Chaos in Kopf und Bauch.1. Teil

B
Hallo!
Im Grunde weiß ich gar nicht, ob meine Geschichte hier hin gehört. Ich kenne das Forum schon länger. Habe auch einige Geschichten als unbeteiligter Leser verfolgt. Hier geht es um Trennung, um Verarbeitung der Trennung, um das Zuhören und Trost finden.
Ich bin nicht getrennt von dem Mann um den es geht. Wir waren nie zusammen. Zumindest nicht so, dass man es Beziehung nennen könnte. Aber was ist Beziehung? Und wo fängt sie an und hört sie auf? Also: wir hatten keine offizielle im klassichen Sinne so zu nennende Beziehung. Aber eine zwischenmenschliche Beziehung hatten wir dennoch. Vielleicht ist es so am passendsten ausgedrückt. Freundschaft ist zu wenig umfassend. Bettgeschichte oder Affäre auch. Irgendwas dazwischen halt oder von beidem ein bisschen.
Das war jetzt ein längeres Intro. Ihr seht: in meinem Kopf herrscht Chaos. Und darum möchte ich meine Geschichte hier auch niederschreiben in der Hoffnung, dass Ihr mir helfen könnt? Oder einfach nur einen Rat, eine Meinung oder einen neuen Gedanken mit auf den Weg geben könnt.
Zu den nüchternen Fakten: Ich kenne ihn seit etwas mehr als einem Jahr. Wir haben im gleichen Büro zusammen gearbeitet. Die ersten Monate ohne, dass ich ihm größere Beachtung geschenkt hätte. Es gab ihn halt. Wie andere auch. Ein Kollege halt. Irgendwann sind wir öfter ins Gespräch gekommen und ich fand ihn symphatisch, lustig, witzig. Im vergangenen Sommer hat er dann die Firma gewechselt. Ist zur Konkurrenz gegangen. Wir haben uns darauf geeinigt, in Kontakt zu bleiben. Dem war auch so. Wir haben uns immer mal gemailt. Dann haben wir ein Treffen vereinbart. Ich bin nicht alleine hin. Hab zwei Kolleginnen, also seine Ex-Kolleginnen, mitgenommen. Hab es halt als Kumpeltreffen gesehen. Niemals als Date oder so. Der Abend war supernett. Haben unheimlich viel Spaß gehabt. Habe gemerkt, dass er sehr auf mich fixiert ist, versucht hat, mit mir alleine mehr ins Gespräch zu kommen. Nach diesem Abend haben wir uns immer wieder mal gemailt. Er mir auch mal nachts, nur um Grüße zu schicken, wenn er noch lange gearbeitet hat, oder ähnliche Fälle. Dann folgten Verabredungen. Zum Kino, mal auf einen Kaffee. Und er wurde mir immer symphatischer. Ich fand ihn witzig. Konnte gut mit und über ihn lachen. Das habe ich gerne. Zwischen uns entwickelte sich so etwas wie eine angehende Freundschaft. Aber dennoch nicht so, wie ich es normalerweise kenne. Wir wurden nicht sonderlich vertraut, haben nie über persönliches oder so gesprochen. Obwohl ich nicht auf den Mund gefallen bin, hat er die Gesprächsthemen meist vorgegeben. Und dabei handelte es sich fast ausschließlich um seinen bzw. meinen Job und sein größtes Hobby: den aktiven Sport. Ich muss dazu sagen, dass ich im gleichen Bereich und auch nahe am Sport arbeite, so dass mir die Themen nicht total fremd waren. Aber ich bin da eben nicht ganz so auf dem Laufenden. Nur das nötigste halt, wenngleich sicher auch mehr, als manch andere Frau. Berufsbedingt. An diese Stelle gehört sicher auch zu erwähnen, dass er sehr unsicher und schüchtern ist. Im zwischenmenschlichen Bereich. Sicher ist er dann, wenn er über was reden kann, wo er sich auskennt. Also Sport und seinen Job. Beides gehört zusammen. Er ist auch nicht attraktiv. Im Gegenteil. Er fällt nicht weiter auf und wenn dann eher unter der Kategorie unattraktiv. Kein Frauenheld auf jeden Fall. Das gehört sicherlich auch an diese Stelle, um einen Gesamtüberblick zu bekommen.
Es folgten weitere Treffen, da war ich stehengeblieben. Nach und nach, so etwa ab Oktober letzten Jahres merkte ich, dass ich sehr oft an ihn denke, spürte sowas wie Verliebtheit. Wollte ich aber nicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ich hatte vor zwei Jahren eine sehr harte Trennung, die mich viel Kraft und Verarbeitung gekostet hat. Bis zum Oktober letzten Jahres auch immer noch gekostet hat. Wollte von Beziehung erstmal nichts mehr wissen. Der andere Grund war, dass mir mein Verstand sehr deutlich gesagt hat, dass es auch nicht funktionieren kann mit ihm. Er ist 30 Jahre, ich 34. Ich habe einen fast 10jährigen Sohn aus einer früheren Beziehung, den ich alleine erziehe. Er hat seinen Job, nebenher noch sein Studium, das sich unnötig in die Länge zieht und eben seinen aktiven Sport. Wir leben in zwei Welten. Ihn würde ich in die Kategorie Student einordnen. Mich in die Kategorie ziemlich fest im Leben stehend. Ich erziehe ein Kind alleine, habe einen guten Job, einen finanziellen Backround, lebe alles in allem ziemlich geordnet und sortiert. Er lebt in den Tag hinein, wenngleich auch sehr zielstrebig und ehrgeizig was den Job und den Sport angeht. Er hat nicht viel Beziehungserfahrung. Hatte eine feste Freundin mit Anfang 20. Nach 4 Jahren hat sie ihn verlassen wegen eines anderen. Sie meinte, der andere würde sie weiter bringen im Leben. Das hat ihm nachhaltig zu knabbern gegeben, ihn sehr verletzt. Sie war seine 1. Freundin und er hat halt ein Problem, überhaupt Frauen kennen zu lernen, weil er unsicher und eben nicht der Frauenheld ist (rein äußerlich gesehen, meine ich damit!). Gleichzeitig hat ihn die Trennung angespornt, mehr Ehrgeiz im Beruf zu entwickeln. Ich habe aber das Gefühl, dass das Erwachsenwerden, das Reife entwickeln und das menschlich wachsen, dabei sehr vernachlässigt wurde. Ich würde mal sagen, er ist im zwischenmenschlichen Bereich auch in dem, was man wohl Reife nennt auf dem Entwicklungsstand eines max. 20jährigen hängen geblieben. Ohne das zu werten oder als Vorwurf zu sehen. Es sind einfach die Fakten bzw. mein Eindruck. Ich bin eine sehr starke Frau. Ich hab mein Leben im Griff. Habe Pläne, Visionen und bin kämpferisch. Und ich lebe anders. Er in einer Studenten-WG. Ich in einer ziemlich komplett eingerichteten Welt und Wohnung. Klar, ich habe ja auch Kind, Verantwortung und bin einfach erwachsen. Oder über die Jahre geworden. Mit der Verantwortung usw. gewachsen. Kurz und knapp: er steht dort, ich stehe hier. Das habe ich von Anfang an so gesehen und ihm wohl auch öfter vermittelt. Wie er darüber dachte, wusste ich lange Zeit nicht. Letztendlich ist es weiter gelaufen mit uns. Nach einigen Dates im Kino usw. war er zum ersten Mal bei mir zu Hause zum DVD gucken. Dass er sich unsicher bei mir fühlt, ist mir sofort aufgefallen. Nach einigen Stunden!!! fernsehen und wenig Kommunikation ist er dann endlich aufgetaut. Und ich wusste von vorneherein, dass er an diesem Abend den Versuch unternehmen wird, mir zum ersten Mal körperlich näher zu kommen. Und so war es auch. Gleichzeitig wusste ich auch, dass ich mich damit auf ein Gebiet begebe, das ich eigentlich vermeiden wollte. Dennoch habe ich es geschehen lassen. Ich habe seine Hand nicht weggestossen, als er sie wie zufällig plötzlich auf meinem Knie liegen ließ. Vielleicht hätte ich das tun sollen. Das hätte einiges vereinfacht bzw. gar nicht erst schwer werden lassen. Wir haben uns schließlich geküsst. Und es war schön!!! Das hatte ich am allerwenigsten erwartet. Wir hatten bereits 4 Uhr morgens und es war klar, dass er auch bei mir übernachten würde. Wurde gar nicht in Frage gestellt und schließlich hab ich es ihm auch angeboten. Mit ihm zu schlafen, stand nicht auf meinem Plan. Es ist trotzdem geschehen. Und dieses Erlebnis hat eine Riesenwende in mein Leben gebracht. Es war die schönste Nacht, die ich je mit einem Mann hatte. Und der schönste S., den ich je mit einem Mann hatte. Und das erste Mal, dass es ein Mann geschafft hat (man glaubt es kaum: aber das gibt es tatsächlich! (-; ) mich wirklich zu befriedigen. So, wie ich mir das gewünscht habe. Das hat alles ins Schleudern gebracht. Die Vernunft, die Vorsätze, die Vorwarnungen. Ich habe mich sagenhaft verliebt. Es war einfach nur schön mit ihm. Ich denke, ihm ging es ähnlich. Am nächsten Tag haben wir ein bisschen hin und her gemailt und wir waren uns einig, dass es eine wunderschöne Nacht war. Ich habe ihm jedoch auch geschrieben, dass ich das nicht vor hatte und dass viel zu viel gegen uns spricht. In Form einer Beziehung. Als ich ihn fragte, ob er in mich verliebt ist, schrieb er: Verliebt? Weiß nicht, dauert bei mir immer sehr lange. Muss den anderen schon suuuuuperlieb haben und vertrauen. Ist auch so lange her. Ich weiß es nicht. Und Du? Ich schrieb ihm zurück, dass ich in ihn verliebt bin, aber das eigentlich nicht will. Die Gründe habe ich ihm auch geschrieben (so wie oben schon an Euch erklärt). Wir haben uns kurz darauf wieder getroffen. Auch wieder zusammen geschlafen. Er fragte mich, wie ich zu uns stehe. Ich sagte, dass ich nicht viel dazu sagen kann vorerst. Er meinte dann, dass er ohnehin keine Zeit für eine Beziehung hat. Mir aber auch nicht weh tun will. Und es ja auch sein könnte, dass ich jetzt denke: Juhu, endlich wieder ein Freund! Nein, das habe ich nicht gedacht. Sagte ich ihm auch. Mehr haben wir zu dem Thema nicht gesprochen. Für den nächsten Tag war ein Treffen mit einigen Leuten angesagt. Er bat mich, ihm nicht öffentlich um den Hals zu fallen. Er will nicht als Beziehung auftreten. Das hat mich verletzt. Aber ich habs trotzdem akzeptiert. Andererseits hatte ich ähnliches auch gar nicht vor. Habe ihn an dem Abend ziemlich links liegen lassen. Größtenteils wohl aus Verletztheit. Andererseits auch, weil ich nicht wusste, wie mit ihm umgehen. Wir sind halt wie elektrisiert, wenn wir uns gegenüber stehen. Und das wollte ich vermeiden. Erst recht nach seiner Aussage: Bitte nicht um den Hals fallen. Er hat mich den ganzen Abend nicht aus den Augen gelassen. Mehrfach versucht, mich anzufassen. Bin jedoch jedes Mal geflüchtet. War ja auch so vereinbart und ich habs nicht ganz verstanden. Als er dann mit seinem Freund gehen wollte, hat er mich geküsst. Hä? Ich dachte: Nicht öffentlich! Habs nicht ganz verstanden. Egal. Als er noch im Raum war, sprach mich plötzlich ein Mann an. Wir haben uns unterhalten und Nummern ausgetauscht. Keine Ahnung, warum. War einfach so. Vielleicht auch wegen zuviel Alk.. Er hat es auf jeden Fall mitbekommen. Hab mir zu dem Zeitpunkt aber auch nicht viel dabei gedacht. Das war 5 Tage vor Weihnachten. Über Weihnachten ist er zu seiner Familie gefahren. Von dort hat er sich ein paar Mal gemeldet. Als ich am Tag nach den Feiertagen mit Freundinnen unterwegs war, hat er mich die ganze Nacht über angesmst und mir gesagt, wie sehr er mich vermisst usw. Haben uns dann für den nächsten Tag verabredet. War schon wieder eine wunderschöne Nacht. Aber eben mit emotionaler Distanz. So habe ich es empfunden und auch gesagt. Habe ihm gesagt, dass ich finde, dass er so distanziert ist und keine wirkliche Nähe zulässt. Ich das ganze als Bettgeschichte empfinde. Das hat ihn wütend gemacht. Er meint, ich sei ihm viel zu wichtig, als dass es eine Bettgeschichte sein könnte. Ich wäre eine gute Freundin für ihn. Mit der er halt auch obendrein noch schläft. So oder ähnlich kann man es wohl zusammen fassen,w as er gesagt hat. Zwischenzeitlich hatte sich auch der Mann gemeldet, mit dem ich Nummern ausgetauscht habe. Wir haben uns getroffen. Einfach so. Uns supergut verstanden. Er ist das totale Gegenteil von dem anderen. Älter, reifer, erwachsener, geschieden mit 2 Kids und fest im Leben stehend. Rein vom Verstand her der äußerlich ideale Partner für mich. Aber eben nicht vom Herz. Das war ja schon besetzt. Trotzdem sind wir in regelmässigem Kontakt geblieben, haben uns angefreundet. Mit klaren Fronten. Ich habe ihm klar gesagt, dass ich nicht mehr von ihm will. Er hat das akzeptiert, wenngleich auch bis heute mit der Hoffnung, dass mal mehr draus werden könnte. Aber für mich ist es nur Freundschaft.Und das weiß er. Mitte Januar musste er beruflich nach Spanien und hat mich gefragt, ob ich mitkomme. Ich habe nach längerem Überlegen zugesagt. Erst hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen dem Mann, in den ich verliebt bin. Aber dann habe ich doch zugesagt, weil ich davon ausgehen musste, dass dieser andere nunmal nicht mehr will als eine Bettgeschichte, selbst wenn ihn der Begriff aufregt. Wir hatte um Silvester auch eine kleine Auseinandersetzung darüber. Ich habe ihm gesagt, dass mir das zu wenig ist, was er mir gibt. Er hat gesagt, mehr kann er mir nicht geben. Daraufhin wollte ich es beenden, weil es mir so weh getan hat. Habs aber nicht geschafft, mich von ihm zu lösen. Erst recht nicht, weil er mir das Lösen nicht leicht gemacht hat. Er wollte mich nicht ganz verlieren und ich war nicht stark genug, trotzdem zu gehen. Habe ihm dann auch gesagt, dass ich mich regelmässig mit dem anderen treffe und auch mit ihm nach Spanien fahren werde. Als Freunde. Er hat nichts darauf gesagt. Habe ihm eine lange mail geschrieben vor meiner Abreise und versucht mich und meine Gefühle für ihn zu erklären. Daraufhin kam erstmal nur: Sehr schöne mail, werde auch bald antworten, wenn ich Zeit finde. Die Zeit hat er erst nach meiner Rückkehr gefunden. Konsens seiner mail war: Unser größtes Problem ist glaube ich, dass einer verliebt ist, und der andere nicht. Dass ich keine Zeit für eine Beziehung habe, war nur so dahergesagt. Wünsche mir seit langem eine Beziehung. Aber bin eben nicht in dich verliebt und das kann man leider auch nicht erzwingen. Ich war sehr traurig und verletzt. Wollte ihn aber auch nicht ganz verlieren. Bzw. eigentlich wollte ich ihn nicht als Bettaffäre verlieren. Dafür war es zu schön. Ich habe ihm dann quasi den Freibrief für eine ausschließliche Bettbeziehung gegeben. Und plötzlich ist der Mann aufgetaut. Hat sich auf einmal jeden Tag gemeldet, wollte mich sehen, hatte plötzlich sehr viel Zeit. Habe erstmal oft geblockt. Hatte das Gefühl, einen Fehler zu machen. Dann habe ich mich doch darauf eingelassen. Wir kamen uns auch näher. Haben auch mal endlich über persönliche und nicht nur berufliche usw. Themen gesprochen. Trotzdem hat mir halt viel gefehlt und ich war nicht glücklich mit der Situation. Konnte aber auch noch nicht ganz da raus. War einfach total verzwickt. Und dann sind wir zusammen nach Süddeutschland gefahren. Hatten dort beide einen beruflichen Termin, so dass wir das miteinander verbinden konnten. Abend waren wir in einer Disko. Dort kam es dann zum Eklat. Er sagte: Ich finde es cool, wie das zwischen uns läuft. Ich sagte: Klar, du hast ja auch alles, was du willst (war ziemlich zickig!) Daraufhin er: Ich bin nicht so ein A..., als das Du mich gerne hinstellst. Bin sogar dabei, mich gerade zu verlieben. Und? Was würdet Ihr jetzt denken, was ich dachte? Genau! Ich dachte: Endlich! Endlich kommt er mit der Sprache raus und endlich seh ich die Sonne aufgehen! Pustekuchen! Ich fragte im Spaß: Echt? In wen denn? Kenne ich sie? Er: Nein, ich kenne sie aus einem Forum, in dem ich schon seit einigen Jahren bin. Haben uns zwei Mal getroffen, finde sie sehr interessant und bin dabei mich zu verlieben! Ich wusste nicht, ob mir der Boden unter den Füßen wegrutscht oder ich vom Boden wegrutsche. Keine Ahnung. Mir wurde heiß und kalt, übel und kotzübel. Habe versucht, die Beherrschung nicht zu verlieren. Hab mich dann sofort verabschiedet. Er konnte es nicht verstehen. Meinte, er wollte doch nur ehrlich sein. Bin dann heulend zu einem Freund, wo ich übernachtet habe in Süddeutschland. Hab die ganze Nacht geheult. Wie konnte er so unsensibel sein? Das wollte mir nicht in den Kopf. Klar, wenns so ist, soll man ja auch ehrlich sein. Aber hätte er mir das nicht in einem etwas passenderen Rahmen sagen können? Und warum bin ich hier in Süddeutschland mit ihm und nicht sie? Ich hab gar nichts mehr verstanden. Mich nur durch und durch verarscht gefühlt. Am nächsten Tag sind wir gemeinsam zurück geflogen. Haben kaum miteinander gesprochen. Ich habe ihm zum Abschied gesagt, dass ich echt keinen Bock mehr habe auf all das und sein Verhalten absolut daneben finde. Er wusste glaube ich gar nicht, was ich meine und warum ich plötzlich so reagiere. Wie auch immer. Dachte, das Thema wäre damit beendet. Am nächsten Tag hab ich eine mail von ihm bekommen. Dass er die zwei Tage total toll fand, mich total gern hat, ich aber noch lernen muss, dass er nichts so böse meint, wie ich es auffasse. Hä? Hab ich wieder nicht verstanden. Oder er gar nichts? Der Mann hat mich quasi mit dem Holzzaun erschlagen und merkt es nicht? Habe auf die mail nicht reagiert. Eher untypisch für mich. Das hat er wohl auch gemerkt. Noch am gleichen Abend hat er versucht, mich telefonisch zu erreichen. Habe nicht abgenommen. Wollte das ganze einfach nur hinter mir lassen. Am nächsten Morgen bekam ich eine SMS. Ganz belanglos. Lieb und mit guten Wünschen für den Tag. Auch darauf habe ich nicht reagiert. Am nächsten Tag wieder eine mail. Habe geantwortet und ihm geschrieben, dass ich sein Verhalten absolut daneben fand und keine Lust auf das weiter Rundumsorglospaket für ihn habe und er mich ab sofort in Ruhe lassen soll. Dass es das für mich war. Und ich leider nichtmal das Gefühl habe, dass er überhaupt irgendwas verstanden hat, von dem was vorgefallen ist. Daraufhin schrieb er: Ich habe verstanden, dass ich mal wieder nichts verstanden habe. Hast mir ja schon oft zu verstehen gegeben, dass ich ein nichtsraffender, sch....gesteuerter Jüngling bin! Ich bin enttäuscht! Daraufhin antwortete ich: Enttäuscht? Was erwartest du denn? Darauf er: Nichts. Freundschaft vielleicht, aber ist schon okay! Für mich war das Ganze damit beendet. Das dauerte zwei Tage.

07.03.2004 23:54 • #1


E
Hi, war lange nicht mehr hier... ich hab mich bis zum Schluss durch Deine Zeilen gekämpft, du weisst bereits alles, um es zu vergessen. Es geht nicht darum Ihn zu vergessen, sondern darum, Dein Leben wieder zu leben ohne bestimmte Situationen auf ihn zu projezieren. Dein Leben quasi so zu leben, dass dieser Jüngling nicht mehr hinein passt und das macht die Zeit zu 100%...

...und sei dir sicher, ein anderer weiss mit Sicherheit auch, wie er dich zu nehmen hat, und diesmal nicht nur im Bett..

cu

08.03.2004 19:20 • #2


A


Chaos in Kopf und Bauch.1. Teil

x 3


E
Hallo belinda,

ich finde eigentlich nicht, daß Deine Bettgeschichte so daneben ist.

1. war er wohl immer ehrlich und offen zu Dir
2. hätte er langsam Gefühle für Dich entwickeln können wie er andeutete
3. hattest Du vielleicht etwas zu wenig Geduld
4. Hast Du ihm mit dem anderen Mann bewiesen, daß Du auf Suche bist. Warum sollte er annehmen, daß Du es mit ihm wirklich ernst meinst? Warum sollte er Dir nach einer solchen Enttäuschung so schnell glauben?

Wenn Du ein Mann wärst und die Geschichte anders herum verlaufen wäre könnte man das als so ziemlich völlig normal für heutzutage bezeichnen, abgesehen davon, daß eine Frau wohl nie so ehrlich gewesen wäre und ihre Suchambitionen vor Dir versteckt hätte. Du hast in ihm sowas wie einen modernen Mann gefunden, der sich eben auch modern verhält, ähnlich wie es eine Frau in der Situation getan hätte. Bei solchen Männern ist Geduld angesagt um ihr Vertrauen zu gewinnen denke ich.

zum Thema Ehrlichkeit möchte ich nochwas sagen: Sie wirkt sich oft destruktiv aus. Und zwar deshalb, weil sich der Wunsch des Verstandes selten mit dem des Gefühls deckt. Erfahrungsgemäß tritt die Annäherung erst bei einer gewissen Reife und Alter ein. Absolute Ehrlichkeit und Offenheit bewirkt bei den meisten jüngeren Menschen eine Gefühlsverletzung, gegen die der Verstand nicht ankommt. Viele Beweise von Ehrlichkeit werden mißinterpretiert wenn sie nicht durch für den Partner verständliche, oft selbstsuggestive und damit eigentlich nicht ganz ehrliche Liebesbeweise begleitet werden.

Vielleicht gibst Du ihm doch noch eine Chance. Wirklich ehrliche Männer findest Du nicht an jeder Ecke.

cu

08.03.2004 22:04 • #3


B
Hallo Tyne, Timeless und ,

danke für Eure Antworten auf meine soooo wahnsinnig lange Geschichte. Habe sie gestern in der totalen Verzweiflung niedergeschrieben; mich heute selbst erschrocken über soviel Textwüste. Aber egal. Gestern hats mir gut getan. Und Eure unterschiedlichen Sichtweisen haben mir heute gut getan.
Lieber , deine Antwort hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Zum ersten Mal höre/lese ich ein komplett anderes Statement. Eins, dass sich absolut nicht mit all dem deckt, was ich bislang dazu gehört oder gelesen habe. Du hast mit vielem Recht. Mit seiner Ehrlichkeit, mit meiner Ungeduld. Auch die Dinge, die Du über die Reife und die daraus erst wachsen könnende emotionale Ehrlichkeit geschrieben hast, sind Aspekte, über die ich selbst auch bereits viel nachgedacht habe. Dachte nur bislang, dass ich diesen Film alleine fahre...
Aber was heißt: eine Chance geben? Ich habe sie ihm gegeben. Immer! Er hat sie aber nie haben oder wahrnehmen wollen. Mich immer wieder weggestossen, wenn ich ihm für sein Empfinden zu nahe gekommen bin.
Ich habe ihn dennoch heute morgen angerufen. Es ist wichtig, dass wir sprechen. Das tun wir übermorgen. Er wollte auch heute anrufen. Das war das Erste was er sagte beim Telefonat. Aber er war schon wieder so unterkühlt. Nicht unterkühlt: cool. Komplett unverbindlich, überheblich, gelassen, akzeptierend und mit allem abgefunden. So habe ich ihn empfunden. Völlig distanziert und über den Dingen stehend. Wir werden uns übermorgen treffen. Ich möchte, dass wir ehrlich und vernünftig miteinander reden. Ich möchte klare Statements und Meinungen von ihm hören. Vor allem ehrliche. Keine aus Selbstschutz, Angst oder Verletztheit zusammengezimmerte Argumentationsgebäude. Das kann ich nicht mehr. Ich habe eine Wahrnehmung. Und ich hasse nichts mehr, als wenn die gestört wird und ich an meiner Intuition und Wahrnehmung zweifeln muss. Und das tue ich. Wenns draussen regnet, kann mir ja auch keiner sagen, dass die Sonne scheint. So fühle ich mich gerade. Was er sagt und schreibt läuft nicht konform mit dem, was er tut und fühlt. Das sehe ich, das spüre ich. Oder all meine Menschenkenntniss und gesunde Wahrnehmung ist im Eimer. Und das glaube ich nicht.
Verlange ich zuviel von ihm, wenn ich Ehrlichkeit und vernünftige Aufrichtigkeit erwarte, um wieder Herr meiner Gedanken und Wahrnehmung zu werden?
Eure Belinda

09.03.2004 00:12 • #4


E
Hallo belinda,

cool. Komplett unverbindlich, überheblich, gelassen, akzeptierend und mit allem abgefunden

er scheint wirklich noch sehr jung in der Birne zu sein, und er ist wohl auch nicht wirklich verliebt in Dich, sonst würde seine Coolness wenigstens ab und zu aufbrechen. Offensichtlich wird er ja auch nicht eifersüchtig, wenn Du mit anderen Männern zu tun hast. Das passt irgendwie nicht. So ein eher weiblicher Mann, diese Eigenschaft unterstelle ich ihm mal:-), wird normalerweise schon eifersüchtig auf einen guten Freund, auch wenn da garantiert nichts läuft.

Ich habe eine Wahrnehmung. Und ich hasse nichts mehr, als wenn die gestört wird und ich an meiner Intuition und Wahrnehmung zweifeln muss.

das ist nicht gut, denn wenn Du Deine Intuition verleugnest wirst Du in einer Beziehung nie Sicherheit empfinden können. Auch wenn der Verstand immer wieder sagt, daß er eigentlich der Richtige wäre, wenn...
Aber ist es nicht auch oft so, daß es genau der Verstand ist, der einem zeigt wenn man sich in einem Menschen getäuscht hat? Wenn man in ihn gefühlsmäßig etwas hineininterpretiert hat was er auf Dauer gar nicht erfüllen kann? Es liegt auf der Hand, daß Verliebtheit genau das ist: Interpretation seiner eigenen Sehnsüchte in den Anderen. Das ist dann wohl auch oft der Grund, daß diese Verliebtheit mit der Zeit verschwindet oder sich in Liebe festigt, wenn man sich mit den Unstimmigkeiten abgefunden hat.

Was er sagt und schreibt läuft nicht konform mit dem, was er tut und fühlt. Das sehe ich, das spüre ich.

schlecht. Ein Mann, der Worte und Taten nicht unter einen Hut bekommt wird auf Dauer keine Frau glücklich machen können. Da nützt auch der beste S. nichts.

Oder all meine Menschenkenntniss und gesunde Wahrnehmung ist im Eimer. Und das glaube ich nicht.

Stimmt. Nach deinen letzten Äußerungen muß ich mich wohl eher der Meinung von Timeless anschließen, diese Geschichte abzuhaken. Aber bist Du fähig, konsequent zu sein?
Eine Möglichkeit wäre noch, Du drehst mal den Spieß rum und versuchst selber, cool zu sein. Vielleicht reagiert er ja darauf nach einer Weile wenn er spürt daß er nicht mehr im Zentrum Deiner Gedanken ist. Das macht ihm vielleicht Beine
Aber tragischerweise funktioniert das meist erst dann, wenn er wirklich unwichtig für Dich geworden ist: Operation gelungen, Patient tot. Manchmal sind Spiele nötig, manchmal sind sie aber unsinnig. Aber völlig ohne Spiele geht das nur, wenn beide den selben Reifegrad haben, und das kommt in dem Alter eher selten vor...

cu

09.03.2004 17:09 • #5


B
Hallo ,

ui, da hast du aber nicht richtig gelesen....
was ich dir aber nicht krumm nehmen kann, bei soviel text...

er ist eifersüchtig. und wie. das ist es doch, was mich so stutzig oft gemacht hat. er hat die sache mit dem anderen mann erst nie erwähnt. schien gar nicht zu existieren. hat er einfach ignoriert. als er mich vor ein paar wochen fragte, ob ich zeit habe abends und ich das verneinte, sagte er: sag mir nur eins: triffst du dich mit ihm? ich habe das bejaht. warum auch nicht? er wusste es doch von anfang an. und er wusste doch, dass ich mit ihm in engem kontakt stehe. was sollte also diese frage. er ist dann ziemlich wütend gegangen, schrieb mir sms kurz darauf: noch nie hat mich jemand so verletzt wie du gerade! dann kam noch eine mail gleichen inhalts, nur ausführlicher und dann rief er an. ob ich ihn vergraulen möchte, um mit dem anderen glücklich zu werden? das wars doch, was ich nie verstanden habe.....du verstehst?
seine schale der coolness bricht oft auf. nur eben im letzten telefonat nicht. er ist ja auch nicht cool. nie gewesen. drum hats mich ja so irritiert.
aber ich dreh mich im kreis. wir werden uns heute abend nach 4 wochen nichtsehen treffen. es ist wichtig, dass wir reden. vernünftig und ehrlich. das habe ich ihm gesagt. ob es so rauskommt, weiß ich nicht. aber ich hoffe es.
klar, habe ich ihm schon oft die kalte schulter gezeigt. ich kenne das spiel, was ich nie wieder spielen wollte, weil es so albern ist. aber doch immer so wahr. leider! und auch in dem fall. sobald ich mich zurückgezogen habe, ist er aufgetaut. hatte plötzlich zeit, konnte plötzlich mal zum telefon greifen, hat die liebe alte smserei wiederentdeckt...das ganze programm. kaum, dass ich wieder in seine richtung tendierte, hat er zu gemacht. das hatten wir im vergangenen halben jahr ca. 4 mal. und ich hab da echt keine lust mehr drauf. auch wenn ich weiß, dass es wenn nicht beide den gleichen reifegrad haben genau das ist, was das ganze gebilde plötzlich ins wackeln bringen könnte. und dass es genau die taktik ist, die nötig ist, um dem anderen bewusst zu machen, dass er unbewusst längst verliebt ist oder sogar liebt.
aber taktik? was hat das mit liebe zu tun? ich dachte echt, ich hätte das hinter mir gelassen vor einigen jahren....

es grüßt dich lieb
belinda

10.03.2004 07:39 • #6


E
Hallo belinda,

ui, da hast du aber nicht richtig gelesen....

ich bin nur von dem letzten Telefonat ausgegangen, sorry. Aber das wird richtigen Männern ja immer wieder vorgeworfen, daß sie nicht lesen können  ;D

er ist eifersüchtig. und wie.

nun, dann trifft meine These ja zu, das passt zu meiner Einschätzung. Also scheint er doch mehr für Dich zu empfinden.


und dann rief er an. ob ich ihn vergraulen möchte, um mit dem anderen glücklich zu werden? das wars doch, was ich nie verstanden habe.....du verstehst?

Was ist daran unklar? Er möchte der einzige Hirsch am Platz sein. Die Nummer 1. Er ist nicht in der Lage, das so gelassen zu sehen wie du daß er nicht der einzige Mann auf der Welt ist, er hat nie gelernt, mit der Konkurrenz umzugehen. Kein Zeichen von großem Selbstwertgefühl, leider. Und kein Zeichen dafür, daß er seinen Verstand richtig einsetzen kann.
Da er das nicht kann versucht er es dadurch zu kompensieren, daß er cool und verstandsgesteuert wirken möchte indem er sich verstellt. Diese Maske bricht aber öfter auf wenn die Emotionen zu stark werden. Und das ist dann immer der Fall, wenn sein Ego verletzt wird, also speziell wenn andere Männer im Spiel sind. Auch eine Form von Stutenbissigkeit.


aber taktik? was hat das mit liebe zu tun? ich dachte echt, ich hätte das hinter mir gelassen vor einigen jahren....

Rein gefühlsgesteuerte Menschen brauchen Spiele, denn sie üben sonst schweren emotionalen Druck aus oder mißverstehen Deine Offenheit. Sie durchauen die Unsinnigkeit der Spiele nicht, weil ihr Verstand, der durchaus sehr groß sein kann, oft abgekuppelt auf irgendeiner Schiene im hintersten Eck des Bahnhofs steht
Tragisch dabei ist, daß Du mit offener Ehrlichkeit genau das Gegenteil erreichen wirst was Du eigentlich willst, weil es keinen Verstand gibt der diese Ehrlichkeit aufnehmen und verarbeiten könnte. Stattdessen wird sie als Angriff verstanden und umgehend gegen Dich verwendet werden, sozusagen als Schuß aus der Hüfte. Es werden Tatsachen verdreht und wie eine Ladung Schrot auf Dich abgefeuert.  Also mein Sohn, der sich momentan so verhält wie beschrieben, ist 17 1/2.
Möchtest Du wirklich (wieder) zurück auf dieses Niveau?

Ich denke nicht. Ich denke auch nicht, daß sich da so schnell was ändert an diesem Mann, das kann Jahre dauern. Manche sind dann noch mit 40, oder wieder, bei ihrer Mami, die sie immer verwöhnt hat.
Zum Trost: Du bist nicht die einzige Frau, die solche Probleme mit jüngeren, oder unreiferen Männern hat. Da könnte man locker die Fischer-Chöre singen lassen, falls es die noch gibt:-)

PS: Falls ich ganz schief liege mit meiner These max nix. Umso besser, falls Du wieder mit ihm zusammen kommst.


cu

10.03.2004 14:52 • #7


B
Lieber ,
du, mein Ansprechpartner in Sachen Zwischenmenschlichkeit!
Es ist komisch. All das, was Du schreibst, zeugt davon, dass Du Dich unglaublich viel mit den zwischenmenschlichen sowie mit dem Thema Liebe auseinandergesetzt hast. Das merkt man sehr deutlich!
Ich gehöre auch zu dieser Fraktion. Immer schon. Und egal, was Du schreibst und mir mit auf den Weg zu geben versuchtst sind Dinge, die ich weiß, die ich kenne. Sie sind in meinem Bewußtsein und in meinem Verstand. Dennoch fällt es unglaublich schwer, Verstand und Gefühl auf einer Linie fahren zu lassen. Oder gerade deshalb? ...
Ich habe ihn gestern seit 4 Wochen zum ersten Mal wiedergesehen. Wir wollten reden. Nachdem zu Anfang eine sehr komische Stimmung war - wovon ich aber ausgegangen war, weil keiner so ganz weiß, was er sagen soll und dann lieber schweigt - sind wir uns im Laufe des Abends näher gekommen. Wir haben viel gesprochen. Viel geweint, uns in Selbstmitleid gebadet und ein Ertrinkender hat versucht, den anderen Ertrinkenden zu retten. So oder ähnlich nennt man das doch, wenn zwei da sind, die nicht weiter wissen und es dem anderen aber leichter machen wollen, oder? Er will für mich nur Gutes, will mir nicht weh tun, mich glücklich sehen. Mir geht es umgekehrt genauso. Ich denke, wir schätzen uns gegenseitig viel zu sehr, als dass irgendwas und welche Umstände auch immer, das kaputt machen könnten, was uns verbindet. Ich merke das immer wieder. Selbst wenn wir einmal kurz Streitthemen hatten in der Vergangenheit (in der Hauptsache seit dem Thema Schwangerschaft), hat immer einer von uns ganz schnell wieder den Weg zu dem anderen gesucht. Keine Vorwürfe. Die gab es noch nie zwischen uns. Immer Verständnis oder verstehen wollen. Nicht immer Rücksicht. Aber das geht ja auch nicht immer.
Und gestern nacht haben wir soviel gesprochen. Es ging um die Schwangerschaft und unsere jeweiligen Einstellungen und Vorstellungen dazu. Wir sind beide unsicher. Ich tendiere mehr zu dem Kind. Aber das ist eine emotionale Entscheidung. Er mehr dagegen. Eine rationale Entscheidung begleitet von der emotionalen. Für mich zählt mein Seelenheil mehr als die Rationalität. Er kann das verstehen. Er würde nicht anders denken, umgekehrt. So sagt er. Er spricht auch nicht mit Freunden oder so darüber. Weil die ihm nur rationale Gegenargumente liefern. Logisch. Er will die aber gar nicht hören. 1. kennt er sie selbst. 2. kennt er auch die andere Seite. Nämlich meine emotionale. Und die wiegt für ihn genauso stark. Er sagt, dass er wünschte, alles rückgängig machen zu können. Dass er wünschte, er könnte sein Leben zurück haben. Aber nicht um diesen Preis. Nicht um den Preis, dass es mir schaden könnte. Das Risiko ist es ihm nicht wert, ist ihm zu hoch.
Außerdem haben wir über uns gesprochen. Auch das stand schon lange an und war längst überfällig. Klare und ehrliche Worte, an die man sich halten kann. Er nimmt mich immer wieder in den Arm, sagt mir wie wahnsinnig lieb er mich hat und wie wohl er sich bei mir fühlt. Ich sage ihm, er soll mir das nicht immer wieder sagen, wenn ich gleichzeitig seine Meinung kenne, dass wir niemals eine Beziehung haben werden. Er sagt das kann er nicht. Weil das unehrlich wäre. Er fühlt halt, wie er fühlt. Ich frage ihn, warum er sich wohl bei mir fühlt. Er sagt: Weil Du Du bist. Ich frage ihn, warum es denn nicht gepasst hat, weil ich verstehen möchte. Er sagt, es gibt keine Gründe. Er kann es nicht benennen. Es gibt nichts was ihn an mir stört. Im Gegenteil. Er habe sich den Kopf zermartert, um herauszufinden, ob es etwas gibt, dass ihm an mir nicht gefällt. Mit dem Ergebnis, dass es nichts gibt. Er hat mich lieb, so wie ich bin. Er respektiert mich, hat Achtung vor mir, mag mich so gern riechen, ist so gern in meiner Nähe, bin der einzige Mensch, dem er 100%ig vertraut, der ihn besser kennt, als jeder andere, den er sich hat als erstem Menschen geöffnet, bei dem er sich voll und ganz fallen lassen kann, sich geborgen fühlt, gerne mit mir schläft, verrückt wird vor körperlichem Verlangen nach mir, wir über die gleichen Dinge lachen können, unser inneres Erleben und Empfinden gleich läuft. Aber die Schnittstelle ist halt nicht da. Meine Welt ist nicht seine Welt. Dinge, die mich faszinieren, die mir wichtig sind: Kultur, Kreativität, Stil. Das sind Dinge, die kennt er nicht, da kennt er sich nicht aus. Da kann er mir nichts sagen, mich nicht weiterbringen. Ich liebe Mallorca und die kleinen nicht so bekannten Flecken auf dieser Insel. Er sagt: Zum besseren Verständnis: Während du in die Nähe von Arenal fährst, fahre ich immer noch nach Arenal! Zwischen uns klafft eine Riesenlücke meint er. Die äußeren Welten stimmen nicht. Und ich sitze da, höre zu, und denke: Ja und? Menschen, deren äußeren Welten mit meiner übereinstimmen, finde ich an jeder Ecke, muss ich mich nur in meinem näheren Umfeld genauer umsehen. Aber, die mit denen auch das innere Erleben übereinstimmt, die finde ich selten bis ganz selten. Wann findet man die überhaupt mal? Und was zählt auf Dauer mehr? Ich sitze dann da und weiß gar nichts mehr. Das geht nicht in meinen Kopf, nicht in meinen Verstand. Ist es die Lebenserfahrung, die ihm fehlt? Die mangelnde Bereitschaft zum Gefühlsrisiko? Beziehungsangst? Keine Ahnung. Ich weiß, es liegt nicht an mir. Das weiß ich nicht nur. Das spüre ich. Wie er mich ansieht, anfasst, jede Kontur meines Gesichts nachfährt in einer unglaublichen nahen Art und Weise, das passt alles nicht zu den Worten, die ich höre. Und das ist es, was mich um den Verstand bringt, total konfus macht. Und gleichzeitig weiß ich, ich kann nichts machen. Bin völlig machtlos. Das sind Dinge, die kann ich weder beeinflussen, noch steuern, noch kontrollieren. Da kann ich einfach nichts tun als akzeptieren. Und das stimmt mich unglaublich traurig, weil ich diesen Mann liebe. So wie er ist. Mit innerer und äußerer Welt.
Verstehst du mich?

11.03.2004 10:45 • #8


T
Liebe,liebe Belinda,

es fällt mir ganz schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen, die mir beim Lesen durch den Kopf gehen... Ich sagte es schon, deine Geschichte ist mir sehr vertraut.
Auch die Art und Weise, wie du sie schreibst: Er, er, er, er....
Ich habe 20 Jahre in einer solchen Beziehung ausgeharrt, immer immer in der Hoffnung, für würden uns eines Tages auf einer Ebene treffen. Umsonst.
Der erste Kommentar einer Freundin damals war: Ihr passt gar nicht zusammen. Wir wollten es nicht glauben. Wir liebten uns doch!! Die Liebe würde alle Unterschiedlichkeit schon überbrücken...
Die über die vielen Jahre angesammelten Entäuschungen, Verletzungen,Mißverständnisse entluden sich am Ende der Beziehung in sehr häßlichen Aktionen aus Wut und Haß.
Wir haben gemeinsam zwei wunderbare Kinder großgezogen. Aber als diese gemeinsame Aufgabe endete, weil die beiden jetzt eigene Wege gehen, gab es nichts mehr was uns verband.
Nicht einmal die gemeinsamen, auch wunderschönen, Erinnerungen konnten die Kluft zwischen uns, die ja schon immer da war, überbrücken.
Wir sind beide heute voller Enttäuschung, auch Wut und sehr viel Traurigkeit, weil es uns nicht gelungen ist, unsere Gefühle füereinander zu bewahren.
Belinda, ich erzähle dir die Geschichte, weil die deine meiner so sehr ähnelt. Natürlich muß das nicht heißen, daß deine genauso endet, aber die Wahrscheinlichkeit besteht immerhin...
Dieses fast schon verzweifelte Bemühen um Verstehen, dieses Hineinversetzenwollen in seine Gefühlswelt, wie bekannt, wie vertraut. Auch dieses von dir zuletzt beschriebene Nicht-zueinander-passen-wollen von Gesten und Worten, glaub mir, das erschüttert mich ziemlich, daß sich hier so vieles wiederholt. Ich hoffe sehr für dich, daß ich völlig daneben liege, aber ich bitte dich nochmal: Paß auf DICH auf, weniger auf ihn.

Wenn du erlaubst, umarme ich dich ganz vorsichtig...
Tyne

11.03.2004 19:18 • #9


E

Hallo Belinda,

nun komme ich doch einmal dazu, Dir zu antworten. Wenn dir schon jetzt, vor einer längeren Beziehung, klar ist, daß ihr in verschiedenen Welten lebt, ist eine feste Bindung kein guter Weg. Am Anfang kann man vieles mit Liebe und Verliebtheit kaschieren, aber irgendwann verfällt man in die Automatik, die man aus seinen (Kindheits)erfahrungen her mit sich bringt. Und bei euch klingt es nicht besonders tragfähig, wenn du ständig etwas vermissen würdest.

Wie es scheint, kommt ihr aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten, in denen auf ganz unterschiedliche Dinge wert gelegt wurde. Das kann man nicht einfach abschütteln, dazu gehört sehr viel Lernbereitschaft und guter Wille. Zudem wäre immer die Gefahr da, daß er zu dir aufschauen muss. Und die Garantie, daß er irgendwann bei dir ankommt, gibt es auch nicht (egal, was er jetzt sagt).

Zu deiner Schwangerschaft: Du klingst nicht so, als wäre ein Kind bei dir schlecht aufgehoben. Du bist (soweit man das erkennen kann) ein sehr gefühlvoller Mensch und sehr kultiviert. Ich würde es deinem ungeborenen Kind wünschen, bei dir aufzuwachsen. Und ich wette, daß auch du sehr viel Freude und Zufriedenheit dabei haben kannst.

Viele Grüße,
Thorsten

12.03.2004 12:29 • #10


E
Liebe Belinda,

habe gerade deine Geschichte gelesen und mich registriert, um dir zu antworten.

Ich bin gerade getrennt (kann man ja fast vermuten...). Als ich meinen Ex kennenlernte, war er mitten in der Trennungsphase von seiner Noch-Frau. Es war ein Hin und Her - Vor und Zurück. Mit sehr vielen Verletzungen für mich. Aber ich habe den Absprung nicht geschafft; wenn ich ihn dann doch schaffte und ihn das wissen liess, holte er mich zurück.
Nach ein paar Monaten trennten sich die beiden endgültig, wohnten aber weiterhin im gemeinsamen Haus. Ex hatte zu der Zeit noch seinen Job und war sehr viel unterwegs - oft während der Woche im Ausland. Kam er nach Hause ging seine Frau zu ihrem neuen LG (war der Trennungsgrund). Wenn sie weg war, kam ich - nicht immer, aber schon recht häufig. Die beiden haben 2 Kinder, die ja auch noch im Haus wohnten und betreut werden mussten. Für mich war es fürchterlich; ich fand diesen Türklinke in die Hand geben den Kindern gegenüber entsetzlich. Aber ich habe mitgespielt............

8 Monate nachdem wir uns kennengelernt hatten, zog sie aus und nahm die Kinder mit. In das Appartement, in dem ihr LG wohnte, 2 km vom Haus entfernt. Ex hat genau zu diesem Zeitpunkt seinen Job verloren, war für 8 Monate freigestellt. Ich hab gebettelt, die Kinder dazulassen; ich fand es so grausam, einem 13jährigen Mädchen, die mit der Situation offensichtlich gar nicht zurechtkam, ihr eigenes Zimmer zu nehmen. (Bilde mir ein, etwas mitreden zu können - habe auch 2 Kinder) Aber es hat nichts genutzt die Kinder sind zu Mutter und neuem LG in ein 1-Zimmer-Wohnklo gezogen. Heute weiss ich, denke zu wissen, dass der Hauptgrund der war, dass Frau und Kinder nicht wissen sollten, dass der Job flöten war.......
(rechtliche Spielchen wegen Unterhalt, etc.)

Wir beide hatten jetzt freie Fahrt.....................
Aber unsere Beziehung war mehr als schwierig. Irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dass er mir auch nur annähernd die Gefühle entgegenbringt, die ich für ihn hatte. Und ich wollte doch so sehr geliebt werden.
Und auch unsere Gegensätzlichkeiten traten immer mehr ans Tageslicht. Er aus der klassischen Mann-Frau-Rollenverteilung kommend, ich lange allein lebend, habe meine Kids 17 Jahre lang alleine großgezogen, bin beruflich engagiert und erfolgreich.

Ich habe mir lange eingeredet, daß ich mich schon arrangieren kann, daß wir uns nur zusammenraufen müssen, daß man an dieser Patchworkfamilie eben arbeiten muss. Habe mich darüber fast selbst verloren. Dinge, mit denen ich nicht wirklich umgehen kann wie z. B. sein Geiz, seine Unfähigkeit sich mit seiner nach Hilfe schreienden Tochter auseinander zu setzen, sein Egoismus, etc. habe ich nicht wahrhaben wollen. Er wollte mich für sich alleine haben - hat er mir mal gesagt. An diesem Punkt bin ich aufgewacht - mich gibt es nicht alleine, mich gibt es nur mit Anhang und meinem Leben, das vor ihm stattfand. Genauso wie es ihn nur mit all dem gibt, was zu ihm gehört.
Trotzdem habe ich auch an diesem Punkt die Trennung nicht geschafft. Ich wollte nicht alleine sein, mein Vater stand kurz vor einer schlimmen Operation und noch vieles andere mehr.

Die Trennung hat er jetzt vollzogen und durchgezogen. Hat sich bis heute - nach 3 Wochen - nicht erkundigt, wie es meinem Vater geht; hat es fertiggebracht, meinen Kids nichts zu ihrem 18. Geburtstag zu schenken, obwohl er zur Party kam - meinen Wunsch, nicht zu kommen, konnte er nicht respektieren, dazu hätte er sich mit seinen Kindern, die natürlich auch eingeladen waren, auseinandersetzen müssen. Hat sich noch eine Woche bevor er mir das Aus telefonisch (!!!!) mitteilte meine günstige Versicherungspolice für sein Auto gesichert............
Ich weiss, ich höre mich teilweise gehässig an; das ist eigentlich nicht meine Art. Sicher, ich bin verletzt, enttäuscht und wütend, wobei die Wut aber auch was Gutes hat.....

Warum ich dir diesen Roman erzählt habe, liebe Belinda?
Es tut ein klein wenig gut, das aufzuschreiben; ist ein Punkt.
Aber ich möchte dir sagen, hör in dich rein und hör auf das, was du dort entdeckst.
Deinen Mails glaube ich entnehmen zu können, dass du weisst, dass er deine Gefühle nicht in gleichem Mass erwidert. Das tut sehr weh und man ist immer wieder versucht, sich die Wahrheit schönzureden (ich bin sogar so gut darin, dass ich mir einreden kann, seine Mail, dass er mir nächste Woche meine Sachen bringt und ich bitte seine richte, als Versuch der
Kontaktaufnahme zu deuten. Eigentlich muss ich über mich selbst lachen...........)

Möchtest du mit jemand zusammen sein, dessen Gefühle für dich du dir nicht sicher bist????
Tu es dir nicht an...........
Mir wurde auch eine Freundschaft angeboten. Wo Dinge, die verletzen können, eben aussen vor bleiben und man(n) die Dinge, die so wunderschön sind, eben gemeinsam geniesst. Meint natürlich, vor allem S. (der war wirklich immer superschön - Parallele zu dir). Natürlich nicht nur, wir konnten uns eigentlich immer klasse unterhalten - über Gott und die Welt -, hatten richtigen Spass zusammen, gemeinsame Hobbies, etc.
Aber das wesentliche hat gefehlt - und hätte immer gefehlt. Und meine Unsicherheit, seine Gefühle betreffend, hätte immer wieder zu Verletztheiten geführt.

Nimm dir nicht selbst die Möglichkeit, jemand zu treffen, der deine Gefühlswelt erwidern kann und es dir auch zeigen kann. Mir ist das sehr wichtig.

Ich vermisse ihn sehr - so sehr, dass es manchmal fast körperlich weh tut.
Aber seit ich erkannt habe, dass ich nicht IHN vermisse, sondern jemand, der er in meinen Träumen sein soll und er nie wirklich gewesen ist, geht es mir besser. Ich bin auch noch nicht richtig gut - kann nicht schlafen, nicht essen, selbst Banalitäten wie einkaufen zu gehen sind eine Herausforderung. Aber ich kann es annehmen und glauben, dass es besser wird.

Und ich habe - wie du - meine Kids (auch wenn die jetzt blöderweise, zumindest vor dem Gesetz, erwachsen sind), meine Familie und ein paar wenige, aber supertolle Freunde.

Deine Entscheidung wegen deinem Baby ist wirklich nur DEINE Entscheidung. Ich möchte deshalb auch nichts dazu sagen.

Aber - wenn ich das darf - dich mal ganz fest in den Arm nehmen..............

Ich wünsche dir alle Kraft, die du jetzt brauchst,
Emelina

14.03.2004 17:03 • #11


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