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Das Gefühl, etwas zu verpasst zu haben

A
Ich bitte dich, du bist gerade mal 15 Jahre älter als ich. Und ich bin noch ein junges Pupperl. Erstens würde ich mal deinen Mann fragen, ob er überhaupt ein Problem damit hätte, wenn du die Ehe öffnen würdest. Sich gegenseitig ein Zölibat aufzwingen kann es ja auch nicht gewesen sein. Vielleicht ändert er dann was, oder du suchst dir halt einen Lover.
Und wieso brauchst du deinen Mann dazu, um nach Rom zu reisen? Wenn dieser Corona-Zauber vorbei ist, setz dich in den Flieger und gut ist. Er wird ja mal ein Wochenende ohne dich überleben. Du ergibst dich doch selbst in eine Passivität. Mein Onkel ist fast 90 und fliegt noch jedes Jahr durch die Weltgeschichte. Dafür muss man aber schon auch selbst den Hintern von der Couch hochbekommen.

16.04.2020 15:40 • x 2 #16


P
Euch das alles zu erklären, wäre kompliziert und wahrscheinlich auch nur schwer nachvollziehbar. Wir sind eben ein altes sehr eingefahrenes Ehepaar, das nicht mit- aber auch nicht ohne einander kann. Würde ich z.b. verkünden, das ich nächstes Wochenende nach Rom fliege, würde mein Mann mitkommen wollen. Er würde detaillierte Pläne ausarbeiten, wann wir welche Sehenswürdigkeit wie lange besuchen. Er würde ein billiges Hotel aussuchen und ein Ticket für den ÖPNV kaufen. Er würde die Bus und Bahnverbindungen recherchieren und Lunchpakete im Hotel bestellen. Genussvolle Spontanität, gemeinsame Vorfreude und Lebenslust wäre so für mich nicht möglich. Ich bin eine Gefangene seines Sicherheitsbedürfnisses. Und ich habe keine Kraft, mich daraus zu befreien. Und wie gesagt, was würde auf mich warten? Einsamkeit und ein freudloses Dasein in einer Zweizimmerwohnung.

16.04.2020 16:47 • #17


A


Das Gefühl, etwas zu verpasst zu haben

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A
Was macht Dein Leben derzeit lebenswert?

16.04.2020 16:49 • x 1 #18


L
Hallo Papillon,
Du bist 1 Jahr älter als meine Mutter. Die befindet sich gerade in ihrer 2. Scheidung, was besonders durch ein gemeinsames Haus mächtig an ihren Nerven zehrt.
Aber sie hat sich einen jungen Lover gesucht. Sie fährt jedes Jahr mehrfach allein in den Süden (sehr günstig allerdings), weil sie die Sonne mag und dort auftanken kann. Sie ist in einer Tanzgruppe, wenn auch nicht mehr so aktiv wie früher. Auch, wenn ich merke, dass die Arbeit und ihre finanzielle Situation belasten, sie macht das beste draus. Und sagt, sie weiß gar nicht, ob sie überhaupt noch einen Mann will. Ich finde, sie macht es sich gerade einfach schön, und das finde ich großartig.

klar, nach einer so langen Beziehung überlegt man, ob man sich trennt. Allerdings musst Du doch am Ende des Tages für Dich entscheiden, was Du aus Deinem Leben gemacht hast. Und um etwas Neues zu probieren ist es (fast) nie zu spät - es braucht nur ein bisschen Mut für den ersten Schritt.

PS: Such nach Lösungen - nicht nach Gründen, die Dich hindern (könnten). Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

16.04.2020 17:06 • x 3 #19


P
Was macht mein Leben lebenswert? Im Moment nur mein Kind und die Hoffnung auf Besserung.

Ja, ich werde mich entscheiden müssen, ob ich so weiter leben will. Im Moment schreit alles nach Neuanfang. Je mehr die Corona Krise selbst kleine Fluchten verhindert, desto mehr denke ich über die große Flucht nach.

Ich werde sie vorbereiten. Zumindest gedanklich. Eine offene Ehe ist aber nichts für mich. Das widerspricht allem, was ich mir wünschen würde.

16.04.2020 17:20 • #20


D
Also ich bin wenige Jahre jünger als Du und empfinde mein selbst gewähltes Single-Leben in meiner wunderschönen Wohnung nicht als freud-und trostlos (-:
Es hat enorme Vorteile, frei und ohne Zwang jederzeit tun und lassen zu können, was man will.

Natürlich erntet ein Mensch, was er gesät hat.
Wenn Du z.B. schon immer auf diese Art verreist bist, ohne Spontaneität und Lockerheit, dann wird es natürlich immer so bleiben.
Aber es lag ja an Dir, diesen Trott zu unterbrechen, wehret den Anfängen..

Du bist unzufrieden, dann rede mit Deinem Mann darüber.
Über das Öffnen der Beziehung, über mehr Freiheiten, über Reisen in Gruppen oder alleine.

Ihr klingt zu sehr miteinander verwachsen, suche Dir zwei Hobbys, die Dich regelmäßig unter Leute bringen.
Wenn sein körperliches Verlangen auf Null ist, dann beginnt doch mal wieder spielerisch, den Kontakt herzustellen.
Mass. für Partner, ein Wellness WE mit Sauna oder gemeinsames Stretching vor dem Fernseher in Zeiten von Corona.
Danach ein gemeinsames Bad und etwas Kuscheln auf dem Bett.

Erst mal anfangen, die Kruste aus Gewohnheit langsam aufzubrechen.
Samstags ins Autokino, oder er kann ja mal ein Menü für euch kochen.

16.04.2020 17:23 • x 2 #21


meineMeinung
Zitat von Papillon7:
Ich würde unsere Ehe auch trotzdem als glücklich bezeichnen.

Zitat von Papillon7:
Alleine würde ich mich viel schlechter zurecht finden.

Zitat von Papillon7:
Ich will auch keine Trennung und ich werde meinen Mann nicht unter Druck setzen.

Zitat von Papillon7:
Im Moment schreit alles nach Neuanfang.


Die Frau weis, was sie will.

16.04.2020 17:29 • #22


H
Ich würde nichts überstürzen. Ihr beide habt ja auch etwas auf der Haben-Seite und nicht nur im Soll. Euer gemeinsam verbrachtes Leben und euer Kind, die gemeinsamen Rituale, das blinde Vertrauen und diese ganzen, von dir etwas wie kleinkariert beschriebenen Details, die dein Mann z. B. mit in die Reiseplanung einbringt ... das hat eine sehr liebevolle und fürsorgliche Seite, die ich durchaus beachtenswert finde. Er bringt sich ja ein, er beschäftigt sich mit deinen Anliegen.

Nun geht es darum, vielleicht einen anderen Umgang mit diesen speziellen und individuell auf euch beide zugeschnittenen Ritualen zu finden, ohne direkt alles in Frage zu stellen. Siehst du denn keine Möglichkeit, diese habitualisierte Alltagsgeschehen zu euer beiden Gunsten attraktiver zu machen?
Wenn er z. B. das billige Hotel aussucht und die Reiseroute bis ins Detail vorgibt ... hat das für mich etwas sehr verantwortungsvolles und fürsorgliches. Er will, auch für dich, dass alles GUT wird. Das Verhalten ist natürlich auch einengend, wenig spontan und egalisierend.
Hast du denn schon versucht, diese Rituale aufzubrechen um sie nach deinen Vorstellungen zu verändern? Wie reagiert er auf so etwas?
Diese Situationen wären aus meiner Sicht einfacher zu beiderseitiger Zufriedenheit zu korrigieren als die S.. Allerdings hast du dabei auch eine ganz andere Rolle, als die, die du jetzt wahrscheinlich hast; ich vermute mal, dass du in vielerlei Hinsicht eher passiv bist und ihn machen lässt. Sprich, du müsstest auch aktiver in die Paarbeziehung eingreifen! Kannst du das?
Wenn du nach Rom fliegen willst, würde dein Mann mitkommen wollen. OK, das darf er ja äußern. Wie würde es aussehen, wenn du sagst, dass du allein fliegst?

16.04.2020 17:42 • x 3 #23


A
Zitat von Dracarys:
Samstags ins Autokino


Gibts sowas wirklich? Ich kenne das nur aus so amerikanischen 50er-Jahre-Filmen.

16.04.2020 18:08 • #24


D
Oh ja, hat gerade DAS revival wegen Corona.

16.04.2020 18:21 • x 1 #25


M
@Papillon7
Ich muss sagen, dass ich bei denen Posts echt ein wenig den Kopf geschüttelt habe. Du willst doch mit deinem Mann zusammen bleiben, aber dir fehlt der (abwechslungsreiche) S.. Dein Mann will nichts ändern, ihr geht nicht zur Paartherapie und du steckst den Kopf in den Sand und willst es eben aushalten. Warum bist du so passiv? Du sagst, du willst deinem Mann keinen Druck machen, aber so funktioniert es doch auch nicht. Da dein Mann damit kein Problem hat, wird sich auch kaum etwas ändern.
Er hat weiterhin kein wirkliches Problem und du wirst immer unzufriedener und unglücklicher.
Ich würde deinem Mann klipp und klar sagen, dass du so immer unglücklicher wirst und über eine Trennung nachdenkst. Wenn ihr darüber nicht gut reden könnt, dann schreibe ihm einen ausführlichen Brief. Eventuell ist deinem Mann die Brisanz der Situation noch gar nicht klar. Wie gesagt er hat ja damit kein Problem und du hast es ihm nicht deutlich kommuniziert. Mit deutlich meine ich, dass dir nun auch Trennungsgedanken gekommen sind. Wenn er von deinen Trennungsgedanken nichts weiß, dann wird er es auch weiterhin nicht als Problem ansehen. Also hau doch mal auf den Putz und bleibe nicht so passiv.
Schlage ihm auch sonst eine offene Ehe vor. Auch wenn du weißt, dass er das nicht möchte, vielleicht wird ihm langsam mal die Dringlichkeit des Problems klar und er ist bereit sich auch darum zu kümmern.
Du belässt ihn ja auch sonst in der komfortablen Situation nichts ändern zu müssen, da er vermutlich glaubt, dass dein Leidensdruck nicht groß genug ist. Mache ihn ein wenig eifersüchtig, gehe doch mal mit einer Bekannten oder Arbeitskollegin aus, suche dir einen Verein, u.s.w. Aber werde endlich aktiv!

marina1974

16.04.2020 18:59 • x 2 #26


Gorch_Fock
Kann Marina nur zustimmen. Ich krieg da schon beim Lesen Beklemmungen. 30 Jahre. Die wilden 90er. Was habt ihr da gemacht? Vor der Eiche-Rustikal-Schrankwand gesessen oder hat er am Nordseestrand im Restaurant über den Krabben-Cocktail für 7,99 DM gewettert? Du hast nur ein Leben, liebe TE. Wenn Du Leidenschaft willst, dann musst Du diese suchen und leben. Von selber kommt da nichts. Dazu musst Du halt mal Deinen Mann in seine billigen Hotels zu seinen billigen Lunch-Paketen schicken. Vielleicht macht ihn das alleine dann auch total glücklich.
Bist Du übrigens sicher, dass Dein Mann vollkommen auf Sechs verzichtet? Oftmals sind sich langjährige Paare gar nicht so uneinig in ihren Wünschen. Eine Affaire mit einer Arbeitskollegin / aus einem Verein wäre genauso gut eine Möglichkeit, warum nichts bei Euch läuft.
Ohne Dialogbereitschaft und sich auf eine Therapie auch einzulassen (ja, das ist Arbeit und auch mal unangenehm) wird sich nichts ändern. Ich habe in meinem Leben schon viele sinnliche Frauen getroffen und bin auch in Beziehungen immer volles Risiko gefahren. Von der Heirat bis zur Scheidung. Und Neustart. Aber das geht nur mit Zielen und Engagement für seine Sache. Also, fang an und ändere was an Deinem Leben.

16.04.2020 19:12 • x 3 #27


P
Das würde ich gerne. Leider sitze ich wie eine Maus in der Falle. Wenn ich anfange, mich zu bewegen schnappt sie zu.

17.04.2020 06:29 • #28


A
Geh bitte, was genau schnappt denn dann zu? Kaum ein Mensch hier rät dir zur Scheidung, und wie ich deinen Mann einschätze, könntest du allein mit dem Flammenwerfer durch Rom ziehen und er würde dich nicht verlassen. Was ist so schwer daran zu sagen, Schatz, ich mach jetzt mal allein einen Städtetrip, oder von mir aus mit einer Freundin oder dem Kind. Mehr als dass er vielleicht etwas traurig guckt, würde ja nicht passieren. Möglicherweise würde er die Zeit auch für sich selbst genießen, dich ev. auch mal vermissen können. Und so oder so, er ist ein gestandener Mann, ein paar Tage allein wird er schon überleben.

Also bitte, where is the problem? Du bist keine Gefangene SEINES Sicherheitsbedürfnisses, sondern DEINES. Mir kommst du mit Verlaub etwas so vor wie ein dumpfes Huhn, das auf einem Stein brütet. Sorry! Dem Huhn ist zwar irgendwann mal aufgegangen, dass es auf einem Stein und nicht auf einem Ei sitzt. Aber irgendwo guckt es weiterhin bloß dumpf, bewegt sich nicht und denkt: Eh schon egal, jetzt sitz ich schon so lange da rum, wird schon.

Du hast die Eigenverantwortung für dein Leben und auch für dessen Gestaltung. Aber schiebst die Verantwortung für den ungeliebten Job deinen Eltern und alles andere deinem Mann in die Schuhe. Dass du dich in den letzten 30-35 Jahren auch irgendwann selbst mal hättest bewegen können, erkennst du gar nicht. Ob aus Bequemlichkeit oder Angst vor der eigenen Courage - da brütest du lieber weiterhin dumpf vor dich hin. Während die anderen Hühner aufgeregt und gackernd über die Wiese stolzieren und sich ihres Lebens freuen.

Google vielleicht mal, wer alles in deinem Alter ist. Fang mal bei Brad Pitt oder Cindy Crawford an, und dann überlege nochmal, ob man mit 55 wirklich schon zum alten Eisen gehören muss, außer, man wählt sich selbst dieses Schicksal.

17.04.2020 07:03 • x 5 #29


P
Ich habe mal ziemlichen Mist gebaut. Schwer zu erklären. Aber wenn ich tue, was ihr mir ratet, würde mir die Jauche um die Ohren fliegen.

17.04.2020 07:06 • #30


A


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