Du bist da jetzt in einer richtigen Bredouille gelandet. Herz und Kopf passen nicht zusammen und leben scheinbar abgekoppelt voneinander vor sich hin. Mal sagt Dir der Kopf was und Du sagst Dir: Ja, das ist richtig, das verstehe ich, so ist es.
Aber der Kopf ist auch eine dröge Sache, denn da sind auch so blöde Dinge wie Pflicht- und Verantwortungsgefühl, Ehrlichkeit, Moral verankert. Alles Dinge, die oft nicht zu Emotionen passen und die man gerne auch mal weglegt.
Zumal ja dann das Herz wieder spricht und Dich erinnert an diesen wunderbaren AM, der so wunderbar nicht ist. Aber er hat Dir ein Gefühl dafür gegeben, wie es sein KÖNNTE!
Womit wir nun leider wieder beim Kopf sind, denn das Wort ist der Konjunktiv, eine Möglichkeitsform, die aber nicht ist, sondern eben nur sein könnte.
Den Affärentypen kannst du vergessen. Der bringt es nicht. Schon einige Äußerungen von ihm sagen Dir schon, wofür er Dich braucht: Man ist halt mal ein Mann, oder so ähnlich. Heißt übersetzt, ich habe nun mal meine Gelüste, die ich erfüllen will. Aber mehr hast Du nicht zu erwarten.
Trotzdem kommst Du von Deinem Dealer nicht los, denn der hat das Zeug, nach dem Du gierst. Und er bestimmt auch über Dich, denn er entscheidet, ob Du den Stoff kriegst, wann und wieviel und ob überhaupt.
Er setzt Dich wieder auf Entzug und kaum witterst Du den Stoff wieder,lässt Du das alles mit Dir machen und Dich mal warm und mal kalt behandeln.
Und diese Gefühlssensationen halten Dich auch gewaltig auf Trab, sie beschäftigen Dich Tag und Nacht und auch danach kann man süchtig werden. Wer im Entzug lebt, tut alles, um das wohlige Gefühl wieder herzustellen. Und vergisst sich selbst darüber.
Ich komm Dir nicht mit Moralpredigten, zumal ich das auch kenne und durchgemacht habe und richtig tolle Ratschläge habe ich auch nicht in petto. Aber etwas möchte ich Dir doch sagen:
Aus einem Irrgarten der Gefühle raus zu finden, ist schwierig und braucht Zeit, viel Zeit.Das geht nicht in ein paar Wochen und vlt. auch nicht in ein paar Monaten. Es braucht vielleicht sogar ein Jahr oder noch länger.
Nimm Dir die Zeit für Dich. Dazu musst Du Dein Leben nicht groß ändern, aber nimm Dir Zeit, auch mal innezuhalten und in Dich hinein zu horchen. Wo sind meine Bedürfnisse, wie kann ich sie befriedigen und wie kann ich meine Bedürfniserfüllung in den Alltag integrieren?.
Ich an Deiner Stelle würde jetzt nichts tun und nichts entscheiden, denn Du lebst jetzt in einer Veriwrrung. Und wer verwirrt ist, der entscheidet nicht nüchtern, sondern wahrscheinlich nur emotional und kurzsichtig. Die Gefahr, den Rest des ehelichen Porzellans noch zu zerdeppern ist groß. Aber wo stehst Du, wenn Du allein lebst? Was hast Du davon? Vielleicht noch mehr Zeit, dem AM hinterher zu hecheln?
Tue jetzt nichts und triff keine Entscheidungen mit Tragweite. Wer nicht weiß wohin, der sollte nicht einfach los marschieren, wenn er kein Ziel hat.
Dein Mann gibt sich Mühe mit Dir, er versucht, Dir wieder ein guter Mann zu sein. Das siehst Du wohl, aber irgendwie ist das ja auch langweilig, weil berechenbar, nicht wahr? Jetzt, wo Du abdriftest, gibt er sich wieder Mühe. Ach Gott, wie durchsichtig und ja, auch reizlos und auch so berechenbar. Da ist der AM natürlich ein anderes Kaliber, Charakterlich zwar unteres Niveau, aber hallo! Der lässt die Puppen tanzen. Du bist eine davon. Und genau das reizt Dich.
Versuche mal dahinter zu kommen, warum. Er behandelt Dich nicht gut, lebt nach seinen schwankenden Bedürfnissen und Du bist der Spielball. Was gibt es Dir, ein Spielball zu sein? Dahinter stecken meist unbewusste Muster, denn irgendeinen Gewinn ziehst Du daraus. Vielleicht ist es aber auch eine geheime Lust an großen Emotionen, denn Du lebst ja in einer emotionalen Achterbahn?
Das Gefährliche an Achterbahnen ist, dass sie nur auf Zeit wirken, denn der Aufenthalt dort ist einerseits hochstressig, andererseits auch nervend, denn eine Kurve folgt der nächsten.
Das Problem ist, dass Dein Herz an der falschen Stelle etwas sucht und es glaubt, dass es dort zu finden ist. Daher siehst Du zwar die Bemühungen Deines Mannes, aber kannst sie andererseits nicht richtig honorieren und würdigen. Denn das Herz ist wo anders und der Ehemann kann dagegen momentan nicht an.
Ob Du die Affäre daheim beichten musst oder möchtest, ist Deine Entscheidung. Es kann so oder so ausgehen, aber es kann aufgrund des Vertrauensbruchs durchaus auch hier noch zu einer Krise führen. Dann hast Du die Krise hoch zehn.
Der AM taugt nicht und den EM, der bisher eine Konstante in Deinem Leben war und noch ist, verloren. Abgesehen davon, dass dann eine ganze Familie mit zwei Kindern kaputt ist.
Ich kann Dir aus eigener Erfahrung nur raten, unterschätze nie den Wert einer verlässlichen Konstante, denn sie bietet auch Geborgenheit, Sicherheit in den Stürmen des Lebens. Dass eine Ehe irgendwann im Alltag gelebt wird, ist auch klar. Leidenschaft, Feuer vergehen, aber es kann auch ein wärmendes Öfchen bleiben, das im Alltag so schön und gleichmäßig wärmt. Aber dieses Öfchen will auch gefüttert werden, von selbst brennt es nicht weiter.
Versuche, Dich von dem AM zu lösen und unterbinde Kontakt. Du wirst freilich viel an ihn denken und glauben, dass Du ihn nie vergißt, aber das ist ein Trugschluss. Das habe ich selbst erfahren. Der Mensch kann sich aus Verirrungen lösen. Wenn man freilich immer nur sagt: ich kann das nicht, dann kann es nichts werden, denn man hat ja den inneren Freifahrschein. Ich kann es nicht, ich schaffe es nicht, sind so hausgemachte Entschuldigungen, die ein Umswitchen verhindern.
Schmeiß altbwährte Dinge nicht einfach und bedenkenlos weg. Sie können wertvoller sein als Du jetzt glaubst.
Aber zunächst mal musst Du wohl auf Entzug gehen und dafür brauchst Du Einsicht und einen Willen. Ich will, ist etwas anderes als ich kann nicht. Die innere Botschaft ist eine andere und das wirkt auch auf Dein Unterbewusstsein zurück. Wenn das irgendwann einsieht, dass seine Impulsen nicht mehr so leicht nachgegeben wird, dann wird es auch schwächer.
Klar kannst du eine Therapie anstreben, wann Du einen Platz kriegst, ist wohl eher nicht absehbar. Bis dahin wirst Du mit dir selbst klar kommen müssen.
Vielleicht fehlt es bei Dir auch an Eigenliebe, denn Du tust Dinge, die alles zerstören. Auch Dich. Aus einem inneren Zwang heraus.
Der Vorsatz, ich will von diesem Mann weg kommen, wäre schon mal ein Fortschritt. Schwieriger ist es dann schon, den Vorsatz umzusetzen.
Es ist illusorisch zu glauben, Du könntest Dir befehlen, ihn als das zu sehen was er ist und ihn zu vergessen. Das ist wie die Sache mit dem rosaroten Elefanten. Sagst Du Dir, ich denke nicht an einen rosaroten Elefanten, tust Du es umso mehr. Aber es geht darum, die Gedanken in vernünftige Bahnen zu lenken. Das Denken an ihn zulassen, aber den Kontakt kategorisch abzustellen, denn jeder Kontakt wirft Dich wieder zurück. Wenn er wieder präsent ist, wende Dich anderen Dingen zu. Da muss Essen gekocht werden, da wollen die Kinder was, da liegt Wäsche rum, die gewaschen werden muss. Indem Du Dich diesen winzigen kleinen Dingen zuwendest, gewinnen sie auch an Qualität. Es ist wichtig, ein gutes Essen zu kochen. Es ist wichtig, die Wohnung sauber zu halten. Es ist megawichtig, dass gerade die Kinder in dieser schwierigen Zeit Stabilität zu Hause zu finden. Eltern, denen sie wichtig sind und die sich kümmern anstatt wegzulaufen vor dem schnöden Alltag.
Indem Du diese Dinge mehr achtest, gewinnen sie auch an Wert, denn Du tust sie für die, die Dir am nächsten stehen und die Dir am wichtigsten sein sollten. Lass auch den Kopf mal ein Wörtchen mitreden, da wo das Verantwortungsgefühl sitzt. Du hast Verantwortung gewollt, indem Du Dir eine Familie zugelegt hast. Dann muss man sie auch wahrnehmen, denn das gibt einem auch wieder ein besseres Selbstgefühl.
Übe Dich in Achtsamkeit, denn damit legst Du den Fokus automatisch auf Dich. Sei es Dir wert, gut zu Dir zu sein und zu Dir zu stehen, trotz aller Fehler und Defizite und Versäumnisse. Nobody is perfect, aber aus Verirrungen kann man auch wieder umkehren.
Sei es Dir wert, den kleinen Dingen Qualität abzugewinnen anstatt Dich von Deinem Bürohengst vereinnahmen zu lassen.
Damit kannst Du Dich auch in der Ehe wieder mehr zu öffnen. Das Ende ist freilich offen, aber manchmal braucht es einfach Zeit und Einsicht, wieder zu sich selbst zu finden und damit auch zu seinem Platz.
Begonie
21.01.2021 12:43 •
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