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Das Chaos in meinem Kopf

Y
Dieses Forum hat mir in den letzten Wochen sehr geholfen, hab viele vertraute Geschichten gelesen, aber irgendwie ist ja doch jede einzigartig. Deshalb schreib ich auch meine jetzt mal, zumal es mir heute mal wieder richtig schlecht geht und ich nicht weiß was ich denken soll. Vielleicht finde ich ja ein bisschen Trost oder Rat...

Also ich habe mich vor 5 Wochen nach 3 1/2 Jahren Ehe (5 Jahre zusammen) von meinem Mann getrennt. Ja, ich bin die Böse die verlassen hat, aber nichtsdestotrotz leide auch ich.
Die Geschichte ist ein bisschen komplizierter. Ich bin schon länger unglücklich, konnte aber nie so richtig sagen woran es liegt. Ich hab auch schon eine Therapie hinter mir nach dem eine leichte Depression diagnostiziert wurde. Im Frühjahr haben mein Mann und ich ein Grundstück gekauft, wir wollten nächstes Jahr ein Haus bauen.
Ansich war unsere Ehe gut, er ist ein liebevoller Mann und alle haben immer gesagt, wir wären das Traumpaar schlechthin. Allerdings haben wir sehr früh geheiratet (ich war 21, er 26) damals war ich überzeugt, dass das keine Rolle spielt, heute muss ich leider zugeben, dass zumindest ich vielleicht doch ein bisschen jung war.

Dazu kommt, dass wir die meiste Zeit unserer Partnerschaft und später Ehe aus beruflichen Gründen in einer Fernbeziehung verbracht haben. Das hat immer gut funktioniert, aber irgendwie hat es uns auch geschwächt. Das sehe ich zumindest heute so.
Im Sommer war ich drei Monate lang beruflich unterwegs, wir hatten nur Emailkontakt. Da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass ich ihn nicht mehr so wirklich vermisse. Ich war glücklich bei meiner Arbeit, das Umfeld hat gepasst, ich hatte das Gefühl, ich bin endlich wieder ich selbst. Und irgendwie hat er da gar nicht mehr so richtig reingepasst. Das hat mich zuerst erschreckt und ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, aber auf der anderen Seite hat es mir gezeigt, dass was nicht stimmt.
Gegen Ende der drei Monate ist dann noch ein anderer Mann in mein Leben getreten, etwas was ich nie für möglich gehalten habe. Wir haben geknutscht und uns stundenlang unterhalten und ich habe mich auf einmal wieder so lebendig gefühlt. Ich wusste und weiß, dass es falsch war und ich habe auch gesagt, dass ich das nicht kann, weil ich verheiratet bin.
Als ich meinen Mann dann wiedergesehen hab, bin ich mit dem festen Vorsatz rangegangen mit ihm über alles zu sprechen, zu sagen, was mir fehlt und an unserer Ehe zu arbeiten. Doch schon nach einem Tag zu Hause war mir glasklar, dass es so nicht weitergeht. Ich konnte seine Nähe nicht ertragen und hab gemerkt, dass ich mich innerlich schon total distanziert hatte. Ich liebe ihn einfach nicht mehr.
Eine Woche später, nach vielen Gedanken und traurigen Stunden, hab ich ihm dann gesagt, dass ich mich trennen möchte. Er war schockiert und verletzt, verständlicherweise und ich am Boden zerstört.

Mittlerweile akzeptiert er meine Entscheidung, wir können immer noch normal miteinander reden und versuchen im Moment alles zu klären (Wohnung, Geld, etc.)
Ich ziehe nächste Woche aus, ein Schritt auf den ich mich eigentlich gefreut hab, aber heute beim Kisten packen konnte ich nur heulen. Ich kann nicht fassen, dass alles zu Ende ist. Ich weiß es war meine Entscheidung und eigentlich weiß ich auch, dass sie richtig war, aber ich fühle mich als Versager.

Hab ich zu früh aufgegeben? Mache ich mir nur was vor? Vermisse ich ihn oder den gemeinsamen Alltag? All diese Fragen geistern in meinem Kopf umher und ich bin einfach nur traurig.

Dazu kommt die Geschichte mit dem anderen. Wir haben noch sporadisch Emailkontakt, es ist eindeutig was zwischen uns, aber ich weiß nicht ob ich mich darauf einlassen soll. Ich fühle mich so schon schlecht, ich will nicht auch noch diejenige sein, die sofort jemand neues hat, so dass alle denken, ich hätte mich wegen ihm getrennt.

Im Moment weiß ich gar nichts mehr...
Sorry, dass der Text so lang geworden ist, ist einfach schwer, dass Ganze kurz zu fassen. Vielleicht liests ja trotzdem jemand...

02.11.2012 20:01 • #1


Franc
Hast du ihn zu früh aufgegeben? Ganz klar und eindeutig: Ja!

Deine Ehe war doch nach eigenen Worten gut und er ist ein liebevoller Mann.

Vor der Trennung hättest du deinen festen Vorsatz doch umsetzen können und ein Gespräch über eure Zukunft führen können. Eine Paartherapie wäre auch möglich gewesen, ggf. auch mit dem Ziel, dass es doch zu einer Trennung kommt.

Aber nichts davon hast Du umgesetzt. Nur einen haufen Scherben fabriziert. Du gehst nur, weil du jemanden in der Hinterhand hast. Und ich wette, dein Mann weis davon auch noch nichts. Er hatte von Anfang an keine Chance.

Warum verlangst du eigentlich Unterhalt von ihm? Sind Kinder im Spiel? Wenn nicht, sei doch so anständig und verzichte darauf. Du bist jung genug, um mit Arbeit dein neues Leben nebst neuer Liebschaft selbst zu finanzieren. Warum nacheheliche Solidarität verlangen, wenn du jene ohne jedweden Anstand und Respekt gegenüber deinem Mann aufgekündigt hast.

Sind harte Worte. Aber so werden es viele von euren Freunden sehen. Damit wirst du rechen und umgehen müssen. Hoffentlich waren es die paar Glücksmomente beim Fremdknutschen das Alles wert.

02.11.2012 22:31 • #2


A


Das Chaos in meinem Kopf

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S
Hallo Yellow,

ich finde auch, dass du zu früh aufgibst. Leider machen das die meisten Leute, sobald in der Beziehung gerade mal nicht alles super läuft. Es ist doch ganz normal, dass es in der Liebe Höhen und Tiefen gibt, Liebe ist dynamisch und geht durch verschiedene Phasen. Menschen und Beziehungen verändern sich, aber das wird in jeder Beziehung so sein. Sobald es nicht mehr so läuft wie bisher, verlassen wir unsere Partner und flüchten uns in die nächste Beziehung, wo es dann genauso laufen wird.

Du hast jetzt einen anderen kennengelernt, mit dem alles so toll ist... wie lange wird das so anhalten? Die erste Phase der Verliebtheit ist immer etwas Besonderes, aber spätestens nach einem Jahr tritt dann auch da der Alltag ein, die rosarote Brille ist weg, und dann bist du wieder genau da, wo du jetzt stehst.

Ganz ehrlich: ich glaube, wenn du deinen Mann jetzt verlässt und dich auf den anderen einlässt, kann das nicht gutgehen! Das ist doch nur eine Flucht aus euren Eheproblemen...

Versuch doch erst noch einmal für Eure Beziehung zu kämpfen... dein Mann war doch einmal deine große Liebe, sonst hättet ihr ja nicht geheiratet. Gib nicht so schnell auf, nur weil es momentan nicht so gut läuft. Versucht doch mal eine Paartherapie, und wenn DAS trotz allem nicht hilft, kannst du ihn immernoch verlassen, dann habt ihr es aber wenigstens versucht, und du kannst dir später nichts vorwerfen. Aber nicht einfach aufgeben und wegrennen...

03.11.2012 09:56 • #3


Y
Erstmal danke euch beiden für eure ehrlichen Antworten.

@Franc: vielleicht ist da ein bisschen was falsch rübergekommen:
1. Ich verlange und kriege keinen Unterhalt von meinem Mann. Wir sind beide vollbeschäftigt und verdienen ungefähr das gleiche. Würde das auch gar nicht wollen, mit ein Grund für meine Trennung war ja, dass ich unabhängiger sein möchte.
2. Ja, es sind harte Worte von dir, aber wenigstens ehrlich und das wollte ich ja.
Allerdings sehen es die meisten unserer Freunde nicht so wie du. Die meisten finden es zwar schade, haben aber Verständnis, vielleicht mit unter weil sie sehen, dass es mir jetzt besser geht (zumindest zeitweilig)

@sonnemond: Ja, vielleicht hast du recht. Ein Teil von mir zweifelt auch, ob es nicht zu früh war, aber ein Teil ist sich eben auch sicher, dass es die richtige Entscheidung war.
Es ist ja auch nicht so, dass ich mit dem anderen schon in einer Beziehung bin. Vielleicht wird es auch nie dazukommen, die Situation ist da auch noch ein bisschen verzwickter.

Letzendlich ist es aber auch egal, da ich den Schritt ja schon getan hab und nun mit den Konsequenzen leben muss. Dachte nur, dass ich hier vielleicht auf ein paar Leidensgenossen treffe, die ähnliches durchgemacht haben, sprich nach aktiver Trennung den anderen trotzdem vermisst haben, gezweifelt haben, aber doch irgendwie wussten, dass es so richtig war.

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!

03.11.2012 17:41 • #4


I
Hi,

also erstmal: Ich find es mutig von Dir es laut auszusprechen. Dass Du nicht mehr glücklich bist und dass Du nicht bei jemanden bleibst, nur um zu bleiben. Viele bleiben und müssen sich dann nach Jahren (wenn nicht sogar Jahrzehnten) eingestehen, dass sie die letzten 10, 20 Jahre einfach nur aus Gewohnheit mit jemandem zusammen waren. Gruslig.

Ob es ein Fehler war? Ob Du zu früh aufgibst?

Ich glaube, das wirst Du erst im Nachhinein wissen. Aber wenn es sich JETZT richtig anfühlt zu gehen, dann ist es jetzt und heute richtig.

Du bist traurig, das ist doch normal. Du hast einen langen Weg mit Deinem Mann zurückgelegt, mit einigen Tiefen, aber auch vielen Höhen und diese Zeit ist nun vorbei. Das macht traurig. Aber ich glaube es ist eher ein Abschied, und kein Zeichen für einen Fehler.

Geh Deinen Weg weiter. Wenn Ihr Beide in einigen Monaten für Euch rausfindet, dass die Entscheidung total falsch war, dann kann man immer noch schauen, was dann ist.
Aber zumindest musst Du Dir nie vorwerfen, die Augen vor den Tatsachen verschlossen zu haben und Du wirst Dich fragen, was wäre gewesen, wenn.

Kopf hoch

04.11.2012 15:32 • x 1 #5


Y
Danke Ici,

deine Worte haben echt gut getan. Ich weiß, dass es nach außen hin immer etwas komisch aussieht wenn man geht nur weil man nicht mehr glücklich ist. Aber für mich war es die einzig logische Schlussfolgerung, grade weil ich meinen Mann noch schätze und ihn nicht belügen will im Bezug auf Gefühle, die ich nicht habe oder nicht mehr.

Das es ein Abschied ist das stimmt und in guten Momenten denke ich auch immer, dass ich nur traurig bin, weil es eben eine schöne Zeit war, die nun vorbei ist und weil auch ein Stück weit ein Lebensplan platzt.
Ob es richtig oder falsch war zu gehen das weiß man tatsächlich vorher nicht und ich glaub, das ist es auch was mir noch zu schaffen macht. Aber so ist es halt mit Entscheidungen im Leben...

Nochmal danke für dein Zureden, hat gut getan!

04.11.2012 17:05 • #6


B
Hallo!

wollte dir auch mal kurz schreiben, da ich in einer ähnlichen situation bin....bin/war zwar nicht verheiratet, aber immerhin 8 1/2 jahre mit meinem freund zusammen und ich habe mich vor 3 1/2 wochen von ihm getrennt, weil es einfach gefühlsmäßig nicht mehr gepasst hat, er war die letzte zeit eher mehr wie ein freund für mich als ein liebespartner.....hinzu kommt, dass ich mich in einen anderen verliebt habe und dadurch ist mir erst so richtig bewusst geworden, dass etwas in meiner beziehung nicht mehr passt, davor hab ich das irgendwie verdrängt.....

na ja aber was ich eigentlich sagen will: ich denke, du musst dir über dein gefühle deinem mann gegenüber im klaren werden....liebst du ihn noch? oder ist es ähnlich wie bei mir, dass du ihn zwar als mensch gerne magst, aber eher nur mehr als freund siehst?

ich bin eher der meinung, dass wenn es gefühlsmäßig nicht mehr passt, man sich trennen sollte, sicher soll man nicht leichtfertig alles hinwerfen und zu schnell aufgeben, aber man kann ja auch nix erzwingen....

außerdem es muss ja keine trennung für immer sein, wenn es so sein soll und du bzw. ihr beide merkt, dass ihr euch fehlt und die liebe doch noch da ist, dann könnt ihr es ja wieder miteinander versuchen! oft ist eine räumliche trennung ja auch gut, um sich über seine gefühle im klaren zu werden!

für mich war die trennung von meinem freund auch total schlimm, hab ständig geheult bzw. tue es immer noch und der tag, an dem er ausgezogen ist, war furchtbar für uns beide.....aber ich fürchte fast, das ist eine phase durch die man eben durchmuss....für mich macht es keinen sinn zusammenzubleiben, wenn man nicht mehr glücklich ist und sich noch dazu in jem anderen verliebt hat (unabhänig davon, ob es mit dem neuen was werden könnte oder nicht)

also ich denke, du hast vorerst das richtige getan und wie gesagt, vielleicht habt ihr ja doch noch eine chance zu einem späteren zeitpunkt!

lg

10.02.2013 18:44 • x 1 #7




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