Hallo zusammen,
ich habe die vergangenen sechs Monate viel Kraft und Trost aus diesem Forum geschöpft, Danke dafür!
Hier folgt nun meine Geschichte. Eigentlich verlange ich nicht nach Hilfestellung, aber ich möchte es gerne runterschreiben. Freue mich trotzdem über eure Gedanken. Ich bin 33, sie 30.
Kennengelernt habe ich meine Ex 2010 im Freundeskreis, zusammengekommen sind wir 2012. Es war ein absoluter Höhenflug, meine erste Freundin mit damals 27 Jahren. Nach neun Monaten zogen wir zusammen, hatten wunderbare Zeiten und einen sehr harmonischen gemeinsamen Freundeskreis.
Bald ging es in den ersten Urlaub nach Thailand, wir haben das Reisen für uns entdeckt und im Jahre 2015 eine zehnmonatige Weltreise unternommen. Es war eine tolle Zeit, wir hingen 24/7 aufeinander und konnten uns nichts schöneres vorstellen.
Ende 2017 begannen unsere Probleme. Wir lebten uns auseinander, sprachen und interessierten uns nicht mehr füreinander wie zuvor. Die gemeinsamen Unternehmungen wurden weniger. Im März vergangenen Jahres verbrachten wir noch einen tollen sechswöchigen Urlaub. Im Urlaub hatten wir unsere Alltagssorgen nicht, unternahmen viel miteinander und konnten Kraft schöpfen.
Leider fielen wir danach schnell wieder in alte Muster. Vor allem ich habe nachfolgend betrachtet eine tiefe Krise gehabt und mich in Alk. und Gras geflüchtet. Habe meine Antriebskraft verloren und das Interesse, mich mit ihr zu befassen. Sie hatte hin und wieder deswegen genörgelt, ich habe Besserung gelobt und bin jeweils nach einigen Wochen wieder in alte Muster verfallen. Ich wusste es nicht besser und hatte andere Prioritäten.
Auch sie hatte sich verändert. Ihre Tagesabläufe waren sehr starr geworden. Von Arbeit aufs Sofa, WhatsApp und Serien schauen, schlafen gehen. Ich verbrachte die Zeit dann meist am Rechner oder mit ihr auf dem Sofa.
S. lief es bei uns bereits nach zwei Jahren Beziehung nicht mehr so richtig. Wir hatten nach zwei Jahren noch wöchentlich S., zum Ende der Beziehung aller sechs Wochen. Es war ein schleichender Prozess der auch immer wieder für Spannungen gesorgt hat.
Sonst waren wir eigentlich immer sehr harmonisch. Charakterlich ähneln wir uns und doch ergänzten wir uns mit unseren Stärken. Dazu haben wir in den vergangenen sechs Jahren Schicksalsschläge gemeistert, uns in wichtigen Stationen und Entwicklungsstufen unseres Lebens Halt gegeben.
Es gab eigentlich kaum Streit. Und doch, und vielleicht auch deswegen, konnten wir keine vernünftige Konfliktbewältigung betreiben. So kam Problem nach Problem aneinander und irgendwann würde es zu viel. Dazu Eifersucht, was ich an mir eigentlich nicht kenne. Ihr Verhalten gibt mir Grund dazu, aber sie beschwichtigt mich.
Dann Juli 2018, als sie mir, komplett ohne Vorahnung meinerseits mitteilte, dass sie todunglücklich ist. Sie konnte mir nicht sagen, ob sie mich noch liebt oder sich eine Zukunft mit mir vorstellen kann. Trennen wollte sie sich nicht. Wir sprachen lange, ich merke es führt zu nichts. Du hast keine Chance. Ich warf sie aus der gemeinsamen Wohnung.
Nachdem ich in ein tiefes Loch fiel, habe ich mit allen Mitteln versucht, sie von meiner Liebe und unserer Zukunft zu überzeugen. Ich stieß auf Granit. Sie war so kühl und distanziert, ließ nicht mit sich reden und keine Annäherung zu. So kam es, dass ich nach zwei Wochen die Notbremse zog und aus Selbstschutz im August die Trennung aussprach.
Einen Monat nach der Trennung die erste persönliche Aussprache. Wieder war sie kalt, wolle mir keine Hoffnung machen. Ich sagte sie würde mir helfen, wenn sie sagte, dass es mit uns nichts mehr wird. Sie konnte es nicht.
Die folgenden Monate sporadischer Kontakt. Ich krieche auf dem Zahnfleisch. Die Wohnung möchte sie mir lassen, fühlt sich dazu moralisch verpflichtet. Ich versuche klarzukommen, flüchte mich in Sport, Partys, Gespräche. Auf der Arbeit läuft es nicht, meine Gedanken drehen sich nur um sie.
Daheim versuche ich, eine Wohnung die man komplett zusammen eingerichtet hat, zweizuteilen. Packe ihre Kisten und stelle sie in den Keller. Sie wohnt abwechselnd bei Eltern und Freunden, berichtet von Lebenskrise und fehlender Kraft, nach Wohnungen zu suchen. Mir fällt es sehr schwer in der Wohnung, alles schreit wir.
Hin und wieder versuche ich, mich mit ihr zu treffen. Auch im gemeinsamen Freundeskreis. Es geht nicht, jedes Treffen beschäftigt mich für eine weitere Woche. Der Umgang ist sonst normal, was auch immer das ist, nach dem was wir hatten. So vergehen die Monate. Weihnachten steht an, Grüße werden getauscht. Zu Neujahr möchte sie ein kurzfristiges Treffen. Ich sage zu.
Sie hat einen neuen Freund, bereits seit September. Der Kollege von der Arbeit. Ich bin baff. Im nächsten Atemzug sagt sie, sie vermisst mich, vergleicht ständig, kann nicht vergessen. Bis auf die Anziehung und das Gefühl, begehrt zu werden, wäre nichts so schön wie bei uns. Eigentlich soll ein Anfang doch schön und unbeschwert sein wie bei uns damals, aber so ist es nicht. Sie schwärmt von meinen Veränderungen. Dazu sucht sie Körperkontakt. Das Treffen geht über sechs Stunden.
Ich verarbeite, verdaue, und bitte nach fünf Tagen nach einem weiteren Treffen. Ich kann es nicht so stehen lassen. Meiner Familie schreibt sie gefühlsdusselige Nachrichten. Auf meine Anfrage steigt sie sehr positiv ein, ich wähne mich bereits wieder im siebten Himmel.
Nein, du hast da was missverstanden. Ich kann nicht glauben, dass ich diese Signale falsch deutete. Sie weiß es wohl selbst nicht, vielleicht war es ein letzter Akt der Wertschätzung. So viele Erinnerungen, es macht sie fertig. Sie vermisst vieles, meine Familie, die Wohnung, unsere Hood, die Freunde, aber mich?! Vielleicht, aber sie will dem Neuen eine Chance geben. Er weiß um ihren inneren Konflikt, sie wollen es gemeinsam lösen. Sie empfindet keine Anziehung mehr, keine Gefühle. Das hat gesessen. Dafür habe ich nun Gewissheit, dass meine Eifersucht bereits damals nicht unbegründet war. Und dennoch: Sie kann mir bis heute nicht den Satz sagen, den ich einen Monat nach der Trennung von ihr eingefordert habe.
Ich bin mal wieder tief unten, aber musste es für mich in Erfahrung bringen. Meinen Wohnungsschlüssel habe ich immer noch nicht. Sie lässt Ultimaten verstreichen und holt ihre Sachen nur in homöopathischen Dosen aus dem Keller. Ich bereise nun erstmal mit Rucksack für drei Monate Südostasien. Hoffe auf Abwechslung und Ablenkung. Werde mich der Meditation und neuen Perspektiven widmen. Habe sie darum gebeten, sich nicht zu melden.
Sie stellt ihren Neuen nun langsam im Freundeskreis vor. Im Juli fahren wir alle zusammen auf ein Festival, er ist auch dabei. Das kann ja was werden.
Status quo. Danke fürs Zuhören.
15.01.2019 23:33 •
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