Ich finde, es ist eine gute Idee, einen Thread n u r für Verlassene nach langen Beziehungen einzurichten, solange ihn AF/AM nicht torpedieren. Es ist nicht egal, ob man /frau nach 20, 30 oder 40 Jahren verlassen wird oder nach 2,3 oder 4 Jahren. Es ist sogar sehr bedeutsam für die Dauer der Verarbeitung, ob man sein halbes oder sogar sein ganzes Erwachsenenleben, mit dem verbracht hat, der einen betruegt und hintergeht, wie alt man ist, wenn einem das Leben unter dem Hintern weggezogen wird, und wieviel Zeit noch für einen Neuanfang bleibt.
Weh tut es immer. Aber auch die in diesem Forum gern zitierte Doris Wolf weißt darauf hin, dass die Trennung umso härter ist, je länger die Beziehung ging, je älter man ist und je wichtiger der Verlasser als manchmal einzige Bezugsperson im Sinne von Bindung/Liebe für die /den Verlassenen war. Und da sind eben allen Darstellungen von langen Ehen als Hort der Langeweile und Lieblosigkeit zum Trotz die Bedingungen für Verlassene nach langjährigen Beziehungen besonders schwierig.
@Burg1964 lasse dir hier bitte nicht erzählen, dass mit dir etwas nicht stimmt, wenn es dir nach vier Wochen noch dreckig geht, und dass du zuviel jammerst. Das ist absurd. Psychologische Hilfe als Krisenintervention kann nicht schaden, wenn das Loch zum schwarzen Krater wird. Und es kann bei älteren Semestern durchaus lebensbedrohlich sein, wenn man monatelang vor Kummer kaum essen und kaum schlafen kann. Aber normal ist das allemal. Auch Frau Wolf und ihre Kollegen rechnen für die ersten Phasen einer Durchschnittstrennung von Verleugnen bis verhandeln schon mal zwei Jahre. Vier Jahre im Schnitt bis zur Akzeptanz, für Trennungen nach langjährigen Ehen entsprechend oben drauf.
@Krause500 und die anderen Opfer von Midlife- oder Endlifecrisler, ihr solltet dennoch nicht verzweifeln. All die Trauer, die Wut, die Angst hat ihre Berechtigung. Eine Trennung nach so langer Beziehung ist so belastend wie der Tod des Partners. Aber so schlimm, so vernichtend wie im ersten Jahr wird der Schmerz nie wieder, auch wenn einen solche Gefühle immer wieder einholen.
Ich selbst bin nach 41 gemeinsamen Jahren und 24 Jahren Ehe verlassen worden. Ich hatte zuvor drei Jahre lang meinen NM durch schwere Krankheiten begleitet, ihn zuletzt nach einem Schlaganfall gesund gepflegt. Ich hatte große Angst ihn durch Tod zu verlieren und habe ihn letztlich verloren, weil er nach der Krankheit meinte, er habe im Leben etwas verpasst. Er hat sich dann auf Seitensprungportalen Getümmel und dort dann die passende S. gefunden. Als es aufflog, zog zu ihr. Bis dahin, Ende 50, hatte ich niemals alleine gelebt und hatte auch keine anderen Verwandten. Das ist drei Jahre her.
Volle eineinhalb Jahre bekam ich nichts runter, habe 30 kg verloren, konnte nur mit starken Medikamenten ueberhaupt schlafen. Ich stand vollkommen neben mir. Es tut noch immer sehr weh und die Gedanken kreisen auch heute noch um den Verrat und die Zukunftsaengste. Aber im Vergleich zum ersten Jahr bin ich das blühende Leben. Es wird besser, kaum merklich. Und jede hat ihr eigenes Tempo.
Den Schuh, dass zu solcher Art Trennung immer zwei gehören, lasse ich ungetragen stehen. Es gehören in 99 Prozent der Fälle eben genau drei dazu. Logisch, in so langer Zeit hat es Hoehen und Tiefen gegeben. Und meinen Anteil an den Tiefen zu betrachten, bin ich gern bereit. Schuld an solch einer Art von Egotrip nehme ich aber nicht auf mich. Und das muessen auch andere Trennungswitwen und -Witwer von MLC nicht tun. Denn diese Krise, meist ausgelöst durch Krankheiten und/oder Todesfälle, ist die Krise der Verlasser und hat ihre eigenen Gesetze.