Ich bin immer dafür, die Ehe zu retten. Denn egal wie unbefriedigend sie derzeit auch aussehen mag, bietet sie doch entscheidende Vorteile. Materielle Versorgung, Beständigkeit, gemeinsame Erfolge wie vlt. Hausbau, Kinder, die beider Erbgut tragen, das Alt Bewährte, das man kennt, hoffentlich einen Partner, auf den man sich verlassen kann und auf den man bauen kann, weil er sich bewährt hat.
Das wird ja wohl nicht die erste Ehekrise sein, in die Ihr getrudelt seid, aber möglicherweise die gefährlichste. Es ist gut, dass Du Dich für den Abstand vom AM entschieden hast. Jetzt geht es dann an die Umsetzung, die ungleich schwerer werden wird.
Aber die Zeit vergeht, die Affäre verblasst und die Emotionen schlagen keine so hohen Wellen mehr. Das alles braucht Zeit, viel Zeit, denn die Gefühle müssen zur Ruhe kommen und irgendwann müssen Verstand und Herz wieder einen Gleichschritt finden. Denn jetzt sind sie eher Gegenspieler. Kopf gegen Herz, das ist eine harte Probe!
Deinen Mann schätze ich nach Deinen Äußerungen ein wenig als emotionalen Krüppel ein. Er will sich nicht mit Emotionen abgeben, hat womöglich wenig Zugang dazu oder verdrängt sie, denn sie machen Angst. Sie beeinträchtigen seine verstandesorientierte Einstellung. Da wird es schwierig, wenn Du Erwartungen hast, die Deine Gefühlsebene ansprechen sollen. Liebevolle Zuwendung ist wohl nicht sein Ding. Er ist konfliktscheu, weil er Konfliktthemen niederbügelt, wenn Du sie ansprichst. Er ist wohl eigenwillig und wenig kooperativ. Tjaaaa, keine leichte Sache. Ändern kannst Du ihn nicht, denn seine Natur ist nun mal so angelegt.
Daher möchte ich Dir nochmals raten, Dir eine Eheberatung für Dich alleine zu suchen. Möglicherweise kannst Du davon profitieren, indem Du lernst, besser damit umzugehen oder indem Du vielleicht den Mut findest, ihm zu signalisieren, dass es 5 vor 12 ist! Eine andere Schreiberin schrieb da von einem Brief, den die EF dem Mann geschrieben hat. Der hat dann endlich erkannt, dass auch er sich bewegen muss, um die Ehe zu retten. Es gibt Männer, die brauchen tatsächlich den Schuss vor den Bug, ehe sie begreifen.
Wenn Du nur ab und an etwas anregst, dann nölst, weil er nicht zieht, Dich dann in Deinen Schmollwinkel zurück ziehst und vom AM träumst, ändert sich nichts. Der EM sieht da schlichtweg keinen Handlungsbedarf, denn ist die Masche, die er gewohnt ist und mit der er immer durchkommt.
Also liefere ihm mal was Unerwartetes. Du willst nicht ausgehen, ok, bleib Du morgen Abend bitte daheim und schau auf die Kinder auf und ich gehe mit Sandra und Anna zum Essen (oder in die Gymnastik oder Strickrunde oder oder oder). Zeig ihm, dass Du auch alleine was für Dich tun kannst!
Im Grund genommen kannst Du nicht viel verlieren. Vielleicht nörgelt er dann rum, dann zeig ihm die kalte Schulter und sage: wenn Du nicht mit mir was unternehmen willst, tue ich ausnahmsweise mal was für mich. Denn mich macht es unglücklich, wenn ich mich ständig mit Deiner Blockadehaltung abgeben muss.
Dazu gehört Mut! Fass Dir ein Herz und zeige ihm, dass Du auch Bedürfnisse hast, die erfüllt werden wollen. Und überlege, ob die Idee mit dem Brief was wäre. Ein Brief ist eine andere Hausnummer als ein paar Worte, die er ja eh gewöhnt ist.
Mach Dir bewusst, dass er auch gute Qualitäten hat. Er ist ein Kümmerer. Er arbeitet hart, um seiner Familie einen guten Lebensstandard zu ermöglichen. Ihr habt keine materiellen Sorgen, die schon manche Beziehung ausgelaugt haben. Vielleicht hat er auch sonst noch gute Eigenschaften.
Was mir nicht gefällt, ist, dass er die Kinder Dir zuordnet. Du wolltest sie haben, also kümmere Dich drum. Das ist lieblos, denn es sind auch seine Kinder und die werden auch ihm etwas bedeuten. Hier solltest Du durchaus auch mal Parole bieten.
Ein harter Brocken, den Du Dir ausgesucht hast, aber er hatte oder hat auch was, was Dich wiederum ansprichst. Du hast ihn nicht umsonst gewählt. Vielleicht bietet er auch eine Schulter zum Anlehnen, Sicherheit, Zuverlässigkeit. Auch das sind wichtige Dinge.
Mach Dir mal Deine Gedanken über pro Ehemann, Du wirst einiges finden, wenn Du suchst. Der AM ist im Grund genommen ohne Bedeutung, aber er zeigt Dir, woran es bei Dir hakt, wo Du einen Mangel hast. Ein guter Wegweiser, dass in Dir Gefühle schlummern, die Du nicht ausleben kannst.
Schau auf Dich, lege Deinen Schwerpunkt nicht nur auf Familie und Haushalt. Such Dir was, was Dir Freude macht. Vielleicht hast Du auch Talente die brach liegen. Es ist wichtig, sich was Gutes zu tun, denn damit hilft man sich selbst. Du kannst Kanäle finden, wo Du auch Emotionen ein wenig ausleben kannst. Tanzen, Gymnastik auf Musik, vielleicht Singen.
Ich habe mal eine Frau kennengelernt, die gerne klöppelt. Sie sitzt oft mit ihrem Mann im Wohnzimmer, er schaut sich irgendeinen Krampf im TV an und sie klöppelt. Klipp, klapp, das hat was Meditatives und er hat sich so dran gewöhnt, dass er es gerne hört.
Wenn Du dafür sorgst, dass es Dir besser geht, strahlst Du das auch aus und es wirkt positiv auf Deine Familie. Vielleicht sogar auf Deinen Mann.Der Kollege war nur ein Wegweiser und ein Hilfeschrei und von daher nicht umsonst. Nichts ist umsonst im Leben!
Ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke für die nächste Zeit. Es wird oft hart werden, aber es vergeht auch. Gib Dir die Zeit. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Begonie
18.02.2020 11:12 •
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