@Jaqqi
Zitat von Jaqqi: Eher wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es blödsinn ist, dass er denkt er müsste sich mehr anstrengen um normal zu sein, weil er eben gut so ist wie er ist
Ich sehe wie sehr du darum bemüht bist deinem Freund das Gefühl zu geben, dass er wertvoll ist. Was er mit Sicherheit ist und das auch vollkommen unabhängig von Leistung ist.
Wofür dir glaube ich noch das Bewusstsein etwas fehlt ist, dass es (vermutlich) Realität ist, dass es für ihn anstrengender ist und das man das nicht kleinreden sollte.
Um den Unterschied in einem anderen Bild zu verdeutlichen: Stelle dir vor deine beste Freundin trauert. Nun kannst du trösten (in den Arm nehmen: alles gut, wird schon wieder, etc), dass mag vllt. manchmal gut tun, aber im Grunde ist es ein Schlag ins Gesicht. Die Trauer ist ja da, der Verlust ist ja da, der Schmerz ist ja da. Genau jetzt. Und dieser darf da sein, anerkannt und gewürdigt werden und nicht versucht darüber hinwegzugehen. Er ist Realität und will ernstgenommen werden.
Wenn du deinem Freund aber nun sagst er wäre vollkommen leistungsunabhängig wertvoll, dann stimme ich dir uneingeschränkt zu. Trotzdem ist es Realität, dass Menschen mit AD(H)S oft andere Grenzen gesetzt sind als anderen. Ob es bei deinem Freund tatsächlich so ist, kann ich nicht beurteilen.
Und was das wirklich Schwierige ist, ist dies anzunehmen und akzeptieren zu lernen. Ja, sie sind wundervolle Menschen und trotzdem können sie die (oft maßlosen) Leistungsanforderungen dieser Gesellschaft manchmal nicht erfüllen. Ja, sie sind eingeschränkt.
Es ist auch nicht aus der Luft gegriffen, dass u.U. ein GdB festgestellt werden kann.
Zitat von Jaqqi: . Und in dieser Situation in der er ist wäre fast jeder am Limit. Funktionieren beschreibt seine derzeitige Situation sehr gut. Er will einfach nur Funktionieren und alles selbst hinbekommen, auch wenn er das gar nicht muss.
Zitat von Jaqqi: und das ist eine temporäre Belastung. Das ist das was ich auch in meiner vorherigen antwort meine. Stress wird immer mal wieder auftreten und ich hoffe er kann lernen anders damit umzugehen, damit er eben nicht mehr so abrutscht.
Zitat von Jaqqi: Es geht darum, dass er selbst lernt sich anzunehmen und besser auf sich zu hören, damit er nie wieder in so eine Situation rutscht
Und hier kommst du in meiner Wahrnehmung ein bisschen ins rudern.
Die Situation in der er gerade ist, ist maximal belastend. Und zwei Jahre sind kein Pappenstiel. Ob so ein Stress zwangsläufig „immer mal wieder auftreten wird“, darf zumindest hinterfragt werden.
Du sagst er muss nicht funktionieren, und er soll auf sich hören, aber gleichzeitig, dass er lernen sollte mit Stress umzugehen und dass es so stressige Zeiten immer wieder gibt.
Natürlich ist es möglich, dass er in seinem Stressmanagement noch etwas „optimieren“ kann.
Nun bin ich aber nicht nur Mutter einer Tochter mit ADS, sondern selbst erst kürzlich wg. Stressfolgeerkrankung in einer Klinik gewesen. Und meist ist zu lernen ein paar Schritte zurückzutreten und das eben nicht alles geht.
Ich würde dir das einfach gern ans Herz legen, dass es eine Option „sein darf“ kürzer zu treten und ggf. die Weiterbildung nicht oder nicht in dieser Form durchzuziehen. Das es eben nicht
zwangsläufig stressige Zeiten geben muss, durch die man durch muss. Manchmal geht nicht alles.