Hallo,
Ein interessantes Thema!
Ich habe nach dem Scheitern meiner Ehe lange darüber nachgedacht. Auch bin ich in meiner Jugend sehr rebellisch unterwegs gewesen und wusste eigentlich nie so richtig, warum
Meine Eltern sind jung Eltern geworden. Mama hat uns mit 19 und 21 bekommen, meine Schwester ist älter. Wir waren dann einige Jahre im Ausland als Kinder.
Meine Mama ist klein und zierlich (160cm), mein Papa groß (190cm)
Mein Papa ist eine sehr charismatische und krasse Person. Groß, laut. Schätzt gutes Essen, Partys und ist der letzte, der geht. Intelligent. Abenteuerlustig.
Hat jahrelang im Ausland gearbeitet, eine Firma geleitet, als Landwirt tätig gewesen und als Begleiter für Behinderte Kinder.
Er ist ein Leistungsdenker. Versagen gibt es in seiner Welt ganz einfach nicht, denn Probleme werden gelöst. Immer.
Entschuldigt wird auch nichts.
Ich wollte als Jugendliche raus. Bin total eskaliert. Keiner wusste, warum. Ich hatte doch alles?: Reitunterricht, habe Geige gespielt, gute Noten, Freunde, gutes Aussehen.
Später habe ich bemerkt, dass ich 0 Selbstbewusstsein hatte.
In mir nagte immer das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nichts RICHTIG gut zu können: Meine ältere Schwester war besser in der Schule und auch im Sport war ich überall (schwimmen, reiten, Badminton) nur durchschnittlich. In Musik war ich gut, doch fehlte mir der Ehrgeiz und die Disziplin, es zu wirklichen Spitzenleistungen zu bringen.
Irgendwann habe ich wohl gemerkt, dass es zwecklos ist. Ich habe Lügengeschichten erzählt, um Aufmerksamkeit zu bekommen, begonnen Schule zu schwänzen, zu saufen usw. habe nacheinander alle Hobbys eingestampft.
Irgendwie habe ich die Kurve gekriegt, nach einem Schulwechsel und einer Totaleskalation kehrte wieder etwas Ruhe ein.
Danach habe ich versucht, so zu werden wie mein Papa: wenn ich hobbymäßig nicht herausragend war, könnte ich doch mindestens im Job etwas Außergewöhnliches machen?!
Ein Auslandsaufenthalt Jahre den nächsten, ich war unsicher, welchen Job ich machen sollte und auf welchem Kontinent, immer bestrebt etwas zu finden, was ähnlich ausgefallen war, wie das Leben meines Papas.
Das ist sehr anstrengend, wie man sich denken kann.
Was am Ende dazu führte, dass ich alle Ambitionen sausen ließ, einfach müde war und mich für einen Mann entschied, bei dem ich mir sicher war, dass er mir Sicherheit bieten würde und ein ganz normales Durchschnittssleben.
Bis ich dann bemerkt habe, dass mir das nicht reicht.
Da stehe ich heute.
Und muss nochmal von vorne anfangen.
Zumindest habe ich im Laufe der Jahre gesehen, dass meine Eltern auch eine sehr spezielle Ehe führen.
Sehr klassisch. Papa macht alles Finanzielle, alle Arbeiten usw. Mama dekoriert die Bude und macht den Kreativteil.
Aber ich habe auch gesehen, dass mein Papa teilweise wie getrieben ist, besessen. Er hat Zusagen gebrochen (das hätte ich früher NIE! gedacht), sich wahnsinnig egoistisch verhalten. Und ich glaube, an der Stelle meiner Mama wäre ich gegangen.
Andererseits haben beide nie gelernt, alleine zu sein. Insofern sind sie schon richtig beieinander.
Ich versuche heute meinen Kindern mitzugeben, dass sie sich anstrengen sollen, aber dass ein Scheitern auch ok ist.
Und vor allem, dass ich sie immer immer liebe und dass sie wertvoll und toll sind. und das sage ich ihnen täglich.
26.03.2018 00:44 •
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