Hi,
meine Mama ist rastlos. Ständig am Schaffen, Tun und Machen. Sie war alleinerziehend, mein biol.Vater ein Alk.
Egal ob sie krank war oder nicht: sie war am Arbeiten, am Bauen, am Renovieren, am Organisieren, am Tüdeln . . . dieses Leistungsdenken wurde auf mich übertragen. Jahrelang war ich dadurch selbst auf 150% getrimmt. Ohne Rücksicht auf mich selbst, ohne Ruhe oder Pausen.
Heute denke ich, dass sie mich zwar liebt, es mir aber nicht zeigen konnte. Mal eine Umarmung zwischendurch, mal ein Lob oder einfach die Aussage, dass man stolz auf mich ist, habe ich nur zu Geburtstagen oder zu Weihnachten via Karte vermittelt bekommen. Meine Erinnerungen umfassen keine Situationen im Kinds-/Jugendalter wo ich mich bewusst daran erinnern kann, dass ich gedrückt wurde.
Schlechte Noten, ungezogen sein, Mist bauen. . .wurde mit Ignoranz bestraft, während meine Geschiwster dann umso liebevoller behandelt wurden in solchen Tagen. Ich konnte sie direkt ansprechben, sie hat durch mich durchgesehen.
Wenn ich mit Freunden einen Nachmittag was machen wollte: hatte ich eine schlechtes Gewissen. Ich hatte eigentlich oft und viel ein schlechtes Gewissen. Hatte immer das Gefühl, wenn ich mich aus dem Haus entferne, verdiene ich das nicht, weil meine Mutter ja am Ackern war.
Ich habe ständig versucht ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und fühlte mich für ihr Seelenheil verantwortlich.
Ich kann mich nicht erinnern, dass sie irgendwann mal gesagt hat es tut mir leid. Und Situationen gabe es, wo sie Fehler machte, wie jeder mal Fehler macht. Auch nicht bei extremen Situationen. Sie knallte mir mal an den Kopf, das ich ihr keine Einladung zur Hochzeit schicken brauche, sie kommt eh nicht. Sie hat keineTochter mehr.Sie kam dann zwar dann zu mir, aber ein tut mir leid?! Kann mich nicht erinnern. Wir sind einmal aneinder geraten, was nicht schön war. Selbst da keine Entschuldigung. Eher ein: ja, so sind wir beide, wir stehen uns da in Nichts nach.
Streiten ging gar nicht. Ich durfte weder rebellieren, noch diskutieren. Simple Nachfragen wurden im Keim erstickt. Sie erwartet bedingungslosen Respekt. In meinen Augen kann sie selbst jedoch keinen oder nur wenig Respekt anderen Menschen gegenüber zeigen. Ein Widerspruch für mich.
Sie macht die Ansagern und wehe jemand anderer sieht es anders. Sie neigt dazu, dann unfair zu werden.
Sie hat kein gutes Bild von Männern. Sie sagte oft: verlässt Du Dich. . .bist Du verlassen. Ich brauche keinen Mann.
Viele Ihrer Eigenschaften und Werte habe ich jahrelang übernommen. Ich habe letzt erst mit einer Mutter gesprochen, die sich meiner Mutter nicht unterworfen hat und sagte: man wusste Dich nie irgendwo einzuordnen. War deine Mutter in der Nähe, bist Du ein anderer Mensch gewesen, asl wenn sie nicht da war.
Recht hat sie. Ich habe ständig versucht zu vermitteln. Wir hatten das gleiche Hobby und ich fühlte mich ständig dafür verantwortlich, sie zu schützen (wegen Ihrer Art, die bei den meisten gar nicht gut ankam) und zu vermitteln. Das hat mich grenzwertig beeinflusst.
Ich habe nun keinen Kontakt mehr. Sie eskalierte Weihnachten 2016 in meinem Haus. . .
Meinen Kindern gegenüber bin ich sehr liebevoll. Sagen ihnen, dass ich sie lieb habe und das ich stolz auf sie bin. Ich lasse ihnen die Freiheiten die sie brauchen und zeige Grenzen die nötig sind, damit sie sich selbst entwickeln können. Ich lasse sie auch selbst entscheiden oder ihre eigenen Fehler machen. Sie wohnen bei mir und haben niocht vor auszuziehen (fast 18+20). . .anscheinend fühlen sie sich wohl und das ist alles was mir wichtig ist: glückliche, zufriedene Kinder, die ihren Weg machen können.
Ich habe etliche Eigenschaften abgelegt, die ich von meiner Mutter übernommen hatte. Ich habe meine Werte angepasst und neu überdacht. Respekt, Toleranz und Akzeptanz sind einer meiner höchsten Werte.
Meine Mama hatte eine beschixxene Kindheit, kein leichtes Leben und war ständig im Überlebensmodus. Ich danke ihr für die ganzen Opfer die sie gebracht hat, um uns Kinder groß zu kriegen. Ich möchte daraus aber keine lebenslange Aufgabe machen, es ihr ständig recht zu machen oder zu Kreuze zu kriechen, nur weil ich in ihren Augen einen Fehler gemacht habe. Denn . . .leicht hatte ich es auch nicht. Ich wurde ebenfalls 6uell missbraucht wie sie. Ich habe auch Depressionen. Ich war jahrzente magersüchtig. Ich kenne Angstattacken, habe Vertrauensprobleme und war ständig auf der Jagd nach Anerkennung. Das alles bin ich nicht, weil ich Langeweile hatte. Es sind meine Erfahrungen die mich geprägt haben und diese hat sie mit geformt.
Mama, ich liebe Dich. . .nur nicht mehr um jeden Preis.
02.11.2018 12:30 •
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