Zitat von Wasabix: Das ist wirklich genau so abgelaufen.
Ich konnte das lange gar nicht zuordnen.
Und wählte dann den Weg, zu denken er braucht Hilfe.
Ich kann das doch.
Jajaja, der Arme, der hat es ja so schwer, Er kämpft sich durch sein Leben, er kämpft gegen seine inneren Dämonen wie den Selbsthass und es gelingt ihm nicht. Stattdessen überrüncht er sie mit flotter Kleidung, Erfolg bei Frauen und einem heiteren Wesen, das er nach außen zeigt, ehe man ihn wirklich kennt.
Klein Wasabix erkennt das natürlich und denkt sich, dem muss ich helfen. Und da ich schon Vater und Mutter nicht therapieren konnte, hole ich es heute nach und lande wieder mal bei hilfsbedürftigen Männern, die genauso sind wie meine Eltern, die mit sich auch nicht zurecht kommen und kamen.
Aber dieses Mal löse ich mein inneres Dilemma auf und werde erfolgreich sein. Ich, die großartige Therapeutin durchleuchte ihn und dann geht es an die Heilung. Ja, und dann habe ich endlich das was ich brauche und will. Der Mann ist geheilt, transformiert zu einem treuen, ergebenen und beständigen Mann und das ist mein Werk. Und dafür wird er mich lieben. Aber was noch viel wichtiger ist, ich werde mich endlich selbst lieben für das was ich geduldig und voller Nachsicht und Verständnis ertragen habe. Ich werde nun endlich diejenige sein, die das Leben des armen Mannes richtet und in geordnete Bahnen lenkt und dann werde ich glücklich sein.
Klar, Du lebst Dein inneres Dilemma nach. Die Seele möchte das gerne auflösen und denkt sich, ich schicke Wasabix wieder zu einem defizitären Mann, an dem sie sich austoben kann, aber dieses Mal wird es anders laufen. Dieses Mal werden wir das Dilemma auflösen und dann werden wir alle glücklich sein. Wasabix, der Mann, der die Hilfe dankbar annimmt und nun auch glücklich ist und die Seele von Wasabix gibt nun auch Ruhe, denn jetzt ist alles richtig gelaufen.
Wasabix, so läuft das nicht. Du musst versuchen, deine Leerstellen selbst zu bearbeiten anstatt wieder einen anderen Menschen therapieren zu wollen.
Ich war dieselbe. Die großartige Therapeutin, die ihn analysiert hat und jetzt, da die Krankheit bekannt ist werden alle Register gezogen um den Mann anzupassen und umzuformen. Klappt bloß nicht weil sich der Mann dagegen sperrt und meine gut gemeinte Hilfe ja gar nicht annehmen will.
Er müsste seine inneren Baustellen angehen und zwar selbst und Du Deine. Jeder muss bei sich selbst anfangen anstatt an einem anderen herumdoktern zu wollen.
Eine Partnerin ist keine Therapeutin und umgekehrt und eine Partnerin muss auch nicht alles aushalten, aber auch das ist ein Erbe aus der Kindheit. Sich nicht zu lösen, zu bleiben, muss doch irgendwann belohnt werden! Nein, wird es nicht, denn man handelt damit gegen sich und die eigenen Werte und das lohnt einen keiner.
Und jeder Helfer ist nicht so uneigennützig wie er glaubt. Er will helfen, aber er will auch dafür belohnt werden. Mit Liebe, mit Bestätigung, mit guten Gefühlen und guten Gedanken. Ich bin ja so edel! Ja, wenn dahinter eben nicht doch eine große Portion Egoismus und Eigennutz stecken würde. Das relattivert das Helfen dann doch wieder weil der Helfer damit seine Defizite heilen will.
Normaler menschlicher Automatismus. Zwei Jahre oder so nach dem Affärenende saß ich eines Tages beim Frühstück und auf einmal fiel er mir wieder ein. Ich war etwas verwirrt denn lange hatte ich nicht mehr an ihn gedacht. Warum fiel er mir jetzt ein? Wollte ich womöglich wieder Kontakt aufnehmen nach einer langen Zeit der Funkstille? War da immer noch ein geheimer Wunsch nach Kontakt in mir? Nein, das war es nicht. Wozu sollte ich wieder Kontakt mit ihm aufnehmen? Vielleicht hing immer noch eine Faser meines Herzens an ihm? Nein, das konnte ich auch nicht feststellen.
Wollte ich vielleicht wissen wie es ihm nun ging? Nein, kein Interesse!
Und auf einmal machte es Klick und ich sah unsere Beziehung aus der Perspektive eines Zuschauers. Ein trauriges Zweipersonenstück in dem jeder seine Dämonen bezwingen wollte und immer wieder das Falsche tat. Er genauso wie ich.
Aus dem unschuldigen Lämmchen, also mir, wurde auf einmal so was wie eine Täterin.
Was hatte ich getan? Ich hatte ihn nicht akzeptieren können für das was er war und für das wie er war und dann wollte ich ihn umformen, verbrämt mit meiner nachsichtigen und großmütigen Hilfe. Die großartige Therapeutin würde aus ihm den Mann machen den ich brauchte und wollte.
Was hatte ich mir da bloß eingebildet? Und was getan? Sieht so Liebe aus? Nein, sicher nicht. So sieht Egoismus aus, so sieht Eigennutz aus. Ich hatte ihn ausgenützt und es nie erkannt, denn ich hatte unbewusst Aufgaben an ihn gestellt. Bitte gib Du mir das Gefühl ein liebenswerter Mensch zu sein. Sei Du liebevoll zu mir, damit ich endlich glauben kann, dass ich der Liebe wert bin. Bitte mach Du mein unglückliches Herz glücklich, damit ich mich endlich gut mit mir fühle. Bitte achte Du mich damit ich glauben kann dass ich Deiner Achtung wert bin.
Uff, so gnadenlos hätte mir mein Unterbewusstsein das jetzt auch nicht vor Augen führen müssen, denn jetzt schämte ich mich. Vor mir selbst. Entschuldigung, aber ich hatte es nicht bemerkt als ich drin steckte, denn wer im Sumpf steckt, hat keinen Weitblick.
War ich denn immer liebevoll mit ihm umgegangen? Ach wo, manchmal war auch ich fies und gemein weil ich mich verletzt und hilflos fühlte.
Ich hatte gewollt dass dieser Mann mein Leben rettet, mich glücklich macht, damit ich endlich das fühlte was ich immer fühlen wollte: Selbstakzeptanz.
Er war mein Werkzeug ohne dass ich es wusste.
Denk mal darüber nach. Vermutlich stellst Du Parallelen fest.