Hallo an alle Mitleidenden, ich bin seit langem stiller Mitleser in diesem Forum und habe mich nun entschieden dem Drang zu folgen, endlich meine eigene Geschichte hier zu Papier zu bringen.
Es hat mir immer geholfen zu sehen, dass es unendlich viele Facetten dessen gibt, was uns hier alle auf irgendeine Weise ereilt hat.
Seit Monaten brummt mir der Kopf und kreisen meine Gedanken nurnoch. Ich scheine ein unfassbar verkopfter Typ zu sein.
Jetzt stehe ich aber an einem Punkt, an dem es nicht mehr weiter zu gehen scheint. Vielleicht findet sich jemand in dem ganzen wieder und kann mir weiter helfen.
Zur Geschichte:
Ich bin männlich, 30 Jahre alt, und die gescheiterte Beziehung mit einer jetzt 24 jährigen ging, mit allem kämpfen, mehreren Trennungen ihrerseits, Neustarts und der Hölle der Hoffnung und Enttäuschung, nach 6 Jahren endgültig in die Brüche.
Ich bzw wir haben jedes Klischee einer destruktiven Beziehung bedient was man nur finden könnte. Es war im Nachhinein betrachtet von Anfang an nicht ausgewogen oder gar gleichberechtigt (damals beschwichtige ich mich und meinen Unmut oft mit einer gibt immer etwas mehr als der andere)
Dadurch habe ich begonnen zu akzeptieren, dass ich immer hinten anstehen würde. Das war Okay, solange ich meine große Liebe nicht verliere.
So weit wurde mir das über die Jahre auch schon vor der Trennung immer klarer.
Als sich das ganze nach zwei pro forma Trennungen von ihr (um eine Woche lang halligalli mit anderen zu treiben und dann wieder zu kommen) auch bei mir mit Vertrauensverlust und Skepsis bemerkbar machte, habe ich jedes Zeichen das Sicherheit bedeutete verzweifelt auf die Goldwaage gelegt. Alles was mir vorgegaukelt hat dass es endlich gut weiter geht habe ich mit Kussmund getan und genommen.
Ich wollte auf ihren Wunsch einen dritten (!) Hund anschaffen, mir auch ein Pferd kaufen, alles, nur um sie an mich zu binden und mir selber zu zeigen dass wir eine gemeinsame Zukunft haben.
Auch ein Haus haben wir gesucht um es zu kaufen und fertig zu machen.
Ich war bereit eine Pfuschbude vor dem Herrn zu kaufen, weil sie darauf bestanden hat und meine Zweifel an dem Haus doch nur wischiwaschi sind und wenn es das nicht wäre würde gar keins in Frage kommen.
Da allerdings kann ich meinem Körper heute noch danken, denn am Tag des Notartermins habe ich einen schweren Nervenzusammenbruch bekommen.
Als ich auf ihr Drängen (du hast kalte Füße gekriegt und bist abgedreht, wie soll ich mit so jemandem ein Haus kaufen, krieg das in den Griff) eine Therapeutin besuchte, wurde mir von dieser nach nur einer Hand voll Sitzungen klar gemacht dass ich gegen diese narzisstischen Verhaltensweisen keine Chance hätte.
Ich wartete auf etwas, das niemals eintreten würde.
Zu dem Zeitpunkt wurde mir klar dass sie, wenn denn mal vorhanden gewesen, jeden Respekt vor mir verloren hatte.
Irgendwann kam dann unweigerlich von ihr aus die Trennung. Mit den klassischen Vorwürfen um mir die Schuld daran zu geben. O-Ton: Ich habe mein Vertrauen in dich verloren, weiß nicht ob du jemals wieder ein Fels für mich sein kannst. Ich muss jetzt alleine weiter ziehen. (das tat sie für genau 4 Wochen, dann zog sie lieber mit einem anderen durchs Bett)
Und auch dabei war ich fest davon überzeugt dass ich das alles ungeschehen machen kann, wenn ich nur noch mehr kämpfe. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch noch erfolgreich ausgeblendet, dass es nichts mehr gibt was ich noch für sie besser machen könnte. Ich war gänzlich ausgeblutet.
Das ist jetzt über ein Jahr her.
Zwei Monate lang taumelte ich zwischen der Sehnsucht nach ihr, der Hoffnung sie würde merken was sie verloren hat, und dem Ekel und der Enttäuschung darüber dass sie mit einem anderen weiter macht.
Und eines Tages stand sie vor meiner Tür. So wie man sich das immer wünscht, wenn man allein zuhause sitzt und glaubt es war alles nur ein Traum.
Danach folgte das ganze Gedeck der verzweifelten Versuche wieder dort anzuknüpfen wo es mal gut war.
Es war das schlimmste was ich bis dato erlebt hatte. Nichtmal Reue hat sie geäußert. Sich sogar gegen meinen Anspruch darauf gewehrt.
Wir haben uns quasi täglich gestritten, meistens weil wir uns gegenseitig die Schuld an irgendetwas vergangenem gegeben haben.
Die Quintessenz aus dem ganzen war dass ich etwa 8 Monate lang versuchte ihr alles recht zu machen und mich völlig, naja. Zum Löffel gemacht habe.
Diese Zeit endete vor drei Monaten. Sie hat mich nach einem zerstrittenen Wochenende zu sich bestellt, mir binnen 3 Minuten versucht die Schuld an diesem Streit zu geben, und als ich ihr deutlich machte dass sie so nicht mit mir umspringen darf wurde ich mit den Worten ich hab mit genug Leuten darüber gesprochen, wenn du das nicht ein siehst ist das hiermit für mich beendet rausgeschmissen.
Meine zu Gesprächsbeginn angezündete Zig. war noch nichtmal halb aufgeraucht.
Auch meine Kontaktversuche die Tage danach hat sie deutlichst damit beantwortet, dass sie mich einfach nur vergessen und nie wieder etwas von mir hören will.
Seitdem war ich für ein paar Wochen stolz. Hauptsächlich weil ich glaubte sie würde schon wieder aufwachen und dann hätte ich zum ersten Mal Recht damit behalten nicht wieder alles anzunehmen was sie schlechtes in mir sieht.
In dieser Zeit habe ich die ehemalig gemeinsame Wohnung gekündigt, erfolgreich das Bewerbungsverfahren für eine Führungsposition abgeschlossen und mich zwar allein aber gut gefühlt. Irgendwann würde sie sehen dass ich doch ein macher und kein Idiot bin. Von ihr nie wieder ein Wort, ich war auch standhaft in puncto KS.
Vor vier Wochen dann die Ohnmacht. Es trieb mich im bekannten Sozialen Netzwerk auf ihr Profil und da stand das was niemand der noch auf etwas hofft lesen will.
Ich war wie aufgeschreckt, in Panik und stand neben mir. Ich habe dann wirklich den kompletten Tag alle Kanäle aktiviert um an Informationen zu kommen.
Das Ergebnis war die Gewissheit dass sie schon lange nach einer besseren Alternative suchte, in Singlebörsen aktiv war, der neue absolut ihr Herz höher schlagen lässt, und nach so viel Misstrauen war auch der Verdacht auf Betrug und warmen Wechsel nicht mehr weit. Er wurde prompt in ihrem Freundeskreis herzlich aufgenommen und ihr Leben scheint seitdem Bilderbuchartig endlich dort hin zu verlaufen wo sie immer hin wollte.
Seitdem bin ich nicht mehr ich. Ich habe von morgens bis abends damit verbracht zu trauern, alles was die letzten 6 Jahre passiert ist irgendwo einzuordnen und mir eine plausible Erklärung für alles zusammen zu bauen. Ich habe mit Leuten darüber geredet, so lange bis es niemand mehr hören konnte.
Und ich habe für alles etwas gefunden. Jetzt gibt es nichts mehr was mir noch als ungewiss oder fraglich im Kopf rum schwirrt. Keinen Strohhalm, keinen Grund warum es nicht so ist, wie es ist, und mich erschlägt die bittere Wahrheit nurnoch.
Natürlich kommt man bei diesem ewigen hinterfragen und sich selber Antworten basteln nicht besonders gut weg. Aber anscheinend war mein Selbstwertgefühl auch davor schon kaum noch greifbar.
Ich habe das Gefühl als würde mein Herz jeden Moment nochmal genau so brechen wie in dem Augenblick davor. Immer wieder diese Gewissheit dass sie weiter macht, glücklich ist, und ich schon sehr lange keine Chance mehr hatte.
Angst davor allein zu sein habe ich nicht, sondern Angst davor nicht mehr unbeschwert und glücklich zu werden, egal wie das aussehen mag.
Bald geht der Umzug los und der neue Job startet, und alles was ich fühle und denke ist die schiere Verzweiflung.
Ich kann nichtmal mehr benennen was es ist. Es ist von einem konkreten das geht mir gerade durch den Kopf und macht mich traurig, tut weh, etc zu einem dumpfen sie wird nie wieder kommen und du kannst nichts dagegen tun geworden. Meistens würde ich mich dann gern so lange aus mir selbst raus winden und meinen Körper verlassen, nur um das nicht mehr spüren zu müssen.
Bin ich einfach am Ende einer Etappe angekommen? Durch mit grübeln?
Ist überhaupt jemand von euch ähnlich intensiv darauf fixiert gewesen das alles in Schubladen zu stecken bis man nichts mehr vor sich liegen hat? Ich denke manchmal das ist schon krankhaft.
Oder ist es das was die Leute meinen wenn sie sagen erst wenn du nurnoch resignierst gehst du wirklich durch die Trauer?
Ich hab so sehr gehofft dass ich dank der Antworten endlich abschließen kann. Aber ich glaube ich falle immer weiter.
Puh.
Ich entschuldige mich direkt schonmal für die Länge des Textes, aber ich musste das mal einfach so rausschmeißen. Und danke an diejenigen, die sich das durchgelesen haben, obwohl es hier gefühlt tausende solcher Geschichten gibt. Ihr seid, soviel ist sicher, vielen Menschen mehr Trost als man glaubt.
30.10.2017 17:16 •
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