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Das Gefühl, etwas zu verpasst zu haben

Wasabix
Zitat von Papillon7:
Mein Anteil an der Misere ist mir bewusst. Ich will auch keine Trennung und ich werde meinen Mann nicht unter Druck setzen. Ich werde es weiter aushalten.


Ich kann lesen, spüren, dass du sehr traurig bist.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Bin im gleichen Alter wie du, hatte /aber ein völlig anderes Leben als du.

Geh bitte nicht zu sehr deinen Gedanken und rationellen berlegungen nach, bleib auf der gefhlsebene, so mit dir. Du brauchst offenbar jetzt sehr viel Aufmerksamkeit für dich.
Das geht nicht gegen deinen Mann oder eure Ehe. Es ist für dich Du spürst etwas wichtiges in dir, das an dir zieht. Spr und gib dem nach.
Gute beraterische/psychologische Begleitung für DICH kann extrem hilfreich sein. Ich wünsche DIR Glück!
Und dein Mann ist selbstverständlich für sich selbst verantwortlich, so wie Du für Dich.
Ein wichtiger und befreiender Lernschritt kann das sein.

21.04.2020 11:44 • x 2 #91


unbel-Leberwurst
Zitat von Papillon7:

Eines aber ist mir in den letzten Wochen klar geworden. Ich bin froh und glücklich, meinen Mann und meine Familie durch all die Capriolen nicht verloren zu haben. Ich werde alles daran setzen, damit das so bleibt.


Warum?
Damit du das hier fortsetzen kannst?:

Zitat von Papillon7:
Aber ich werde schon sehr traurig, wenn ich daran denke, das unser Leben so weiter vor sich hin plätschern wird. S. läuft nichts mehr


Du bewegst dich in die richtige Richtung, aber mit dreimal die Woche walken ist es nicht getan.

21.04.2020 11:52 • #92


A


Das Gefühl, etwas zu verpasst zu haben

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P
Unbel Leberwurst; die von dir zitierten Sätze habe ich an einem depressiven Tag geschrieben. Das nur, damit du es richtig einordnen kannst. Aber klar, unsere Lebenssituation ist schwierig - immernoch. Und andere Menschen wären schon längst geflohen. Ich denke du auch. Es ist aber so, das wir uns entschieden haben das alles zusammen durchzustehen. Natürlich in der Hoffnung, das es irgendwann wieder besser wird.

Mir ist klar geworden, ich kann und ich will dazu eine Menge beitragen. Ich bin das Problem in unserer Ehe, nicht mein Mann. Er ist ein Sonnenschein und der beständige Teil unserer Partnerschaft. Heute morgen z.B. saß er schon lange an der Arbeit im Home Office und ließ mich ausschlafen, weil ich eine schlechte Nacht hatte. Als ich dann endlich aufstand um Frühstück zu machen, bedankte er sich mit einem Lächeln und als ich unter die Dusche ging, wozu ich wiederrum eine Stunde Anlauf benötigte, machte er einen kleinen Scherz, der mich zum Lachen brachte. Viel zu lange habe ich all diese kleinen Dinge nicht schätzen können. Viel zu lange habe ich um all die Liebe getrauert, die ich in meinem Leben NICHT bekommen habe. Ich habe dabei übersehen, wieviel Liebe mir täglich geschenkt wird. Es stimmt, wir sind sicher kein Traumpaar. Wir haben beide unsere Macken. Wir sind ziemlich nerdig, wie man neudeutsch wohl sagen würde. Wir sind auf Partys regelmäßig die Spaßbremsen gewesen, sofern wir überhaupt noch dazu eingeladen wurden. Unsere einzigen verbliebenen Freunde nerven wir regelmäßig mir unseren politischen Ansichten, die eher so in der linken bzw. Grünen Ecke einzuordnen sind. Aber dennoch hören sie sich das immerwieder geduldig an. Auch wenn ihr Leben komplett anders ist als unseres. Sie haben all die tollen Reisen schon gemacht, von denen ich noch träume. Und sie sind und waren immer wesentlich erfolgreicher und somit auch finanziell besser gestellt als wir. Aber sie lieben uns und sind uns treu. Sogar in diesen Corona Zeiten.

Es wird Zeit für mich, für all diese Dinge wieder die Augen zu öffnen und nicht länger den vermeintlich verpassten Chancen hinterher zu trauern. Aber wie gesagt, heute ist ein guter Tag!

21.04.2020 12:15 • x 3 #93


DieSeherin
nimm dein eigenes lächeln dieses guten tages mit ins bett und lächel dich morgen als erstes im spiegel an - klingt zwar komisch, hilft aber tatsächlich

21.04.2020 12:47 • x 2 #94


unbel-Leberwurst
Zitat von Papillon7:
. Natürlich in der Hoffnung, das es irgendwann wieder besser wird. Mir ist klar geworden, ich kann und ich will dazu eine Menge beitragen.


Der letzte Satz ist der entscheidende, denn wenn du wartest, dass das Leben bei dir klingelt und dich abholt, dann wartest Du lange.

21.04.2020 13:35 • x 2 #95


P
Hallo, mal wieder ein kurzes Update von mir. Es geht mir gut und das überrascht mich selbst. Ich weiß zwar, dass die nächste Depri-Phase schon hinter der nächsten Ecke lauert aber immerhin halten die guten Tage jetzt schon seit fast 2 Wochen an. Im Gegensatz zum Gros der Bevölkerung scheint mir die Corona-Krise psychisch sogar gut zu tun. Die Ruhe und die immer gleich ablaufenden Tage tun mir gut. Endlich mal kein sozialer Zwang zu feiern und das Leben zu genießen. Endlich fallen wir mit unserem fast schon Einsiedler-Leben nicht weiter auf. Ab und zu gehe ich einkaufen und in die wieder geöffneten Bekleidungsläden und stöbere in Ruhe. Wenn eine Verkäuferin mich anquatscht, schaue ich kurz über meinen Mundschutz hinweg auf und schon geht sie auf Abstand. Das finde ich richtig toll.

Mein Mann arbeitet im Home Office und ist immer da. Ich bin nicht mehr einsam und allein zu Hause sondern habe immer einen Ansprechpartner. Wir gehen uns nicht auf die Nerven sondern ziehen uns bei Bedarf in unsere Ecke zurück und das ist endlich mal völlig ok. Also von mir aus könnte das so weiter gehen!

26.04.2020 11:45 • x 4 #96


DieSeherin
das klingt richtig gut

27.04.2020 08:01 • #97


unbel-Leberwurst
Zitat von Papillon7:
-Die Ruhe und die immer gleich ablaufenden Tage tun mir gut.
-Endlich mal kein sozialer Zwang zu feiern und das Leben zu genießen.
-Endlich fallen wir mit unserem fast schon Einsiedler-Leben nicht weiter auf.
-Wenn eine Verkäuferin mich anquatscht, schaue ich kurz über meinen Mundschutz hinweg auf und schon geht sie auf Abstand.
-Mein Mann arbeitet im Home Office und ist immer da. Ich bin nicht mehr einsam und allein zu Hause sondern habe immer einen Ansprechpartner. Wir gehen uns nicht auf die Nerven sondern ziehen uns bei Bedarf in unsere Ecke zurück und das ist endlich mal völlig ok.

Also von mir aus könnte das so weiter gehen!


Und wie passt das jetzt alles zu der Frau, die unbedingt ausbrechen will?
Du fühlst Dich doch offenbar am wohlsten, wenn Routine und Ruhe herrscht

27.04.2020 10:03 • #98


DieSeherin
Zitat von unbel Leberwurst:
Und wie passt das jetzt alles zu der Frau, die unbedingt ausbrechen will?
Du fühlst Dich doch offenbar am wohlsten, wenn Routine und Ruhe herrscht


das kann ich sogar verstehen - so unlogisch es auch klingt! momentan wird man nicht ständig von außen mit der unendlichkeit der möglichkeiten konfrontiert, sondern genießt es einfach, wenn man einen vertrauten menschen an der seite hat (im gegensatz zu jenen, die alleine sind), vielleicht balkon, oder gar einen garten hat (im gegensatz zu jenen, die in einer 2-zimmer-wohnung die kinder bespaßen müssen), keine existenzängste haben muss (im gegensatz...)... man bewertet sein eigenes leben komplett anders!

27.04.2020 12:04 • x 2 #99


P
Zitat von unbel Leberwurst:
Und wie passt das jetzt alles zu der Frau, die unbedingt ausbrechen will?
Du fühlst Dich doch offenbar am wohlsten, wenn Routine und Ruhe herrscht


Ja, das klingt alles etwas paradox, das gebe ich zu. Aber irgendwie scheint es so zu sein, dass ich ständig das Gefühl habe, den Anforderungen der Spaßgesellschaft nicht zu genügen. Wenn Nachbarn z.B. ständig mit Gästen im Garten lautstark feierten, fühlte ich mich unzulänglich, weil wir das eben mangels Freunden nicht können. Wenn Bekannte von ihren Kegeltouren oder Wellnesswochenenden erzählten, fühlte ich mich einsam, weil ich das nicht vorweisen kann. Dabei scheint es ja so zu sein, dass ich das ohne diesen sozialen Druck gar nicht vermissen würde. Zur Zeit kann niemand alle diese Dinge tun und mir geht's damit super gut. Ich liebe die Ruhe im Garten, die nur durch die gelegentlichen Grillorgien der Nachbarn gestört wird. Ich genieße endlich wieder meine Bücher zu lesen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich ja eigentlich im Fitnessstudio sein müsste.

Durch diese Corona-Krise scheint mir erstmals bewusst zu werden, wer ich eigentlich bin. Und mir wird klar, dass nicht etwa mein Mann Schuld an unserem Einsiedlerleben ist, sondern dass das auch meinem Charakter eigentlich sehr entgegen kommt. Zusätzlich bekomme ich durch den Home Office meines Mannes guten Einblick in seine Arbeitsweise. Und ich muss sagen, ich habe großen Respekt vor ihm, bzw. ich gewinne diesen wieder zurück. Er macht das großartig! Scheinbar hat er sein Licht in seinen Erzählungen immer sehr unter den Scheffel gestellt. Also für uns und unsere Ehe ist diese Corona-Krise sehr heilsam momentan.

27.04.2020 12:50 • #100


unbel-Leberwurst
Zitat von Papillon7:
Wenn Nachbarn z.B. ständig mit Gästen im Garten lautstark feierten, fühlte ich mich unzulänglich, weil wir das eben mangels Freunden nicht können. Wenn Bekannte von ihren Kegeltouren oder Wellnesswochenenden erzählten, fühlte ich mich einsam, weil ich das nicht vorweisen kann. Dabei scheint es ja so zu sein, dass ich das ohne diesen sozialen Druck gar nicht vermissen würde.


Aber diesen Druck machst Du Dir doch ausschliesslich selber.
Das ist nicht die böse Gesellschaft, sondern Du...

27.04.2020 12:59 • x 2 #101


P
Zitat von unbel Leberwurst:
Aber diesen Druck machst Du Dir doch ausschliesslich selber.
Das ist nicht die böse Gesellschaft, sondern Du...


Ja, natürlich mache ich das. Ich habe mich auch gefragt, wo das herkommt. Und mir ist meine Kinder- und Jugendzeit eingefallen und eine Begebenheit, als meine Mutter mich einem ihrer Vorträge unterzog, weil ihr meine Stubenhockerei auf die Nerven ging. Ich bin aber eben so, wie ich nunmal bin. Leider wurde mir nie vermittelt, dass ich so ok bin. Es wird höchste Zeit, dass ich mir das selbst erarbeite.

27.04.2020 13:39 • x 2 #102


unbel-Leberwurst
Zitat von Papillon7:
Leider wurde mir nie vermittelt, dass ich so ok bin. Es wird höchste Zeit, dass ich mir das selbst erarbeite.


Das halte ich für einen guten Ansatz.
Und vor allem scheinst Du das doch auch gut erreichen zu können, ohne dass eure Beziehung darunter leiden muss.

27.04.2020 13:45 • x 1 #103


P
Die Schatten ziehen auf! Diesmal geht's weniger um die Ehe als um die Stimmung auf der Arbeit. Es deuten sich hier große Umbrüche in der Leitungsebene an und die Stimmung ist sehr schlecht. Obwohl ich damit eigentlich nichts zu tun habe, belastet mich das. Und schon hänge ich wieder Gedanken nach, die mir nicht gut tun. U.A. kreist der AM wieder in meinem Kopf und wie sehr ich unsere gemeinsame Arbeit damals geliebt habe. Wegen unserer Geschichte, habe ich damals da gekündigt. Ansonsten hätte ich den Absprung nie hinbekommen. Seitdem habe ich 4 x den Arbeitgeber gewechselt und hatte gehofft, ich hätte nun endlich wieder eine Stelle gefunden, wo es mir halbwegs gut geht und wo ich bleiben kann. Und kaum habe ich mich dort eingelebt passieren einschneidende Dinge. Es ist wie ein Fluch, der seit meiner Affäre auf mir liegt. Der Leitungswechsel, die Corona-Krise und die allgemein angespannte Stimmung. In den letzten Wochen haben viele nette Kollegen gekündigt. Jetzt scheint mein Chef gehen zu wollen, mit dem ich gut zurecht kam. Ich will nicht schon wieder wechseln. Ich bin 54! Noch ca. 12 Jahre, dann gehe ich in Rente. Bei einem erneuten Wechsel hätte ich wieder eine Probezeit, Urlaubssperre und evtl. zunächst eine Befristung. Das alles raubt enorm viel Kraft.

Bis jetzt ist die Stimmung mit meinem Mann trotzdem gut. Aber die dunklen Wolken, die über mir aufgezogen sind, machen mir Sorge. Ich will das alles nicht schon wieder....

29.04.2020 13:37 • #104


DieSeherin
Zitat von Papillon7:
Bis jetzt ist die Stimmung mit meinem Mann trotzdem gut. Aber die dunklen Wolken, die über mir aufgezogen sind, machen mir Sorge. Ich will das alles nicht schon wieder....


dann schieb die wolken zur seite, indem du dir bewusst machst, dass es gerade jetzt um den betrieb geht und nicht um dich als person! binde deinen mann in deine beruflichen ängste ein, er scheint ja wohl sehr professionell mit sowas umzugehen?

(und ich bin 55 und noch lange nicht soweit, dass ich die letzten jahre in ruhe verbringen möchte )

29.04.2020 13:50 • #105


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