Hallo Chiby,
dein Text hat mich sehr berührt, da ich in ganz jungen Jahren - meine 1. Beziehung - ziemlich genau das Selbe mitgemacht habe.
Diese Beziehung hat mich für mein Leben geprägt. Wir waren 2,5 Jahre zusammen.
Es kommt mir so bekannt vor - das betrunken nach Hause kommen, Agressionen - Einrichtung kaputtschlagen - auf der anderen Seite die große Liebe, wenn er nüchtern war, war er perfekt. Alk. sind sehr oft äusserst sensible Menschen - der einzige Fehler den sie haben, ist der Alk..
Ich habe mir sehr lange nicht eingestanden, dass er wirklich ein Alk. ist - aber das war er und auch dein Mann scheint ein ernsthaftes Alk. zu haben!
Ich kann dir nur raten, seh das jetzt als Befreiungsschlag! Ein Leben neben einem Alk. ist zermürbend und macht so viel kaputt! (Sehe es in der eigenen Familie). Vergiss den Gedanken, dass du deinen Mann zum Umdenken bewegen kannst, dass du ihn ändern kannst - es wird NICHT passieren!
Bei uns kam es genau wie bei dir während unserer Beziehung zu den wüstesten Beschimpfungen: persönlich, am Telefon oder per SMS. Trotzdem habe ich ihn geliebt und gedacht, es wird irgendwann besser, er wird es einsehen usw. Wir hatten so heftige Auseinandersetzungen, die ich hier gar nicht beschreiben mag.
Und irgendwann bin ich tatsächlich ausgezogen, für ihn natürlich trotz allem unerwartet: Er hat mich angerufen, hysterisch geweint, mit Selbstmord gedroht. Und schlussendlich ist es wieder in eine Agression umgeschlagen und es schlug in puren Hass mir gegenüber um.
Meine Mama bewundert mich heute noch bzw. fragt sich, was damals passiert ist, dass ich dann stark geblieben bin, nicht mal mehr seine Selbstmorddrohungen an mich herangelassen habe. Ich hab komplett dicht gemacht. Und es war das BESTE und WICHTIGSTE was ich in meinem Leben bisher gemacht habe.
Das Ganze ist mittlerweile fast 10 Jahre her ... vor ca. 2 Jahren bin ich seiner Schwester begegnet. Er hat schon lange wieder eine neue Beziehung (ziemlich schnell nach mir). Sie hat mir dann erzählt, dass er arbeitslos ist, seine Freundin zu Hause einsperrt (wortwörtlich) und sie schlägt. Er hat sich NICHT geändert, im Gegenteil, es ist nur noch schlimmer geworden!
Er hat sich damals ein Kind gewünscht und ich bin SO FROH, nicht mit diesem Menschen für immer verbunden zu sein. Und glaub mir, ich habe ihn geliebt, so geliebt, dass es weh getan hat.
Ich kann dir nur ganz ganz ganz fest ans Herz legen: HAU AB, auch wenn es jetzt schmerzt. Schau nach Vorne! Weisst du wie angenehm es ist, einen Partner zu haben, der nicht regelmässig ausflippt? Den man nicht besoffen rumschleppen muss, der sich daneben benimmt. Diese ekelehafte Bierfahne, neben die du dich viel zu oft ins Bett hast legen müssen. Einen Partner zu haben, auf den du dich verlassen kannst, der dich nicht - egal in welcher körperlichen Verfassung er ist - beschimpft und niedermacht. Keine Abende wo man auf die Uhr sieht, es zu spät wird und man weiß, dass er wieder sturzbetrunken heimkommen wird.
Ich bin mittlerweile frisch verheiratet mit meinem Partner, wo es all das nicht gibt: ES IST SO HERRLICH und ich weiß es so zu schätzen!
Ich bin durch diese Beziehung geschädigt, für mich kam danach kein Partner mehr in Frage, der auch nur in der Anfangsphase irgendwann mal zu tief ins Glas geschaut hat - obwohl die natürlich nicht alle ein Problem hatten aber ich hatte solche Angst, wieder an so jemanden zu geraten. Der Alk. macht so viel kaputt und das auf eine unglaublich schmerzhafte Weise! Heute noch hab ich den Alk. von meinem Mann immer genau im Auge, obwohl wir seit fast 6 Jahren zusammen sind, er in dieser Zeit vielleicht 2 mal beschwipst war und ich eine bin, die gerne mal feiern geht. Was auch noch dazu kommt: WENN mein Mann mal einen zuviel hat (wie gesagt, was FAST nie vorkommt), verändert es ihn nicht. Er wird nicht agressiv oder beleidigend. Er bleibt wer er ist, vielleicht in einer müderen Version
Ich hoffe, mein Text ist jetzt nicht zu sehr durcheinander, es gibt so viel was ich dir sagen möchte! Der Schlussstrich damals war der wichtigste Schritt in meinem bisherigen Leben - manchmal denke ich mir, wo ich wohl mittlerweile an seiner Seite gelandet wäre...
Außerdem gibt es Einrichtungen, wohin man sich als Angehöriger von Alk. wenden kann - das möchte ich dir ans Herz legen! Du musst verstehen, dass du nicht verantwortlich für ihn bist! Es ist SEIN Leben und SEINE Krankheit, die er alleine in den Griff bekommen muss. Es ist nicht deine Aufgabe, ihn zu therapieren oder zu einem besseren Menschen zu machen.
Es gibt ein Leben danach - mit einem Partner ohne Alk. - das Leben kann so schön sein!
Alles, alles Liebe!
17.10.2014 09:18 •
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