Hello again,
ich habe absolut nicht erwartet, dass ich meinen eigenen Thread noch einmal hochholen würde ... es war auch seltsam ihn noch einmal zu überfliegen. Aber ich wollte eine Mischung aus kleinem Update und ich muss mich mal wieder ausk*tzen hinterlassen und dafür muss ich ja nix Neues eröffnen.
Mittlerweile ist die Trennung gut ein halbes Jahr her.
Ich bin in eine eigene Wohnung gezogen, in der ich mich wunderbar eingelebt habe. Ebenso wie ich manchmal nach Hause komme und es schade finde meinen Tag mit niemandem teilen zu können, genieße ich, dass alles meins ist und so ist wie ich es möchte. Anfangs war das wirklich schwer, ich steckte öfter in emotionalen Löchern. Aber das ist viel, viel besser geworden.
Diese Woche hat mein Mutterschutz angefangen, es geht nun in die heiße Phase. Ich habe die gesamten neun Monate Schwangerschaft eigentlich ohne aktive Unterstützung von meinem Ex durchgestanden. Das war auch nicht immer leicht, aber bis vor kurzem war es eine vorbildliche Schwangerschaft und ich habe mich großartig gefühlt und meinen Zustand geliebt. Jetzt werde ich langsam nervös und bekomme Zipperlein, aber ich denke das ist auch normal.
Tatsächlich habe ich unheimliche Unterstützung durch meine Eltern und neue FreundInnen erhalten. Mein Ex und ich waren in unserer Beziehung ja sehr aufeinander eingespielt und hatten hauptsächlich uns. Dass ich so schnell so viele nette und neue Menschen um mich herum habe, hätte ich nie erwartet. Ich musste aber auch lernen das zuzulassen.
Alleine für diese Erkenntnis hatte die Trennung also schon etwas Gutes. Ich habe mich wiedergefunden.
Außerdem habe ich mich unheimlich gut in meine neue Position auf der Arbeit eingearbeitet, was unheimlich viel Spass und Ablenkung gebracht hat. Umso trauriger war ich, dass ich jetzt für ein Jahr schon wieder raus bin.
Seine Neue ist nicht einmal zwei Tage nach meinem endgültigen Auszug zu meinem Ex gezogen und sie hausen zurzeit gemeinsam in unserer alten Wohnung. Allerdings war mein Ex etwas mehr als die letzten zwei Monate in einer Psychosomatischen Klinik und hat sich um seine mentale Gesundheit gekümmert, daher wird sie der wirkliche Alltag erst jetzt einholen. Er ist seit letzter Woche wieder fest zuhause. Man merkt, dass er Einiges aus der Therapie mitgenommen hat.
Das war auch der Grund, warum ich Arzttermine etc. grundsätzlich alleine erledigen musste. Und der Grund warum ich lange Zeit das Gefühl hatte wir sind ihm egal. Dass er bisher immer noch fast niemandem davon erzählt hat, dass er Vater wird, machte das Gefühl nicht besser.
Immerhin hat er regelmäßig gefragt wie es uns geht und was es Neues gibt. Wir waren also schon in stetem Kontakt. Nicht selten schreibt er mir auch mal ganz spontan über Dinge, von denen er weiß, dass ich sie lustig finden würde oder über Dinge die wir immer beide gut fanden oder, oder, oder ... Sprich: er denkt auch mal einfach so an mich und sucht den Kontakt.
Gesehen haben wir uns in dieser Zeit tatsächlich nur einmal wirklich zwischendurch.
Ich verarbeite das alles immer noch und nach fast 19 Jahren wird das wohl auch dauern. Allerdings haben mich die letzten zwei Tage doch kalt erwischt.
Er war hier, um die Kinderzimmermöbel aufzubauen. Wir waren ganz entspannt miteinander, wir haben geredet, gelacht, gefeixt. Diese verdammte innige Verbindung ist irgendwie immer noch da. Eigentlich freut mich das, denn ich finde es wichtig für den Kleinen, dass wir genauso friedlich weiter miteinander umgehen. Er hat auch Glück, dass ich weiterhin keine Gefühlsausbrüche in seiner Nähe habe. Im Gegenteil: Ich höre mir auch bereitwillig an, was er so über seine Neue zu berichten und zu meckern hat und amüsiere mich innerlich. Ist natürlich gut für mein Ego, keine Frage.
Eines Tages möchte ich gerne noch ein paar Fragen klären und das Ganze aufarbeiten. Aber der passende Zeitpunkt hat sich noch nicht ergeben.
Jedenfalls ist mir jetzt bewusst geworden wie sehr mir das fehlt, dieser Austausch mit ihm und alles. Und dass ich es sehr genossen habe, dass er hier war. Dann kam die Frage auf: Ist das Gewohnheit? Oder habe ich noch Gefühle? Ich kann es mir garnicht beantworten.
Und jetzt habe ich schon Angst, dass ich jetzt jedes Mal genieße wenn er hier sein wird und einfach ausblende, dass das eigentlich nichts zu bedeuten hat. Und die Situation am Ende noch ganz falsch interpretiere.
Denn was sein Innerstes angeht kann ich keine Einschätzung geben. Nur weil ich (und auch Menschen aus unserem Umfeld) irgendwie nicht verstehen was da mit ihm passiert ist vor einem halben Jahr, heißt das ja nicht, dass er mich zwangsläufig immer noch lieben muss und sich da in was verrannt hat oder so.
Eigentlich dachte ich auch über solche Grübeleien bin ich drüber weg. Ich bin etwas schockiert über mich selbst und wie leicht mich das angefixt hat.
Und ich habe Angst, dass ich im Wochenbett, wo er mir zur Seite stehen will, durch die Hormone und alles noch tiefer emotional in einen Irrtum rutsche.
Gleichzeitig würde ich so gerne in ihn reingucken und wissen was in ihm vor geht.
Dadurch, dass er sich damals in einen so anderen Menschen verwandelt hat, traue ich mir nicht mehr zu ihn so spielend leicht wie früher zu lesen und zu interpretieren.
Andererseits, wenn er hier ist und so wie die letzten zwei Tage, habe ich die Illusion ich könnte das immer noch.
Und ich gebe garnicht gerne zu, dass er diese Knöpfe bei mir überhaupt noch drücken kann.
Klar, als Mensch wird er mir immer wichtig sein. Alleine durch die gemeinsame Zeit. Und deswegen kann ich wohl das alles auch gut an die Seite schieben, was er sich geleistet hat. Im Grund würde ich nach wie vor mein letztes Hemd für ihn geben, ich kann da nicht aus meiner Haut.
Trotzdem: Ich dachte, ich wäre weiter und käme gut ohne ihn aus.
Macht das Sinn?
Ich glaube, ich habe einfach Angst, dass ich gerade dreißig Schritte zurückmache und mich am Ende noch in etwas verrenne. Das will ich ja garnicht. Aber ich habe schon gemerkt wie sehr es mich beschäftigt hat. Und wie es meine Laune angehoben hat.
Naja, ich erwarte jetzt nicht zwingend Antworten hier. Es musste nur einfach mal raus.
Alles läuft schon deutlich positiver als noch vor einem halben Jahr und ich kann auch wieder herzlich Lachen und genießen. Aber es holt einen doch noch hin und wieder ein. Manchmal intensiver als erwartet.
20.09.2024 19:53 •
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