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Chronische Erkrankungen und Partnerschaft

E
Für mich kommt es darauf an,um was für eine chronische Erkrankung es sich handelt und wie derjenige damit umgeht.

13.01.2019 07:15 • x 2 #16


_Tara_
Ich hatte/habe Brustkrebs, was (leider) auch als chronische Erkrankung gilt.
Mein Freund hat sich trotz des Wissens um meine Krankheit auf eine Beziehung mit mir eingelassen. Es gehört eben zu unserem Leben und ist unser Schicksal. Und wenn es wieder akut wird, werden wir gemeinsam dagegen kämpfen. So sagt er und das ist seine Einstellung.

Er begleitet mich immer zu allen Nachsorge-Terminen, hört mir zu, beruhigt und ermutigt mich, wenn die Angst 'mal wieder zu groß wird.
Und ansonsten tun wir so, als wenn alles normal wäre.

13.01.2019 07:23 • x 6 #17


A


Chronische Erkrankungen und Partnerschaft

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A
Also ich selbst leide seit Jahren unter chronischen Knieproblemen, die durch das jahrelange Fußballspielen entstanden sind. Aber dieser Aspekt war nie ein Anlass in meinen Beziehungen dafür, dass man kompromissbereit oder Ähnliches sein musste.

Allerdings kenne ich einen Fall in meiner Familie. Mein Vater (eigentlich Stiefvater, er ist aber mein richtiger Vater, andere Geschichte) leidet seit Jahren unter einer chronischen Bronchitis. Diese hat er sich zugezogen, weil er nie zum Arzt gegangen ist, wenn er die Grippe hatte. Er ist ein Mensch, der erst den Arzt aufsucht, wenn es wirklich nicht mehr geht oder ins Krankenhaus muss.

Jedenfalls ist es bei ihm leider schon soweit, dass er durch diese Erkrankung übermäßig Schleim produziert, wenn er hustet, welcher seine Atemwege befällt und oft in ihren Funktionen hemmt. Das Problem daran ist eigentlich nicht die Bronchitis selbst, sondern das er dadurch nicht mal mehr fünf Meter laufen kann, ohne nach Luft ringen zu müssen. Er ist mittlerweile sehr eingeschränkt, muss aber dennoch mit 70 arbeiten gehen, weil die Rente nicht zum Leben reicht.

Aber meine Mutter unterstützt und hilft ihm, wo sie nur kann, trotz das sie Arthrose in den Knien hat und dadurch mit dem Laufen auch so ihre Probleme hat. Manchmal wünschte ich, dass ich eine Lösung hätte, um beiden zu helfen, damit sie ihren Ruhestand leben und genießen können...

13.01.2019 07:49 • x 2 #18


U
Ich denke, es kommt immer auf die Krankheit an. Wenn ein potentieller Partner zB an Schizophrenie leidet ist das was Anderes, als wenn er zB Krebs hat. Das kann man sicher nicht verallgemeinern. Und es ist auch immer eine Frage der eigenen Belastbarkeit. Manche können gut mit psychischen Problemen umgehen, andere besser mit Körperlichen und wieder andere mit beidem nicht.

Mein Ex ist so gesehen auch chronisch krank und ich wusste das vom ersten Tag an. Wäre für mich kein Grund gewesen ihn nicht zu lieben. Warum auch? Und ich konnte mit seiner Krankheit gut umgehen.

Meine Schwester (50 Jahre alt) hat MS und ihr neuer Freund wusste das bereits als sie nur Kollegen waren. Und MS ist ja wirklich eine Krankheit bei der absehbar ist, dass der Partner irgendwann zum Pflegefall wird. Muss nicht soweit kommen, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.

13.01.2019 13:13 • x 1 #19


V
Ich klinke mich hier mal ein.

Also ich glaube es hängt auch einfach viel davon ab wie offen man zu seiner Krankheit steht. Wenn man eine/n Partner/in hat, der/die mitfühlend und offen ist, sehe ich keine Probleme eine partnerschaftliche Bindung einzugehen. Behinderungen, chronische Erkrankungen und der gleichen, sind keine Hindernisse. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die sich nicht mit ihrer Krankheit identifizieren können. Das strahlt Abwehrhaltung aus. Da liegt meiner Meinung nach eher das Problem. Wer sich selbst akzeptiert und offen damit umgeht, kann eine vernünftige und dauerhafte Beziehung führen.

13.01.2019 15:52 • x 2 #20


A
Zitat von Vengeful:
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die sich nicht mit ihrer Krankheit identifizieren können. Das strahlt Abwehrhaltung aus.


@Vengeful

Wie meinst Du das mit dem identifizieren? Ich bin doch nicht eine Krankheit. Ich habe eine.
Magst Du das näher erklären?

13.01.2019 15:56 • x 4 #21


V
Mit identifizieren meine ich: Das ist ein Teil von mir, das gehört zu meinem Leben. Annehmen, wie man ist.

Viele Menschen werden zudem chronisch depressiv oder bekommen dadurch weitere psychosomatische Erkrankungen, weil sie sich gegenüber ihren Einschränkungen runter ziehen lassen, bzw. denen das nötige Selbstbewusstsein fehlt. Ich will das auf gar keinen Fall verharmlosen, dass ist ein ernst zunehmendes Thema. Da sehe ich eher die Probleme, eine aufrichtige Partnerschaft führen zu können. Die Art der Krankheit ist irrelevant.

Deine Anekdote fand ich übrigens sehr sympatisch. Es strahlt viel Selbstvertrauen aus.

13.01.2019 16:13 • x 1 #22


A
Zitat von Vengeful:
Das ist ein Teil von mir, das gehört zu meinem Leben. Annehmen, wie man ist.


Ja, die Einschränkungen gehören zu meinem Leben. Und das kann ich annehmen. Bleibt mir ja eh nichts anderes übrig.
Aber sie sind nicht ein Teil von mir. Mein ICH und meine Persönlichkeit definiere ich aus anderen Parametern heraus.

13.01.2019 16:22 • x 4 #23


V
Zitat von arjuni:
Mein ICH und meine Persönlichkeit definiere ich aus anderen Parametern heraus.


Natürlich, da hast du recht. Alles hängt irgendwie zusammen. Deine Persönlichkeit wächst und aus den Schwächen zieht man die Stärken für ein besseres Ich.

13.01.2019 16:31 • #24


A
Ich überlege schon seit längerem, diesen Faden mal wieder aufzunehmen.

In den letzten Tagen und Wochen hatte ich sehr viele Gedanken zu meinem Thema.

Das Schwierige an meiner Erkrankung ist ja, dass sie sehr viel Facetten hat, Verfassung, Leistungsfähigkeit und Leidensdruck stark schwanken. Aber vor allem, dass sie von außen für andere überhaupt nicht sichtbar ist. Und weitestgehend unbekannt.

Ich habe sehr lange Zeit aus verschiedenen Gründen isoliert gelebt und eigentlich alles mit mir selber ausgemacht. Nun ist es aber so, dass einige neue Menschen in mein Leben getreten sind, neue Nachbarn, neue Bekannte, und ich sehe mich mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert.

Einerseits ist es für mich eine wichtige Überlebensstrategie geworden, die Tatsachen immer wieder auch vollkommen zu ignorieren, mich auf das Positive zu fokussieren und alles Negative, besonders an den guten Tagen, so weit wie irgend möglich einfach auszublenden. Manchmal brauche ich es auch einfach und es tut mir unheimlich gut, irgendwo hin zu gehen, wo mich niemand kennt, und für kurze Zeit ganz normal am Sozialleben teilzunehmen, wie jeder andere gesunde Mensch auch. Dann fühlt es sich sehr frei und leicht für mich an, weil ich für ein paar Stunden die sein kann, die ich einmal war und die ich gerne wieder wäre.

Andererseits möchte ich einige Beziehungen zu Menschen, die mir wichtig sind, jetzt gerne vertiefen und mich ihnen mehr zeigen, stoße jedoch damit auch an gewisse Grenzen, da mir an vielen Stellen Unverständnis entgegenschlägt. Weil sie eben die anderen Seiten meines Lebens überhaupt nicht kennen.

Wenn ich mich nun mehr öffne und mehr von meinem Leben mit der Erkrankung erzähle, so ist das schwierig für mich. Aus verschiedenen Gründen. Einmal, weil es, so stelle ich dann fest, für andere einfach unglaublich schwer vorzustellen und nachzuvollziehen ist. Weil es für mich auch schwer zu erklären ist. Und nicht zuletzt, weil bei mir dann auch ein Gefühl entsteht, die anderen mit etwas zu belasten, was nur in bestimmten Grenzen (in einem bestimmten Rahmen) angemessen ist. Und ich nicht richtig ein Gefühl dafür habe, wo diese Grenzen liegen.

Es ist also in jeder Hinsicht eine Gratwanderung.

Sowohl zwischen meiner Sehnsucht, mich zu öffnen und anzuvertrauen, ganz gesehen zu werden, und der Tatsache, dass bestimmte Dinge nun mal eine Freundschaft übersteigen. Und natürlich begegnet mir da neben dem Willen zum Verständnis und dem Interesse auch viel Sprachlosigkeit und Hilflosigkeit, Unbehagen und vielleicht auch das Anrühren eigener Ängste dieser Menschen. Vor vielen Jahren hat das bereits Freunde zum Rückzug veranlasst. Was ich wirklich niemandem anlaste und auch vollkommen nachvollziehen kann.

Als auch zwischen meinem Wunsch, nicht auf meine Erkrankung reduziert zu werden und dieses Thema wenn immer möglich ausblenden zu wollen, als der lebenshungrige und positive Mensch, der ich ja auch noch irgendwo bin, wahrgenommen zu werden und der Tatsache, dass ich das aber eben nur noch zu einem zeitlich und emotional sehr begrenzten Teil bin. Dass der andere, dunkle Teil genauso ein Teil meiner Persönlichkeit geworden ist. Auch wenn ich mir das selber so ungern eingestehen möchte.

So weit erst mal meine Gedanken für heute.
To be continued.

28.08.2019 15:59 • x 2 #25


L
@arjuni :

Ich würde mir da nicht so einen Kopf machen... aber ich bin ja nicht krank und habe auch eine ganz andere Persönlichkeit und von daher schön reden

Meine beste Freundin hat ebenfalls eine chronische Erkrankung und ist sehr stark eingeschränkt. Viele Dinge können wir nicht gemeinsam unternehmen, aber das ist halt so.
Das weiß ich und muss das halt akzeptieren, dass sie Treffen kurzfristig absagt oder dass wir uns halt nur bei ihr sehen können etc.

Mir ist das aber egal, weil ich mich einfach so gut mit ihr verstehe.

Ein Kumpel von mir, der super aussieht, hat jetzt einen wesentlich älteren Partner mit Behinderung, die ihn ebenfalls einschränkt.
War ihm egal, er hat sich halt verliebt.

Es gibt viele Leute, die trotz einer Behinderung einen Menschen total mögen, lieben und eine Beziehung eingehen. Klar gibt es dann auch Leute, die nicht mehr wollen. So ist es halt.

Wenn du dich aber auf Beziehungen nur noch oberflächlich einlässt oder dich zurückziehst, weil es dir schlecht geht, die aber denken du machst das, weil du sie nicht magst, klappts doch sowieso nicht.

Ich würde Stück für Stück aufmachen und dann gucken wie es sich entwickelt

28.08.2019 16:12 • x 4 #26


A
@leilani



Jetzt muss ich heulen...

28.08.2019 16:14 • x 1 #27


L
Zitat von arjuni:
Jetzt muss ich heulen...


28.08.2019 16:21 • x 1 #28


R
Zitat von arjuni:
Wenn ich mich nun mehr öffne und mehr von meinem Leben mit der Erkrankung erzähle, so ist das schwierig für mich. Aus verschiedenen Gründen. Einmal, weil es, so stelle ich dann fest, für andere einfach unglaublich schwer vorzustellen und nachzuvollziehen ist. Weil es für mich auch schwer zu erklären ist. Und nicht zuletzt, weil bei mir dann auch ein Gefühl entsteht, die anderen mit etwas zu belasten, was nur in bestimmten Grenzen (in einem bestimmten Rahmen) angemessen ist. Und ich nicht richtig ein Gefühl dafür habe, wo diese Grenzen liegen. ...


Versuche den Gedanken, das du andere belasten könntest an die Seite zu schieben auch wenn das sehr schwer fällt und deinen Freunden zu vertrauen gemeinsam mit dir Teil deines Lebens und dieser Erfahrung zu werden. Deine Freunde sind ja auch aus eigenem Wunsch Teil deines Lebens und dazu gehört auch deine Erkrankung. Ich hab es immer als Möglichkeit empfunden gemeinsam zu wachsen als Mensch und auch im Verständnis dass das Leben für jeden Mensch auch anders ist in seinen Facetten.Vielleicht werden nicht alle dein Angebot annehmen aber du kannst ihnen die Möglichkeit bieten und Vertrauen in deine Freunde setzten und auch in dich selber.

Meine Schwester ist chronisch krank und wir haben uns oft über ihre Krankheit unterhalten, wie sie sich für sie anfühlt und wie sich die Sicht anderer anfühlt über die Phasen des Rückzugs genauso wie Phasen in denen sie aktiv teilnimmt an Freundschaft oder Familie. Genauso hab ich mit meinen Freunden darüber gesprochen und diese waren Teil des Prozesses. Einige wollten das nicht, was für mich immer in Ordnung war aber es gab eben auch Menschen die mir selber ein großer Rückhalt waren.

Ich finde du hast dir das auch verdient Arjuni und deswegen würde ich mich auch immer für die Offenheit entscheiden, deine Erkrankung ist nichts was du verstecken musst oder solltest.

Ich hoffe ich hab das einigermaßen vernünftig ausgedrückt bekommen, fühl dich gedrückt.

28.08.2019 17:20 • x 3 #29


E
Zitat von arjuni:
stoße jedoch damit auch an gewisse Grenzen, da mir an vielen Stellen Unverständnis entgegenschlägt.


Und wie äussert sich das?

Zitat von arjuni:
Weil sie eben die anderen Seiten meines Lebens überhaupt nicht kennen.


Um Verständnis zu erzeugen, sollte man die Probleme halt auch ansprechen. Jeder beurteilt eine Situation aus seiner Sicht. Wenn man von einem Problem nichts weiss, wir es schwer adäquat auf die Einschränkungen, die es mit sich bringt, zu reagieren.

28.08.2019 17:24 • x 1 #30


A


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