Die Story kann aus meinem Leben sein.
Selber halte ich mich auch für einen Borderliner, weil alle Fakten zutreffen, bis auf die Agressivität und Eifersucht.
Das sind keine logischen Faktoren für mich.
Die meisten Beziehungen sind gescheitert, weil ich das Gefühl hatte im Regen stehen gelassen zu werden.
In jeder Beziehung habe ich 150% gegeben, mich selber immer vernachlässigt und jede Zeit in meine Partnerin investiert.
Zu sehen, dass der Partner glücklich ist und wird, ist auch immer mein Glück gewesen.
Dennoch reagiere ich sehr emotional auf jede Kleinigkeit. Habe es zwar gelernt, erst darüber nachzudenken und nicht direkt zu reagieren, aber dennoch bin ich extrem analytisch Jedem und Allem gegenüber. Gerne beschäftige mich mit den Problemen anderer und versuche immer erst dem Partner zu helfen, werde aber depressiv, wenn es nur um Kämpfe des Partners geht und selber seine Probleme ebenfalls lösen muss, aber keinen Rückhalt spürt. Meine ersten Beziehungen waren ebenfalls sehr impulsiv und auch oft laut. In den letzten Jahren habe ich gelernt Probleme so tief zu analysieren, dass man mit mir aktuell kaum noch streiten kann.
In meiner Vergangenheit habe ich wie Suicidversuche nach der jeweiligen Beziehung unternommen. Hatte aber immer Freunde, die mir gerade noch die Hand gereicht haben. Meine Eltern haben sich in meiner Kindheit getrennt, meine Mutter war immer allein erziehend, was nicht einfach war. Als Einzelkind ohne Vater, fehlt tatsächlich eine helfende Rolle, im eigenen Leben.
Daran knabbere ich noch heute und werde nun 34.
Meine Ausbildung als Mediengestalter hat sehr viel Arbeit mit sich gebracht.
In der Schule wurde ich täglich über Jahre gemobbt, als Ossi in Bayern ist es nicht einfach.
Als HipHopper ist man gleich Gangster und dumm. Meine schulische Leistung litt stark, habe aber in einer Werbeagentur
Fuss fassen können und habe dort 16 Jahre gearbeitet. Mein Chef hat meine verlorene Vaterrolle eingenommen.
Ich habe gelernt was ging. Als ich durch den Leistungsdruck als Designer schwer depressiv geworden bin, habe ich meinen Verfall mit Arbeit kompensiert. Folgend habe ich 9 Jahre die Ausbildung in der Agentur übernommen. Arbeit war die beste Ablenkung. Jeden Tag, jedes Wochenende. Die Leistung stieg zwar, aber Freunde und meine Mutter blieben zurück.
Die Kluft zwischen sozialem Umgang und der Arbeitswelt ist immer größer geworden.
Es entstanden zwei neue Welten. Leistungsdruck und Einsamkeit. Auch das eskalierte.
Jede kommende Beziehung scheiterte aufgrund meiner neuen Ansprüche, meine analytische Art im Umgang mit meinen Azubis.
Alles ist objektiv geworden um nicht emotional zu werden.
Vor zwei Jahren stand ich mit Burnout in der Mittagspause, Panikattacke, Schweißausbruch und Heulanfall.
Ich habe mich in mein Auto gesetzt und habe eine Stunde geheult. Dann ging es weiter.
Letztes Jahr das selbe Spiel. Mein Chef honoriert meine Leistung nach 16 Jahren nicht. Meine Arbeit wird für lau verkauft und meine Meinung ist nichts Wert. Die Reißleine habe ich ziehen können. Ein paar Monate vor meiner Kündigung habe ich eine Frau kennen gelernt, welche allen meinen peniblen Ansprüchen entsprochen hat, als Mensch, als Partner, als Rückhalt, im Bett, die Zukunft.
Als hätte man mir das erste mal im Leben Glück geschenkt.
Sie hat mich dazu ermutigt, mein eigenes Leben zu führen und zu Kündigen. Nach 6 Monaten und viel Kampf mit Ämtern, verarschungen von geldgeilen Beratern und großem finanziellem Chaos schmeiße ich mich in die Selbstständigkeit mit meinem eigenen großen Traum eines Grafikbüros. Es eröffnet sich plötzlich so viel gutes, so viel Wünsche und Träume gehen in Erfüllung, zerren aber mit noch mehr Arbeit. Gesundheitlich ging es mir nach weiteren 6 Monaten etwas besser. Durch den Stress hat mein Körper komplett dicht gemacht, Krämpfe, Blutungen, Überreizungen, Krankheiten. Volles Programm.
Mein ehemaliger Chef kämpft nun gegen mich auf dem aktuellen Markt im Landkreis, meine Frau, welche vor über einem Jahr bei mir eingezogen ist, ist wieder ausgezogen, ihre Familie kam zu kurz und sie hatte Heimweh. Meine finanzielle Aufstellung bricht zusammen, alle Anteile meiner Beziehung trage ich nun komplett, meine Selbstständigkeit ist gefährdet und neben Schlafmangel und zunehmender Depression kämpfe ich stündlich mit Stimmungsschwankungen.
Die Beziehung war Anfangs so stark, dass ich das erste mal im Leben gedacht hätte, jetzt geht es aufwärts, mit der Selbstständigkeit mehr Zeit für die Partnerin, zusammen Frühstücken, Hobbys, Sport, all das, was ich Jahrzehnte vermisst habe.
Meine Probleme und Baustellen waren jedoch zu viel. Es kamen Familiäre Umstände ihrerseits dazu, Schichtarbeit, Arbeitsstress, Unzufriedenheit, Zwang. Wir schon früher habe ich neben meinen Baustellen versucht ihre Baustellen mit zu lösen. Das Resultat war jedoch nicht zufriedenstellend, mein Leistungsdruck kam wieder, meine körperlichen Probleme, meine Ängste.
Mein Gemüt viel wieder zunehmend in eine Depressive Stimmung, was Sie am Ende zu dem Entschluss gebracht hat, die Beziehung zu beenden. Mit der Begründung, dass ich andere Interessen hätte als sie. Ich sei zu emotional und zu sehr für sie da, finde aber keine zeit für Ihre Familie und Freunde. Die Beschreibung von B0rdi trifft voll auf meine Partnerin zu, bis auf dass sie sich nicht mit mir streiten konnte. Alle Argumente und Diskussionen waren zu oberflächlich und sinnlos. Dennoch war es meine Traumfrau. Jetzt ist sie ebenfalls wieder weg, seit drei Wochen. Wenn ich sie kurz sehe, kämpfe ich danach einige Stunden mit starker Depression, fange wiederholt an zu weinen, sitze in einem dunklen Loch und fühle mich komplett im Stich gelassen.
Auf der anderen Seite wächst die Existenzangst, der Zwang im eigenen Gewerbe nicht unter zu gehen, Kunden zu akquirieren.
Kompetent im Alltag zu bleiben, sich weiterzubilden und sich zu verkaufen, Maske auf, Fassade an. Heim kommen, Frau vermissen, heulen, Motivation suchen, mit Arbeit die Depression neutralisieren, Spießrutenlauf und alles von vorne.
Auch ich falle in den Typ stark emotional, schnell depressiv, impulsiv. Eine Hilfe ist die Arbeit, eine Andere die Finger vom Alk. zu lassen. Dann eskaliert alles. Der Alltag ist ein Balanceakt auf einem dünnen Seil geworden. Je nach Tageszeit bin ich sehr instabil.
Kämpfe kontinuierlich mit Ablenkungen. Denke ich aber an eine Zukunft, denke ich an Familie und eine Frau, dann denke ich an meine Ex, denke an das alleine sein, den Zwang sich eine Partnerin zu suchen, sie zu vergöttern und zu scheitern.
Denke ich an die Gegenwart, sehe ich Sie überall, denke an meine finanziellen Probleme, den fehlenden Rückhalt, die fehlende Freizeit, das in den Arm nehmen in der Mittagspause, das gemeinsame Frühstück, die Tasse Kaffee, welche mir ins Büro getragen wird. all die kleinen Gesten, welche ich mir vorstelle, aber nie gekommen sind.
Täglich der Kampf zwischen harter Schale und weichem Kern, was zeigen, arrogant und egoistisch werden um nicht verletzt zu werden. Fokus auf das eigene Leben, oder die Hoffnung auf jemanden, der mit einem klar kommt.
Seit 17 Jahren kämpfe ich mit meiner Psyche. Versuche jedoch alles selber zu kontrollieren und zu lösen, selbst zu reflektieren, was falsch oder richtig läuft, analysieren, schreiben, anderen Hoffnung geben, Wege suchen, Verständnis aufbauen. Lernen seine Fehler zu akzeptieren, Fehler anderer konstruktiv zu kritisieren, Fehler zu beheben. Zu helfen, Leitsatz Jeden Tag eine gute Tat.
Sich jeden Tag zu motivieren, zu kämpfen, wenig zu schlafen, alles geben und aufpassen, dass die Erfahrungen die man sammelt, nicht wieder in dem Loch landen, wo die einzige Lösung der Gürtel am Deckenbalken ist.
Einerseits verzweifel ich selber Tag für Tag, schaffe es aber durch Eingeständnisse und Leistung aus dem Loch zu kommen.
Auch wenn ein Ziel ein Fremdwort ist, habe ich mir beigebracht, täglich mindestens ein ziel zu erreichen, egal ob es Geld bringt oder nicht. Ein eigenes Projekt, Staubsauger reparieren, den Balkon zu erneuern, Rasen zu mähen oder sogar mal eine Stunde Mittagschlaf zu schaffen. Jedes kleine Ziel ist ein kleiner Punkt der großen To Do Liste und hilft sich selber etwas unter Kontrolle zu halten, auch wenn auf lange Sicht kein Sinn im eigenen Leben ersichtlich ist oder man kein Ziel in der Zukunft hat.
Es gilt, die eigene kleine Welt am leben zu halten, durch kleine Taten, die für einen selber eine kleine Genugtuung sind.
Schwer ist es jedoch, die Vergangenheit los zu lassen, auch über ein halbes Leben. Vielleicht hat nicht jeder Top seinen Deckel.
Dann bin ich halt eine Pfanne oder die Grillkohle, keine Ahnung.
Allein das Schreiben, baut auf, wer auch immer das lesen will.
SO viele Menschen haben genau diese Probleme, auch eine Freundin von mir steckt mit Borderline in Therapie,
ob es was hilft weiß keiner. Aber es ist ein Weg.
Alleine sein ist hart. Verlust und Trauer um Vergangenheit und Zukunft auch, egal ob soziale, politische, gesundheitliche oder wirtschaftliche Faktoren. Wir alle verarbeiten mit viel Hirn, den ganzen Rotz da draußen.
Abwegen und Prioritäten setzen müssen wir jedoch selber lernen. Nächster Schritt Selbstsicherheit ausstrahlen, aktiviert die Resonanz der Gesellschaft, mal schauen ob das klappt.
Am Ende von dem ganzen text, muss ich sagen, ist der Verlust der Traumfrau wieder von kleinerer Bedeutung.
Selbstfindung und Positionierung UND Reflexion durch schreiben ist einfach wichtig!
Gruß tRex
05.06.2017 17:00 •
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