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Burn Out Partnerschaft

Jaqqi
@gabehcuod

Guten Morgen und erstmal Danke für deine Antwort.

Ich verstehe deinen Punkt und da habe ich mich evtl schlecht ausgedrückt, aber meine Aussage war keineswegs arrogant oder abtuend gemeint.

Auch, wenn du das vielleicht nicht denkst kann ich sehr gut nachvollziehen wie er sich fühlt und ich denke, dass das was du beschreibst genau der Punkt ist. Das seine Kompensationsstrategien durch den gestiegenen Druck nicht mehr ausreichen.

Meine Aussage war nicht darauf bezogen, dass seine Gedanken blödsinn sind, oder ich das nicht nachvollziehen kann, sondern viel mehr darauf, dass er gut ist genauso wie er ist. Natürlich bringt ADHS Probleme und Schwächen mit sich (doch wer hat keine?), aber ich habe ihm von Anfang an immer versucht zu zeigen, dass das vollkommen ok ist und eben keiner erwartet, dass er perfekt ist, oder alles alleine schaffen kann und muss. Mit seinem ADHS geht auch seine Hilfsbereitschaft, Kreativität und Problemlösung einher zb. bei der freiwilligen Feuerwehr o.ä.. ich wollte seine Sorgen und Schwierigkeiten keineswegs kleinreden. Eher wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es blödsinn ist, dass er denkt er müsste sich mehr anstrengen um normal zu sein, weil er eben gut so ist wie er ist. Ich möchte, dass er sich akzeptiert und sicher fühlt mit all den Fehlern die er bei sich selbst sieht. Keiner ist perfekt und das ist ok. Mir fällt es schwer das ganze zu erklären. Glaube mir einfach, wenn ich sage, dass ich das ganze sehr ernst nehme und keineswegs verharmlose oder ähnliches. Mein einziger Gedanke war es ihm zu zeigen du kannst sein genauso wie du bist und du bist vollkommen gut so, auch wenn du bspw. Durch deine Eltern oder Mitschüler oder auch Lehrer etwas anderes vermittelt bekommen hast. Das war keineswegs herabwürdigend gemeint.

Und nein die Rolle der Therapeutin fühlt sich nicht gut and bzw. Sehe ich mich darin auch nicht. Deswegen habe ich ihn ja unterstützt sich professionelle Hilfe zu suchen. Ich war selbst aufgrund von Kindheitstrauma längere Zeit in psychologischer Behandlung und daher ist mir das mit den Glaubenssätzen sehr vertraut, auch wenn ich andere habe als er die mich belasten und beeinflussen und kann eben sehr gut nachvollziehen was das mit einem macht. Mir geht es ja nicht darum, dass er mal eben schnell das burnout hinter sich lässt und wieder funktioniert. Es geht darum, dass er selbst lernt sich anzunehmen und besser auf sich zu hören, damit er nie wieder in so eine Situation rutscht und eben ein glückliches Leben führen kann. Ob ich da dann noch Teil bin sei mal dahingestellt und darum geht es auch nicht, sondern eben darum, dass er nicht tiefer in das Burn out bzw. Die Depression hineinrutscht.

10.12.2022 09:00 • #16


Jaqqi
@Julian_Mayer

Auch hier gebe ich dir voll Recht und gerade um das verstehen zu lernen, habe ich eben auch hier nach Erfahrungen gefragt. Ich habe weiter oben schon geschrieben, dass deine Vorredner recht haben und ich das ganze nicht auf mich beziehen sollte, weil es eben um ihn geht. Wenn man aber nach 6 Jahren Beziehung sowas gesagt bekommt, denke ich, hätte jeder erstmal Angst. Vor allem, weil das Thema Burn Out noch nie iwo ein Thema war. Ich wollte mich keineswegs in den Mittelpunkt drängen oder sonst etwas. Ich war zum Zeitpunmt der Erstellung meines Posts einfach sehr überfordert mit der Situation und auch überrascht.

Aber du hast Recht ich habe ihm da vermutlich im ersten Moment noch weiteren Stress gemacht und das war nicht ok. Wie gesagt das war nicht meine Absicht mein Kopf hat einfach in den Flugmodus geschalten aus Angst. Mir ist bewusst, dass er sich momentan auf sich konzentrieren muss und es darum geht, dass es ihm wieder besser geht da bin ich voll bei euch. Aber es ist keineswegs so, dass er die letzten Wochen heimgekommen ist und ich ihn zu gemüllt habe o.ä. ich habe versucht ihm alles weitestgehend abzunehmen das letzte Jahr. Egal ob Einkaufen, Haushalt oder sonstiges, auch habe ich ihn bei den Schulaufgaben unterstützt weil der bwl Teil auch in meinem Studium vor kam. Wenn er abends wie du schön sagst nach 20h heimgekommen ist, stand etwas frisch gekochtes auf dem Tisch. In dem Moment als das ganze zusammen gebrochen ist sag ich mal, war ich im ersten Moment Mehrbelastung ja, weil ich selbst geschockt war. Aber davor hab ich immer versucht ihn zu unterstützen und nur fürs Protokoll das habe ich sehr gerne gemacht und arbeite selbst Vollzeit, daher sehe ich auch keine Vernachlässigung meinerseits.

Und auch da gebe ich dir Recht. Er hat Ziele er möchte den Meister machen und das ist eine temporäre Belastung. Das ist das was ich auch in meiner vorherigen antwort meine. Stress wird immer mal wieder auftreten und ich hoffe er kann lernen anders damit umzugehen, damit er eben nicht mehr so abrutscht. Nicht weil mir das schadet und mich traurig macht, sondern eben weil ich möchte, dass er glücklich und gesund ist. Dass er zufrieden sein Leben leben kann. Denn wenn danach alles wieder so laufen würde wie vorher, würde er einfach wieder seine Kompensationsstrategien nutzen (die dein Vorredner erwähnte) und es würde ihm an sich nicht besser gehen.

Ich weiß nicht, ob man verstehen kann was ich meine, aber es ging mir nie darum mich in den Mittelpunkt zu stellen.

10.12.2022 09:14 • #17


A


Burn Out Partnerschaft

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Hola15
@Jaqqi

Zitat von Jaqqi:
Eher wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es blödsinn ist, dass er denkt er müsste sich mehr anstrengen um normal zu sein, weil er eben gut so ist wie er ist

Ich sehe wie sehr du darum bemüht bist deinem Freund das Gefühl zu geben, dass er wertvoll ist. Was er mit Sicherheit ist und das auch vollkommen unabhängig von Leistung ist.

Wofür dir glaube ich noch das Bewusstsein etwas fehlt ist, dass es (vermutlich) Realität ist, dass es für ihn anstrengender ist und das man das nicht kleinreden sollte.

Um den Unterschied in einem anderen Bild zu verdeutlichen: Stelle dir vor deine beste Freundin trauert. Nun kannst du trösten (in den Arm nehmen: alles gut, wird schon wieder, etc), dass mag vllt. manchmal gut tun, aber im Grunde ist es ein Schlag ins Gesicht. Die Trauer ist ja da, der Verlust ist ja da, der Schmerz ist ja da. Genau jetzt. Und dieser darf da sein, anerkannt und gewürdigt werden und nicht versucht darüber hinwegzugehen. Er ist Realität und will ernstgenommen werden.

Wenn du deinem Freund aber nun sagst er wäre vollkommen leistungsunabhängig wertvoll, dann stimme ich dir uneingeschränkt zu. Trotzdem ist es Realität, dass Menschen mit AD(H)S oft andere Grenzen gesetzt sind als anderen. Ob es bei deinem Freund tatsächlich so ist, kann ich nicht beurteilen.
Und was das wirklich Schwierige ist, ist dies anzunehmen und akzeptieren zu lernen. Ja, sie sind wundervolle Menschen und trotzdem können sie die (oft maßlosen) Leistungsanforderungen dieser Gesellschaft manchmal nicht erfüllen. Ja, sie sind eingeschränkt.
Es ist auch nicht aus der Luft gegriffen, dass u.U. ein GdB festgestellt werden kann.
Zitat von Jaqqi:
. Und in dieser Situation in der er ist wäre fast jeder am Limit. Funktionieren beschreibt seine derzeitige Situation sehr gut. Er will einfach nur Funktionieren und alles selbst hinbekommen, auch wenn er das gar nicht muss.

Zitat von Jaqqi:
und das ist eine temporäre Belastung. Das ist das was ich auch in meiner vorherigen antwort meine. Stress wird immer mal wieder auftreten und ich hoffe er kann lernen anders damit umzugehen, damit er eben nicht mehr so abrutscht.


Zitat von Jaqqi:
Es geht darum, dass er selbst lernt sich anzunehmen und besser auf sich zu hören, damit er nie wieder in so eine Situation rutscht

Und hier kommst du in meiner Wahrnehmung ein bisschen ins rudern.

Die Situation in der er gerade ist, ist maximal belastend. Und zwei Jahre sind kein Pappenstiel. Ob so ein Stress zwangsläufig „immer mal wieder auftreten wird“, darf zumindest hinterfragt werden.

Du sagst er muss nicht funktionieren, und er soll auf sich hören, aber gleichzeitig, dass er lernen sollte mit Stress umzugehen und dass es so stressige Zeiten immer wieder gibt.

Natürlich ist es möglich, dass er in seinem Stressmanagement noch etwas „optimieren“ kann.
Nun bin ich aber nicht nur Mutter einer Tochter mit ADS, sondern selbst erst kürzlich wg. Stressfolgeerkrankung in einer Klinik gewesen. Und meist ist zu lernen ein paar Schritte zurückzutreten und das eben nicht alles geht.

Ich würde dir das einfach gern ans Herz legen, dass es eine Option „sein darf“ kürzer zu treten und ggf. die Weiterbildung nicht oder nicht in dieser Form durchzuziehen. Das es eben nicht
zwangsläufig stressige Zeiten geben muss, durch die man durch muss. Manchmal geht nicht alles.

10.12.2022 11:49 • x 1 #18


Jaqqi
@Hola15

Guten Tag,

ja du hast Recht bzw. verstehe ich nun, dass auch Worte die man gut meint anders ankommen/ wirken können. Es war auf keinen Fall meine Intention das klein zu reden. Ich versuche ihn möglichst gut zu verstehen, aber natürlich werde ich das nie ganz nachempfinden können und werde da noch mehr auf meine Wortwahl achten. Ich möchte ihm keinesfalls das Gefühl geben, dass er nicht ernst genommen wird, oder das ganze klein geredet wird.

Das ist auf jeden Fall eine Option. Wie du sagst manchmal geht nicht alles und man muss kürzer treten. Aber das möchte er momentan nicht (laut eigener Aussage). Falls sich das noch ändert zb durch die Arbeit in der Therapie o.ä. werde ich ihn auch da unterstützen bzw. Seine Entscheidung respektieren. Hauptsache es geht ihm wieder gut und die derzeitige Doppelbelastung ist natürlich nicht mit normalen Stresssituationen zu vergleichen. Ich hoffe die Therapie kann ihm eine andere Sicht auf einige Dinge geben und er kann etwas besser mit sich umgehen. Ob am Ende der Meister fortgeführt wird oder nicht ist nebensächlich.

Genau wegen solchen Gedankenanstößen habe ich hier geschrieben. Meist ist man in seinem Denken doch sehr eingefahren und einem ist gar nicht bewusst, was Dinge in anderen auslösen können, eben weil man es nicht böse meint. Vielen Dank dafür!

10.12.2022 14:41 • x 2 #19




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