seit Tagen fällt mir nichts ein, was ich schreiben soll, obwohl es momentan wieder hoch und runter geht. Flüchte wieder quer durch Deutschland, fahre tausend Kilometer, nur um 24 Stunden auszubrechen.
24 Stunden, in denen du mich pausenlos verfolgst. Woher wir beide diese Ausdauer nehmen? Wobei.. ich habe die Ausdauer UND die Einbildung, dass du pausenlos nach mir schaust. Letzteres ist eben Einbildung.
bin gefahren, die Strecke, die wir zusammen fuhren. An einer Wiese vorbei, die ich einmal nur neben dir wahrnahm. Die anderen Male habe ich dich zu verliebt angeschaut, sodass sie nicht auffiel.
An dem einen Mal stand ein Reh auf dieser Wiese. Lichter zogen an uns vorbei, das Reh stand still.
Zurück in der Realität ist es wie ein Katapult in die Vergangenheit: die Wiese, blick dorthin, meine eigenen Lichter ziehen an mir vorbei. Nur kein Reh, nur nicht du. Etliche Wiesen ziehen an einem vorbei, wenn man tausend Kilometer fährt. Aber ich habe sie erkannt: diese eine Wiese, mit diesem einen Reh, am Tag dieser Fahrt neben dir.
die Hinfahrt war gut. ich war schnell. Ich bin nicht mehr langsam unterwegs. dir würde mein neues Ich gefallen. Adrenalin lässt mich spüren, dass ich noch am leben bin.
Immer Angst gehabt, wenn einer auf meine Spur zieht. Diesmal gedacht: ach fahr mir doch rein, ich überleb alles, wenn ich ihn schon überleb'
Dein Verlust wiegt so schwer auf der Goldwaage, dass mir alles Andere nicht so schmerzvoll erscheint. Blende Dinge aus, was soll schon noch passieren? Du bist weg. das ist passiert.
Ich komme an.
habe einen schönen Tag.
liege müde im Bett, weit weg von dir und mir. kann nicht schlafen, wie so oft. wie immer. immer bedeutet, seitdem du weg bist.
gehe online, nachts um 3. du bist online. das spiel geht bis morgens halb sechs. gucken, ob wir beide online sind?
bekommst du Angst, dass ich mit wem schreibe?
früher war es so: nach einem Streit beichteten wir uns gegenseitig, dass wir geguckt haben, ob der andere online ist.
heute beichte ich dir nur noch still, dass du fehlst. in der Hoffnung, dass du es verstehst.
Naja, schlafbetrunken macht man halt Mist.
Stehe also auf, schleiche durch die dunkle Wohnung meiner Freundin, setze mich auf den Balkon und filme den Sonnenaufgang.
Stille kann für einen Menschen unfassbar laut sein.
lebe so intensiv mit meinen Gefühlen wie noch nie. bin mehr ich, als du mich jemals hattest. ich bin traurig, dass du mich nicht mehr kennst.
fahre heim.
heule dann doch wieder auf der Rückfahrt. Unbegrenzte Strecke. Diesmal rase ich nicht. wofür? ich habe zwar ein Ziel, aber dort erwartet mich nichts außer Stille. Laute Stille.
Ich weine und bitte Gott um ein Zeichen, er möge mich doch endlich erhöhren.
Plötzlich, ein Schwarm voller Vögel über mir am vorbeiziehen. Du weißt: ich kann mir gut Dinge einbilden. Danke lieber Gott für diese Einbildung, dieses Zeichen. Heule noch mehr, weil ich hoffe, dass es Sinn ergibt.
Ob ich das alles erst verstehe, wenn ich ein Ticket nach oben habe?
komme zu Hause an und merke, wie du meiner Familie entfolgst. Stich ins Herz, weil es wieder so endlos erscheint. Der Kreis, in dem ich mich drehe. Sieht du nicht, dass ich seit Monaten mich um dich drehe? Ich kotze und kotze vor Enttäuschungen, doch niemals kotze ich, weil ich genug ab. ein Trauerspiel.
heute Nacht, oh Überraschung: ich habe von uns geträumt.
bin wie immer wach geworden. du online, ich online. Ich wünschte, du würdest dich das Gleiche fragen. manchmal bewundere ich meine Naivität. Manchmal bewundere ich mich, wie ich dich noch immer mit diesen guten Augen sehe. wie gut mein Herz ist, wie weit ich es für dich öffnete. bin aber froh, dass du es nicht mehr bekommst, hast es verspielt.
ich öffne Tinder, habe es schon lange, genauso lange, wie ich mich einsam fühle. Kein Mal geschafft mich auf was einzulassen.
und plötzlich sehe ich dich.
und plötzlich fühle ich nichts.
Damals, als ich dich am Tag unserer Trennung dort sah, traf es mich. Leitplanke wäre eine Option damals gewesen, aber nur gedanklich.
heut Nacht sah ich dich, es überraschte mich nur, aber es traf mich nicht. Ich war nur traurig wegen mir, weil es doch so ist, wie immer: ich bin hier, wo du schon lange nicht mehr bist.
Der Fakt, dass du dort bist, tut nicht weh. ich bin es auch. wir sind aber aus unterschiedlichen Gründen dort. Ich suche Ablenkung. Du sucht sie auch. Ich will betäuben, du willst das Abenteuer.
du willst alles, aber sicher nicht mich.
Das Gute an dem Wochenende: sollte ich jemals diese Trennung in einem Buch verarbeiten: Ich kenne wenigstens den Titel schon. Ich hoffe, dass diese Trennung mich reich macht. Reich an Erfahrungen.