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Das Gefühl, etwas zu verpasst zu haben

P
Hallo Forum! Ich weiß gar nicht ob ich hier richtig bin. Ich bin seit über 30 Jahren mit meinem Mann und ersten richtigen Freund zusammen. 25 Jahre davon verheiratet. Wir haben ein gemeinsames Kind, ein Haus und beide gute solide Berufe. Ich war in all den Jahren öfter in andere verliebt, bin diesen Männern aber nie näher gekommen. Es war eher so, das ich mir mit diesen Tagträumen die Langeweile vertrieb. Ich würde unsere Ehe auch trotzdem als glücklich bezeichnen. Wir sind beide eher ruhig und leben sehr zurück gezogen. Außer den Kollegen, der Familie und einem befreundeten Paar haben wir keine sozialen Kontakte. Hobbys haben wir zwar aber die Leben wir alleine aus. Als wir uns kennen lernten waren wir schon über 20 und beide eingefleischte Mauerblümchen. Inzwischen sind wir ü 55 und bei mir stellt sich immer heftiger das Gefühl ein, etwas verpasst zu haben. Ich weiß das ist Quatsch, denn ich wäre ohne meinen Mann sehr unglücklich geworden. Aber ich werde schon sehr traurig, wenn ich daran denke, das unser Leben so weiter vor sich hin plätschern wird. S. läuft nichts mehr. Wir leben eher wie gute Freunde. Es ist nicht so das ich was vermisse aber traurig ist es schon. Wer kennt so eine Lebensweise?

14.04.2020 21:27 • x 2 #1


A
Zitat von Papillon7:
S. läuft nichts mehr.


Warum nicht?

14.04.2020 21:42 • x 1 #2


A


Das Gefühl, etwas zu verpasst zu haben

x 3


P
Es hat sich so ergeben. Früher wollte ich nicht, jetzt will er nicht mehr.

15.04.2020 11:53 • x 1 #3


P
Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich nicht lieber trennen sollte. Aber wir verstehen uns ja gut. Alleine würde ich mich viel schlechter zurecht finden. Ich glaube auch nicht mehr, das ich jemand anderes finden würde. Frauen ab 50 gelten ja als schwer vermittelbar. Ich bin auch nicht besonders attraktiv. Ich hab ein schlechtes Gewissen, das ich so empfinde aber ich glaube nicht mehr an die große Liebe. Mir ist sie jedenfalls noch nie begegnet. Vielleicht ist das was ich mit meinem Mann habe auch gar nicht so schlecht. Wie auch immer, ich werde in meinem Leben nicht mehr heraus finden können, ob ich tatsächlich etwas verpasst habe. Darum behalte ich den Spatz in der Hand. Die Taube auf dem Dach war noch nie für mich bestimmt. Die fliegt all den anderen Frauen vielleicht gebraten in den Mund.

15.04.2020 16:16 • x 1 #4


NurBen
Zitat von Papillon7:
Aber ich werde schon sehr traurig, wenn ich daran denke, das unser Leben so weiter vor sich hin plätschern wird.

Das liegt zu 50% in deiner Hand.
Redet darüber und zur Not hilft vielleicht eine Paartherapie.

15.04.2020 16:21 • x 2 #5


P
Von einer Paartherapie halte ich nichts. Wir waren vor Monaten mal bei einer Probestunde. Die Therapeutin hat uns einen Vortrag gehalten, das S. quasi lebenswichtig für eine Ehe sei. Sie setzte meinen Mann dadurch sehr unter Druck, denn aktuell ist er ja derjenige, der mauert. Das ging total nach hinten los. Seitdem schlafen wir sogar getrennt.

15.04.2020 16:28 • #6


A
Liebe Papillon,

Du klingst so schrecklich resigniert.

Ihr solltet unbedingt schauen, dass Ihr Euer 6-Leben wieder auf Vordermann bringt.
Sechsualität / Kuscheln ist die intimste Form der Kommunikation.
Das hat mit Seelensprache zu tun, mit Verbindung, Kontakt und Berührung, nicht nur auf der Haut, innen!
Ich finde, Sechsualität ist das Lebensbejahendste überhaupt!
Du solltest Dich wieder lebendig fühlen.

Habe Dir eine PN geschickt.

Gruß, Arjuni

15.04.2020 16:34 • x 8 #7


H
Hallo Papillon7,

du musst dich natürlich nicht mit der Situation abfinden, sondern du kannst etwas in die Wege leiten, was dich aus dieser Situation führt.

Das musst du natürlich wollen und, wie immer im Leben, dafür auch einen Preis bezahlen. Der erste Preis ist der, dass du dir selbst etwas eingestehen musst, wo du dich gerade in deiner Ehe befindest. Das hast du schon ein klein wenig getan und du spürst Unbehagen. Dann musst du Mut haben, dieses Wollen der Veränderung auch gegenüber deinem Mann zu vertreten. Das wird Folgen haben. So oder so. Darin wohnt eine Chance und ein Risiko.
Zuletzt musst du bereit sein, das Risiko des Ungewissen in Kauf zu nehmen, denn niemand kann dir vorher sagen, wo du am Ende stehen wirst, wenn es kein glückliches Ende mit deinem jetzigen Mann gibt. Dein Aufbegehren kann aber ja auch zu einer Veränderung bei deinem Mann führen.


Eins ist aus meiner Sicht aber sicher: Frauen mit 50 sind nicht schwer vermittelbar. Jedenfalls nicht generell. Ausnahmen bestätigen die Regel.

15.04.2020 18:26 • x 4 #8


G
Zitat von Papillon7:
Es hat sich so ergeben. Früher wollte ich nicht, jetzt will er nicht mehr.

@papillon7, sehr wahrscheinlich liegt hier genau das Problem und das was jetzt ist dürfte zu einem
wesentlichen Teil darauf begründet sein. Letzlich hast Du mit früher wollte ich nicht einen wesentlichen
Teil einer Ehe, nämlich das was eine Ehe von einer nur WG abhebt, einseitig Deinem EM aufgezwungen.
Wenn er in einer WG leben wollte, hätte er ganz sicher nicht geheiratet. Da dürfte eine ganze Menge
Frust, aber auch zunehmen die Liebe zu Dir, auf der Strecke geblieben sein. Jetzt will er nicht mehr
ist sicher erklärbar mit der Enttäuschung, aber vor allen Dingen wird er Dich nicht mehr als Frau an
seiner Seite sehen, sondern bestenfalls wie eine Schwester die er gerne hat. Wer will schon mit seiner
Schwester .....

Du hast noch Glück, dass er als EM noch an Deiner Seite geblieben ist. Du dürftest Dich also nicht
beklagen. Deine Gedanken etwas perpasst zu haben solltest Du entweder fallen lassen, oder mit
Deinem Mann sprechen. Vielleicht gibt er Dir ja die Freiheit nach dem etwas verpasstem zu suchen
- was soll das denn sein was für Dich erstrebenswert ist? - als nun Single.

15.04.2020 19:00 • x 2 #9


P
Mein Anteil an der Misere ist mir bewusst. Ich will auch keine Trennung und ich werde meinen Mann nicht unter Druck setzen. Ich werde es weiter aushalten.

15.04.2020 19:40 • x 1 #10


G
Zitat von Papillon7:
Ja, das ist ja, was mir an der Sache so zu schaffen macht. Ich fühle mich sehr alt gerade, eigentlich fast schon wirklich wie abgestorben. Ich frage mich, ob es wirklich die beste Lösung ist, das weiter auszuhalten. Danke auch für Deine Anteilnahme und den Heinweis auf Tant. oder slow S.. Ich glaube aber nicht, das ich meinen inzwischen fast asexuellen Mann dadurch zu mehr oder genussvollerem S. bewegen kann. Er will ja gerade alles vermeiden, was in diese Richtung geht. Ich gebe mir Mühe, das nicht persönlich zu nehmen, auch wenn es vielleicht damit zu tun hat, das er mich einfach nicht mehr anziehend genug findet. Ich denke, ich werde mich einfach mit dieser Situation abfinden müssen.

Nichts ist in Stein gemeißelt. Er sieht in Dir und erkennt in Dir nicht seine Frau sondern da ihm eine nur
noch WG, vermutlich schon seit Jahren, aufgezwungen wurde, so etwas wie eine Schwester. Vermutlich
will er jetzt - um sich selbst zu schützen und nicht wieder in eine solche emotional sehr belastbare Lage zu
kommen -, keine Nähe mehr zu lassen.

Ich kann Dir nur empfehlen, setze Dich in ungestörter Umgebung mit Deinem EM zusammen und teile
ihm mit wie es Dir geht und was Du Dir wünschst und vergesse auch nicht dabei zu sagen, dass Du
eingesehen hast hier einen Fehler gemacht zu haben. Bitte lasse jedoch weg, es sei denn Du wolltest
Deine Ehe gefährden, ihm zu sagen ich habe das Gefühl, etwas verpasst zu haben . Das könnte
sehr schlecht ankommen und ihn möglicherweise vermuten lassen, es steckt bereits mehr dahinter.

Das wichtigste ist also offen, ehrlich und zugewandt mit Deinem EM in der Ich-Form zu kommunizieren
und ihn bitten mit Dir eine gemeinsame Lösung zu finden. Ohne ihm das Gefühl zu geben, Du bist
wieder seine Frau die ihn als Mann liebt, wird das jedoch kaum gelingen. Dennoch wird es nicht
einfach werden, da das natürlich auch davon abhängt ob noch Liebe bei ihm für Dich als Frau
vorhanden ist und möglicherweise nur verschüttet war.

Ich wünsche Dir viel Glück. Es gibt immer einen gemeinsamen Weg, wenn beide das wollen und
Geduld dafür aufbringen. Alles Gute. Es kann gelingen.

15.04.2020 20:20 • x 1 #11


unbel-Leberwurst
Zitat von Papillon7:
Es hat sich so ergeben. Früher wollte ich nicht, jetzt will er nicht mehr.


Von welchen Zeiträumen sprechen wir denn hier?

15.04.2020 22:50 • #12


Gorch_Fock
Gruselig. Und klar, jeder Einfluss von Außen wird von Euch als Bedrohung wahrgenommen. Ganz ehrlich? Was willst Du mit so einer Einstellung verpasst haben? Das macht so kein aktiver und leidenschaftlicher Mann mit. So wie es klingt hast Du dich dem Sechs in Deinen jungen Jahren verweigert. Und jetzt soll es aufeimal gehen oder die Veränderung kommen? Aus dem Nichts? Das ist harte Arbeit im Rahmen einer Therapie. Ansonsten musst Du dich trennen und der Realität ins Auge schauen. Ohne Willen zur Veränderung wirst Du nicht weier komnen.

16.04.2020 04:06 • x 2 #13


P
Verweigert habe ich den Sechs nur manchmal. Meistens ließ ich mich dann doch überreden. Nach dem wir unser Kind bekommen haben, war es aber schwierig mit dem Überreden. Das kennt ja wohl jedes Paar. Die Nachtruhe ist gestört, man hat Schlafmangel und bei beengten Wohnverhältnissen ist das Kind oft auch mit im Schlafzimmer oder sogar Ehebett. Bei uns war das lange so. Dann kamen andere Problemchen und so wurde unser Sechsleben immer weniger. Wenn wir dann mal Zeit für uns hatten, konnte ich im Gegensatz zu meinem Mann nicht auf Knopfdruck umschalten. Aus anfänglich 2x die Woche wurde 1x dann alle 2 Wochen, dann einmal im Monat, dann alle 2 Monate und dann nur noch 3 bis 4 x im Jahr. Da unser letzte Sechs aber nun schon 9 Monate her ist, gehe ich davon aus, das es damit jetzt ganz vorbei ist. Und wie gesagt, je mehr ich dränge oder weine oder beleidigte Leberwurst spiele, desto mehr zieht mein Mann sich zurück. Der Besuch beim Paartherapeuten brachte dann soviel Druck mit sich, das wir sogar unsere Schlafzimmer trennten. Mein Mann brauchte Abstand von allem und besonders von mir. Tagsüber verstehen wir uns gut, sind ein eingespieltes Team und haben auch Spaß zusammen. Besonders natürlich, wenn unser Kind nach Hause kommt. Aber die ruhigen Stunden werden immer mehr. Und in Corona-Zeiten ist es sogar für mich inzwischen unerträglich geworden. Obwohl ich noch nie großen Wert auf Vereinsleben oder Partys gelegt habe, fällt mir jetzt mit meinem Mann die Decke auf den Kopf. Und das fehlende Sechsleben steht wie eine Wand zwischen uns. Niemand wagt es mehr, dieses Problem anzusprechen. Ich warte darauf, das er von sich aus wieder auf mich zukommt aber es stimmt schon, er scheint mich nicht mehr als seine Frau wahrzunehmen. Ich bin irgendwie zum Neutrum geworden und so fühle ich mich inzwischen auch.

Wenn ich so nachrechne, wie alt meine Eltern wurden, habe ich nicht mehr viel Zeit. Ich bin 54, mein Mann einige Jahre älter. Er geht auf die 60 zu. Meine Eltern und auch mein Schwiegervater wurden alle keine 80. Nur meine Schwiegermutter lebt noch und ist bei bester Gesundheit trotz ihrer aktuell 92 Jahre. Sie ist aber auch ein ganz anderer Typ als ich. Sie war immer sehr umtriebig und in positivem Sinne egoistisch. Sie war trotz ihrer 5 Kinder immer berufstätig und in diversen Vereinen aktiv. Mein Mann wurde von seiner Oma groß gezogen. Manchmal denke ich, er hängt deshalb so an mir, weil er in mir einen Mutterersatz sieht. Er war immer schon sehr anhänglich und wir leben sehr viel Nähe, wenn wir auch nicht mehr miteinander schlafen. Diese Nähe erdrückt mich einerseits und andererseits fehlt mir mein Mann als Mann.

Ich denke, aus diesem Dilemma würden wir nur heraus kommen, wenn wir beide uns verändern. Diese Bereitschaft sehe ich aber bei meinem Mann nicht und ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, was ich jetzt tun sollte, um seine männliche Seite und sein Interesse an mir als Frau wieder zu wecken. Ich bin eben eher der Mama-Typ. Ich bin kein männermordender Vamp, das war ich noch nie. Ich glaube auch nicht, das die glücklicher sind als ich. Dennoch hätte ich gerne wenigstens einmal in meinem Leben sowas wie Leidenschaft erlebt. Ich wäre so gerne einmal eine femme fatale gewesen, die geliebt und verehrt wird. Wenigstens von meinem Mann hätte ich mir gewünscht, das er mir dieses Gefühl manchmal gibt. Meine Realität war aber eine andere und das wird sich nun nicht mehr ändern lassen.

Wie so viele andere Wünsche und Sehnsüchte wird sich auch das nicht mehr erfüllen lassen. Ich wäre z.B. gerne mal in die Welt gereist. Ich hätte gerne mal New York gesehen oder die Serengeti oder wenigstens die ewige Stadt Rom. Wir aber fahren jedes Jahr an die Nordsee und selbst das wird in diesem Jahr wohl ausfallen. Manchmal denke ich, ich habe mein Leben nie wirklich leben können. Dabei war ich eine fleißige Schülerin, habe Abi und sogar einen 1 er Schnitt. Aber auch beruflich konnte ich mein Potential nie nutzen. Ich wurde von meinen Eltern in einen ungeliebten Beruf gedrängt, der zwar ganz ordentlich bezahlt wird, den ich aber nie geliebt habe. Auch die große Familie, die ich mir immer wünschte, habe ich nicht bekommen. Es blieb bei einem Kind.

Es war ein ruhiges Leben voller Entäuschungen, Grenzen und unerfüllter Träume. Es mag Jammern auf hohem Niveau sein, denn ich lebe ja das typische Durchschnittsleben, das viele so anstreben. Aber mich hat es nie zufrieden oder gar glücklich gemacht. Ja, ich bin traurig darüber. Sehr traurig im Moment aber ändern werde ich es nicht mehr können. Die Angst vor dem Absturz in die Einsamkeit ist zu groß. Alleine säße ich in einer kleinen Wohnung und wäre noch einsamer als jetzt. Ich bin 54 und mein Leben wird noch ein paar Jahre dauern. Aber eigentlich ist es jetzt schon vorbei!

Danke, das ich mich hier wenigstens mal ausheulen durfte.

16.04.2020 13:31 • x 5 #14


unbel-Leberwurst
[quote=Papillon7]

. Und wie gesagt, je mehr ich dränge oder weine oder beleidigte Leberwurst spiele, desto mehr zieht mein Mann sich zurück. Der Besuch beim Paartherapeuten brachte dann soviel Druck mit sich, das wir sogar unsere Schlafzimmer trennten
[/quote]

Mich irritiert, dass es offenbar überhaupt kein vernünftiges Gespräch über die Sache zu geben scheint.
Wieso kann man sich nicht als erwachsen an einen Tisch setzen und normal darüber reden?

16.04.2020 14:19 • x 2 #15


A


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