale halt nur auf einer Seite runter. Da sind lange Gesichter dann ja auch mehr als logisch.

Zitat von Aline_8:
Ich habe aber immer wieder das Gefühl, dass ich diejenige bin, die enttäuscht. Mein Gegenüber, meine Freunde, meine Dates und mich selbst.

Ich finde es immer noch so toll, wie reflektiert du eigentlich bist. Du weißt, wie du auftreten kannst. Wie direkt und ich nenne es mal Gemein du sein kannst. Du weißt, was du mit anderen Menschen machst, wenn bei dir die Blockade hochgefahren wird. Aber das musst du ja gar nicht. Finde ich. Jeder nimmt eine Enttäuschung anders auf oder teilweise auch gar nicht.

Zitat von Aline_8:
Ich bin ja nicht aus Stein, mich setzen solche Situationen enorm unter Druck und ich gehe gewiss nicht leichtfertig mit den Gefühlen anderer Menschen um. Sondern ganz im Gegenteil.

Auch hier wieder. Ich persönlich weiß, dass du definitiv lieben kannst. Ich glaube sogar, dass wenn man es in dein Herz geschafft hat, dass der Mann sich mehr als glücklich fühlen kann, was er von dir bekommen wird. Ja, ich weiß, dass du/ihr (in meinem Fall) sehr gute Gefühlsmenschen seid. Es ist halt bei euch anders.

Zitat von Aline_8:
Was mich halt aber auch einfach schon sehr früh geprägt hat. In Sachen persönliche Entwicklung. Ich hab mich immer auf mich selbst verlassen aus vielen unterschiedlichen Gründen. Menschen kommen und gehen, manche bleiben länger, manche gehen eher, aber was bleibt bin ja ich. Ich mit mir muss klarkommen.

Liegt dies der traumatischen Sache zu grunde? Hinweis: Ich sehe da wieder paralellen

Zitat von Aline_8:
Und daran arbeite ich. Dass ich milder mit mir bin und dass es Situationen gibt, in denen es in Ordnung ist, Nähe zu bekommen und auch auszuhalten.

Und genau das macht dich halt auch aus, finde ich. Du hast anscheinend erkannt, dass bestimmte Dinge anders laufen müssen, damit auch du in der Hinsicht vielleicht deinen Seelenfrieden bekommen kannt. Dir ist das alles halt nicht egal und das ist mehr als viel Wert! Ich denke, dass du auf einem guten Weg bist, damit das für dich und auch für jemand anderem leichter laufen kann. Zwar dennoch mit bestimmten Bedingungen, aber lockerer und vielleicht auch zugänglicher.

Zum Abschluss möchte ich aber noch schreiben, dass mir eine Sache in dieser Bindungsvermeidung/Angst nun das dritte Mal aufgefallen ist. Es wird viel in der Ich-Form geschrieben und gesprochen. Weniger aber von einer Uns oder Er/Sie Form.

Ich möchte da keinen egoismus oder dergleichen unterstellen. Aber ich habe wirklich nie lesen oder hören können: Ich weiß ja, wie es sich für ihn anfühlen muss - Ich weiß, dass er es mit mir nicht leicht hat - Ich weiß, dass er eine andere art von Kennenlernen bevorzugt - Ich weiß, dass er eine Chance verdient hat. Und noch viel mehr. Da frage ich mich natürlich auch warum, auch wenn ich denke, dass dies auch damit zu tun hat, dass man es vielleicht nie richtig gelernt hat, nicht alleine leben zu müssen. Keine Ahnung, wie ich das nun beschreiben soll.

Ich finde das ganze Thema spannend. Gerade, weil hier zwei Welten aufeinanderprallen, bei denen beide meinen, den richtigen Weg zu kennen. In der Mehrheit hat es aber auf der gesamten Erde immer klassisch funktioniert. Kennenlernen, in das Leben lassen, bis das der Tod euch scheidet (im Bestfall).

29.11.2024 21:15 • x 2 #345


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