Hallo zusammen,
ich bin, wie so viele andere, neu hier und schreibe in der Hoffnung, dass der eine oder andere seine Meinung oder einen Ratschlag zur Situation mit mir teilen mag.
Außerdem muss ich mir einfach mal alles von der Seele schreiben, weil es mich sonst auffrisst.
Also: Ich bin seit 18 Jahren mit meinem Freund zusammen, seit 12 Jahren leben wir auch zusammen. Unsere Anfangszeit war eher schwierig. Ich kam aus einer Beziehung, in der ich lange betrogen wurde ohne es zu realisieren. Er kam aus einer Beziehung, die sich auf 6 Wochen im Jahr reduzierte, weil seine Freundin in den USA lebte. Wir beide waren jung und haben viele Fehler gemacht im Umgang mit dem Anderen. Es folgte eine kurze Trennung nach 1 1/2 Jahren.
Aber wir haben daraus gelernt. Ich für mich kann jedenfalls sagen, dass ich schon noch ein eifersüchtiger Mensch sein kann, aber nicht mehr so irrational wie damals.
In den letzten 16 Jahren war das auch garkein Thema mehr; nichtzuletzt weil ich nie das Gefühl hatte ich müsste mir Sorgen machen.
Ganz im Gegenteil hatten wir eine wirklich harmonische und enge Beziehung. Ich habe mich wirklich verbunden gefühlt mit ihm, alles war schick. Er sagte das oft genauso.
Im vergangen Sommer gab es dann einen ersten Knacks während unseres gemeinsamen Urlaubs. Der wurde zuhause verbracht, weil meine vielen Vorschläge weg zu fahren von ihm immer belächelt oder abgewunken wurden. Kurz vor Ende des Urlaubs reagierte er dann plötzlich und heftig auf eine ganz normale Situation (ich konnte mich nicht entscheiden, wo wir Essen gehen sollten) und hat danach 2 Tage nicht mehr mit mir gesprochen. Als ich versucht habe das Eis zu brechen, kam dann heraus, dass er unseren Urlaub sch. gefunden hätte, weil wir ja nicht wirklich viel unternommen hätten. Danach lag er zwei Tage schweigend und depressiv im Bett und ließ mich schmoren. Ich war verletzt und blieb mit dem Gefühl zurück, dass er offenbar Zeit mit mir verbringen als sch. empfindet.
Die Stimmung besserte sich irgendwann, weitere Gespräche dazu gab es nicht, alles verlief irgendwann wieder in den gewohnten, normalen Bahnen. Aber die gelegentliche Stimmungsschwankung blieb. Und weil es so wirkte, als wäre er mit uns nicht mehr zufrieden, auch mein Groll auf die Situation. Wenn ich das Thema mal ansprach, wurde alles verneint und abgewunken.
Im Oktober kam dann eine Arbeitskollegin in Spiel. Ich habe hier gestern schon einiges gelesen und es ist oft die Arbeitskollegin oder der Arbeitskollege, oder? Das war mir vorher garnicht klar. Oder ich zu naiv.
Zuerst traf man sich einmal in der Woche abends zum Videochat, um Englisch zu lernen (sie kann es nicht, er bat ihr seine Hilfe an). Wenige Wochen später fing er an das Onlinespiel zu spielen, dass sie auch immer zockt. Nichts davon passierte heimlich. Er erzählte mir von ihren Englischkursen oder von Gesprächen mit ihr. Ich war immer ehrlich interessiert und nie misstrauisch.
Dennoch veränderte sich etwas. Die Zeit, die er mit ihr online verbrachte, wurde immer mehr. Weitete sich auf jeden Abend in der Woche, dann auf das Wochenende aus. Wir verbrachten eigentlich nur noch Zeit zum Frühstück und Abendbrot miteinander. Er distanzierte sich immer mehr von mir. All die Kleinigkeiten, die vorher zwar vielleicht banal, aber eben auch ein Zeichen unserer Verbundenheit waren, fielen weg. Kein Küsschen mehr auf dem Weg zum Klo, keine Nachfrage mehr was gerade ich mache, wenn er vorm PC saß und ich auf dem Sofa. So etwas halt. Dazu kam, dass er ja gefühlt zwei Drittel des Tages in einem Videogespräch mit ihr war. Also gab es für mich auch nicht die Möglichkeit mir mal selber ein Küsschen abzuholen oder anzusprechen. Er war ja beschäftigt. Das ging so weit, dass er sogar einen gemeinsamen Freund ignoriert hat, der samstags mal spontan vorbeischaute.
An dem Punkt kreisten meine Gedanken schon länger darum was eigentlich gerade schief lief. Ich war mir sicher, dass er sich gerade in einer Krise befindet. Ich überlegte auch, ob ich einfach anfing nur eifersüchtig auf diese Frau zu sein. Aber der Witz war: Das war ich nicht. Schließlich saß sogar oft ihr Ehemann dabei und zockte mit. Und ich hatte ja trotzdem nicht das Gefühl, dass irgendetwas mit ihr heimlich passierte. Ich war nur neidisch auf die viele Zeit, die er ihr schenkte.
Anfang Januar bekam ich dann ein tolles Jobangebot und teilte ihm das mit. Gleichzeitig bat ich darum, dass wir reden, weil ich mich nicht auf diesen Job konzentrieren könne, wenn zuhause nicht alles in Ordnung wäre. Danach gestand er mir dann unter Tränen, dass er sich in diese Arbeitskollegin verknallt hätte. Er hätte nie erwartet, dass soetwas mal passiert, keiner von beiden hätte das gewollt, es wäre auch nichts passiert. Und beide wollten bei ihren Partnern bleiben. Aber, und die Info kam gleich hinterher, er wolle sie auch nicht verlieren.
Ich war so geschockt, dass ich ich ihn tatsächlich erstmal getröstet habe und garnichts dazu sagen konnte. In den Tagen danach gab es lange Gespräche über uns und auch Streit über die Situation. Dabei kam heraus, dass er seit einem fast-Burnout vor 5 Jahren (von dem ich damals wusste) immer wieder in diese Krisen rutscht und mir das seitdem aber nie wieder erzählt hat. Also wird es oft Situationen gegeben haben, die mit dem Burnout zu tun hatten, die ich aber auf uns bezogen habe (wie das im Sommer). Und so entsteht natürlich Unzufriedenheit. Aber mit mir gesprochen hat er ja nie.
Außerdem weiß ich mittlerweile, daß es kaum einen Tag gegeben hat seit Oktober, an dem die beiden nicht Kontakt hatten. Es wird geschrieben, jeden Morgen wird sich Guten Morgen per Whatsapp gesagt. Es wird gevideochattet. Und auf der Firma, seitdem sie Mitte Dezember auf ein anderes Werksgelände versetzt wurde, wird oft mit dem Firmentelefon telefoniert. Angeblich gab es keine persönlichen Treffen. Aber ob und was ich noch glauben soll, weiß ich auch nicht.
Auch nachdem man bereits am 2. Januar festgestellt hat, dass Gefühle im Spiel sind, hat keiner der beiden auf Kontakt verzichtet. Im Gegenteil war danach sogar die schlimmste Zeit bis alles raus kam. Ich selber will eigentlich, dass er von sich aus den Kontakt abbricht, was er aber nicht tut. Er wollte es, aber nur mit dem Argument Weil ich weiß, dass DU damit nicht klar kommst. und nicht, weil er mich damit verletzt. Generell hab ich ihm noch nie etwas verboten. Davon mal abgesehen gibt es einen Teil von mir, der will es ihm nicht verbieten, weil ich ihn nicht noch unglücklicher in seiner Krise sehen will. Der andere Teil weiß, dass ich dann trotzdem ständig denken würde: Er will lieber bei ihr sein. Hat er jetzt Liebeskummer und ist deswegen so still? Er hat sogar zugegeben, dass er vermmutlich sauer auf mich wäre, wenn ich ihm das verbieten würde.
In der vergangenen Woche habe ich angefangen mich damit abzufinden und auch nichts Verwerfliches an ihren Videochats festgestellt (ich saß oft in Hörweite). Ich habe aber eben auch mein eigenes Ding gemacht und nicht darauf gewartet, dass er nach seiner Zockerei auch noch Zeit für mich hat.
Freitag habe ich dann festgestellt, dass er mich für sie bewusst angelogen hat. Dass es doch weiterhin morgens Grüße gibt (obwohl das angeblich vorbei war) und dass er noch schnell eine Runde mit ihr zockt bevor ich von der Arbeit komme, mir alle Details von seinem Nachmittag erzählt aber genau DAS verschweigt. Und als er abends unterwegs war, hat er mit ihr geschrieben. Ich war vergessen, nicht so wie früher.
Tja, zurzeit fühlt es sich so an, als hätte ich keine Chance gegen seine neue Flamme.
Er betont zwar, dass er mich liebt und mit mir zusammen sein will. Er will auch nicht, dass ich gehe. Aber das was er sagt und das was er tut passen nicht wirklich zusammen.
Und ich habe wirklich Angst davor, dass er sich da einfach etwas nicht eingesteht. Und in dem Moment, wo ich wieder entspannt bin, kommt dann das Böse erwachen und er verlässt mich doch. Außerdem bin ich jetzt wieder an einem ganz schlimmen Punkt was Eifersucht, Kontrolle und Mißtrauen angeht, von dem ich dachte ich hätte ihn vor 16 Jahren hinter mir gelassen. Das hilft natürlich unserer Beziehung auch nicht.
Ich finde es einfach sehr schade, dass er es nicht schafft wenigstens für den Moment den Kontakt einzustellen oder wirklich nur auf das Englisch lernen zu beschränken oder so. Und dass er mich viel lieber anlügt anstatt Kontakt zu reduzieren – natürlich unter dem Argument Ich wusste, dass du dann nur wieder verärgert bist. Das gibt mir jedenfalls keine Sicherheit. Im Gegenteil, ich komme mir total verladen vor.
Oder bewerte ich das alles über?!
Herrje, verzeiht den langen Text! Ich kann mich selten kurz fassen und wenn man emotional so weit unten ist, dann noch weniger. Danke für eure Mühe, falls ihr euch das alles wirklich durchgelesen habt!
04.02.2024 13:39 •
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