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Das Drama des begabten Users-Endstation Sehnsucht

W
Ich antworte morgen auf die Fragen, weil ich nun schon zu erledigt bin zum auch nur ansatzweisen Denken .

Aber zumindest dieses:

Zitat von YsaTyto:
Und schau mal @whynot60 Hier bist Du


Ja, das weiß ich! Der Eremit ist auch die bei weitem häufigste Karte, die ich in diesem Spiel gezogen habe, sei es in jenem des Tarots, sei es in jenem des Lebens .

... und jenes:

Zitat von YsaTyto:
wieso ohne Gott und Gottheiten? Das klingt schrecklich in meinen Hasenohren!


Ja, in Deinen Hasenohren, aber nicht in meinen Teufelsohren . Je ferner ich dem Göttlichen bin und je näher dem Dämonischen, umso wärmer wird mir um mein versteinertes Herz .

24.11.2019 03:44 • x 1 #4711


W
Weil hier ja auch des Öfteren von Kunst und Literatur die Rede ist, noch ein Wort zum Sonntag, und zwar ein Zitat aus Bildung und Provokation von Konrad Paul Liessmann (ein österreichischer Philosoph, wer von ihm noch nie gehört haben sollte):
In dem Maße, in dem es nicht mehr darum geht, sich durch Literatur zu verändern, sondern Literatur nur als Vorwand zu benutzen, um Kompetenzen zu schulen, ist der literarisch gebildete Mensch ein Ärgernis.

24.11.2019 05:49 • x 5 #4712


A


Das Drama des begabten Users-Endstation Sehnsucht

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Y
@whynot60
Zitat:
Je ferner ich dem Göttlichen bin und je näher dem Dämonischen, umso wärmer wird mir um mein versteinertes Herz

was genau ist das Dämonische für Dich? Und wie kommst Du ihm näher? Und was fühlst Du, wenn es warm um Dein versteinertes Herz wird?

Ich lese u.A. gerade Psychologie des Guten und Bösen. Licht- und Schattenfiguren der Menschheitsgeschichte Biografien wissenschaftlich beleuchtet

Meine Lieblinge bisher Bonny und Clyde

Die Autoren schreiben ungewöhnlich wertungsfrei. Und mein bisheriger Eindruck, nicht nur mein aktuell literarischer: dem wie auch immer gearteten Bösen gehen immer schwerste Verletzungen voraus. Ist ja auch nichts neues in der Psychologie. Aber damit wäre das Böse nicht etwas Selbständiges, wie das Gute, sondern immer nur eine Reaktion auf erlittenes Unrecht. Und demnach wäre das Gute unsere eigentl. Natur und das Böse immer nur eine Folge von Unrecht. Geht ja aus den Biografien fast immer klar hervor. Und oftmals vergeht ja auch die Motivation böse zu sein, fällt ein warmer Lichtstrahl ins Leben des Bösen, verwandelt es sich manchmal ins Gute. Bzw. auch in diesen Biografien fällt mir auf, dass manche Menschen erst das Böse wählen, wenn sie keinen konstruktiven Weg finden zu leben.
Bitte das Gute nicht zu weit fassen. Das heißt ja nicht, dass der Mensch nicht egoistisch oder aggressiv wäre. Ich vereinfache natürl. stark weil ich jetzt gerade nur eine Frage, die ich mir stelle, heraus filtern will.

24.11.2019 11:28 • x 3 #4713


J
@YsaTyto

Es freut mich zu hören, dass Deine Blutbahn wieder frei ist und Du im Fluss!
Der Zustand des von sich selbst abgeschnitten zu sein, ist wahrlich ungut.
Reagierst Du in gefühlt angespannten Stimmungen in Bezug auf andere häufig so? Musst Du aber nicht beantworten.

Ich überlege zu Why, ob er nicht eher mit seinen sieben Teufeln ein Spiel spielt anstatt mit Dämonen von außerhalb.
So autonom, wie er schreibt, wäre das vielleicht naheliegender. .... oder auch nicht....

Und weil Du fragst...noch zwei Kommentare zu den dunklen Bäumen und Glitzermoos. Ich irre durch meine twighlightzone, sehe diverse Ausgänge, weiß nicht ob sie in Licht oder Dunkelheit führen, drehe um und laufe.
Bäume werden dichter, Moos glitschig mit Glitzerverlust, wird Zeit einen Ausgang ins Ungewisse zu wählen....

24.11.2019 13:06 • x 3 #4714


T
Juhu alle,

Hier schreibt Milano. Ich habe mal seit langem wieder ins Forum reingeschaut und war überrascht, dass ihr auch gerade das Thema Tarot auf der Agenda habt. Glaube ja nicht an Zufälle. Wie auch immer.

Wie geht es Euch? Ich genieße meine Leben mittlerweile doch viel mehr als noch zu Forumszeiten. Vieles konnte ich anstoßen und umsetzen in den letzten Wochen.

Renoviere gerade meine Wohnung und komme gut voran.

Ich wollte eigentlich nur mal einen Gruß dalassen.

@Ysa ich hatte dir mal geschrieben per Email. Weiß nicht, ob sie dich erreicht hat. Vielleicht habe ich mir die Adresse falsch notiert.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag.

Liebst milano30

24.11.2019 14:30 • x 4 #4715


Ema
Zitat von YsaTyto:
Aber damit wäre das Böse nicht etwas Selbständiges, wie das Gute, sondern immer nur eine Reaktion auf erlittenes Unrecht.


Ich weiß nicht so genau, ob das Gute etwas Selbständiges ist und das Böse eine Reaktion auf was auch immer.

Ist es nicht so, dass von beiden Polen nichts übrig bleibt, wenn man versucht eine Dualität aufzulösen?
Dass also das sogenannte Gute sich sogleich in Wohlgefallen auflösen würde, wenn es gelänge, das sogenannte Böse hinwegzunehmen?
Dass wie bei jeder Dualität das eine ohne das andere gar nicht existieren kann?

24.11.2019 21:17 • x 1 #4716


Y
Juhu @milano

ich habe jetzt gerade mal im Mailpostfach unter gelöscht geschaut und siehe da- Deine Mail Sie kam im Spam an und den überfliege ich immer nur und ab in den Müll. Aber da stand ja sogar Ysa im Betreff, hätte es also merken können Vor Wochen noch schaute ich aufmerksamer die Spammails an, aber momentan erwartete ich niemanden.
Ich antworte Dir bald.
Heute Abend nicht weil ich gerade etwas düster drauf bin. Nicht schlimm, aber ein Schatten liegt mir gerade auf dem Herzen. Der muss erstmal verfliegen.

Ich finde es ja immer wieder bemerkenswert, wie gut die Psyche arbeitet. Ich fuhr heute vormittag zur Arbeit und direkt neben mir stürzte ein Mann richtig brutal die Treppen herunter, mit dem Kopf voran. Das machte einen so brutalen Eindruck, dass ich unbewusst aufschrie und wie unter Schockstarre stand, es aber eben nicht merkte (das meine ich mit der Arbeit der Psyche).
Sofort eilten andere zur Hilfe, riefen den Notarzt usw. Das Traurige war, dass ich sogar bei Fallen des Mannes sah, dass er schon sein ganzes Leben lang fällt und fällt. Ein zerstörter Mensch. Normalerweise ist mein Reflex oft in den Arm zu nehmen oder sonstwas, sofern nicht ein Notarzt angebracht ist, aber in diesem Fall hatte ich Angst, ihm durch jede Berührung vielleicht den Rest zu geben. Ich stand also nur wie beknackt da und sah, dass die anderen ihn aufsetzten, was mir waghalsig erschien, sollte er Verletzungen haben. Kurz wendete ich mich ab, da war er verschwunden. D.h. offenbar war er kaum verletzt, was bei dem Sturz ein großes Glück bedeutet. Oder er fühlt keinen Schmerz mehr.
Ich arbeitete heute ganz normal und vergaß diesen Vorfall bei der Arbeit. Und vorhin, als ich nach Hause kam, wunderte ich mich über starke Schmerzen in den Muskeln auf der ganzen rechten Körperseite. Echt als sei ich auf die Schnauze gefallen. Musste mich hinlegen und jetzt geht es wieder. Der Mann fiel zu meiner Rechten zum greifen nahe und ich nehme an, dass meine Muskeln im Reflex zum Stützen reagierten und meine Spiegelneuronen offenbar wie irre feuerten.

@Ema

ja, das ist die Theorie. Wenn es nichts Böses gäbe, empfänden wir vielleicht auch nicht das Gute und umgekehrt.
Aber ich denke, dass wir gerade auf verschiedenen Ebenen drüber nachdenken? Du eher allgemein philosophisch, ich konkret psychologisch? Keine Ahnung.
Ich denke z.B. dass Kinder, die bis zu einem gewissen Alter nie etwas schlimmes erleben, also eine ziemlich gute Kindheit hatten, ja auch ohne den erlebten Gegenpol Freude, Glück, das Gute empfinden können.
Und ich meine auch nicht, dass man alles Böse aus der Welt schaffen sollte oder kann. Im Grunde müssten wir erstmal das Böse definieren Ich dachte nicht an Aggros, Machtkämpfe usw., sondern an Destruktivität (natürlich angeregt durch meine Lektüre).
Glaubt man den Autoren, die ja angeblich wissenschaftlich arbeiten, dann ist das, was ich meine, z.B. bei Clyde augenfällig. So wie es aussieht, hatte er sogar einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und hatte die Absicht ein konstruktives Leben zu führen.
Wegen einiger kleinerer Delikte kam er für 2(?) Jahre ins Gefängnis und erlebte dort die Hölle, die schreiende Ungerechtigkeit. Damals wurden Menschen wie er im Knast in Gruppenräumen mit Psychopathen, Serienki llern usw. gesteckt und die haben sich auch gegenseitig misshandelt, was den Aufsehern nur recht war. Dort wurde Clyde säggsuell von einem Serienvergewaltiger missbraucht uvm. Diesen Mann brachte er dann um und somit war er auch Mörder. Zudem wollte er sich an der Justiz rächen, was er auch tat und so nahm alles seinen Lauf.
Vor dem Mord wurde er auch einmal begnadigt und suchte sich Jobs, wollte ganz normal leben. Aber ein paar Polizisten waren ihm auf der Ferse und schlugen bei jedem Arbeitgeber auf, um diesem zu stecken, dass ihr neuer Arbeitnehmer ein ehemaliger Knasti war und schwups war der Job wieder weg. So verdiente er sein Geld wieder mit kriminellen Geschäften.

Ich glaube, dass ich noch nie einem Menschen begegnete, der in irgend einer Weise destruktiv handelte, ohne dass ihm zuvor selbst Unrecht geschah.
Aber auf das Gute trifft das ja auch zu: hat man Gerechtigkeit und Liebe erlebt, gibt man das weiter.

Ich kann es nicht erklären und vielleicht ist es naiv oder gutgläubig, aber mein Eindruck ist schon lange, dass das Gute das Ursprüngliche ist und das Böse nur aus dem misslungenen Guten entstehen kann. Irgendwie so. Mir scheint das ernsthaft Böse sozusagen nicht natürlich.

24.11.2019 22:18 • x 1 #4717


Ema
@YsaTyto

Ja, ich verstehe, was du meinst. Du meinst dass im Grunde oft so eine Art Kohlhaas-Geschichten dahinterstecken, wenn jemand beginnt abzudrehen, oder?

Muss da mal noch eine Weile drüber nachdenken.

24.11.2019 22:28 • #4718


Y
Ja @Ema , was gewiss nicht heißen soll, dass die destruktive Reaktion immer verhältnismäßig wäre

Ich finde es ja auch bemerkenswert, welch schöne Seiten ein z.B. hochaggressiver Mensch manchmal ganz schlagartig zeigt, wenn er Anteilnahme und Nähe erlebt. Das kann manchmal einen spontanen und radikalen Wandel von sehr destruktiven Impulsen in Gutmütigkeit bewirken. Mehrmals erlebt.
Das soll aber kein sozialromantischer Appell sein Manchen Menschen ist mit nichts mehr beizukommen, wenn überhaupt mit Autorität. Und das sind oft keine Mörder, sondern ganz normale Ar schlöcher.

24.11.2019 22:32 • x 1 #4719


W
Zitat von YsaTyto:
was genau ist das Dämonische für Dich? Und wie kommst Du ihm näher? Und was fühlst Du, wenn es warm um Dein versteinertes Herz wird?


Was das Dämonische genau ist, das ergründe ich ja noch. Aber generell würde ich sagen, es ist das, was aus dem Vollen schöpft, das Wilde, Natürliche, Ungehemmte, Wollüstige, berauscht Ergreifende und Erschaffende, das Antikulturelle, Ungebändigte, der Luzifer, der das Licht bringt, der nicht Wahrheit macht, sondern Wirklichkeit tut, das Glückswollende und Glückstuende, das Unsinnszerstörende, das Schrankenniederreißende, das, was noch bei allem, das als Sünde gilt, ein gutes Gewissen hat, das große Ja zum Dasein, der Widerspruch zum Leid- und Entbehrungfordernden, der Antihiobsbotschafter.
Näher komme ich ihm, dem Dämonischen, indem ich mich aufgebe, vergesse und fallen lasse. Und die Herzenserwärmung ergibt sich, wie ich glaube, aus diesem Schweben, in diesem Dunkel, in dem nichts ist als ein leises Pochen. Zeitlebens träumt man von Flügeln - dabei geht es auch viel einfacher.

Womit ich bei der Frage bin, was gut und böse sei. Das ist schlichtweg gar nicht zu sagen. Was im Zivilzustand als böse gilt, kann im Kriegzustand als gut gelten, wie das Morden und Zerstören vor allem. Das Gute ist jedenfalls immer das, das bei seinem Tun nicht nur kein schlechtes Gewissen hat, sondern sogar ein gutes und vielfach auch ein wenig stolzes, zufriedenes, überlegenes. Ganz unabhängig von seinem Tun.
Daher sagen mir Begriffe dieser Art auch genau gar nichts. Wenn jemand einem geliebten Menschen etwas antut, das ich dann als böse empfinde, heißt das nicht, dass ich es nicht als gut empfinden könnte, wird dasselbe einem mir verhassten, widerlichen Menschen angetan. Letztlich ist es also nichts anderes als die subjektive Empfindensperspektive, die sich zur Moral, wenn nicht zur Ethik erhebt in einer Art von Maßgeblichkeitsphantasie. Insgesamt halt auch eine Frage des zeit- und marktgerechten Marketings. Kirche z. B. verkauft sich heute nicht mehr sonderlich gut, und kaum jemand wird sich heute noch höllenverloren fühlen, wenn er etwa außer- oder unehelich oder gar gleichgeschlechtlich verkehrt, ja es wird ihm darüber nicht einmal mehr die Wirbelsäule weich werden.
Kann z. B. auch ein Tier, für sich genommen, gut und böse sein?

Zitat von Johanna15:
Ich überlege zu Why, ob er nicht eher mit seinen sieben Teufeln ein Spiel spielt anstatt mit Dämonen von außerhalb.


Es gibt auch Dämonen außerhalb? Und was sollte man mit denen dann anfangen können? Das wäre dann ja, als wollte man eine Kuh melken, die vielleicht irgendwo auf Feuerland ein verarmter Steppenbauer auf seiner Weide grasen hat.

Zitat von Johanna15:
Die Dunkelheit ist in der Regel voller Trubel und unberechenbare Schatten.


Das kommt aber darauf an, welche Dunkelheit man sich zur Heimat macht. Ist es eine, bei der nur einfach das Licht abgedreht ist, wird es mit dem Trubel und den unberechenbaren Schatten schon stimmen. Der übliche Tanzsaal der Welt, der erst recht aus allen Fugen gerät, geht das Licht aus.
Meine Dunkelheit hingegen ist, möchte ich sagen, eine echte, erlesene, nichts als Weite, Stille, Einsamkeit, Finsternis, wie zu vormenschlicher Zeit. Oder sollte ich sagen: vorgeburtlicher?

25.11.2019 03:07 • x 3 #4720


J
@whynot60

Bei Deiner Erörterung über Dämonen und Finsternis tun sich wieder allerlei Fragen auf, denn Deine dämonische Welt erscheint mir sehr verklärt, fast schon romantisch und gänzlich euphemistischer Natur.
Spannend!
Ich frage aber nichts mehr. Doch, kennst Du das Gilgamesch Epos?

@YsaTyto

Glaubst Du, dass Kinder, die behütend und in positiver Umgebung groß werden, ihr Leben wirklich als GUT empfinden?
Oder ist es ihre Normalität und eine Selbstverständlichkeit, da sie es so kennen und sogar stärker auf kleine Störungen reagieren, was andere Kinder, welche mehr mit negativen Aspekten im Leben konfrontiert sind, als Lappalie wegstecken?

25.11.2019 08:59 • x 2 #4721


Y
@Johanna15

Zitat:
Glaubst Du, dass Kinder, die behütend und in positiver Umgebung groß werden, ihr Leben wirklich als GUT empfinden?

ich glaube, dass die Erziehung/Umgebung nur dann gut ist, wenn das Kind es auch so empfindet
Also einfach nur behütet sein z.B. heißt ja noch lange nicht, dass ein Kind sich wohl fühlt.
Es gibt ja zahllose Kinder aus guten behüteten Verhältnissen, die damit total unglücklich sind.
Es ging mir einfach um Dinge wie echte Nähe, Anteilnahme, die Erlaubnis authentisch zu sein uvm. Dazu braucht es keine heile Welt.
Zitat:
Oder ist es ihre Normalität und eine Selbstverständlichkeit, da sie es so kennen und sogar stärker auf kleine Störungen reagieren, was andere Kinder, welche mehr mit negativen Aspekten im Leben konfrontiert sind, als Lappalie wegstecken?

also zum einen muss behütet ja nicht gleich überbehütet und fern jeder Realität bedeuten, zum anderen ist das, was Du schreibst, durchaus möglich.
Andererseits gibt es aber genau so absolut unbehütete Kinder, die auch wegen jedem Mückenstich in sich zusammen fallen

Ich arbeite ja in einer Familie mit 4 Kiddies und die wachsen meinem Empfinden nach in einer ziemlich heilen Welt auf. Aber die Eltern bestehen sogar drauf, dass die Kinder mit der Realität konfrontiert werden und blenden alles, was hinter`m Gartenzaun geschieht, nicht aus. Ich kam ein paar Mal in die Situation, dass ich Dinge zu ihnen sagte oder Sachen erzählte, die absolut nicht in ihr vertrautes Weltbild passen dürften. Und so sprach ich danach immer die Eltern an, a la: Oh, duften die Kleinen jetzt davon wissen?! Es kommt stets die gleiche Antwort Hau alles raus, was Deiner Meinung nach wahr ist.
Die Vier wirken auf mich absolut gesund und dabei nicht verblendet von einer Disney Welt. Aber da ist halt z.B.zuverlässig jemand wenn sie weinen oder Fragen haben. Und aggro dürfen sie auch sein usw. Ich denke, das alles ist viel wichtiger, als ewige Harmonie oder eine heile Welt vorzugaukeln.

25.11.2019 16:52 • x 3 #4722


Y
@nietzsche

Zitat:
das Schrankenniederreißende, das, was noch bei allem, das als Sünde gilt, ein gutes Gewissen hat, das große Ja zum Dasein, der Widerspruch zum Leid- und Entbehrungfordernden, der Antihiobsbotschafter.

na so einfach aus Prinzip dem zu folgen, finde ich es genau so wenig überzeugend, wie aus Prinzip den 10 Geboten zu folgen. Einfach aus Prinzip alles gewissenlos zu genießen, was Sünde ist, macht ja nur demjenigen Spaß, der gezielt Freude daran hat, sündig zu sein. Dann braucht man ja sogar unbedingt den moralischen guten Gegenpol, um in Wallung zu kommen?
Und warum sollten nicht auch gute Aspekte des Lebens ein Ja zum Leben bedeuten? Oder auch Lust verschaffen?
Zitat:
Je ferner ich dem Göttlichen bin und je näher dem Dämonischen, umso wärmer wird mir um mein versteinertes Herz

Aha Aha, obiges strebst Du also an?

Zitat:
Womit ich bei der Frage bin, was gut und böse sei. Das ist schlichtweg gar nicht zu sagen. Was im Zivilzustand als böse gilt, kann im Kriegzustand als gut gelten, wie das Morden und Zerstören vor allem. Das Gute ist jedenfalls immer das, das bei seinem Tun nicht nur kein schlechtes Gewissen hat, sondern sogar ein gutes und vielfach auch ein wenig stolzes, zufriedenes, überlegenes. Ganz unabhängig von seinem Tun.
Daher sagen mir Begriffe dieser Art auch genau gar nichts. Wenn jemand einem geliebten Menschen etwas antut, das ich dann als böse empfinde, heißt das nicht, dass ich es nicht als gut empfinden könnte, wird dasselbe einem mir verhassten, widerlichen Menschen angetan. Letztlich ist es also nichts anderes als die subjektive Empfindensperspektive, die sich zur Moral, wenn nicht zur Ethik erhebt in einer Art von Maßgeblichkeitsphantasie. Insgesamt halt auch eine Frage des zeit- und marktgerechten Marketings. Kirche z. B. verkauft sich heute nicht mehr sonderlich gut, und kaum jemand wird sich heute noch höllenverloren fühlen, wenn er etwa außer- oder unehelich oder gar gleichgeschlechtlich verkehrt, ja es wird ihm darüber nicht einmal mehr die Wirbelsäule weich werden.

ja, das ist klar. Das alles ist relativ. Du betrachtest alles halt meistens aus einer philosophischen Distanz heraus. Und ich meistens psychologisch mit wenig Distanz. So kann man sich z.B. mal die Menschen genau anschauen, die z.B. im Krieg mordeten und angeblich gewissenlos. Oftmals bleiben sie ihr Leben lang sprachlos oder haben Albträume uvm. Und ich persönlich zweifle daran, dass das Gewissen ausschließlich (z.B. von der Kirche) eingetrichtert ist, sondern glaube, dass es zum Menschsein dazu gehört. Was nicht heißen soll, dass es immer zentrale Motivation wäre. Das gewiss nicht.
Zitat:
Kann z. B. auch ein Tier, für sich genommen, gut und böse sein?

natürlich nicht weil es ja nicht entscheiden kann, wie es sich verhält und es kann sich ja auch nicht wie der Mensch so sehr in andere hinein versetzen und z.B. die negativen Folgen seines Handelns für einen anderen beobachten.
Vllt feuern bei uns Menschen ja auch deswegen wie verrückt die Spiegelneuronen weil wir z.T. auf Mitgefühl und Co angelegt sind?

Habe gerade nochmal ein wenig nachgelesen:
Zitat:
Die Fähigkeit, die Emotionen anderer zu spiegeln, unterscheidet uns auch von den Tieren. Dennoch geht die Wissenschaft davon aus, dass gerade bei Tieren, die in Schwärmen auftreten, zum Beispiel bei *beep* oder Fischen, so etwas wie Spiegelvorgänge existieren müssen.

25.11.2019 20:15 • x 3 #4723


W
Zitat von Johanna15:
Doch, kennst Du das Gilgamesch Epos?


Ja, das kenne ich. Aber bitte frage mich nicht nach Einzelheiten! Es ist schon sehr lange her, dass ich das gelesen habe, und mein Gedächtnis ist so löchrig wie ein Nudelsieb, durch das auch Nudeln locker hindurchpassen .
Nein, ich idealisiere und euphemisiere das Dämonische nicht, sondern vielmehr stehe ich ihm gelassen gegenüber, wie allem, dessen Herkunft der Sprache und eines sprachlichen Konstrukts bedarf.
Aber dazu mehr in meiner Antwort auf Ysa

Zitat von YsaTyto:
Einfach aus Prinzip alles gewissenlos zu genießen, was Sünde ist, macht ja nur demjenigen Spaß, der gezielt Freude daran hat, sündig zu sein.


So war das aber durchaus nicht gemeint. Sondern es geht um etwas ganz anderes. Gewissenlosigkeit setzt ja zunächst die Vermutung der Existenz eines Gewissens voraus. Woher aber stammt nun dieses Gewissen? Gewissen bedarf eines Überbaus, der wiederum eine differenzierte Sprache zur Grundlage hat. Man könnte sagen: Als der Affe zu reden begonnen hat, hat er auch schon angefangen zu lügen und hat es darüber bis zum Affen gebracht, der sich für einen Menschen hält.
Ich möchte das aber gar nicht theoretisch abhandeln, sondern besser an einigen Beispielen:
Ohne nun zu privat werden zu wollen, aber ich nehme an, Du bist nicht verheiratet und warst es vermutlich auch nie, und dennoch wirst Du, wie ich ebenfalls vermute, keine Jungfrau mehr sein. Ich nehme an, Du wirst diese aus einer bestimmten Sicht, gelinde gesagt, unlauteren Aktivitäten mit irgendeinem Gewissen aber gar nicht in Zusammenhang gebracht haben, hattest keine Gewissensempfindungen, weder gute noch schlechte, weil der entsprechende Überbau schon vor einiger Zeit zusammengebrochen ist. Zwar nicht überall und bei jedem - es gibt auch heute noch Leute, in diesem Zusammenhang patriarchatsgemäß vor allem Frauen, die schier daran verzweifeln, krank werden daran, den Versuchungen des Teufels nicht widerstanden zu haben -, aber im Allgemeinen. Auch nur auf die abwegige Idee zu kommen, etwas wie GV könnte Sünde sein, Verlockung des Teufels, bedarf unerlässlich eines entsprechenden Konstrukts, das das Gewissen hierzu erst einmal eintreibt. Das hat durchaus gar nichts mit Spiegelneuronen zu tun, die in diesem Fall ja sogar auf ganz andere Dinge kommen könnten als auf ein schlechtes Gewissen und eines gschamiges Gefühl. Was aber nach wie vor der Fall ist, ist, dass GV unter bestimmten Umständen ein Vergehen ist, ein Betrug, eine Schandtat, die zumindest als Sünde empfunden werden kann (das ganze Forum hier ist voll davon) - weil hier die entsprechenden Überbauten eben noch existieren und der Natürlichkeit noch lange nicht gewichen sind.
Oder etwas anderes, gewissermaßen das Umgekehrte: Wer heute mit dem Flugzeug fliegt, kann durchaus auch ein schlechtes Gewissen bekommen. Was vor einigen Jahren oder gar Jahrzehnten aber ganz und gar nicht der Fall war. Woher also nun das schlechte Gewissen? Als Sünde, als etwas Dämonisches gilt es zwar noch nicht, aber auch dazu könnte es noch kommen, wenn die Emotionen die Grenzen der Moralwerdung überschreiten. Auch hier scheint mir kein einziges Spiegelneuron im Spiel zu sein (bei denen es wohl eher um die Fähigkeit des Empfindens vermuteter Empfindungen von Außenstehendem aus sich selbst heraus geht, um gefühlsmäßig mitempfundene Analogieschlüsse, und nicht um ein Gewissen).

Das Dämonische wiederum ist ja nichts anderes als das Jenseits der Sündgrenzen, der Verbots- und Tabugrenzen, die sich wiederum aus sprachlichen Konstruktionen und ihrer Etablierung und Vererbung ergeben. Dem Kriechenden ist alles Aufrechte dämonisch, dem Kranken alles Gesunde, dem Unnatürlichen alles Natürliche usw. (umgekehrt funktioniert dies übrigens kaum, was dem Negativfall das Dämonische ist, ist dem Positivfall höchstens lächerlich oder erbarmungswürdig.)
Solltest Du vielleicht einmal in der Gegend unterwegs sein, dann gehe einmal in das Viertel in Jerusalem, wo die Ultraorthodoxen leben (wobei auch hier sich etwas vollends Durchgeknalltes paradoxerweise in etwas Orthodoxes, also gerade ins Gegenteil der Wahrheit, verwandelt hat, sprachlich allerdings nur, außersprachlich erscheint es mit all der Lächerlichkeit, die es nun einmal ist). Kein Mann wird Dich ansehen, selbst dann nicht, wenn Du mit ihm reden solltest, so das überhaupt einer wagt, so es Dir gelänge - und zwar, weil Du, als Frau, das Dämonische bist.
Oder was ist der böse, der dämonische Blick? Es ist nichts anderes als der durchschauende Blick, jener Blick, von dem man zumindest fürchtet, er könne hinabsehen bis auf das Pandämonium, das man selber in sich trägt als das Abgewiesene und Verbannte seine erbversündigten Natur.

Wenn nun jemand meint, das Dämonische sei das Ausgeartete (etwa, empfindet jemand Lust, andere zu quälen), so ist das ein falsches Verständnis. Denn das ist nicht dämonisch, sondern krank, seinerseits widernatürlich wie insgleichen alle spracherfundene Moral, woher immer diese Erkranktheit stammen mag (übrigens: keine Krankheit, zu der es keine Gegenkrankheit gäbe). Das Dämonische ist nichts anderes als das im Verlauf des durchaus irrwitzigen Zivilisations- und Kultivierungsprozesses abgespaltene und vertriebene Natürliche, dem man halt auch, der abschreckenden Wirkung wegen, die schlimmsten Fratzen und teuflischsten Gestalten gemacht hat. Es sind die aus durchaus schlechten und miesen, kranken und blödsinnigen Gründen verdammten und verhöllten Anteile der ganz unschuldigen menschlichen Natur.

Zuletzt: Warum ist ausgerechnet der Lichtbringer (der Erkenntnisbringer) Luzifer zum Teufel geworden? Hat da ein Gott solchen Unsinn geredet und gelogen, geoffenbart vielmehr (in Sprache wohlgemerkt; als die Menschen zu reden lernten, lernten das auch die Götter) aus seiner Lavahöhle heraus, dass er es um jeden Preis verhindern wollte (und musste, um Gott zu bleiben), dass die Menschen, von seiner eifersüchtigen Herrschaft heimgesucht, Erkenntnis gewinnen über eben diesen wütenden und widernatürlichen Unsinn, der dem Leben seine Natur ausgetrieben hat, um sich selber einnisten zu können?

25.11.2019 22:16 • x 3 #4724


Y
@whynot60

natürlich gibt es auch ein Gewissen, das von außen eingepflanzt ist, aber ich denke, dass es daneben auch noch ein anderes Gewissen gibt, das einfach aus Anteilnahme, Mitgefühl usw. entsteht. Und mag es auch erst durch Sprache entstanden sein, so halte ich es für etwas wertvolles, wie die Sprache auch

Ich verstehe das alles, aber mir ist das zu sehr in Extremen gedacht und zu theoretisch. Ich fühle mich z.B. viel besser, wenn ich liebe- und rücksichtsvoll mit Menschen umgehe, als wenn ich egoistisch und rücksichtslos bin. Und selbst wenn diese guten Gefühle nur durch das beruhigte Überich entstanden sind, was ich nicht glaube, so ist mir das auch recht.

Amen

25.11.2019 23:19 • x 2 #4725


A


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