Ihr werdet, selbst wenn Ihr beide wolltet und aus einer Affäre eine Beziehung machen wolltet, scheitern. Ihr könnt nicht zwei Familien samt Kindern und allem Drum und Dran kaputt machen können und darauf eine Beziehung aufbauen. Dieser Preis ist viel zu hoch und das vermeintliche gemeinsame Glück meist nicht von Dauer. Es lasten zu viel Erwartungsdruck und Altlasten darauf.
Ich bin sicher, Du bist in einer emotionalen Abhängigkeit gelandet. Denn die Affäre, die noch keine vollumfängliche ist, bietet Dir eine Zuflucht. Hier findest Du Trost, Bestätigung, Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen, natürlich nur immer auf Zeit. Eine Lebenspartnerschaft ist natürlich ganz anders, denn die Dinge, die Du Dir in der Affäre erschleichst, kommen in der Ehe mit der Zeit abhanden. Dafür gibt es aber andere Dinge, die letztendlich wichtiger sind.
Und Du kannst Dir nicht erklären, wie um alles in der Welt Du da rein geraten bist? Quatsch, natürlich weißt Du es. Der Alte daheim ist langweilig geworden, denkt an den Lebensstandard und nicht an Gefühle und tut zu wenig für Eure Beziehung. Du ja genauso, denn Du hast Dir gleich eine Fast-Affäre zugelegt.
Der AM spricht Deine emotionalen Bedürfnisse an und deswegen hängst Du drin. Du kannst einem Zuckerkranken sagen, er soll diese Torte nicht essen. Er tut es dennoch, weil sie momentane Bedürfnisse befriedigt und da ist der Verstand ausgeblendet. Du handelst genauso und folgst rein der emotionalen Ebene. So was kann Dir das Genick brechen.
Der Affärenmann hat die Zügel in der Hand. Ich glaube, Du reagierst hauptsächlich auf das, was er vorgibt und zulässt. Und er ist mit ziemlicher Sicherheit eher auf der rationalen Ebene unterwegs und daher langfristig kein Ansprechpartner für Dich.
Ihr spielt da alberne Spielchen aus Nähe und Distanz, die Energie kosten und vor allem die Gedanken nur in eine Richtung lenken. Anstatt sich über die Ehe Gedanken zu machen, wird der Affärenpartner analysiert.
Du kannst das natürlich weiter laufen lassen, aber irgendwann löst sich das sowieso auf und dann sind die Ablösungserscheinungen womöglich noch schmerzvoller als sie es jetzt wären. Affären sind meistens eine Angelegenheit auf Zeit und haben auch ihre Abnützungserscheinungen, da der Reiz irgendwann auch mal nachlässt.
Du wirst die Entscheidung pro Ehe und contra Affäre mit dem Verstand treffen müssen. Dass die Gefühle eine Zeitlang anderer Meinung sind, damit musst Du leben. Tut weh, verursacht Kummer und weckt Sehnsüchte. Verzicht tut weh und frustriert.
Aber es wird mit der Zeit auch besser werden. Triff Du die Entscheidung für Dich, ehe andere sie für Dich treffen, z.B. der AM.
Affären sind keine Lösung, sie eröffnen oft genug emotionale Nebenkriegsschauplätze, die einen beschäftigen und Energie fressen.
Deine Eheprobleme - ja Gott, wer hat die denn nicht! Wo ein gemeinsamer Wille da ist, lässt sich das organisieren. Mir scheint aber, der Zeitfaktor und unterschiedliche Interessen sind nur vorgeschobene Gründe. Selbst wenn Dein EM mehr auf Deine Vorschläge eingehen würde, würdest Du dennoch an den tollen AM denken, mit dem alles anders und außerdem viiiiel schöner wäre. Stimmt's?
Euch ist die Liebe und Euch ist das Interesse am Anderen abhanden gekommen. Da müsst Ihr ansetzen, aber das geht nicht, wenn Dir der AM im Kopf rumspukt, weil das Interesse wo anders ist.
Ich kann Dir nur raten, das zu beenden. Das ist eine Sackgasse und wird Dir mit längerer Dauer noch mehr weh tun. Schon jetzt stellst Du fest, dass der AM auf Rückzug ist. Ich kann mir auch vorstellen warum. Der sieht wie Du drin hängst und dass er nur Lieferant der Dinge für Dich ist, die Du daheim vermisst. Der Schuh wird ihm auf Dauer zu groß sein.
Ich hatte auch mal eine Affäre, ist Jahre her. Ich weiß sehr wohl warum ich sie einging. Das wusste ich immer. Was ich nicht wusste war, dass ich mich in eine emotionale Abhängigkeit verstrickt hatte, aus der ich nicht rauskam. Ich wusste, es ist der verkehrte Weg, aber ich hätte sie nicht beenden können. Leiden ist nämlich leichter als Lösen. Lösen bedeutet eine Entscheidung und auch Verzicht, auf die Sicherheit der Ehe oder den Strahlglanz der Affäre, auch wenn sie nicht mehr glänzte, sondern Kummer und Leid brachte. Also lieber leiden, das tut momentan weniger weh.
Das löste dann das Leben, indem der AM Schluss machte. Abgesehen davon, dass ich mit meiner Abhängigkeit und meiner Nachsicht gegenüber jeglichen Eskapaden von seiner Seite schon langweilig geworden war.
Die Ablösung war schmerzhaft und lang, auch wenn ich ihn nicht mehr sah. Zu viel hatte ich auch davon profitiert.
Als der Schmerz vergangen war und ich wieder im Lot war, erkannte ich, dass ich den AM auch nur für meine ureigensten Zwecke ausgenützt hatte. Er sollte meine Glücksmaschine sein, er sollte mir das geben, was ich zu Hause nicht mehr fand. Anerkennung, Bestätigung, tolle Gespräche, Austausch, Leidenschaft, Herzenswärme. Das hatten wir verloren, aber uns im Lauf der Jahre konnten wir es uns wieder erarbeiten. Es ist aber ein langer Weg.
Abstand ist das Zauberwort. Schlecht, wenn Du den Typen ständig siehst. Selbst schuld, keiner hat Dich da rein gezwungen. Never f... the company (oder auch never kiss the company!). Dann musst Du eben so Abstand halten. Austausch nur noch auf sachlicher Ebene, keine Verabredungen mehr, keine gestohlene und heimliche Zeit mehr (auch die hat einen eigenen Reiz!).
Hört auf, Euch daheim Vorwürfe zu machen. Die Zeit dafür habt Ihr anscheinend, aber keiner hat die Bereitschaft, die Ehe auf eine neue Basis zu stellen. Ohne Hintenrum, Verschweigen, Vertrauensbruch und ohne gegenseitiges Annölen.
Vielleicht suchst Du Dir mal Unterstützung bei einer Beratungsstelle. Die Leute dort sind oft gar nicht schlecht und das kannst Du auch ohne Deinen EM machen. Einfach mal zur Orientierung und als Entscheidungshilfe.
Wer zu hoch hinaus will, der fällt. Das ist das Wesen von Affären. Der Aufprall ist hart und das kann keiner abfedern.
Du kannst auch Deinen EM nicht grundlegend ändern, aber Dich kannst Du ändern. Deinen Fokus auf andere Dinge legen, Dir eine Freundin suchen, mit der Du Dich austauschen kannst, auch Dinge für Dich tun, die Dir Spaß machen.
An Deinem Selbstbewusstsein arbeiten, Dein Selbstwertgefühl stärken, denn das hast Du stillschweigend an Deinen AM übertragen. Was Du Dir selbst nicht geben und zugestehen kannst, das soll der AM liefern!
Was bist Du bereit, für Deinen EM zu tun? Außer Reden und Vorwürfen? Wenn das alles ist, kannst Du auch vom EM nicht mehr erwarten. Ihr seid da in einer Sackgasse, aus der einer zumindest rausgehen sollte. Wenn Du Dich bewegst und innerlich Ja zu Deinem Mann sagst, wird auch er sich bewegen. Denn eine Beziehung ist immer eine Wechselwirkung aus Aktion und Reaktion.
Deinen Mann kennst Du, den AM kennst Du nicht, denn Du kennst nur die guten und schönen Seiten. Womöglich hast Du ihn jetzt schon überfrachtet und da er kein Ehezerstörer sein will, zieht er sich womöglich zurück.
Zieh Du Dich auch zurück, aber nicht um ihn wieder zum Andocken zu bewegen, sondern weil Du für Dich und Deine Ehe eine Verantwortung hast und auch übernehmen willst. Bisher bist Du auf der Flucht. Flüchte nicht zu weit, es könnte eine Flucht ohne ein Ankommen werden.
Und am Ende hast Du dann gar nichts mehr außer Dir selbst. Affäre kaputt, Ehe kaputt. Schneller passiert als Du glaubst.
17.02.2020 17:19 •
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