Zitat von Balko43:Schreibt doch ein wenig mehr über Euer Leben mit Euren Partnerinnen, dann können wir Euch ein bisschen besser kennenlernen.
Ich versuche mich einmal an einer Kurzfassung
Als wir uns kennen lernten war ich 21, sie 23. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und waren beide nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Nach einer Weile funkte es jedoch und etwas später folgte das beidseitige Liebesgeständnis. Einige Monate später kündigte sich dann unsere Tochter an. 14 Jahre ist das nun her. Ungeplant, unvorbereitet, aber überglücklich. Vor 13 Jahren zogen wir zusammen. Es war immer etwas chaotisch, aber so waren wir nun einmal.
Vor 7 Jahren kam dann der große Einschnitt: ich erhielt die Diagnose Krebs und meine Frau erlitt einen Herzinfarkt. Während ich auf meine OP wartete, lag sie in einem anderen Krankenhaus auf der Intensivstation. Wenn ich mich nicht irre, war es ein doppelwandiger(?) Infarkt. Mein Krebs war gutartig. Ich wusste also, dass mich 9 Wochen Chemo erwarten und es anschließend wieder bergauf geht. Meine Situation konnte ich also auf die leichte Schulter nehmen. Meine Frau hat jedoch Reha und Kur abgelehnt, um für mich und unsere Tochter da sein zu können. Dabei hatten wir die absolute Unterstützung meiner Eltern. Es hätte also nie Probleme gegeben.
Nach einiger Zeit, als es mit mir wieder aufwärts ging, hatte ich vermehrt das Gefühl, dass mit ihr irgendwas nicht stimmte. Ich habe sie mehrfach darauf angesprochen, auch dass ich eine Depression befürchte, aber sie hat immer bestritten und behauptet, alles sei in Ordnung. Woran ich damals leider nicht dachte: ihr eigener Vater verstarb Mitte 30 an einem einfachen Herzinfarkt. Da haben sich bei ihr sehr schnell Ängste aufgebaut, über die sie mit mir aber nie offen sprach. Später im gleichen Jahr erlitt mein Vater einen Herzinfarkt, sodass ich verstärkt in seinem Einmannbetrieb einspringen musste.
Zwei Jahre später kam für meine Frau ein weiteres negatives Erlebnis, welches ich hier aber nicht ausführen kann. Darüber weiß eigentlich direkt nur die Familie bescheid und ohne ihr Einverständnis fühlt es sich für mich einfach falsch an, öffentlich darüber zu schreiben. Es hatte aber definitiv nichts mit einer Affäre oder sonstigen Vertrauensbrüchen zu tun. Jedoch entstanden auch hier wieder Sorgen und Ängste, über die sie mit mir nicht gesprochen hat. Sie hat immer überspielt.
Nach dem Herzinfarkt hatte sie vor allem Ängste, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Das hat abends im Stillen für so viel Wirrwarr im Kopf gesorgt, dass sie ohne Schlaftabletten nicht schlafen konnte. Mit mir hat sie nicht darüber gesprochen. Ich war auch noch nie ein Freund von Tabletten. Allerdings habe ich erst nach der Trennung erfahren, dass sie diese Tabletten immer weiter genommen hat. Ich dachte immer, es sei nur eine Phase gewesen. Schlimmer noch: sie hat sich mit der Zeit mit Schmerzmitteln betäubt.
In den folgenden Jahren haben wir uns vermehrt auseinandergelebt. Ich sehr mit der Arbeit beschäftigt. Sie zuhause und irgendwie den Tag verbracht. Unordnung gab es bei uns schon immer, aber es wurde immer schlimmer. Alle Gespräche führten eigentlich zu nichts. Immer wenn sie Arbeit in Aussicht hatte, kam ein dummer Unfall dazwischen (z.B. Bänderriss). Sie war also die meiste Zeit nur zuhause. Vor zwei Jahren gab es für mich die nächste Folge-OP durch die Krebserkrankung, sodass ich wieder etliche Wochen ausfiel. Nach meinem Gefühl, ging alles seitdem den Bach runter. Wir haben eher neben- als miteinander gelebt. Ich habe oft das Gespräch gesucht, sie hat abgeblockt und ich weiß bis heute nicht warum. Da ich immer Angst hatte, sie zu verletzen, habe ich nicht weiter nachbohren wollen.
Einige Wochen vor der Trennung hatte sie einen Unfall. Daraufhin musste sie starke Schmerzmittel nehmen und hat alles andere auf einen Schlag weggelassen. Nach ihrer Aussage spielte in dieser Zeit ihr Kopf verrückt und es kam zu ihrer Kurzschlussreaktion (so nannte sie es selbst). Ich habe zwar gemerkt, dass etwas nicht stimmte, aber wieder einmal wollte sie nicht reden.
Sie hat dann unter Tränen die Tasche gepackt. Ich habe sie angefleht, es nicht zu tun, hat aber nichts geholfen. Ich habe sogar angeboten, dass ich für eine Weile verschwinde, aber auch das wollte sie nicht. Sie wollte für ein paar Tage bei Freunden unterkommen und den Kopf freibekommen. Unsere Tochter war zu dieser Zeit auf Klassenfahrt. Kurze Zeit später sprach sie von einer Auszeit, dann plötzlich von der Trennung. Ich habe natürlich alle Fehler gemacht, die man nur machen kann: gebettelt und gefleht. Dadurch fühlte sie sich nur bedrängt und unter Druck gesetzt.
Wir haben uns hin und wieder getroffen. Sie nahm anfangs an, ich würde alles nicht an mich heranlassen und würde mich in die Arbeit stürzen. Irrtum, ich musste mich erst einmal eine Weile krank schreiben lassen. Als sie mir die Trennung verkündete nahm sie an, ich würde in die Luft gehen und sie rauswerfen. Irrtum, ich habe sie angefleht, uns noch eine letzte Chance zu geben, die wir so offen vorher nie hatten. Kurzum: alles was sie bezüglich meiner Reaktionen angenommen hat ist nicht eingetreten.
Momentan lebe ich alleine mit unserer Tochter. Mit meinem Chef konnte ich absprechen, dass ich erst einmal von zuhause aus arbeite. Zumindest Arbeit und Haushalt sind also eher unproblematisch, auch wenn mir für die Arbeit häufig die Konzentration fehlt, da meine Gedanken immer nur um meine Frau kreisen.
Mit meiner Frau treffe ich mich noch öfters, allerdings immer nur wenn ich das irgendwie anstoße. Inzwischen habe ich mich auch etwas unter Kontrolle und versuche, nicht ständig über alles reden zu wollen. Ohne das Thema uns verstehen wir uns auch noch gut. Zu uns bekomme ich jedoch nur zu hören, dass sie nicht will und keine Gefühle mehr für mich hätte.
Ich habe die Befürchtung, dass da all die Ängste aus der Vergangenheit zu viel schlimmes angerichtet haben. Sie befindet sich auch deswegen in einer Therapie, Details sind mir aber unbekannt. Ich würde wirklich gerne loslassen, kann es aber allein aufgrund der Sorgen um sie nicht. Ich habe Angst, dass eine endgültige Trennung zu früh ist und einen Neuanfang, den ich tatsächlich für möglich halte, zerstören würde. Sie will jedoch die schnelle Trennung unter anderem, damit ich mir nicht auf unbestimmte Zeit zu viele Hoffnungen mache, die sie derzeit nicht erfüllen könne. Das hat sie mir vor einigen Tagen erst gesagt. Und ich habe dennoch weiterhin irgendwo die Hoffnung, ihr zeigen zu können, dass nicht alles verloren sein muss.
Also befinde ich mich nun schon seit Wochen irgendwo zwischen Hoffnung, Sorgen, Verzweiflung und dem völligen Zusammenbruch. Will kämpfen, weiß aber nicht wie und allmählich geht mir die Kraft aus.